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KölnerLeben Dezember/Januar 2022/23

Gut informiert älter werden! √ Leben in Köln: Selbstverteidigung – Wie Sie brenzlige Situationen meistern √ Leben in Köln: Hospize - Am Lebensende gut begleitet √ Raus aus Köln: Silvester im Kloster - Besinnung statt Böllerei

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Leben in Köln<br />

Selbstverteidigung<br />

Auch die Stimme ist ei<br />

Selbstverteidigung – das klingt nach Kampfkunst,<br />

fliegenden Fäusten und rasanter Reaktionsfähigkeit.<br />

Um zu verhindern, Opfer eines Angriffs zu werden,<br />

kann man aber viel früher ansetzen.<br />

Ein fester Schritt, ein wachsames Auge auf die Umgebung<br />

und ein wenig Vorbereitung, so lassen sich die<br />

gängigen Ratschläge zusammenfassen, um brenzlige<br />

Situationen zu vermeiden. Fachleute sprechen gern<br />

von Selbstbehauptung, die bis ins hohe Alter hinein<br />

trainiert werden kann. Sie ist gewissermaßen die kleine<br />

Schwester der Selbstverteidigung und stärkt das<br />

eigene Sicherheitsempfinden, auch wenn die körperlichen<br />

Fähigkeiten nachlassen. Das gilt ebenso, wenn<br />

man sich plötzlich in einer unbehaglichen Situation<br />

wiederfindet. Denn auch hier hilft eine selbstsichere<br />

Ausstrahlung und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.<br />

Durchtrainiert muss man dafür nicht sein.<br />

Die Kölner Polizei begrüßt das auch bei älteren Menschen<br />

gestiegene Interesse an Selbstverteidigung und<br />

Selbstbehauptung. Christoph Gilles, Hauptkommissar<br />

und Pressesprecher der Kölner Polizei, gibt zu<br />

bedenken, dass das Training an die individuellen Fähigkeiten<br />

angepasst werden müsse. Eingeschränkte<br />

Fitness und nachlassende kognitive Fähigkeiten seien<br />

zu berücksichtigen. Ungeeignete Techniken und<br />

Selbstüberschätzung bergen Gefahren. Insbesondere<br />

vom Mitführen von Waffen wie Pfefferspray, Messern<br />

oder gar Gaspistolen rät die Polizei ab. Angreifer,<br />

die für ihre Taten eine gewisse „kriminelle Energie“<br />

mitbringen, würden die Waffen an sich reißen und<br />

gegen ihre Opfer einsetzen.<br />

Grundsätzlich empfiehlt die Polizei Vorsorge: Nicht<br />

zu viel Bargeld mitführen, nicht alleine Besorgungen<br />

bei der Bank machen, beim Geldabheben auf Fremde<br />

achten, nicht unnötig Wertgegenstände transportieren,<br />

Geld, Kredit- oder Scheckkarten in verschiedenen<br />

Taschen und möglichst dicht am Körper verstauen.<br />

Im Ernstfall sollten Ältere, so die Empfehlung<br />

der Polizei, auf Widerstand verzichten, wenn die<br />

Täter es beispielsweise auf eine Handtasche abgesehen<br />

haben. Die Gefahr, sich zu verletzen, sei groß.<br />

Gleichzeitig verweist Sprecher Gilles auf die seit<br />

Jahren sinkende Zahl von Taten, die die Polizei der<br />

Straßenkriminalität zurechnet. Auf Kölner Stadtgebiet<br />

wurde der Höchststand 2014 erfasst: 47.086<br />

Diebstähle, Raubüberfälle und ähnliche Delikte. 2021<br />

war diese Zahl auf 30.581 gesunken. Dabei gab es<br />

1.862 verletzte Menschen, 82 von ihnen schwer.<br />

Das defensive Denken ablegen<br />

Es gibt aber auch ältere Menschen, die sich nicht<br />

damit begnügen wollen, den möglichen Schaden zu<br />

begrenzen. Karl-Heinz Güldenberg steht im Krav-<br />

Maga-Institut in Poll. Seine 63 Jahre sieht man dem<br />

durchtrainierten ehemaligen Zeitsoldaten nicht an.<br />

Sicherer Stand, sicheres Auftreten und ein gesundes<br />

Selbstbewusstsein, das sind die Ziele der Kurse, die<br />

er für alle Altersgruppen anbietet. Er demonstriert,<br />

was das konkret heißt: Beine nebeneinander, schulterbreit<br />

auseinander und die Hände nach vorne. Er<br />

hält sie auf Brusthöhe, die Arme auf halbe Länge<br />

ausgestreckt. „Das wirkt beschwichtigend. Ich kann<br />

aber auch schnell reagieren, wenn mir jemand zu<br />

nahe kommt“, sagt er, stellt einen Fuß zurück, dreht<br />

sich kaum merklich und strahlt plötzlich deutlich<br />

wahrnehmbar eine erhöhte Bereitschaft aus. Angriff,<br />

Abwehr oder Flucht: Alles, außer zum Opfer zu werden,<br />

das sei der Geist hinter Krav Maga, einer aus<br />

Israel stammenden Verteidigungstechnik.<br />

„Wir wollen das defensive Denken ablegen“, sagt<br />

Trainer Güldenberg und meint damit auch die älteren<br />

unter seinen Teilnehmern. Jeder müsse „mit dem<br />

Arsenal arbeiten“, das ihm zur Verfügung stehe. Er<br />

demonstriert eine andere „Waffe“ und wird laut. Mit<br />

seiner Stimme und klaren Ansagen hält er einen fiktiven<br />

Angreifer auf Distanz. Der rechne insbesondere<br />

bei älteren Menschen gar nicht damit, auf Gegenwehr<br />

zu stoßen. Ausgestreckte Arme, ein Rollator, der ihm<br />

<strong>KölnerLeben</strong> Heft 6 | 22

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