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Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

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6.1 Grundlagen 151<br />

chen, die erforderlich sind, um eine Überprüfung aufzubauen. Das ist auch ein Grund,<br />

verstärkt gerade konstruktive Aufgaben in der Vermessungsausbildung einzusetzen.<br />

Ist es überhaupt sinnvoll, technische Kriterien zur <strong>Grenzuntersuchung</strong> vorschriftsmäßig<br />

zu formalisieren, also verpflichtend ohne direkten, erkennbaren Zusammenhang<br />

oder Grund festzuschreiben? Da es letztendlich auf den Einzelfall ankommt, bleibt<br />

dies wirklich fraglich. Man denke dabei nur an die formale Abmarkungspflicht mit<br />

z. T. skurrilen Folgen: Abmarkungen auf Dächern, auf hohen Mauern, an Garagen<br />

und in Garagenhöfen ohne wirkliche Sinnstellung. Eine streng formale Handhabung,<br />

sofern sie überhaupt möglich ist, kann zu einer nicht fach- und sachgerechten Arbeitsweise<br />

führen!<br />

[1979] »Grundsätzlich ist festzustellen, daß für die Eingliederung älterer Vermessungen<br />

keine generellen Richtlinien erlassen werden können und dürfen. Es<br />

bestätigt sich nämlich bei der täglichen Arbeit <strong>im</strong>mer wieder aufs neue, daß<br />

jede Fortführungsvermessung nicht nur das individuelle Erzeugnis eines ganz<br />

best<strong>im</strong>mten Vermessungsingenieurs ist, sondern auch nur unter Beachtung der<br />

jeweils gültigen Fehlergrenzen erstellt wurde, auch wenn das Vermessungsergebnis<br />

noch so perfekt aussieht. Daraus hat sich in der Praxis ergeben, daß<br />

es in jedem Einzelfall einer d u r c h g r e i f e n d e n Untersuchung bedarf um<br />

festzustellen, ob ein Vermessungsergebnis <strong>im</strong> ganzen oder in Teilen (in ein Koordinatenkataster)<br />

rechnerisch eingegliedert werden kann oder nicht. Anders kann<br />

keine Gewähr dafür übernommen werden, daß die dem homogenen System innewohnende<br />

Genauigkeit gehalten werden kann. Es muß deshalb aus den Erfahrungen<br />

<strong>im</strong> täglichen Umgang mit einem »Koordinatenkataster« hoher Genauigkeit<br />

heraus vor geschlossener rechnerischer Eingliederung älterer Vermessungen ohne<br />

durchgreifende Untersuchung dringend gewarnt werden.« [121] S. 350<br />

Bei allen diesen Gesichtspunkten sind die Vorgehensweisen bedeutend. Die dazu<br />

gehörigen, arbeitstechnischen Attribute wären: formell, analytisch, pragmatisch und<br />

intuitiv. Diese zunächst allzu theoretisch erscheinende Einteilung hat gerade in der<br />

Vermessung mit historischen Unter- oder Grundlagen wie <strong>im</strong> Kataster eine nicht zu<br />

unterschätzende Bedeutung.<br />

Rein formelle Vorgehensweisen beruhen auf feststehenden Regeln, auf streng hierarchischen<br />

Formen; dazu gehören auch Vorschriften, deren Anwendungen <strong>im</strong> Einzelfall<br />

nicht <strong>im</strong>mer sinnvoll erscheinen. Formelles Vorgehen beruht ebenso auf Erfahrung,<br />

Gewohnheit oder Tradition („Wir haben das <strong>im</strong>mer so gemacht! “). Sie überdecken <strong>im</strong><br />

Gegensatz zu analytischen Vorgehensweise letztendlich Schwierigkeiten, führen dagegen<br />

– nicht <strong>im</strong>mer – zu schnelleren Lösungen. Dies ist von dem Arbeitsgegenstand,<br />

aber auch vom Ausführenden abhängig. Genauso kann zu viel Analyse (z. B. bei Ausgleichungsverfahren)<br />

nur zeitaufwändige und dürftige Aufklärung bieten, wobei Intuition<br />

– diesmal <strong>im</strong> Grunde auf Erfahrung stützend, aber unbewusst – zu schnelleren<br />

Lösungen führt.<br />

Man kann durchaus sagen, alle Attribute sollten innerhalb der Arbeit und <strong>im</strong> Entscheidungsprozess<br />

gleichgewichtig vertreten sein. Formelle Arbeitsweisen sind einfacher<br />

und unkritisch, analytische Methoden klären oder verbessern ein Ergebnis, pragmatische<br />

können wirtschaftlich sein, intuitive sind nicht von jedermann zu leisten.<br />

Kapitel 6

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