Gut Aiderbichl Magazin: Leben lieben Herbst 2022

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GutAiderbichlOfficial
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17.11.2022 Aufrufe

DIE PFERDE VON GUT AIDERBICHL ... zeigen uns immer wieder, dass glückliche Pferde und eine gesunde, vielfältige Umwelt sich gegenseitig bedingen. GUT GENUG? Auf Gut Aiderbichl wird die Heu-Qualität durchgängig kontrolliert. Ziel ist es, auf gesunden Böden gesundes Heu für gesunde Pferde zu ernten – für eine gesunde Umwelt HOHE KUNST Saatgut, Schnittzeitpunkt und die richtige Trocknung – diese Faktoren bestimmen u. a. die Qualität des Heus DR. RENATE VANSELOW ist Diplom-Biologin, Fachgebiet Ökophysiologie, mit langjähriger Erfahrung in der Ökosystemforschung. Bekannt ist sie als Autorin von Büchern und Artikeln zu den Themen naturnahe Pferdehaltung, Giftpflanzen, Weidelandschaft und Artenvielfalt; seit 2020 berät sie umfassend zu ökologischen Aspekten der Pferdehaltung und des Weidemanagements für die Sandgrueb-Stiftung. Pferde und Esel bewohnen Steppen. Das klingt banal, doch es bedeutet: Ihr Körper ist darauf ausgerichtet, bei minimaler Nahrung eine maximale Bewegungsleistung zu erbringen. Diese Genetik sicherte den Tieren über Jahrmillionen das Überleben – sie ist der Grund, weshalb Wildpferde nicht nur karge Grassteppen, sondern auch Halbwüsten, Gebirge und sogar das australische Outback erobern konnten. Heute allerdings ist ausgerechnet dieses großartige genetische Erbe der Grund, weshalb immer mehr Wohlstandskrankheiten unsere Tiere bedrohen … Warum? Weil viele Pferde noch immer auf intensiv genutzten, artenarmen (Rinder-) Fettweiden gehalten werden. Denn was auf den ersten Blick wie ein Paradies in Sattgrün wirkt, ist für unsere Pferde in Wirklichkeit das genaue Gegenteil: Die Tiere verfetten. Der Stoffwechsel entgleist oft so gefährlich, dass die Pferde sogar daran sterben können. Gefährdet sind insbesondere sogenannte leichtfuttrige Rassen – etwa Kaltblüter und Ponys, deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet sich über riesige Ödflächen erstreckte – aber auch, ganz oft übersehen, die Pferde im Erhaltungsbedarf, die keine tägliche Leistung erbringen. Pferde und Esel benötigen als Futtergrundlage altes Dauergrasland, dabei energieund proteinarmen, aber mineralreichen Wildgräsern und wilden (Heil-)Kräutern. Aus diesem Grund lässt Gut Aiderbichl schon seit 2021 auf seinen Höfen botanische Aufnahmen machen, um Wege zu finden eine Verfettung der Pferde – mit all ihren negativen gesundheitlichen Nebenwirkungen – zu verhindern. Dieses Projekt wird im Rahmen der Kooperation mit der Sandgrueb-Stiftung in Egg bei Zürich und der Forschungsgruppe für Vegetationsökologie der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften durchgeführt. Dabei soll die Zusammensetzung der Futtergrundlage untersucht werden, um die optimale Versorgung der Tiere gewährleisten zu können. Unterschiedliche Standorte bringen immer auch unterschiedliches Grasland hervor. Davon hängen dann Nutzung und Pflege der Flächen ab. Dabei gilt: Die Pflanzendecke ist grundlegend von der Bodenbeschaffenheit abhängig. Hinzu kommt: Die Schäden, die durch die Übernutzung solcher Weiden entstehen, werden oft abgefedert durch den Einsatz von Düngern, die vor allem aus Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) bestehen. Diese mineralischen NPK-Dünger allerdings schmelzen langfristig die Humusschicht ab, was wiederum den Klimawandel anheizt. Zudem kann es zur Auswaschung leicht löslicher Nährstoffe kommen – die Oberflächengewässer werden überdüngt, und damit wird unser Trinkwasser gefährdet. Schließlich tritt durch die unmittelbar verfügbaren Nährstoffe oft ein plötzlicher Düngeschub beim Graswuchs auf – die Hufrehegefahr für Pferde wird stark erhöht. Bei Gut Aiderbichl durchgeführte Bodenanalysen auf Futterflächen geben Aufschluss über den Bodentyp und die Nährstoffversorgung und zeigen an, wo Mängel und Überschüsse vorliegen. Erst nach Vorlage dieser Werte werden Düngeempfehlungen abgestimmt und umgesetzt. Wo immer möglich, versucht Gut Aiderbichl dabei auf handelsübliche NPK-Dünger zu verzichten und setzt stattdessen auf nachhaltig wirkende alternative Mittel. Seltene Spurenelemente etwa lassen sich mit Urgesteinsmehlen ergänzen und sind zudem eine ideale Ergänzung in organischem Dünger aus reifem Mist – übrigens auch ein aktuelles Thema auf Gut Aiderbichl; tatsächlich laufen seit diesem Jahr die ersten Versuche, mit anfallendem Pferdemist einen hochwertigen oragnischen Dünger zu erzeugen, denn durch den Reifungsprozess werden auch mögliche Parasiten und Beikräuter wirksam unterdrückt. Diese ganzheitliche Herangehensweise bewirkt eine nachhaltige Langzeitversorgung der Pflanzen und die Ernährung der für das Bodenleben so wichtigen Humusschicht. Nur so kann die Kreislaufwirtschaft der Höfe gesichert werden – für eine heile Natur und zur Gesundheit aller Lebewesen. „Gesucht: Energiearmes Wildgras“ 66 67

