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Gut Aiderbichl Magazin: Leben lieben Herbst 2022

Lesen Sie herzerwärmende Tierrettungsgeschichten und erfahren Sie allerlei Wissenswertes rund um Gut Aiderbichl.

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DAS<br />

MAGAZIN<br />

FÜR UNSERE<br />

FÖRDERER<br />

UND<br />

FREUNDE<br />

<strong>Leben</strong><br />

2/<strong>2022</strong><br />

<strong>lieben</strong><br />

Weil Tiere eine Seele haben<br />

Affen Refugium<br />

Gänserndorf<br />

Vom großen<br />

Glück eines<br />

Neuanfangs<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Akademie<br />

Was Katzen für ein<br />

Wohlfühl-<strong>Leben</strong><br />

brauchen<br />

Aus Liebe lernen<br />

Wie Tiere<br />

unsere Kinder<br />

stark machen<br />

Dramatische Rettung aus dem Kriegsgebiet<br />

ENDLICH IN<br />

SICHERHEIT!


Liebe <strong>Aiderbichl</strong>erinnen,<br />

liebe <strong>Aiderbichl</strong>er!<br />

Wer nicht das Unmögliche<br />

wagt, wird das Mögliche niemals<br />

erreichen“ – unter dieses<br />

Motto möchte ich das Vorwort für die<br />

vorliegende Ausgabe von „<strong>Leben</strong> <strong>lieben</strong>“<br />

stellen. Denn ist es nicht genau das, was<br />

in der jetzigen Zeit zählt – in einer Zeit, in<br />

der die Preise immer weiter steigen; in der die Kosten<br />

für Heizöl, Gas und Sprit sich nahezu verdoppelt<br />

haben; in der wir alle kämpfen und das jeden Tag aufs<br />

Neue? Ich denke: Gerade jetzt geht es darum, das Unmögliche<br />

zu wagen!<br />

Auf den Höfen von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> versorgen wir<br />

täglich rund 6000 Tiere. Auch für uns explodieren die<br />

Kosten – und zwar in ungeahntem Ausmaß, denn<br />

wir haben keine Möglichkeit, sie zu reduzieren. Unsere<br />

Tiere sind auf uns angewiesen, wir haben ihnen<br />

ein Versprechen gegeben: ein sicheres Zuhause,<br />

Geborgenheit, Liebe, Zuwendung. In diesen unsicheren<br />

Zeiten geht unsere Arbeit weiter, unverändert,<br />

jeden Tag. Dafür stehen wir ein, denn <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

ist mehr als eine Organisation von Heimathöfen<br />

– es ist das Vertrauen darauf, dass das <strong>Gut</strong>e<br />

einen Weg finden wird. Dass Träume wahr werden<br />

und dass wir gemeinsam diese Welt verändern<br />

können. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist das Unmögliche, das<br />

möglich wurde.<br />

So hoffe ich, dass wir mit Ihrer Hilfe, liebe <strong>Aiderbichl</strong>erinnen<br />

und <strong>Aiderbichl</strong>er, auch diese Krise gemeinsam<br />

überwinden; dass wir weiterhin Seite an Seite<br />

stehen für das Wohl aller Lebewesen. Denn nur mit<br />

Ihrer Unterstützung werden wir weiterhin zuverlässig<br />

für die Tiere arbeiten können – und das Unmögliche<br />

möglich machen …<br />

Ihr Dieter Ehrengruber


Inhalt<br />

Neu zueinander finden<br />

Die Ex-Laborschimpansen im <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Affen Refugium lernen, sich in<br />

ihrem neuen Alltag zu orientieren. S. 52<br />

Willkommen im Glück<br />

Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber<br />

und Sonja Klima von der Spanischen<br />

Hofreitschule S. 18<br />

Was auf der perfekten Pferdewiese<br />

wachsen muss<br />

Neue Erkenntnisse der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Forschungskooperation<br />

mit der Sandgrueb-Stiftung. Plus: Übersicht der wichtigsten<br />

Heil- und Giftkräuter. S. 64<br />

Ganz schön clever!<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> wird in einem<br />

einzigartigen Projekt erforscht,<br />

wie intelligent Kunekune-Schweine<br />

sind. S. 34<br />

Ein Tag auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Fragen unserer Besucher<br />

