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Gut Aiderbichl Magazin: Leben lieben Herbst 2022

Lesen Sie herzerwärmende Tierrettungsgeschichten und erfahren Sie allerlei Wissenswertes rund um Gut Aiderbichl.

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Nur in Deutschland!<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

„Auch in einer Bio-<br />

Haltung ist es nicht<br />

möglich, sich um jedes<br />

einzelne Huhn zu<br />

kümmern.“<br />

cker sind in jener Nacht nur die Schritte der<br />

Menschen im Kies zu hören, die äußerst<br />

vorsichtig gesetzt werden, schließlich<br />

könnten ja einzelne schlafende Tiere vor<br />

ihren Füßen liegen.<br />

Der Stall ist verdreckt, die Retter tragen<br />

Overalls als Schutz gegen Milben. Eine<br />

Grundreinigung kann in einem solchen<br />

Stall immer erst dann erfolgen, wenn er<br />

völlig leer ist – also etwa alle eineinhalb<br />

Jahre. Die Lichtkegel der Taschenlampen<br />

streifen unzählige weiß gefiederte Leiber,<br />

die dicht an dicht auf Stangen sitzen.<br />

Müde, abgemagert und entkräftet sehen<br />

die Hühner aus.<br />

Vorsichtig nehmen die Tierretter ein Huhn<br />

nach dem anderen auf und setzen es behutsam<br />

in Transportkisten. „In eine passen<br />

HÜHNER-PARADIES<br />

Anita Hartner auf der Hühnerwiese<br />

des Schroffnerguts (o.)<br />

und mit Hahn Tom (l.), den die<br />

Tierretter aus Salzburg holten.<br />

Flaschen in den Bäumen sollen<br />

Greifvögel abhalten.<br />

ungefähr vier Hühner“, sagt Anita – eine<br />

höchst empfindliche Fracht: „Man muss<br />

stets die Luft zirkulieren lassen, weil die<br />

Hühner sehr hitzeempfindlich sind.“ Auf<br />

dem Schroffnergut in Henndorf angekommen,<br />

wird jeder der neuen Schützlinge<br />

genau untersucht: Viele Hühner sind kahl –<br />

oftmals führt der Stress im engen Stall<br />

dazu, dass eine Mauser nicht normal verläuft,<br />

zu viele Federn auf einmal ausfallen.<br />

Ihnen zieht Anita kleine selbst gestrickte<br />

Pullover gegen die Kälte an.<br />

Und da hört die Fürsorge nicht auf: Bei den<br />

80 Hühnern auf dem Schroffnergut wird<br />

bei jedem Huhn Tag für Tag genau geprüft:<br />

Geht es ihm gut? Frisst es genug? Doch bei<br />

einem Betrieb mit 3000 Hühnern ist das<br />

schlicht nicht möglich. Sicher: Eier aus ei-<br />

ner Bio-Freilandhaltung sind die besten,<br />

die man bekommen kann. Doch auch<br />

wenn der Halter allen gesetzlichen Vorgaben<br />

entspricht, kann er nicht jedes einzelne<br />

Huhn im Auge behalten. „Es geht einfach<br />

nicht“, betont Anita, „Deswegen sind<br />

auch hier Hühner dabei, die ungepflegt<br />

sind. Hühner haben eine sehr strenge Sozialstruktur:<br />

Die Hochrangigen dürfen alles<br />

und sagen den anderen: Du bleibst jetzt<br />

drin, gehst nicht zum Futter. Und die trauen<br />

sich dann auch nicht, sitzen irgendwo<br />

in der Ecke und werden wahrscheinlich ihr<br />

ganzes <strong>Leben</strong> nicht rausgehen.“<br />

Auf <strong>Aiderbichl</strong> müssen sich die Neuankömmlinge<br />

erst wieder orientieren. Sie<br />

lernen schnell, wie schön ein Hühnerleben<br />

sein kann und wozu jedes von ihnen imstande<br />

ist, wenn man es denn lässt. Da sind<br />

die beiden vorwitzigen schwarz gefiederten<br />

Damen, die jeden Tag über den eineinhalb<br />

Meter hohen Zaun springen, jenseits<br />

der großen Wiese ihre Mahlzeiten einnehmen<br />

und abends wieder zurückspringen.<br />

Da ist Alessandro, einer von wenigen Hähnen,<br />

die im Legebetrieb eben nicht streng<br />

aussortiert wurden, der quer über die Wiese<br />

rennt, um bei seinen Lieblingsmenschen<br />

sein zu dürfen.<br />

Und fast so, als müssten sie ein monatelanges<br />

Kuscheldefizit aufholen, kommen viele<br />

Hühner ganz nah auf die Menschen zu und<br />

zeigen all die Liebe, die in ihren kleinen<br />

Herzen steckt. „Man kann es sich nicht vorstellen,<br />

wenn man es nicht erlebt hat“, sagt<br />

Anita und lädt alle Interessierten ein:<br />

„Kommen Sie zu uns aufs Schroffnergut<br />

und setzen sich auf die Hühnerwiese.“<br />

Eine schöne Gelegenheit dazu bietet<br />

das Erlebnis-Seminar „Hinter den<br />

Kulissen von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>“<br />

