Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

6.3 Kriterien und Verfahren zur Grenzuntersuchung 213
Abbildung 6.37
Situation und Behandlung von
Blöcken zwischen Soll- und Istlage
in spannungsreichen Gebieten –
insbesondere bei ehemaligen
Sonderungen – in schematischer,
überzeichneter Darstellung
der Erfahrung gewonnene Beurteilung geometrischer Formen und Zusammenhänge ist
jeder ausschließlichen numerischen Aussage überlegen. Die Behandlung von Spannungen
in Sonderungsgebieten und Blöcken zueinander ist nur aus dem Kontext heraus
zu machen! Die mathematische Statistik und Ausgleichungsrechnung mit punktuellen
Zuverlässigkeitsberechnungen als reine numerischen Verfahren 71 sind den grafisch basierten,
optischen, synergetischen Beurteilungsverfahren durch das Auge des Menschen
im Zusammenhang aller Ergebnisse und fachlicher Erfahrung unterlegen.
6.3.14 Grenzsicherung
Die Grenzuntersuchung als Sicherungsmaßnahme
Die Grenzsicherung ist ein vor der eigentlichen Katastervermessung (z. B. Teilungsvermessung)
vorgezogener Teil einer Grenzuntersuchung zur Erneuerung des Katasternachweises
und zur Beweissicherung. Diese Maßnahme ist erforderlich oder zweckmäßig,
wenn durch geplante Bauvorhaben (Straßenbau 72 , Neuordnung stillgelegter
Industrieflächen, Abriss und Neubau größerer Wohn- oder Bürokomplexe, Bodenbewegungen
und Erschließung im Bauerwartungsland, Sanierungsvorhaben) Anschlussund
Grenzpunkte gefährdet sind und deren eventuelle Rekonstruktion aufwändig sein
kann. Oder viel schlimmer: Wenn wegen fehlender Anschlusspunkte die Grenzen nicht
mehr mit der Güte abgemarkt werden können, wie es vor der Baumaßnahme möglich
gewesen wäre. Bei Straßenbaumaßnahmen können dadurch abgehende Grenzen
besser bearbeitet werden. Vielfach wird auch nur der Umring eines solches Gebietes
untersucht, weil dann der Innenbereich durch Sonderungen weiter behandelt werden
kann.
71 Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht!
72 s. auch [20]
Kapitel 6