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Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

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6.3 Kriterien und Verfahren zur <strong>Grenzuntersuchung</strong> 179<br />

Abbildung 6.18<br />

Schnitt mit einem entfernt liegenden<br />

Punkt, der digitalisiert wurde oder eine<br />

unbekannte Lagegenauigkeit hat oder aus<br />

einem anderen Lagestatus stammt<br />

beziehungen aufgefangen werden konnten (Abbildung 6.17) 35 . Absteckungselemente<br />

von Grenzpunkten sind bezogen auf solche Punkte berechnet worden. Im Einzelfalle<br />

ist dies bei älteren Koordinaten u. U. zu berücksichtigen. Nach heutigen Kriterien<br />

sind diese Punkte als nicht exakt auf der Geraden stehend anzusehen. Zur Behandlung<br />

dieser Punkte siehe ›Die Behandlung vorgefundener und offensichtlich originärer<br />

Vermessungsmarken‹ auf Seite 189. Zum Anderen ist der örtlichen Geradlinigkeit vor<br />

Ort <strong>im</strong>mer eine besondere Aufmerksamkeit zu Teil geworden, weil sie unmittelbar und<br />

ohne großen Aufwand durch Fluchten, auch durch Laien, nachprüfbar ist [26].<br />

Schwierigkeiten ergeben sich auch, wenn eine Messungslinie durch mehrere andere<br />

Linien geschnitten wird. Geht man – was ein Regelfall ist – davon aus, dass in zeitlich<br />

unterschiedlichen Wiederherstellungsprozessen die Gerade neu vermarkt wurde, kann<br />

eine örtliche Geradlinigkeit nicht mehr vorhanden sein.<br />

Die Schnittbildung neuer Grenzpunkte zwischen dem alten und neuen Bestand gehört<br />

zu den häufigsten Aufgaben bei Fortführungsvermessungen. Gerade hier ist es<br />

mitunter zweckmäßig und teilweise nicht anders möglich als mit Näherungslösungen 36<br />

zu arbeiten, weil rückwärtige Grenzpunkte nicht in der Genauigkeit des Koordinatenkatasters<br />

vorliegen. Teilweise können sie auch nur grafische Genauigkeit haben.<br />

Eine sehr häufig vorkommende Schnittvariante ist in Abbildung 6.18 dargestellt,<br />

die bei Straßenschlussvermessungen und Wegeverbreiterungen vorkommt. Abtretungen<br />

für Straßenland sind hierfür klassische Beispiele. Hierbei wäre es zu aufwändig,<br />

die hinteren Grenzen bei Punkt B zu untersuchen, um den Schnitt C zuverlässig<br />

best<strong>im</strong>men zu können. Aus dem Streckenverhältnis zwischen A – C und C – B<br />

kann abgeleitet werden, wie genau der Punkt B sein muss, um den Schnitt C<br />

genau genug zu best<strong>im</strong>men. Diese Schnitte wurden früher durch halbgrafische Best<strong>im</strong>mung<br />

gebildet, heutzutage würden digitalisierte oder mit geringerer Lagegenauigkeit<br />

35 Nach der Vermessungspunktanweisung I [84] 161(1) war dies in NRW zwingend vorgeschrieben.<br />

36 »Näherungsmethoden richtig anzuwenden, erfordert naturgemäß mehr Überlegung und Verständnis<br />

als die Anwendung der klassischen Methode.« (Kurandt 1955 [96] S. 310) Abgewandelt<br />

kann man auch sagen: Näherungsmethoden richtig anzuwenden, erfordert naturgemäß mehr<br />

Überlegung und Verständnis als die Anwendung exakter, aber zeitlich und wirtschaftlich aufwändigerer<br />

Methoden. Im real existierenden Koordinatenkataster sind Näherungsmethoden natürlich<br />

nicht erforderlich, doch umso mehr in der Übergangsphase zur Schaffung eines solchen<br />

nach wie vor von Bedeutung.<br />

Kapitel 6

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