DIE PFERDE VON<br />

GUT AIDERBICHL<br />

... zeigen uns immer wieder, dass<br />

glückliche Pferde und eine<br />

gesunde, vielfältige Umwelt sich<br />

gegenseitig bedingen.<br />

GUT GENUG?<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

wird die Heu-Qualität<br />

durchgängig<br />

kontrolliert. Ziel ist<br />

es, auf gesunden<br />

Böden gesundes<br />

Heu für gesunde<br />

Pferde zu ernten –<br />

für eine gesunde<br />

Umwelt<br />

HOHE KUNST<br />

Saatgut, Schnittzeitpunkt<br />

und die richtige Trocknung –<br />

diese Faktoren bestimmen<br />

u. a. die Qualität des Heus<br />

DR. RENATE VANSELOW<br />

ist Diplom-Biologin,<br />

Fachgebiet Ökophysiologie,<br />

mit langjähriger<br />

Erfahrung in der<br />

Ökosystemforschung.<br />

Bekannt ist sie als<br />

Autorin von Büchern<br />

und Artikeln zu den<br />

Themen naturnahe<br />

Pferdehaltung,<br />

Giftpflanzen, Weidelandschaft<br />

und<br />

Artenvielfalt; seit 2020<br />

berät sie umfassend zu<br />

ökologischen Aspekten<br />

der Pferdehaltung und<br />

des Weidemanagements<br />

für die<br />

Sandgrueb-Stiftung.<br />

Pferde und Esel bewohnen<br />

Steppen. Das klingt banal,<br />

doch es bedeutet: Ihr Körper<br />

ist darauf ausgerichtet, bei minimaler<br />

Nahrung eine maximale<br />

Bewegungsleistung zu<br />

erbringen. Diese Genetik sicherte den Tieren<br />

über Jahrmillionen das Überleben – sie ist<br />

der Grund, weshalb Wildpferde nicht nur karge<br />

Grassteppen, sondern auch Halbwüsten,<br />

Gebirge und sogar das australische Outback<br />

erobern konnten. Heute allerdings ist ausgerechnet<br />

dieses großartige genetische Erbe<br />

der Grund, weshalb immer mehr Wohlstandskrankheiten<br />

unsere Tiere bedrohen …<br />

Warum? Weil viele Pferde noch immer auf<br />

intensiv genutzten, artenarmen (Rinder-)<br />

Fettweiden gehalten werden. Denn was auf<br />

den ersten Blick wie ein Paradies in Sattgrün<br />

wirkt, ist für unsere Pferde in Wirklichkeit<br />

das genaue Gegenteil: Die Tiere verfetten.<br />

Der Stoffwechsel entgleist oft so gefährlich,<br />

dass die Pferde sogar daran sterben können.<br />

Gefährdet sind insbesondere sogenannte<br />

leichtfuttrige Rassen – etwa Kaltblüter und<br />

Ponys, deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet<br />

sich über riesige Ödflächen erstreckte<br />

– aber auch, ganz oft übersehen, die Pferde<br />

im Erhaltungsbedarf, die keine tägliche<br />

Leistung erbringen.<br />

Pferde und Esel benötigen als Futtergrundlage<br />

altes Dauergrasland, dabei energieund<br />

proteinarmen, aber mineralreichen<br />

Wildgräsern und wilden (Heil-)Kräutern. Aus<br />

diesem Grund lässt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> schon<br />

seit 2021 auf seinen Höfen botanische Aufnahmen<br />

machen, um Wege zu finden eine<br />

Verfettung der Pferde – mit all ihren negativen<br />

gesundheitlichen Nebenwirkungen –<br />

