Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

24 Fuhrmann, Grenzuntersuchung
Abbildung 3.2
Die nicht ganz freiwillige Grenzziehung. Von hier . . .
immer einen Schritt voraus ist und die rechtliche Anpassung schwerfällig hinterher
hinkt.
Das Recht als fiktive Norm, auf Worten basierend, letztendlich im konkreten Einzelfall
Meinungen unterworfen, ist demnach dehnbar. Im technischen Bereich sollte
man annehmen, dass dies nicht der Fall ist. Aber in der Vermessungstechnik ist ein
Grenzpunkt auch nicht eindeutig mit letzter Genauigkeit festlegbar: Man muss Vermessungsergebnisse
in ihrem zeitlichen und lokalen Umfeld verstehen und beurteilen.
Dies gehört gleichfalls zur »Kunst der Grenzuntersuchung«.
● Der menschliche Wille (resultierend im Rechtsanspruch)
und jede Art einer messtechnischen Realisierung
(Produkt) können nie identisch sein. (3.1)
Eine Kongruenz und Beweiskraft in jedweder Feinheit zwischen Recht, Rechtsanspruch
oder Fiktion 9 einerseits und vermessungstechnischen Bemühens oder eines erzeugten
Modells andererseits ist nicht möglich und damit nicht oder nur annähernd
machbar 10 . Der technisch primäre Grund liegt in der Unschärfe und dem fehlenden
9
⇔ Vorschrift, aufgrund deren ein anderer als der in Wirklichkeit gegebene Tatbestand zu unterstellen
ist
10
Man braucht dafür nicht die Unschärferelation von Heisenberg bemühen [222] S. 43, sondern der
obige Satz hat seine Gültigkeit bereits in der unvermeidbaren Diskretisierung von Messdaten
oder Maßzahlen und davon abhängiger Ergebnisse. Ein Beispiel dazu aus dem Kataster ist:
Die Realisierung von Zwischenpunkten auf einer Geraden – Geradlinigkeit im mathematischen
Sinne – ist in idealer Weise nicht machbar, sondern den vermessungstechnischen Möglichkeiten