Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster

5.7 Die polare Aufnahme 103
(Abbildung 5.24 auf Seite 102) Im VP-Erlass 74 wird verlangt, dass der freigewählte
Standpunkt möglichst innerhalb des durch die äußeren Verbindungslinien zwischen den
Anschlußpunkten abgegrenzten Bereichs (Arbeitsgebiet) liegen soll. . . . Dieser Bereich kann
wesentlich enger sein, als aufgrund der fehlertheoretischen Untersuchungen zulässig ist, und
ist durch die Fehlertheorie allein nicht begründet. 75 Zum Anderen wird ein Standpunkt
auch außerhalb des Arbeitsgebiets gestattet, wenn dadurch ihre Zahl verringert oder die
Sichtverhältnisse wesentlich verbessert werden können und kein Genauigkeitsabfall eintritt.
Diese Kriterien sind unbestimmt und differenzieren nicht genug.
Abbildung 5.25
Standpunkte der Freien Stationierung
innerhalb und außerhalb eines Arbeitsgebietes
(Standpunktsystems) mit einem
Genauigkeitsabfall vom Schwerpunkt der
Festpunkte aus
Wird ein Standpunkt (ausnahmsweise
oder vorsorglich!) vermarkt
und ist der Punkt und dessen
Koordinaten für eine Weiterverarbeitung
oder -verwendung
vorgesehen, muss der Standpunkt
die gleichen Lagekriterien wie die
Anschlusspunkte erfüllen. Dies
stellt dann Anforderungen an
die Konfiguration der Vermessung.
Die theoretisch günstigste
Lage eines Standpunktes bezüglich
der größtmöglichen Genauigkeit
seiner Koordinaten befindet
sich im S c h w e r p u n k t
d e r F e s t p u n k t e (Abbildung
5.25) 76 . Die Linien gleicher
Standardabweichungen sind entsprechend
Kreise um den Schwerpunkt
der Festpunkte. Je weiter
sich ein Standpunkt vom Schwerpunkt
befindet, desto schlechter
wird die Genauigkeit seiner Koordinaten.
Ist dagegen die Lage des Standpunktes
für weitere Aufgaben unwichtig,
so sind allein die Genau-
igkeitsfragen der Messung von Bedeutung. Extreme Lagen bei Standpunkten sollten
schon allein aus einer Vorsicht heraus nicht vermarkt werden. »Der Standpunkt kann
in jedem Fall beliebig außerhalb des Aufnahmegebiets liege, entscheidend ist allein die
relative Lage der Aufnahmepunkte zu den Festpunkten. Die Freizügigkeit der Freien
74 [68] Anlage 4, 2.1(1), (3)
75 [149] S. 67
76 [155], [149] S. 22, 66f. Dies resultiert aus einer gewichtsneutralen Vereinfachung der theoretischen
Voraussetzungen mit (s · mr) 2 + ms 2 = m 2 y + m 2 x = Minimum; wobei (s · mr) = ms = my =
mx = m0 ist oder in Worten: Die Varianz der Gewichtseinheit entspricht gleichlautend den
Varianzen der Richtungs- und Streckenanteile bei den polaren Elementen einer Polarberechnung
oder für die orthogonalen Elemente y und x bei einer Helmerttransformation.
Kapitel 5