S. 122<br />

3 Editorial<br />

6 Der Leitsatz von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Das Motto unseres Gründers<br />

Michael Aufhauser<br />

8 Wenn jede Minute zählt …<br />

Die spektakuläre Rettung eines<br />

Tierheims in der Ukraine<br />

16 Zwei Herzen im Glück<br />

Ein neues Zuhause für die zwei<br />

Esel-Damen Gina und Elsa<br />

18 Vom großen Glück der<br />

Freiheit<br />

Ein Paradies für Lipizzaner: <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Szépalma in Ungarn<br />

Endlich in Sicherheit!<br />

In Deutschland angekommen: Die <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>-Tierretter Anita und Klaus mit einem<br />

der Hunde, die eine lange, beschwerliche Reise<br />

aus der Ukraine hinter sich haben. S. 8<br />

26 Willkommen auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>!<br />

Vier unserer Neuankömmlinge<br />

28 Gedanken zum <strong>Leben</strong><br />

Lieber Gruß von Waschbär Paul<br />

30 Die Krise Seite an Seite<br />

durchstehen<br />

Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber<br />

über die Herausforderung<br />

steigender Kosten<br />

34 Die Schule der schlauen<br />

Schweine<br />

Die verblüffenden Erkenntnisse<br />

des Clever Pig Lab<br />

42 Gedanken zum <strong>Leben</strong><br />

Ein Wunder namens Igel<br />

44 <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Akademie<br />

Webinar „Wohlfühl-Katze“,<br />

TTouch-Griffe und Kurs-Termine<br />

50 Die Seele eines Hundes<br />

Wie Ibra auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Frankreich neue Freunde findet<br />

52 Wege in ein neues <strong>Leben</strong><br />

Unsere Schimpansen lernen,<br />

mit Verlusten umzugehen<br />

62 Susi lernt, das <strong>Leben</strong> zu<br />

<strong>lieben</strong><br />

Die wundersame Rettung eines<br />

Mastschweins<br />

64 Pferdeweiden nachhaltig<br />

pflegen<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> forscht: Was<br />

Pferde gesund erhält<br />

72 Mit Herz schenken<br />

Der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Online-Shop<br />

74 Gedanken zum <strong>Leben</strong><br />

Stella, unsere mutige Füchsin<br />

76 Ich wollt‘, ich wär‘ ein Huhn …<br />

… auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Eine neue<br />

Heimat für Ex-Legehennen<br />

86 Ein Licht in dunkler Nacht<br />

Hoffnung für ein blindes Pony<br />

88 Tiersprechstunde<br />

Fragen zur Tierhaltung an<br />

unsere <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Experten<br />

94 Gedanken zum <strong>Leben</strong><br />

Unsere Henndorfer Eselbande<br />

96 Warum Tiere Kinder so<br />

glücklich machen<br />

Die beste <strong>Leben</strong>sschule, die<br />

unsere Kleinen haben können<br />

102 Kurz & bündig<br />

Neuigkeiten von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

106 Ein neues <strong>Leben</strong> für vier<br />

kleine Helden<br />

Wie ein Katzenquartett über die<br />

Tiervorsorge zu uns findet<br />

110 Archies große Verwandlung<br />

Ein tapferer kleiner Kerl für die<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Sondervermittlung<br />

