Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

120 Fuhrmann, Grenzuntersuchung
Um es noch einmal klar zu sagen: Bei einer Grenzuntersuchung und einer eventuellen
neuen Abmarkung eines Grenzpunktes ist die Punktlage, die kontrolliert werden
muss, entscheidend. Maße durch Maße zu kontrollieren ist nicht die primäre Aufgabenstellung,
sondern kann nur e i n Teil der Untersuchung einer Punktlage sein.
Kontrollen sollten möglichst wegen der unmittelbaren Anschauung und Wirkung
durch direkt gemessene Maße erfolgen. Örtlich sofort überprüfbar sind einfache Kontrollen
wie Spannmaße bei einer durchlaufenden Messung und die Kontrolle durch
Streben. Lange Maße können kurze Maße nicht kontrollieren, weil dabei u. U. unterschiedliche
Genauigkeiten beachtet werden müssen. Kurze, direkte Maße wirken
positiv wegen des Prinzips der Nachbarschaft. Eine Kontrollmessung heißt auch, dass
eine erneute Signalisierung oder Anmessen des Punktes erforderlich ist. Die Entnahme
eines Maßes aus dem Datenbestand eines selbstregistrierenden Tachymeters einer zuvor
geführten Polaraufnahme ist keine messtechnische Kontrolle! Das Letztere würde
eher einem gerechneten Maß entsprechen.
Bei der orthogonalen Aufnahme einer Vermessungslinie gilt als Voraussetzung die
unbedingte Vermutung und das Vertrauen darauf, dass bei durchlaufender Vermessung
gleichfalls örtlich die Linie auf Geradlinigkeit überprüft wird. Dies wäre in der
Abbildung 5.34 beim Punkt B der Fall, ebenso beim Punkt C , weil das seitliche
Maß 72,90 für eine Kontrolle wegen ihrer großen Länge bei einer mechanischen Längenmessung
als ungeeignet anzusehen wäre. Nur der Punkt D ist durch die obige
Vermutung wie auch durch das Maß 5,04 kontrolliert.
Eine allgemein anerkannte Methode, aufgenommene Punkte zu kontrollieren, besteht
in der Verwendung von Spannmaßen oder Streben. Damit kann ein Punkt bezogen
auf die Aufnahme in beiden, nahezu senkrecht stehenden Richtungen kontrolliert
Abbildung 5.33
Wirksamkeit von Spannmaßkontrollen bei einer
a) polaren Aufnahme und b) orthogonalen Aufnahme