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Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

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5.4 Das Prinzip der Nachbarschaft 81<br />

Das Prinzip der Nachbarschaft wird hinfällig, wenn bei spannungsfreien, z. T. auch<br />

spannungsarmen Netzen systematische oder durch Fortpflanzung erzeugte, stochastische<br />

Abweichungen unterhalb der punkteigenen Ungenauigkeit liegen, also unwirksam<br />

oder nicht signifikant sind. Be<strong>im</strong> Koordinatenkataster ist davon auszugehen. Dies wird<br />

erreicht, wenn Messwerte entsprechend korrigiert werden; dies aufgrund von Kalibrierungsdaten<br />

der Instrumente sowie durch netz- oder abbildungsabhängige geometrische<br />

Reduktionen. Die in einer Vermessung durch Fortpflanzung herrührenden Abweichungen<br />

können nur dadurch abgefangen werden, indem entweder Netzverdichtungen –<br />

möglichst in Verbindung mit flächenhaften Ausgleichungen – durchführt werden oder<br />

direkt angeschlossen wird, ohne den Umweg einer Polygonierung 43 . Die Netzverdichtungen<br />

oder -unterstützungen durch satellitengeodätische Verfahren bilden hier eine<br />

prädestinierte und zukunftsweisende Methode.<br />

Bei der nachbarschaftlichen Anpassung von Restklaffungen in Transformationen<br />

sollten deshalb wirklich nur reale Netzspannungen verteilt werden. Werden Restklaffungen<br />

ermittelt, die <strong>im</strong> Bereich der Mess- bzw. punkteigenen Genauigkeiten liegen, ist<br />

eine Verteilung – also die Anwendung des Prinzips der Nachbarschaft – unsinnig und<br />

die ermittelten »Restklaffen« sind zu belassen. Beispielsweise liegt bei den SAPOS ® -<br />

Messungen dieser Grenzbereich bei 2 cm [64] 3.7(2). Nach dem Vermessungspunkterlass<br />

NRW [68] Anlage 4, 4.4 »kann eine Koordinatenanpassung unterbleiben, wenn<br />

sämtliche linearen Abweichungen in den Anschlusspunkten ≤ 0,03 m sind«. Die Führung<br />

eines Koordinatenkatasters wäre ohne Beachtung des nachfolgenden Umstandes<br />

deshalb wohl nicht möglich.<br />

● Eine stochastische Abweichung als punkteigene Eigenschaft<br />

hat mit dem Prinzip der Nachbarschaft nichts zu<br />

tun.<br />

● Im Rahmen fortlaufender und angehängter Messungen<br />

müssen durch die Fortpflanzung stochastischer Abweichungen<br />

bei signifikantem Ausmaß die nachbarschaftlichen<br />

Bedingungen und Einflüsse beachtet werden.<br />

(5.13)<br />

(5.14)<br />

Am klassischen Beispiel von Polygonzügen mit Knotenpunkten (Abbildung 5.6)<br />

lässt sich das sehr gut zeigen.<br />

Beispiele für die Verletzungen des Prinzips der Nachbarschaft sind:<br />

a) Fehlende Verknüpfungen bei der Anlage von Polygonzügen (s. o.)<br />

b) Tote oder nur einseitig angeschlossene bzw. nicht abgeschlossene Polygonzüge<br />

43 Um eine Fehlerfortpflanzung stochastischer Abweichungen zu min<strong>im</strong>ieren, sollten Polygonzüge<br />

stets mit ⇒ Zwangszentrierung gemessen werden. Der Nachteil einer Zwangszentrierung liegt<br />

darin, dass Zentrierungsfehler oder -abweichungen durch die Messung selbst nicht aufgedeckt<br />

werden können. Man unterstellt stets dabei, dass die Zentrierung – bedingt auch durch die<br />

optischen Lote in den Instrumenten – <strong>im</strong>mer sorgfältig durchgeführt wird, was man wohl auch<br />

erwarten darf. In kleinen, örtlichen Netzen in Verbindung auch mit der Freien Stationierung<br />

sollte für Katasterzwecke grundsätzlich ohne Zwangszentrierung gemessen werden. Einerseits<br />

wird die Redundanz erhöht, eine wirkliche Kontrolle der Aufnahme durchgeführt und einseitige<br />

Zentrierungsungenauigkeiten vermieden. Im Gegensatz dazu s. auch [68] 17.2(1) und 31.3.<br />

Kapitel 5

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