Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

5.3 Punkte und Genauigkeiten 55
5.3 Punkte und Genauigkeiten
Ein Punkt ist das kleinste, nicht teilbare 8 Objekt.
»der messenkunst anfang ist ein punct.« 9
Angemessene Punkte sind durch einen Punkt zu dokumentieren.
Abbildung 5.2
Vereinfachte,
punktbezogene
Darstellung der
inneren und
äußeren
Genauigkeit
Allein schon die Tatsache, dass den Punkten eigene Erlasse zugeordnet sind (NRW:
VPErl, Punktnachweiserlass, TP-Erlass . . . ), kennzeichnet ihre besondere Bedeutung,
die diesem Objekt im Kataster wie in keinem anderen technischen Bereich beigemessen
wurde und immer noch wird. Das Genauigkeitskriterium der Koordinate bzw. der
Lage eines Punktes setzt einen Messvorgang und einen Vergleich voraus. Das wird
manchmal in der Verwaltungspraxis einfach ignoriert oder übersehen. Vermessungstechnisch
wird die Lage oder der Ort eines Punktes ermittelt und dies – vereinfacht –
in zwei unterschiedlichen Verfahrensweisen:
1.) Die Entfernungen und/oder Richtungen zu anderen Punkten (relativ)
2.) Die Lage in einem Koordinatensystem (absolut oder bedingt absolut)
Bezüglich der Genauigkeiten ist zu 1.) die Genauigkeit des Messergebnisses gefragt,
zu 2.) aber die Genauigkeit des Endergebnisses in Form einer Koordinate. In der
Entwicklung des Katasters ist dies auch an den Fehlergrenzen zu erkennen.
Während im 1. Fall die örtliche Aufnahme eine bleibende Priorität besitzt, kommt
im 2. Fall letztendlich das Koordinatenkataster zum Vorschein. Auf die Grenzuntersuchung
bezogen bedeutet dies: Im 1. Fall müssen auf die Geometrie und die numerischen
Ergebnisse einer örtlichen Aufnahme Bezug genommen werden, im 2. Fall ist das Koordinatenkataster
Grundlage der Grenzuntersuchung – wenn auch heute vielfach nur
in der Zielvorstellung – und dies mit Auswirkungen auf den Katasternachweis.
8 Euklidische Definition
9 Reymers, Geodaesia Ranzoviana, landrechnen (1583), [363]
Kapitel 5