Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

72 Fuhrmann, Grenzuntersuchung
Man darf nicht mit den heutigen Genauigkeitsvorstellungen mit Daten der Vergangenheit
umgehen, obwohl es immer wieder alte (um 1900), orthogonale Aufnahmen
im innerstädtischen Bereich gibt, die erstaunlich gut stimmen.
Vereinfachend und aus der Erfahrung heraus kann gesagt werden, dass Urmaße als
erste gemessene Maße i. d. R. als gut anzusehen sind. Vielmehr bei späteren Fortführungen
sind durch Bebauung, Lageveränderungen bei Abmarkungen, durch Bodenbewegungen,
Bewuchs und Bebauung – also zeitlich bedingten Einflüssen – und schlechte
Sichtverhältnisse Ungenauigkeiten in den Datenbestand hineingetragen worden. Die
unterschiedlichen Genauigkeitsstufen bei den Grenzwerten zwischen Vergleichen innerhalb
der eigenen gegenüber fremder Vermessungen sind gerechtfertigt. Und dies –
wie man gesehen hat – nicht allein aus der Benutzung unterschiedlicher Messmittel.
Die Diskretisierung von Messwerten und Koordinaten
Die Maßeinheit oder besser die letzte Ziffer als dezimale Stufe – bedingt durch die
Diskretisierung einer Maßangabe – ist vermessungstechnisch kein Kriterium für die
Genauigkeit eines Wertes. Die letzte Ziffer stellt lediglich einen Stellenabbruch einer
numerischen Angabe dar 35 . Als kleinste Maßeinheit für dokumentierte Längenangaben
gilt der cm, obwohl bedingt durch die automatische Erfassung mm-Angaben in
die Auswertung je nach Messdatenformat einfließen. Registrierte Richtungen werden
i. d. R. auf 0, 1 mgon ausgegeben. Die elektro-optische Streckenmessung hat heutzutage
eine Messgenauigkeit, die unterhalb des üblichen diskreten Invalls eines cm ist.
Koordinaten werden in der internen Berechnung in Gleitkommagenauigkeit benutzt,
in der Dokumentation und im Datenaustausch i. d. R. in mm angegeben. Es besteht
keine Veranlassung, eine verfeinerte Streckenangabe als auf cm anzustreben 36 . Gerade
bei der Überprüfung von Geradlinigkeitsbedingungen, dem Grenzbezug bei Gebäuden
oder bei den Gebäuden selbst sind Abweichungen im mm-Bereich irreführend,
weil Markierungsschärfe und Dokumentation dies nicht hergeben und deshalb eine
Einrechnung in die geometrische Bedingungen sinnvoll und vernünftig erscheint.
35 Dies ist anders bei Toleranz- oder Grenzwertangaben, z. B.:
≤ 0, 04 ↦−→ kleiner als 0,044999 . . .
< 0, 04 ↦−→ kleiner als 0,03999 . . .
36 Bei Feinabsteckungen von Bauvorhaben ist eine mm-Angabe geboten.