113 Rettung braucht Unterstützer<br />

Die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung<br />

114 Wir suchen Paten<br />

Unterstützen Sie Amor, Angel,<br />

Franziska, Roletta und viele<br />

andere!<br />

120 Die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Höfe<br />

Unsere Höfe in 6 Ländern<br />

122 Ein Tag auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Häufige Fragen unserer Besucher<br />

Wohlfühl-Berührungen<br />

Linda Tellington Jones hat das TTouch-Prinzip<br />

entwickelt, mit dessen Hilfe Ängste und<br />

4<br />

Anspannung bei Katzen verfliegen. S. 44<br />

5


Leitsatz<br />

„Auch wenn es gelänge,<br />

die Tiere vor uns zu schützen,<br />

wir hätten nichts erreicht.<br />

Erst wenn es gelingt,<br />

die Tiere nicht mehr schützen<br />

zu müssen, sind wir am Ziel.<br />

Dann haben wir etwas<br />

verändert: Uns!“<br />

Michael Aufhauser,<br />

Gründer von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

6 7


Tierretter vor Ort<br />

Leitsatz<br />

VERTRAU MIR!<br />

Pfote auf Hand – was für<br />

ein schöner Vertrauensbeweis!<br />

Die kleine Osa<br />

und Bianca vom <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>-Team<br />

Disya<br />

Lesya<br />

Seit Jahren rettet die<br />

Ukrainerin Tatiana Pustovoitova<br />

Hunde und Katzen von<br />

der Straße – wegen des<br />

Krieges muss sie ihr<br />

Tierheim umgehend räumen …<br />

Wenn jede<br />

Minute<br />

zählt ...<br />

Ein erschütternder<br />

Hilferuf erreicht <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>: Einem<br />

Tierheim in der<br />

Ukraine droht die<br />

Zwangsevakuierung<br />

– das <strong>Leben</strong> von 125<br />

Hunden und Katzen<br />

steht auf dem Spiel.<br />

Die Tierretter<br />

handeln sofort …<br />

8<br />

9


Zhuzha<br />

Mira<br />

KOMMT HEIL AN!<br />

Eine letzte Umarmung für<br />

die Tierretter – dann fährt<br />

der Transport los. Tatiana<br />

(o.) weiß: Die Tour ist<br />

gefährlich für alle …<br />

ERSCHRECKENDE BILDER<br />

Viele Tiere hat Tatiana in der<br />

Ukaine in schlimmstem Zustand<br />

auf der Straße aufgelesen – bis auf<br />

die Knochen abgemagert, verletzt,<br />

gequält, traumatisiert.<br />

Vovchik<br />

Sashka<br />

KEIN DURCHKOMMEN<br />

Immer wieder blockieren<br />

Straßensperren den Weg<br />

zum Tierheim in der<br />

Ukraine – es liegt im stark<br />

umkämpften Gebiet<br />

Donezk in Frontnähe.<br />

GEDULDSSPIEL<br />

Kilometerlange<br />

Autokolonnen und<br />

stundenlange Wartezeiten<br />

an den Grenzen<br />

– insgesamt 40<br />

Stunden dauert die<br />

Rückfahrt.<br />

ROUTENCHECK<br />

Tierretter Simon<br />

überprüft ein letztes<br />

Mal die Rückreiseroute<br />

und checkt, ob die<br />

Chip-Nummern aller<br />

Tiere notiert sind.<br />

Leitsatz<br />

Das Schreiben erreicht Tatiana<br />

Pustovoitova am<br />

2. August: „Hiermit wird<br />

die Durchführung der obligatorischen<br />

Evakuierung<br />

gemäß dem offiziellen<br />

Verfahren angeordnet.“ Ein einziger<br />

Satz, der so viel mehr bedeutet als die Worte,<br />

die ihn bilden. Tatiana unterhält seit Jahren<br />

ein privates Tierheim in der Stadt Dobropillja;<br />

es liegt im Gebiet Donezk, genau<br />

dort, wo die Frontlinie des Ukraine-Krieges<br />

verläuft. Der Befehl zur Zwangsevakuierung<br />

bedeutet damit vor allem eines: Wenn<br />

Tatiana nicht innerhalb von sechs Wochen<br />

sich selbst und ihre Tiere irgendwie in Sicherheit<br />

bringt, werden sie als Kanonenfutter<br />

enden – kein Gesetz der Welt wird sie<br />

noch schützen. Die Frage ist nur, wie? Wie<br />

um alles in der Welt können fast 100 Hunde<br />

und mehr als 30 Katzen, von denen viele<br />

bereits schwersttraumatisiert sind, aus der<br />

am meisten umkämpften Region der Ukraine<br />

überhaupt gerettet werden …?<br />

Eine Woche später erfährt Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber von Tatianas<br />

