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Gut Aiderbichl Magazin: Leben lieben Herbst 2022

Lesen Sie herzerwärmende Tierrettungsgeschichten und erfahren Sie allerlei Wissenswertes rund um Gut Aiderbichl.

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IDEALE SCHWEINE-HEIMAT<br />

Im Sommer <strong>2022</strong> wird ein zuvor bereits geplanter Heustadel<br />

in Henndorf um einen 150 Quadratmeter großen Raum<br />

für die 37 Kunekune-Schweine ergänzt: In weich eingestreuten<br />

Funktionsbereichen können sich die Schweine<br />

zurückziehen, der Aktivitätsbereich ist mit gelenkschonenden<br />

Gummimatten ausgelegt. Die sechs Hektar große Wiese<br />

ist für die Tiere jederzeit direkt zugänglich.<br />

den. Aber was soll nun aus den 37 Schweinen<br />

werden? Es beginnt eine Zeit der großen<br />

Sorge und Unsicherheit, schließlich<br />

hängen die Herzen aller Beteiligten an den<br />

Tieren und an diesem Projekt. Dann wendet<br />

sich das Direktorat der Uni an den <strong>Aiderbichl</strong>-Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber,<br />

ob es auf dem <strong>Gut</strong> nicht Platz für<br />

die Tiere gäbe. „Wir haben wirklich nicht<br />

daran geglaubt“, erinnert<br />

Marianne Wondrak<br />

sich, „aber wir<br />

Wie in jeder<br />

Schulklasse gibt<br />

es die Streber, die<br />

Faulen und die<br />

Träumer …<br />

haben von Herrn Ehrengruber<br />

tatsächlich<br />

eine Zusage bekommen,<br />

dass das gesamte<br />

Lab übernommen<br />

wird.“ Mehr noch:<br />

Auch sie wird als Tierärztin<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf angestellt<br />

