KölnerLeben Dezember/Januar 2022/23

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24.11.2022 Aufrufe

20 Raus aus Köln Foto: Kloster Steinfeld Besinnung statt Böllerei Fast jeder hat Vorstellungen vom Klosterleben. Aber im Gegen satz zu früher muss man keinem Orden beitreten, um in einem Kloster ganz besondere Tage zu erleben. Vor allem zum Jahreswechsel. Die Entscheidung, das neue Jahr einmal völlig anders zu begrüßen, war schnell getroffen nach den von Corona überschatteten Jahren. In die waldreiche Eifel bei Kall soll es gehen. Dort, keine siebzig Kilometer vor den Toren Kölns, liegt das Kloster Steinfeld. Online habe ich ein Zimmer gebucht und bin gespannt, was mich erwartet. Ich erwarte Nonnen oder Mönche zur Begrüßung, aber Fehlanzeige. Völlig in zivil empfängt mich an der bescheidenen Rezeption der Leiter des Gästehauses, Christoph Böhnke, und begleitet mich zum Zimmer. Es hat mitnichten die Anmutung einer Mönchsklause mit harter Pritsche: In dem hellen Raum stehen ein verlockend aussehendes Bett, helle Möbel und sogar ein modernes Fernsehgerät, ein eigenes Bad ist inklusive. „Gastlichkeit und nachhal - tige Wirtschaftlichkeit sind die Prämissen, um die mehr als tausend Jahre alte Klosteranlage am Leben zu erhalten. Wir haben nun rund 170 Zimmer eingerichtet, eingeschlossen das vor dem Kloster liegende Haus St. Benedikt, ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster“, erklärt Böhnke. Bis zur Säkularisierung Deutschlands 1802 sei das Kloster in den Händen der Prämonstratenser gewesen und 1923 von dem vergleichsweise jungen Orden der Salvatorianer übernommen worden. „Heute leben hier nur noch vier Schwestern und acht Patres. So musste ein neues Konzept entworfen werden, um das Kloster am Leben zu erhalten“, ergänzt er. KölnerLeben Heft 6 | 22

Raus aus Köln 21 Mein Blick aus dem Fenster schweift über alte Klostermauern und eine raubereifte Natur. Ich spüre die Besonderheit dieses Ortes. Keine Pflichten mehr, nur noch die gemeinsamen Mahlzeiten werden meinen Tag strukturieren. Sie werden in der Klosterküche zubereitet und als Buffet serviert. Im urigen Gewölbe des Speisesaals, der in jedem Kloster Refektorium heißt, speisen die Gäste, eine bunt gemischte Schar von Alleinreisenden, Familien, Paaren und Gruppen, gemeinsam mit den Ordensschwestern und -brüdern. Bei nur noch zwölf Ordensmitgliedern und so vielen Gästen sollte man hier jedoch nichts aus eigenem Anbau erwarten. Es stellt sich ein erstes Gefühl von Entschleunigung ein. Man sitzt an langen Tischen oder kleinen Tafeln beieinander. Die Atmosphäre ist geduldig, freundlich und einander zugewandt. Schnell komme ich ins Gespräch. „Wir kommen gerade vom Tai-Chi zurück, es war herrlich, man kommt der eigenen Mitte so nahe, aber nun habe ich Hunger“, seufzt ein weiblicher Gast zufrieden. Sie kommt aus Aachen und kennt das Kloster von einem sommerlichen Malkurs. Begeistert erzählt sie vom Labyrinth im Klostergarten, ihrem Lieblingsmotiv. Nun hat sie ein Silvester-Seminar mit Körper übungen, gemeinsamem Singen, Meditation, Tanzen und Wandern gebucht. Wichtig: Wer an Kursen teilnehmen möchte, muss diese zuvor bei den jeweiligen Veranstaltern buchen. Bach übertrumpft Meditation Ich aber habe keine Termine und begebe mich auf eine erste Erkundungstour. Das Herz eines jeden Klosters ist der Kreuzgang. Ich wandele unter mittelalterlichen Bögen, die verglasten Maßwerkfenster geben den Blick auf den Garten in der Mitte frei. In seiner harmonischen Gleichförmigkeit spüre ich die christliche Spiritualität des Ortes. Bilder des vergangenen Jahres lasse ich Revue passieren, erste gute Vorsätze für das kommende stellen sich ein. Mein einziger Programmpunkt ist das mitternächtliche Orgelkonzert in der Kirche nach einem festlichen Essen. Auch ein Ehepaar hat sich auf den Weg zur Basilika gemacht, obwohl sie ein Seminar mit Mitternachtsprogramm gebucht haben. „In der Gruppe haben wir viele schöne Erfahrungen gemacht, starke Energien beim gemeinsamen Meditieren gespürt, aber wir sind Bach-Liebhaber“, erklären sie mir. Statt Feuerwerk erklingen um Punkt zwölf Uhr die Glocken. Ein schöner Moment, um das neue Jahr zu begrüßen. Dann ertönt wieder Bach auf der barocken Orgel und nimmt meine Gedanken mit in die Höhe des Kirchenschiffs. ak KölnerLeben Heft 6 | 22 INFORMATIONEN Kloster Steinfeld Hermann-Josef-Str. 4, 53925 Kall-Steinfeld, Tel. 02441 / 889-131 www.kloster-steinfeld.de Zimmerpreise zwischen 47 und 139 Euro/ Person, inkl. Frühstücksbuffet. Mittag essen ab 15,50 Euro/Person, inkl. Tischgetränke. Abendessen ab 12 Euro/Person. Silvester-Seminar von Mi, 28.12.2022 bis So, 01.01.2023, Kosten 330 Euro. Programm mit täglicher Meditation, Morgenbewegung mit Tai-Chi- und Qigong- Elementen, Singen, Wanderungen, Tanz, craniosakraler Entspannung. Buchung über Marie-Luise Jansen, Tel. 0172 / 217 78 00. www.ax-balance.de/events/ silvester-2019-2020-am-laacher-see/ Bergkloster Bestwig Zum Bergkloster, 59909 Bestwig/Sauerland, Tel. 02904 / 808-339, www.smmp.de Zimmer ab 31,70 Euro, Vollpension: 32,90 Euro, Programmzuschlag: 9 Euro/Tag Weihnachten und Silvester: Mi, 21.12.2022 bis So, 01.01.2023 Programm: Wanderungen, Atemübungen in freier Natur, Lieder, Spiele, Geschichten, geistlicher Ausklang am Abend. Leitung: Sr. M. Ignatia Langela SMMP und Ursel Pilartz, Tel. 02904 / 808-294. Kloster Steinfeld in der Eifel Foto: Kloster Steinfeld

