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Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

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12.2 Perspektiven 393<br />

12.2 Perspektiven<br />

12.2.1 Das Problem von Verwissenschaftlichung und Komplexität<br />

Die Verwissenschaftlichung ist ein Prozess, durch den »die einfache Trennung von objektiver<br />

Gegenstandswelt und der diese erfassenden Subjektivität aufgehoben [wird]<br />

zugunsten eines Forschungsvorganges, in dem Subjekt und Objekt gleichermaßen verflochten<br />

sind« 16 . Diese – zugegeben – etwas undurchsichtige Definition sei hier noch<br />

einmal überdacht: »Fakten und Prozesse werden aus einem übergeordneten Rahmen<br />

mit allen bekannten Parametern umfassend beschrieben, analysiert und theoretisiert,<br />

auch um Voraussagen möglich zu machen. Das subjektiv Einfache wird durch Einsichten<br />

dieser kontextreicheren Ebene ersetzt.« 17 Oder das Gegenteil der Verwissenschaftlichung<br />

ist: Die Vereinfachung der Aussage, eine praktikable Handhabung oder<br />

Verwendung und die allgemeine Gebrauchsfähigkeit eines Ergebnisses 18 .<br />

Das Vermessungswesen in allen seinen Spielarten ist als ein mathematisch geprägter<br />

Berufszweig schon <strong>im</strong>mer wissenschaftlich fundiert und orientiert gewesen und wird<br />

dies auch bleiben. Eine Verwissenschaftlichung 19 der praktischen Tätigkeit, wie sie <strong>im</strong><br />

Katasterwesen tagtäglich auftritt, kann dagegen nicht sachgerecht und wirtschaftlich<br />

<strong>im</strong> Sinne einer angemessenen Aufgabenerfüllung sein.<br />

Werden neue Verfahren in ihrer wissenschaftlichen Bandbreite und Dokumentation<br />

in die Praxis eingeführt und nicht einer einfacheren und überschaubaren Handhabung<br />

zugeführt, kann die Einführung neuer Technologien kontraproduktiv sein 20 .<br />

Vereinfachung<br />

● Der erstrebenswerte oder wahre Fortschritt liegt in der<br />

Vereinfachung durch ⇒ Reduktion und nicht in mehr Möglichkeiten.<br />

(12.3)<br />

Bei komplizierten, schwer durchschaubaren Prozessen kommt auch die Wissenschaft<br />

nicht umhin zu vereinfachen. Vereinfachungen können Voraussetzungen für theoretische,<br />

mathematisch fundierte Untersuchungen sein, vielfach nur in der Form plausibler<br />

Annahmen. In der Fehlertheorie ist dies unumgänglich bis hin zur Idealisierung<br />

von Konfigurationen und Messungsanordnungen, Netzopt<strong>im</strong>ierungen, Ausgleichungsmethoden.<br />

Diese theoretischen Untersuchungen liefern zwar Einsichten 21 , aber nicht<br />

16<br />

Schulz, Philosophie in der veränderten Welt, 1972<br />

17<br />

Und weiter gedacht: »Theoretisches Wissen besteht aus Hypothesen, die veralten können.« (Habermas<br />

1990) Eine Verwaltung muss so aufgebaut sein, dass sie jederzeit – auch in der Zukunft<br />

– praktikabel und handlungsfähig ist.<br />

18<br />

Es ist kann nicht sein, dass ein Beamter des höheren Vermessungsdienstes GPS-Aufnahmen<br />

bei Fortführungsvermessungen auf Richtigkeit oder deren Übereinst<strong>im</strong>mung mit den GPS-<br />

Richtlinien überprüfen muss.<br />

19<br />

Es sind bereits Bestrebungen <strong>im</strong> Gange, die Verwissenschaftlichung mit »Wissenschaft« zu durchleuchten<br />

(ETH Zürich).<br />

20<br />

Als Beispiel sei GPS genannt. Auch bei der Dokumentation von Ausgleichungsergebnissen ist dies<br />

zu beobachten. Weniger ist oft mehr!<br />

21 Mehr nicht!<br />

Kapitel 12

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