Notlage – und er handelt sofort: Noch am<br />

selben Abend stellt er mehrere Teams zusammen,<br />

um eine Rettung zu organisieren,<br />

die unmöglich erscheint. „Allein die Anzahl<br />

der Tiere ist eine große Herausforderung“,<br />

sagt er. „Und es ist gefährlich: Donezk steht<br />

unter Beschuss, wir dürfen keine Menschenleben<br />

gefährden. Aber wir müssen<br />

diesen Tieren und auch Tatiana helfen. Es<br />

geht hier um <strong>Leben</strong> und Tod!“<br />

Fieberhaft arbeiten die Tierretter von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> daran, in nur sechs Wochen ein<br />

Wunder zu vollbringen: Nachdem etliche<br />

Transportunternehmen aufgrund der Gefahrensituation<br />

abwinken und sich weigern,<br />

ihre Fahrzeuge bis nach Dobropillja<br />

zu schicken, finden die <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

schließlich Unterstützung bei „Breaking<br />

the Chains“, einer Organisation, die darauf<br />

spezialisiert ist, Tiere aus Kriegsgebieten<br />

herauszuholen – viele Mitglieder sind militärisch<br />

ausgebildet, ihr Gründer selbst<br />

diente 16 Jahre bei der britischen Armee.<br />

Die Planungen laufen auf Hochtouren:<br />

„Breaking the Chains“ wird die Tiere bis in<br />

die ukrainische Stadt Vinnytsia transportieren,<br />

dort werden sie nach einer Verschnaufpause<br />

umgeladen, und die Fahrt<br />

geht weiter über die ungarische Grenze.<br />

Drei Vans werden nötig sein, um die Tiere<br />

außer Landes zu bringen. Zudem müssen<br />

10 11


ENDLICH!<br />

Die ersten beiden<br />

Vans treffen<br />

wohlbehalten ein.<br />

An Bord: insgesamt<br />

45 Hunde und zehn<br />

Katzen, die jetzt<br />

endlich in Sicherheit<br />

sind.<br />

Leitsatz<br />

ZWISCHEN<br />

HOFFEN …<br />

… und Bangen: Anita<br />

Hartner erwartet den<br />

Transport der<br />

Tierretter. In nur drei<br />

Wochen hat sie mit<br />

ihrem Team eine<br />

neue Unterkunft für<br />

die Hunde und<br />

Katzen hergerichtet.<br />

GESCHAFFT!<br />

Als ahnten die Tiere,<br />

was geleistet wurde,<br />

um ihre Rettung zu<br />

ermöglichen, warten<br />

sie geduldig darauf,<br />

aus ihren Boxen<br />

geholt zu werden.<br />

Osa<br />

ERLEICHTERUNG<br />

Lachend nimmt Anita<br />

Hartner vom <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>-Team den<br />

ersten Hund in<br />

Empfang – was für<br />

eine Freude!<br />

12 13


Leitsatz<br />

gruber mit einem unfassbaren Kraftakt das bichl in die entscheidende Phase. Alles ist<br />

