Gut Aiderbichl Magazin: Leben lieben Herbst 2022

BESORGT
Was wird die Zukunft
bringen, wenn die
Preise weiter steigen?
Ein Beispiel: Wir bewirtschaften unsere Betriebe
so weit wie möglich selbst und produzieren
damit auch einen Teil unseres eigenen
Heus. In unserem Seniorenstall bei
Henndorf stehen allerdings rund 40 ältere
und zum Teil kranke Pferde, die gar kein
Heu mehr kauen können, weil ihnen mittlerweile
einfach zu viele Zähne dafür fehlen.
Sie bekommen daher Heucobs, das ist
ein Heu-Ersatzfutter. Allein für diesen Stall
Explodierende Preise:
So hart trifft uns die Inflation
INFRASTRUKTUR
Gas +41 %
Heizöl +98 %
Pellets +58 %
Strom +83 %
Diesel +72 %
lagen die Kosten der monatlichen Futterbestellung
jetzt bei insgesamt 4500 Euro –
das sind 1000 Euro mehr als noch vor einem
halben Jahr.
Hinzu kommt: Es ist ein Irrtum zu glauben,
man könne solche Kosten einsparen, indem
auf billige Futter-Alternativen umgestellt
wird. Wir legen höchsten Wert darauf,
alle Tiere optimal zu versorgen, ihre Gesundheit
hat für uns Priorität. Wer hier am
TIERFUTTER
Hunde- &
Katzenfutter +34 %
Karotten +15 %
Heu +11 %
Stroh +25 %
falschen Ende spart, lässt das Tier am Ende
den bitteren Preis dafür zahlen, nämlich oft
mit einer Vielzahl von – vermeidbaren! –
Leiden. Zumal etliche Tiere ja ohnehin körperlich
vorbelastet zu uns kommen. Auf
Gut Aiderbichl sollen sie heilen dürfen – an
Leib und Seele. Und das funktioniert nur
mit der bestmöglichen Versorgung in allen
Bereichen.
Andere Betriebe reagieren auf die Inflation,
indem sie Kurzarbeit ausrufen oder
Mitarbeiter entlassen …
Dieter Ehrengruber: Das tun wir nicht. Im
Gegenteil: Es gehört zur Philosophie von
Gut Aiderbichl, dass wir oft versuchen, die
Betreuer der Tiere zu übernehmen, die zu
uns kommen. Auch das nehmen wir ernst:
Wir entlassen aufgrund der Wirtschaftskrise
keine Mitarbeiter. Die Tiere brauchen sie
ohnehin nach wie vor und auch im selben
Maße. Vor allem aber haben alle diese Menschen
Familien; an ihrem Job hängen oft
ganze Existenzen. Es ist unvorstellbar, welches
Leid eine Kündigung da auslösen
kann. So etwas können wir nicht verantworten!
„Bitte,
vergessen Sie die
Tiere nicht!“
Wie blicken Sie in die Zukunft?
Dieter Ehrengruber: Ich bin sehr besorgt!
Gut Aiderbichl finanziert sich aus Spenden.
Wir sind darauf angewiesen, um weiterhin
unsere Tiere versorgen zu können. Ich
weiß, die hohen Preise treffen nicht nur
uns, sondern jeden Einzelnen hart. Wir alle
müssen jetzt kämpfen. Aber ich wünsche
mir, dass die Menschen die Tiere dennoch
nicht vergessen. Gemeinsam mit den Aiderbichlern
haben wir die Pandemie überstanden.
Das erschien damals beinahe unmöglich.
Ich hoffe, auch jetzt werden wir
wieder zusammenstehen und diese neue
Krise bewältigen. Die Menschen spüren,
dass wir unseren Auftrag den Tieren gegenüber
ernst nehmen – und sie wissen,
dass wir jetzt ihre Hilfe brauchen. Ich hoffe
darauf, dass sie uns in dieser Zeit nicht
vergessen.
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