vom 24.-27.11.<strong>2022</strong>.<br />

Infos unter<br />

www. gut-aiderbichl.com<br />

Was können<br />

Verbraucher an<br />

der Situation<br />

von Legehennen<br />

ändern?<br />

➤ In Österreich legen jährlich<br />

7,1 Milliarden Hühner rund zwei<br />

Milliarden Eier, 61 Prozent leben in<br />

Bodenhaltung, gefolgt von Freilandhaltung<br />

(26,5%) und Bio-Haltung<br />

(12,5%) (Stand 2020, Quelle:<br />

Bundesministerium für Land- und<br />

Forstwirtschaft). In Deutschland<br />

leben von rund 43,69 Millionen<br />

Legehennen etwa 9,23 Millionen<br />

in Freilandhaltung (Stand Juni<br />

2021; Quelle statista.de). In Bodenhaltung<br />

dürfen maximal 6000<br />

Hühner ohne räumliche Trennung<br />

gehalten werden, in Bio-Freilandbetrieben<br />

insgesamt nicht mehr<br />

als 3000. Legehennen in konventionellen<br />

Käfigen, sogenannten<br />

Legebatterien, zu halten, ist EUweit<br />

verboten. Es gibt noch die<br />

Haltung in sog. ausgestalteten<br />

Käfigen, die etwas größer sind als<br />

Legebatterien. In Österreich ist sie<br />

jedoch seit 2020, in Deutschland<br />

seit 2021 verboten, EU-weit wird<br />

Käfighaltung ab 2026 nicht mehr<br />

erlaubt sein. Beim Kauf sollte man<br />

auf die Herkunft der Eier achten,<br />

empfiehlt Anita Hartner: „Alle<br />

Betriebe unter 350 Hühnern dürfen<br />

die Eier direkt verkaufen. Dort<br />

kann ich hingehen und mir ansehen,<br />

wie es dort aussieht und wie<br />

viel Platz es für die Hühner gibt.<br />

Ein Huhn sollte mindestens 10<br />

Quadratmeter zur Verfügung<br />

haben – auch in Privathaltung.“<br />

Was bedeuten die<br />

Nummern auf den<br />

Eiern?<br />

In allen Mitgliedsstaaten der EU gilt eine einheitliche Kennzeichnung<br />

direkt auf den Eiern, die eine lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />

bis hin zum Legebetrieb ermöglichen soll.<br />

Doch was genau verrät dieser Code über ein Ei?<br />

Seit dem Jahr 2004 ist jedes rohe Ei,<br />

das wir im Handel kaufen, mit einem<br />

Stempel versehen, der eine Kombination<br />

aus Buchstabenkürzeln und Nummern<br />

aufweist.<br />

Die Nummer vor dem ersten Bindestrich<br />

gibt Aufschluss über die Haltungsform:<br />

0 = Biologische Haltung; 1 = Freilandhaltung;<br />

2 = Bodenhaltung; 3 = Käfighaltung.<br />

Darauf folgt das Kürzel für das<br />

Herkunftsland, etwa AU für Österreich<br />

oder DE für Deutschland, IT für Italien,<br />

NL für Niederlande. Die Ziffernkombination<br />

zeigt in Österreich die Betriebsnummer<br />

des Herkunftshofes. In Deutschland<br />

werden die Angaben noch einmal genauer<br />

unterteilt: So kennzeichnen die ersten beiden<br />

Ziffern das jeweilige Bundesland: 01 =<br />

Schleswig-Holstein; 02 = Hamburg; 03 =<br />

Niedersachsen; 04 = Bremen; 05 = NRW;<br />

06 = Hessen; 07 = Rheinland-Pfalz; 08 =<br />

Baden-Württemberg; 09 = Bayern; 10 =<br />

Saarland; 11 = Berlin; 12 = Brandenburg;<br />

13 = Mecklenburg-Vorp.; 14 =<br />

Sachsen; 15 = Sachsen-Anhalt; 16 = Thüringen.<br />

Die dritte bis sechste Stelle identifizieren<br />

den Betrieb und die siebte Stelle<br />

den jeweiligen Stall.<br />

Unter www.eierdatenbank.at kann man<br />

die Herkunft der meisten in Österreich gekauften<br />

bzw. erzeugten Eier anhand ihrer<br />

Kennnummer nachverfolgen. Die entsprechende<br />

Online-Suchmaschine für in<br />

Deutschland produzierte Eier findet man<br />

unter www.was-steht-auf-dem-ei.de.<br />

Für verarbeitete Eier, etwa in Mayonnaise,<br />

Nudeln, Gebäck oder Fertiggerichten, gilt<br />

diese Kennzeichnungspflicht allerdings<br />

nicht. Wer sichergehen will, dass er dort<br />

keine Eier aus Käfighaltung konsumiert,<br />

sollte zu Bioware greifen.<br />

Unternehmen, die keine Käfigeier verwenden,<br />

sind außerdem unter<br />

www.albert-schweitzer-stiftung.de/ unsere-arbeit/kaefigfrei<br />

gelistet.<br />

Aktion „Essen ohne Käfig“<br />

Mit dieser Initiative rief <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

bereits 2005 Verbraucher, Hersteller,<br />

und Handel dazu auf, auf Käfig-Eier zu<br />

verzichten. Prominente wie Uschi Glas,<br />

Hans Clarin und Karl Moik haben uns<br />

bei diesem Projekt unterstützt.<br />

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