Unmögliche – doch dazu später mehr. organisiert und durchgeplant, als sich<br />

Denn zunächst geht es um jede Sekunde: In buchstäblich in letzter Sekunde herauskristallisiert:<br />

den Wirren des Ukraine-Krieges schafft es<br />

Die Ukraine wird für den<br />

Tatiana tatsächlich, alle erforderlichen Papiere<br />

Transport lediglich die Ausfuhr von fünf<br />

zusammenzubekommen – am 19. Au-<br />

Tieren pro Person genehmigen. „Sollen<br />

gust schickt sie eine neun Seite lange Liste mehr Tiere außer Landes geführt werden“,<br />

nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> in Henndorf. Darauf sagt Bianca Pöckl, eine der Tierretterinnen<br />

stehen die Namen von insgesamt 94 Hunden<br />

des Einsatz-Teams, „gilt das als kommerzi-<br />

und 31 Katzen – und hinter jedem dieeller<br />

Transport. Und der ist nur per Schiff<br />

Baira<br />

ser Namen verbirgt sich ein Schicksal, dass oder Flugzeug gestattet!“ Das bedeutet:<br />

DETAILARBEIT<br />

zutiefst berührt und erschüttert. Da ist etwa Auf dieser Tour werden die Tierretter nur<br />

Die Mikrochips der<br />

Bulochka, die <strong>lieben</strong>swerte kleine Mischlingshündin<br />

mit der lustigen Zeichnung im können – für alle anderen muss jetzt ganz<br />

45 Hunde und zehn Katzen mitnehmen<br />

Tiere werden<br />

ausgelesen – so<br />

Gesicht. Ihre Besitzer setzen sie einfach auf schnell ein neuer Plan her! Denn schon die<br />

wissen die Tierretter,<br />

der Straße aus, wo sie Welpen bekommt. Hinfahrt nach Dobropillja gerät für die<br />

wer wer ist, und<br />

Eines Nachts wird die kleine Hundefamilie Tierretter zum gefährlichen Unterfangen.<br />

können die richtigen<br />

von Obdachlosen überfallen, und das Undenkbare<br />

Immer wieder blockieren Straßensperren<br />

Papiere zuordnen.<br />

geschieht: Vor Bulochkas Augen die Strecke zum Tierheim – wiederholt<br />

werden ihre Babys getötet und von den müssen die Teams kehrt machen und lange<br />

Männern gegessen. Als sie mit letzter Kraft<br />

Umwege austüfteln, während die Uhr<br />

versucht, ihre Kleinen zu beschützen, schlagen<br />

unerbittlich tickt und mit jeder Minute die<br />

die Welpenmörder sie brutal zusammen gefürchtete Sperrstunde im Kriegsgebiet<br />

und lassen sie halbtot liegen. Auch Disjas näherrückt. Doch trotz Müdigkeit und<br />

Name steht auf der Liste. Die hübsche beigefarbene<br />

wachsender Sorge geben sie nicht auf: In<br />

WILLKOMMEN …<br />

Hündin muss miterleben, wie alle den frühen Morgenstunden des 15. Sep-<br />

… in einem neuen <strong>Leben</strong>: In<br />

ihre Geschwister absichtlich von einem LKW tember verladen die Tierretter so ruhig<br />

Deutschland werden die geretteten<br />

Tiere zunächst betreut und<br />

ihr gelingt, sich rechtzeitig zu verstecken. 45 Hunde und zehn Katzen.<br />

überfahren werden; sie überlebt nur, weil es und unaufgeregt wie möglich die ersten<br />

liebevoll umsorgt von den <strong>Gut</strong><br />

Auch die schwarze Mira soll den Transport Noch liegen fast 40 Stunden Fahrtzeit vor<br />

<strong>Aiderbichl</strong>- Tierpflegern.<br />

antreten: Die Dreijährige wird als kleines ihnen – 40 Stunden, in denen sie Vinnytsia<br />

Kätzchen so brutal von einem Hund angegriffen,<br />

passieren müssen, das erst im Juli bombarkomplizierte<br />

dass ihr Bein nur durch eine hochdiert<br />

wurde. Der Weg wird sie durch vier<br />

Operation gerettet werden Länder führen – und dann, endlich, in ein<br />

kann. Richtig laufen aber wird sie nie wieder. neues <strong>Leben</strong>. Ein neues <strong>Leben</strong>, in dem keines<br />

