Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

7.2 Die Rissführung 261
Treten dagegen in technischen Vorschriften mögliche oder verschachtelte Varianten
einer Vorgehensweise auf, ist eine formale, kausalbetonte Auslegung geboten 7 . Gerade
hier tauchen mitunter viele Missverständnisse auf, und es werden falsche, oberflächliche
Schlüsse gezogen!
7.2 Die Rissführung
Das Ergebnis einer Vermessung äußert sich wesentlich in zwei Formen, einerseits in der
örtlichen Angabe oder Kennzeichnung von Punkten, zum andern in der Dokumentation
von Koordinaten oder grafischen Darstellungen. Ein wichtiges Bindeglied ist der
Vermessungsriss. Ein Vermessungsriss oder speziell auch ein Fortführungsriss hat einen
Urkundencharakter und ist damit ein Beweismittel in öffentlich-rechtlicher Art und
Weise. Er ist nicht temporär, sondern beinhaltet Aussagen, die über Jahrzehnte – wenn
nicht sogar immerwährend – rechtliche Positionen und technische Inhalte vermitteln
sollen. Ein Riss ist nicht nur ein Archivstück, sondern die wichtigste Arbeitsgrundlage
für zukünftige Grenzuntersuchungen. Das verlangt aber eine Dokumentationsform, die
langfristig lesbar und verstanden sein will. Ein bedeutendes Mittel ist die Schreibweise
der Maßzahlen, die allgemein, auch länderübergreifend einheitlich benutzt wurde und
wird, und damit für die Einheit im Vermessungswesen ganz wesentlich – wenn auch
nur formell – beigetragen hat. Diese Schreibweise bezieht sich aber nur auf orthogonale
Elemente. Die Dokumentation polarer Elemente ist schwerfälliger und wird,
bedingt auch durch den automatischen Datenfluss, vom Vermessungsriss unabhängig
und separat durchgeführt. Dies behindert aber Übersichtlichkeit und Archivierung.
Es ist hier nicht allein die Dokumentation der Grenzuntersuchung von Interesse, sondern
allgemein der Vermessungsinhalte, weil gerade auch sie Grundlage einer späteren
Grenzuntersuchung sein werden.
● Jede aktuelle Fortführungsvermessung muss unter dem
Gesichtspunkt einer späteren Grenzuntersuchung gesehen
und dokumentiert werden.
Die folgende Frage ist nicht umstritten, sondern eher subjektiv zu sehen: Sind von
Hand angefertigte Risse besser oder im Computer durch CAD hergestellte? Der gezielte
und gekonnte Einsatz eines Bleistiftes oder Filzstiftes ist vielfach vorzuziehen. Der
Mensch ist der intelligentere und damit der bessere Computer 8 . Die Handmethode ist
schneller, unabhängiger und billiger 9 .
7 Beispiel dazu siehe Fußnote auf Seite 159
8 Es ist beispielsweise auffällig, dass die als Beispiele dienenden Fortführungsrisse in [202] alle
manuell gefertigt wurden. Bei einem dort behandelten Thema wie die Ausgleichungsrechnung im
Kataster sollte man auch bei der Wahl der Arbeitstechniken eine technisch „ fortschrittlichere“
vermuten.
9 Einen abgebrochenen Bleistift anzuspitzen geht schneller, als einen Computer neu hochzufahren!
(7.1)
Kapitel 7