Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

6.5 Soll und Ist im Koordinatenkataster (Analyse) 233
in den Grenzniederschriften in den Skizzen genannt wurden, gilt im Koordinatenkataster
die Koordinate selbst als punktbestimmendes Element. Eine strenge Formulierungsmöglichkeit,
wie diese Umstände in den Grenzniederschriften zu beschreiben sind,
gibt es nicht. Wenn zugleich eine Abmarkung erfolgt, ist die Abmarkung als sichtbares
Element hinreichend genug (s. a2)). Sonst werden Grundlagen wie Ausführungspläne,
Fluchtfestlegungen oder Bebauungspläne angegeben oder auch Anlagen zu Kaufverträgen,
falls deren geometrische Aussagen verwertbar sind.
Übernahme von Koordinaten können auch aus anderen Fachplanungen oder Fremdquellen
(Straßen- und Leitungsbau, Planung von Außenanlagen) erfolgen. Sollkoordinaten
von Planungen sollten erst dann endgültig festgelegt werden, wenn die Ausführungsplanung
der Bauvorhaben vorliegt.
Eine Ermittlung von Sollkoordinaten kann aus vorangegangenen, genügend genauen topografischen
Aufnahmen erfolgen. Diese Aufnahmen in Verbindung mit der Herstellung
zu Amtlichen Lageplänen – auch mit bereits eingetragenen Projekten – sind vielfach
die Grundlage für Teilungsgenehmigungen. Topografische Gegenstände wie Kant- und
Bordsteine, Mauern usw. dienen zur Festlegung von Grenzpunkten.
Koordinaten entstehen aus messtechnischen Elementen und Bezügen
a2) durch ein Abbild
Anders ist es, wenn eine örtliche Neupunktfestlegung vermessungstechnisch aufgenommen
und eine aus den Messelementen abgeleitete oder andersweitig ermittelte,
vielleicht aus Anschlusspunkten abgeleitete Genauigkeitsaussage berechnet
oder angegeben wird, wobei deren gemittelte oder gewichtete Koordinaten (Istwerte)
bei Grenzpunkten für den zukünftigen Gebrauch als Sollwerte angesehen
und als maßgebenden Katasternachweis eingeführt werden.
Die kontrollierte Neuaufnahme eines abgemarkten oder örtlich definierten Grenzpunktes
oder nur eine Kontrollaufnahme (bei entsprechender Übereinstimmung)
gelten als Tatsachennachweis.
Koordinaten entstehen ferner bei der
b) Sollstellung von Altpunkten aus dem Katasternachweis
Ein nicht ganz generell einfaches Problem bietet bei Ausgleichungsverfahren die Gewichtung
hybrider Elemente bezüglich der rechtmäßigen Lage von Punkten. Während
örtlich, polar aufgenommene Grenzpunkte vermessungstechnisch von der Genauigkeit
der Aufnahme bedingt ein h o h e s Gewicht eingeräumt wird, fällt orthogonalen Bestimmungsstücken
eventuell auch aus älteren Messungen ein n i e d r i g e r e s Gewicht
zu. Man muss in solchen Fällen sehr subtil vorgehen 104 .
Ausgleichungsergebnisse hängen in solchen Fällen nicht nur von der Gewichtung ab,
sondern auch inwieweit Messelemente selektiert und ausgesondert werden. Im ersten
Moment ist man leicht geneigt, mit der Anzeige von groben Fehlern behaftete Elemente
zu streichen.
»Die Soll-Koordinate ist der Katasternachweis und somit maßgebend. . . . Die Entscheidung
über die Soll-Koordinate trifft die Katasterbehörde.« 105
104 Bei dem in der Abbildung 6.41 auf Seite 219 gezeigten Fall – durch Ausgleichung erzeugte Ergebnisse
– wurde ein besonderes Gewicht auf die Grundstückstiefe gelegt.
105 [8]; diese generelle Aussage widerspricht einer notwendigen Primärentscheidung im Einzelfall und
der rechtlichen Beurteilung durch die Rechtsprechung. Entscheidungen über die Bildung oder
Änderung von Soll-Koordinaten durch die Katasterbehörde sind sicherlich gegeben bei größeren
Zusammenhängen wie in Bodenbewegungsgebieten, durch die Behandlung von Netzspannungen
bei Transformationen, Nachbehandlung zwingender geometrischer Zusammenhänge usw.
Kapitel 6