Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

26 Fuhrmann, Grenzuntersuchung
Instrumente und Verfahren und die größte Sorgfalt in der Messung und deren Bearbeitung
werden dies nicht ändern können.
So mag es einem Vermessungsfachmann im ersten Moment befremdlich erscheinen,
hingegen gerade die zuletzt erwähnten Umstände verlangen aus der historischen sowie
technischen Sicht bei sich ergebenen Streitfällen den Vorrang einer juristischen
Bewertung und Entscheidung. Eine vermessungstechnische, gutachterliche Tatsachenentscheidung
– in der täglichen Praxis laufend vorkommend und unumgänglich – ist
deshalb nachrangig 15 . Zum Anderen kann und muss eine richterliche Entscheidung
nicht dem Anspruch genügen, einer Richtigkeit als historisch wahres Abbild zu entsprechen
oder als eine solche erkannt worden zu sein. Es ist und bleibt eine subjektive,
aber bindende Festlegung.
Den Einzelfallcharakter einer Grenzuntersuchung und Vermessung beschreibt in
treffender Weise 16 :
● Es besteht bei jeder »auszuführenden Vermessung die
Verpflichtung, den Katasternachweis u n t e r W ü r -
d i g u n g s e i n e r G ü t e i m E i n z e l f a l l und
seiner daraus folgenden Beweiskraft auszuwerten.«
Auch wenn ein solcher Einzelfallcharakter besteht, so kann demnach jede Katastervermessung
nicht isoliert betrachtet werden. Sie hat nur eine Bedeutung im Kontext
der vorangegangenen Vermessungen mit ihren jeweils individuellen „Handschriften“.
[1973] »Im Vermessungsberuf ist jeder auf den anderen und insbesondere auf
seinen Vorgänger angewiesen. Arbeitet der richtig und zuverlässig, so setzt er
sich durch die Unterschrift in den Riß . . . ein Denkmal und die Nachkommenden
werden es zu würdigen wissen und ihm danken.« [40] S. 86
Eine Grenzuntersuchung und die abschließende vermessungstechnische Aufnahme
und Dokumentation und rechtliche Behandlung durch die Aufnahme einer Grenzniederschrift
bis hin zur Katasterübernahme vollzieht sich im Zusammenspiel der Institutionen:
– Eigentümer, Nachbarn, Auftraggeber, Kostenpflichtiger
– Ausführende Stelle (ÖbVI oder sonstige, behördliche Vermessungsstelle 17 )
– Katasteramt
– und eventuell auch der Aufsichtsbehörde (Vermessungsdezernat des Regierungspräsidenten
bzw. der Bezirksregierung)
Weitere Einflüsse auf die Grundstücksvermessung – nicht bezogen auf die Grenzuntersuchung
allein – können die Bauaufsichtsbehörden, Kreditinstitute, Gerichtsentscheidungen
und auch Notare haben.
15 s. Urteil des OVG Münster NRW vom 21.11.1996, 7 A 1978/93, S. 299 ›Gütebewertung von
Anschlusspunkten‹
16 Pinkwart [260] S. 10
17 VermKatG [60] § 2
(3.2)