und darf ihre<br />

Kunekune-Schweine<br />

weiterhin betreuen<br />

und ihre Arbeit mit den Tieren fortführen:<br />

Ein Traum wird wahr.<br />

Im Oktober <strong>2022</strong> ist es endlich so weit: In<br />

einer groß angelegten Transportaktion siedeln<br />

37 Schweine von Bad Vöslau bei Wien<br />

nach Henndorf über und ziehen dort in<br />

einen offenen, luftig entworfenen Stall<br />

samt angeschlossener großer Wiese, an<br />

dem fleißige Handwerker den Sommer<br />

über gebaut haben.<br />

Und fleißig werden dann auch die Clever<br />

Pigs wieder ihre erstaunlichen Fähigkeiten<br />

unter Beweis stellen: „Schweine lernen unfassbar<br />

schnell durch Abschauen“, erklärt<br />

Wondrak. „Und dabei spielt es keine Rolle,<br />

ob ihnen ein Artgenosse zeigt, wie eine<br />

besonders knifflige Kiste zu öffnen ist, oder<br />

ein Mensch, der ja Hände zur Verfügung<br />

hat. Sie können das Prinzip durchschauen<br />

– und das, obwohl ihr Sehvermögen gar<br />

nicht so gut ist. Sie verlassen sich viel mehr<br />

auf ihre Nase und den Tastsinn.“<br />

Untereinander bilden Schweine äußerst<br />

komplexe Persönlichkeiten aus, so Wondrak:<br />

„Es gibt die Streber, die Faulen, die<br />

Anhänglichen, die Störer, die Einzelgänger,<br />

die Umschwärmten – wie in einer echten<br />

Klasse.“ Nehmen wir zum Beispiel Benjamin:<br />

Er kommt erst einmal ziemlich rüpelhaft<br />

daher, öffnet Schnürsenkel, knufft mit<br />

dem Rüssel, klaut Futterkübel, lärmt am<br />

Weidetor und legt sich ständig mit den<br />

anderen Ebern an. Dabei verblüfft er immer<br />

wieder mit seiner unbeirrbaren<br />

Schläue, mit der er zuverlässig Schwachstellen<br />

im System erkennt, etwa lose Bretter.<br />

Aber wehe, dem Zappelphilipp wird<br />

langweilig – dann wirkt eine Viertelstunde<br />

Konzentration bei einer Memory-Übung<br />

wahre Wunder – und Benjamin mutiert<br />

zum Kuschelbär. Ein echter Streber dagegen<br />

ist Zazou: Der Eber hat im Clever Pig<br />

Lab seine Liebe zu<br />

Computerspielen entdeckt.<br />

Am liebsten<br />

Gehirntrainer, also<br />

zum Beispiel Bilder<br />

am Touchscreen in Kategorien<br />

einteilen.<br />

Keiner ist dabei so erfolgreich<br />

wie Zazou.<br />

Mehr noch: Er will seinem<br />

Lehrer immer gefallen,<br />

ist stets der Erste.<br />

Dabei vergisst der<br />

Vorzeigeschüler nie<br />

mehr, was er einmal<br />

gelernt hat. So viel Geist kommt auch bei<br />

den Ladys an: Zazou ist vielleicht nicht der<br />

Schönste, aber der Umschwärmteste.<br />

Und dann gibt es in jedem Jahrgang ja bekanntlich<br />

mindestens einen Pechvogel.<br />

Romeo ist ein solcher Tollpatsch. Sucht er<br />

einen Schlafplatz, hat irgendeiner gerade<br />

den gleichen Ort ins Auge gefasst. Geht er<br />

an seine Trainingsaufgaben im Labor,<br />

schafft er mit traumwandlerischer Sicherheit<br />

zehn Fehlversuche – und nicht ein Zufallstreffer<br />

ist dabei. Aber all das schreckt<br />

Romeo kein bisschen. Er hat nicht nur Bestnoten<br />

im Betragen, gäbe es das Fach Motivation,<br />

wäre er Klassenprimus – und das<br />

hat ihm immerhin schon eine Rolle beim<br />

Film eingebracht. Als ein Regisseur ein<br />

Fußball spielendes Schwein suchte, ließen<br />

die anderen Kandidaten die notwendige<br />

Eleganz bei der ungewöhn lichen Aufgabe<br />

vermissen. Romeo genügten 15 Minuten<br />

Training mit dem Ball, um sich in den<br />

nächsten „Schweini“ zu verwandeln. Und<br />

damit zeigt Romeo eine weitere wertvolle<br />

Qualität des Schweinewesens: seine extrem<br />

hohe Frustrationstoleranz. Tatsächlich<br />

steigt der Pegel an Stresshormonen bei<br />

den Clever-Pigs-Lab-Schülern bei Misserfolgen<br />

im Unterricht nicht etwa an – sie<br />

versuchen es einfach noch einmal.<br />

Spätestens hier könnten auch wir Menschen<br />

eine Menge von den schlauen<br />

Schweinen lernen …<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Was das Clever<br />

Pig Lab uns über<br />

Schweine lehrt<br />

➤ Mit dem Clever Pig Lab beherbergt<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> einen wahren<br />

Wissensschatz über Schweine,<br />

ihr Können und ihre Bedürfnisse,<br />

der in den nächsten Jahren die<br />

Sicht auf das häufig so verkannte<br />

Tier erheblich verändern kann:<br />

„Wir lernen sehr viel über Schweine<br />

als Tiere, als Persönlichkeiten,<br />

als Haustiere“, erklärt Dr. Marianne<br />

Wondrak, „Wir lernen Schweine<br />

aus einer ganz anderen Sicht<br />

kennen als nur als künftiges<br />

Schnitzel im Stall. Wir gehen ganz<br />

vom Nutztier Schwein weg, hin<br />

zum domestizierten Schwein, das<br />

seit 10 000 Jahren mit dem Menschen<br />

zusammenlebt. Was das<br />

bedeutet für die Art, wie Schweine<br />

denken, wie sie miteinander umgehen,<br />

sich vielleicht auch von<br />

ihren wilden Vorfahren unterscheiden<br />

– wie sie mit uns Menschen<br />

umgehen – all das ist von<br />

dem Begriff „Nutztier“ ganz weit<br />

entfernt. Die 37 Kunekune-<br />

Schweine, die so toll mit uns arbeiten<br />

und dieses Grundvertrauen in<br />

uns haben, sind unser großes<br />

Kapital. Und unser Alleinstellungsmerkmal<br />

auf der Welt.“<br />

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