zu verhindern. Dieses Projekt wird im Rahmen<br />

der Kooperation mit der<br />

Sandgrueb-Stiftung in Egg bei Zürich und<br />

der Forschungsgruppe für Vegetationsökologie<br />

der Züricher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften durchgeführt. Dabei<br />

soll die Zusammensetzung der<br />

Futtergrundlage untersucht werden, um die<br />

optimale Versorgung der Tiere gewährleisten<br />

zu können. Unterschiedliche Standorte<br />

bringen immer auch unterschiedliches<br />

Grasland hervor. Davon hängen dann Nutzung<br />

und Pflege der Flächen ab. Dabei gilt:<br />

Die Pflanzendecke ist grundlegend von der<br />

Bodenbeschaffenheit abhängig.<br />

Hinzu kommt: Die Schäden, die durch die<br />

Übernutzung solcher Weiden entstehen,<br />

werden oft abgefedert durch den Einsatz<br />

von Düngern, die vor allem aus Stickstoff<br />

(N), Phosphor (P) und Kalium (K) bestehen.<br />

Diese mineralischen NPK-Dünger allerdings<br />

schmelzen langfristig die Humusschicht ab,<br />

was wiederum den Klimawandel anheizt.<br />

Zudem kann es zur Auswaschung leicht löslicher<br />

Nährstoffe kommen – die Oberflächengewässer<br />

werden überdüngt, und damit<br />

wird unser Trinkwasser gefährdet.<br />

Schließlich tritt durch die unmittelbar verfügbaren<br />

Nährstoffe oft ein plötzlicher Düngeschub<br />

beim Graswuchs auf – die Hufrehegefahr<br />

für Pferde wird stark erhöht.<br />

Bei <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> durchgeführte Bodenanalysen<br />

auf Futterflächen geben Aufschluss<br />

über den Bodentyp und die Nährstoffversorgung<br />

und zeigen an, wo Mängel<br />

und Überschüsse vorliegen. Erst nach Vorlage<br />

dieser Werte werden Düngeempfehlungen<br />

abgestimmt und umgesetzt. Wo<br />

immer möglich, versucht <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

dabei auf handelsübliche NPK-Dünger zu<br />

verzichten und setzt stattdessen auf nachhaltig<br />

wirkende alternative Mittel. Seltene<br />

Spurenelemente etwa lassen sich mit Urgesteinsmehlen<br />

ergänzen und sind zudem<br />

eine ideale Ergänzung in organischem Dünger<br />

aus reifem Mist – übrigens auch ein aktuelles<br />

Thema auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>; tatsächlich<br />

laufen seit diesem Jahr die ersten<br />

Versuche, mit anfallendem Pferdemist einen<br />

hochwertigen oragnischen Dünger zu erzeugen,<br />

denn durch den Reifungsprozess<br />

werden auch mögliche Parasiten und Beikräuter<br />

wirksam unterdrückt.<br />

Diese ganzheitliche Herangehensweise bewirkt<br />

eine nachhaltige Langzeitversorgung<br />

der Pflanzen und die Ernährung der für das<br />

Bodenleben so wichtigen Humusschicht.<br />

Nur so kann die Kreislaufwirtschaft der Höfe<br />

gesichert werden – für eine heile Natur und<br />

zur Gesundheit aller Lebewesen.<br />

„Gesucht:<br />

Energiearmes<br />

Wildgras“<br />

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