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Raus aus Köln<br />

Foto: Kloster Steinfeld<br />

Besinnung<br />

statt Böllerei<br />

Fast jeder hat Vorstellungen vom Klosterleben. Aber im Gegen satz<br />

zu früher muss man keinem Orden beitreten, um in einem Kloster<br />

ganz besondere Tage zu erleben. Vor allem zum Jahreswechsel.<br />

Die Entscheidung, das neue Jahr einmal völlig anders<br />

zu begrüßen, war schnell getroffen nach den<br />

von Corona überschatteten Jahren. In die waldreiche<br />

Eifel bei Kall soll es gehen. Dort, keine siebzig Kilometer<br />

vor den Toren Kölns, liegt das Kloster Steinfeld.<br />

Online habe ich ein Zimmer gebucht und bin<br />

gespannt, was mich erwartet.<br />

Ich erwarte Nonnen oder Mönche zur Begrüßung,<br />

aber Fehlanzeige. Völlig in zivil empfängt mich an der<br />

bescheidenen Rezeption der Leiter des Gästehauses,<br />

Christoph Böhnke, und begleitet mich zum<br />

Zimmer. Es hat mitnichten die Anmutung einer<br />

Mönchsklause mit harter Pritsche: In dem hellen<br />

Raum stehen ein verlockend aussehendes Bett, helle<br />

Möbel und sogar ein modernes Fernsehgerät, ein<br />

eigenes Bad ist inklusive. „Gastlichkeit und nachhal -<br />

tige Wirtschaftlichkeit sind die Prämissen, um die<br />

mehr als tausend Jahre alte Klosteranlage am Leben<br />

zu erhalten. Wir haben nun rund 170 Zimmer eingerichtet,<br />

eingeschlossen das vor dem Kloster liegende<br />

Haus St. Benedikt, ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster“,<br />

erklärt Böhnke.<br />

Bis zur Säkularisierung Deutschlands 1802 sei das<br />

Kloster in den Händen der Prämonstratenser gewesen<br />

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Orden der Salvatorianer übernommen worden.<br />

„Heute leben hier nur noch vier Schwestern und<br />

acht Patres. So musste ein neues Konzept entworfen<br />

werden, um das Kloster am Leben zu erhalten“,<br />

ergänzt er.<br />

<strong>KölnerLeben</strong> Heft 6 | 22

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