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Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

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64 Fuhrmann, <strong>Grenzuntersuchung</strong><br />

Die Normalverteilung <strong>im</strong> Kataster<br />

›Stochastische‹ oder ›zufallsbedingte Abweichungen‹ <strong>im</strong> Vermessungs- und Katasterwesen<br />

bedürfen noch einer Erläuterung. Ein Ergebnis, aus Messungen entstanden,<br />

unterliegt einer Normalverteilung nur eingeschränkt und dies aus folgenden Gründen:<br />

Einschränkungen der Normalverteilung bei Katastervermessungen<br />

1. Vorrangige Determiniertheit<br />

Ein vermessungstechnischer Messwert ist eine vorrangig durch einen Vergleich mit<br />

einem Längen- oder Winkelmaßstab ermittelte, diskretisierte Zahl, deren weitere Verarbeitung<br />

funktionaler Gestalt und Abhängigkeit und nicht unmittelbar der Stochastik<br />

unterworfen ist. Wäre er allein der Stochastik unterworfen, müssten auch abwegige<br />

Messwerte als vollgültig angesehen werden, was <strong>im</strong> Vermessungswesen nicht akzeptiert<br />

wird. Diese Nichtakzeptanz beruht auf definierte Grenzwerte und fachlicher Kompetenz.<br />

Derartige Werte werden für eine Weiterverarbeitung ausgeschlossen oder gestrichen.<br />

2. Nachrangigkeit stochastischer Anteile<br />

Physikalisch gesehen sind auch die Abweichungen deterministisch abhängige Werte,<br />

deren Ursachen und Anfangsbedingungen unbekannt sind. Es herrscht ein Informationsmangel<br />

oder eine Unkenntnis über deren Art, über die Variablen und deren<br />

Bedingungen und Größen vor 18 . Man spricht in der Physik in diesem Zusammenhang<br />

von ›subjektiven, scheinbaren Zufällen‹. Treten diese gehäuft einseitig auf, sind diese<br />

Ereignisse und – davon abhängig – die Messwerte physikalisch korreliert. In der Messtechnik<br />

spricht man auch von Messunsicherheiten 19 , wenn bei vielen Messvorgängen<br />

unter gleichen physikalischen Bedingungen und in praktisch zeitgleicher Folge unbekannte<br />

systematische Einflüsse unterstellt werden müssen. Im Gegensatz dazu setzt<br />

ein ›objektiver Zufall‹ 20 das Kausalitätsprinzip außer Kraft. Das Letztere kann <strong>im</strong><br />

Vermessungswesen nicht angenommen werden. Stochastische Anteile sind nachrangig,<br />

weil sie keine punktbest<strong>im</strong>mende Wirkung ausüben können.<br />

3. Minorität der Überbest<strong>im</strong>mungen<br />

Die Anzahl der Messwerte für die Best<strong>im</strong>mung eines Punktes oder auch mehrerer<br />

Punkte reicht nicht aus, um auch nur ein theoretisch angenähertes, zu vertretendes<br />

Ergebnis einer Zufalls- oder Normalverteilung zu erhalten 21 . Eine ermittelte Standardabweichung<br />

kann deshalb nur ein Näherungswert sein, den man als ›empirische<br />

Standardabweichung‹ s bezeichnet und früher auch als ›mittleren Fehler‹ m bezeichnete.<br />

Wenn in der Regel keine Verwechslung mit der ›theoretischen Standardabweichung‹<br />

σ zu befürchten ist, kann die empirische Standardabweichung vereinfacht kurz<br />

als Standardabweichung benannt werden.<br />

18<br />

Früher wurden diese als ›Elementarfehler‹ bezeichnet. [222] S. 41f.<br />

19<br />

Messunsicherheit nach GUM [203] S. 72ff.<br />

20<br />

Beispiel: Quantenmechanik<br />

21<br />

Abgesehen von Massenverarbeitungen; aber die relevant stochastischen Aussagen können nur für<br />

die Masse und nicht individuell punktbezogen gelten.

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