Immer wieder erreichen <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

dieser Tiere jemals wieder Schmerzen<br />

auch Fotos – erschreckende Bilder vom oder Todesangst erleiden muss. Ein <strong>Leben</strong>,<br />

Leid dieser Tiere, die sich einbrennen in die in dem wir ihnen die beiden höchsten Versprechen<br />

Herzen der Tierretter. Halbverhungerte<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> geben. Das<br />

und grausam zugerichtete Hunde sind darauf<br />

erste lautet: Für immer! Und das zweite:<br />

zu sehen, schwerverletzte Katzen. Es Liebe – ganz viel Liebe. „Mit vereinten Kräf-<br />

sind Aufnahmen, die dokumentieren, was ten“, sagt Dieter Ehrengruber, „haben wir<br />

Tatiana über so viele Jahre in der Ukraine dieses Wunder geschafft. Aber nun geht es<br />

geleistet hat – sie gab diesen Tieren nicht darum, weiterzumachen – denn in der Ukraine<br />

alle ordnungsgemäß gechipt und gegen nur ein sicheres Zuhause, in dem sie mit<br />

warten noch 70 weitere Tiere auf ihre<br />

Tetanus geimpft sein, sowie ein amtstierärztlich<br />

unendlicher Liebe ihre körperlichen und Rettung. Wir werden sie nicht vergessen.<br />

bestätigtes Gesundheitszeugnis seelischen Wunden zu heilen versuchte; Koste es, was es wolle!“<br />

besitzen. Gleichzeitig stellt sich die Frage: sie bewahrte viele von ihnen vor dem Tod.<br />

Wohin mit den mehr als zehn Dutzend „Es ist unverständlich, wie Menschen anderen<br />

WEITERE INFOS<br />

Misha<br />

Hunden und Katzen, wenn sie in Sicherheit<br />

Lebewesen derart grauenvolle Din-<br />

Mehr über die dramatische<br />

sind? Denn fest steht: So viel Platz auf einmal<br />

ge antun können“, sagt Dieter Ehrengru-<br />

Rettungsaktion: www.gut-<br />

kann selbst <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> auf seinen ber. „Diese Tiere empfinden Trauer, Leid aiderbichl.com/nothilfe-ukraine/<br />

Höfen in so kurzer Zeit nicht schaffen, zumal<br />

und Schmerz ebenso wie wir – da können<br />

SÜSSE TRÄUME, KLEINE FELLNASE<br />

die Tiere als Gruppe zunächst zusam-<br />

wir nicht einfach wegsehen!“<br />

menbleiben sollen, um sie nicht durch Mitte September schließlich geht eine der<br />

Aus der Sicherheit seines neuen Zimmers<br />

Trennungen noch mehr seelisch zu belasten.<br />

größten und dramatischsten Rettungs-<br />

beobachtet der Mischling, wie das <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Team<br />

Doch auch hier gelingt Dieter Ehren- aktionen in der Geschichte von <strong>Gut</strong> Aider-<br />

bis in die Nacht hinein alle Tiere<br />

14 auslädt und versorgt.<br />

15<br />

Osa<br />

Basta<br />

Kai<br />

Belchik<br />

Felicia


Kärnten<br />

Zwei<br />

Herzen im<br />

Glück<br />

Ein neues Zuhause für zwei empfindsame Eselinnen<br />

ANKUNFT AUF<br />

DEM<br />

KÖGLERHOF<br />

Einträchtig trotten Gina (l.) und Elsa<br />

aus dem Transporter der <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Tierretter in ihr neues Zuhause auf<br />

