Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

74 Fuhrmann, Grenzuntersuchung
»angedichtet« wurde, um sie einstufen zu können. Es kann hilfreich sein, wenn es
nachvollziehbar oder bekannt ist, aus welchen Quellen (Entstehung) sie stammen. Es
kann also durchaus sein, dass, obwohl die Koordinate eines Grenzpunktes eine hohe
Lagegenauigkeit besitzt, die Koordinate für den Grenzpunkt nicht die rechtmäßige
oder zutreffende Lage ausweist.
● Die Lagegenauigkeit hinsichtlich ihrer Aussage zur rechtmäßigen
Lage eines Grenzpunktes ist indifferent.
● Eine Genauigkeitsstufe ist kein individuell einsetzbarer
Grenzwert.
Die Stufen der Lagegenauigkeiten sind nicht über Grenzwerte definiert, sondern
geben eher eine Aussage über das Berechnungsverfahren wieder, speziell bei flächenhaften
Ausgleichungen, und unterliegen als Kriterien den Mittelwerten der einzelnen
lokalen, punktspezifischen Standardabweichungen. Ihre Einteilung ist statistischer Art.
So besitzen beispielsweise die LGA 1 und 2 die gleichen Grenzwerte, wobei der LGA
1 dem Koordinatenkataster zugeordnet wird, die Punkte mit der LGA 2 dagegen
nicht 38 . Diese Terminologie ist nicht einleuchtend und zudem irreführend, weil sie bei
den meisten Fortführungsvermessungen mangels brauchbarer statistischer Angaben in
aller Strenge gar nicht durchführbar ist.
So sind zum Koordinatenkataster zugehörig die Punkte zu betrachten, die die Lagegenauigkeit
der Stufen H, 1 und (mit Einschränkungen) auch von 2 erfüllen . Die
Definitionen der für das Koordinatenkataster benötigten Lagegenauigkeiten sind 39 :
1. »LGA H: Bei flächenhaften Ausgleichungen wird die Lagegenauigkeitsstufe H vergeben, wenn
zwei Drittel der lokalen Standardabweichungen der Punktlage lspi eines Verfahrens zur Berechnung
von TP und AP(1) sowie AP(2), GP und ausgewählten GebP ≤ 0,02 m sind (vgl. Nr.
1.2 Abs. 3 Anl. 3 VPErl.) und alle Werte die größten zulässigen Abweichungen (Grenzwerte)
einhalten. Für AP(2), GP und GebP gilt dies nur, soweit sie den Anforderungen nach Nr. 35.1
Satz 2 VPErl. genügen.
Bei linienhaften Berechnungen von AP wird die Lagegenauigkeitsstufe H vergeben, wenn zwei
Drittel der Abweichungen der Vermessungsergebnisse die erste Hälfte der für AP(1) geltenden
Grenzwerte (Nr. 3.1 Anl.3 VPErl.) nicht überschreiten und alle Werte innerhalb der größten
zulässigen Abweichungen liegen.
TP im Netz77 und ETRS89 sind grundsätzlich – unabhängig von ihrer auf große Entfernungen
bezogenen Lagegenauigkeitsstufe – für den Anschluss des Koordinatenkatasters der Genauigkeitsstufe
H geeignet.
2. LGA 1: Bei flächenhaften Ausgleichungen wird die Lagegenauigkeitsstufe 1 vergeben, wenn
zwei Drittel der lokalen Standardabweichungen der Punktlage lspi eines Verfahrens zur Berechnung
von AP(2), GP und GebP ≤ 0,03 m sind (vgl. Nr. 1.2 Abs. 3 Anl. 3 VPErl.) und
alle Werte die größten zulässigen Abweichungen (Grenzwerte) einhalten.
Bei linienhaften Berechnungen von AP(2), GP und ausgewählten GebP wird die Lagegenauigkeitsstufe
1 vergeben, wenn zwei Drittel der Abweichungen der Vermessungsergebnisse die
erste Hälfte der für AP(2), GP und GebP geltenden Grenzwerte (Nrn. 3.1, 3.21, 3.22, 3.24,
3.31 und 3.4 der Anl. 3 VPErl.) nicht überschreiten und alle Werte innerhalb der größten
zulässigen Abweichungen liegen.
38 Frühere Festlegungen gingen bei einer LGA 2 auch von einem Koordinatenkataster aus.
39 [75] Anlage 1, Blatt 21.02
(5.6)
(5.7)