den <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Köglerhof in<br />

Kärnten. Das Anwesen ist seit 2009<br />

Teil der <strong>Aiderbichl</strong>-Höfe, ein<br />

Architektenpaar aus München<br />

hatte es der Stiftung<br />

vermacht.<br />

GÄSTE FÜR<br />

IMMER<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> bleiben<br />

Gina und Elsa bestimmt<br />

noch einige Jahrzehnte<br />

erhalten: Esel können gut<br />

und gern 50 Jahre alt<br />

werden.<br />

Die Liebe zu Tieren kann ein<br />

<strong>Leben</strong> über alle Maßen<br />

bereichern und erfüllen –<br />

und zwei Herzen auf ganz<br />

besondere Weise verbinden.<br />

So züchtet ein Ehepaar<br />

viele Jahre lang mit großer Hingabe<br />

Schafe nach Bio-Maßgaben. Als dem Paar<br />

die Hege der Tiere mit zunehmendem Alter<br />

zu schwer wird, geben sie die Zucht auf,<br />

wollen jedoch auch nicht ganz ohne Tiere<br />

sein. Zwei junge Eseldamen sollen ihren<br />

<strong>Leben</strong>sabend bereichern: Die dreijährige<br />

Gina und die zweijährige Elsa, eine mit<br />

schwarzem, die andere mit grauem Fell.<br />

Zwei gutmütige, liebevolle Seelen, die sich<br />

schnell in ihrem neuen Heim einleben.<br />

Doch dieses Glück wird nicht von Dauer<br />

sein: Kurze Zeit nach ihrem Einzug stirbt ihr<br />

Besitzer ganz unerwartet.<br />

Gina und Elsa müssen gespürt haben, dass<br />

etwas nicht stimmt; dass die Stimmung in<br />

ihrem neuen Zuhause sich verdunkelt hat.<br />

Denn Esel haben sehr feine Antennen für<br />

das, was ein Mensch fühlt, was sein Herz<br />

bedrückt. Jeder, der sagt, Esel seien stur,<br />

liegt ganz falsch: Esel wollen helfen, wollen<br />

Trost spenden, allein dadurch, dass sie ruhig<br />

bei einem nervösen oder traurigen<br />

Menschen stehen und ihm signalisieren:<br />

„Ich bin bei dir.“ Doch für ihre Besitzerin<br />

können Gina und Elsa mit all ihrer Zuneigung<br />

nichts tun, sie ist einfach überfordert<br />

mit der alleinigen Sorge um den Hof.<br />

Schweren Herzens muss sie die beiden Esel<br />

abgeben und bittet <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> um Hilfe.<br />

Stifungsvorstand Dieter Ehrengruber, für<br />

den Esel auch etwas ganz Besonderes sind,<br />

stimmt sofort zu, die beiden Grautiere auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Kärnten aufzunehmen. Zum<br />

zweiten Mal in kurzer Zeit ziehen die beiden<br />

Langohren in einem neuen Zuhause<br />

ein. Und als empfindsame Wesen, die Esel<br />

nun einmal sind, reagieren Gina und Elsa<br />

schüchtern auf das, was sich ihnen bietet,<br />

nachdem sie mit zögernden Schrittchen<br />

den Transporter verlassen haben. Acht aufmerksame,<br />

dunkle Augen beobachten sie<br />

dabei ganz genau: Sie gehören den vier<br />

Esel-Wallachen Odysseus, Pedro, Sam und<br />

Winnetou. Für den Anfang ziehen es die<br />

beiden Damen vor, noch etwas Abstand zu<br />

dem freundlichen Quartett zu halten. <strong>Gut</strong>sverwalter<br />

Markus Leitner beobachtet aber<br />

schon bald, wie Gina und Elsa auf der Weide<br />

bereits verstohlene Blicke zu den langohrigen<br />

Herren werfen, auch wenn die Stuten<br />

lieber für sich bleiben. „Eines funktioniert<br />

aber: Wenn die Futterzeit kommt, dann ist<br />

das „I-ah“ von Elsa und Gina fast doppelt so<br />

laut wie das der anderen Esel“, erzählt Markus<br />

und lacht: „Ein paar Wochen noch, und<br />

sie sind die Chefs.“ Dann sind die beiden<br />

Freundinnen angekommen in einem Heim,<br />

in dem es ihnen an nichts fehlen wird; angekommen<br />

in einem <strong>Leben</strong> voller Glück.<br />

17


Szepalma<br />

Es gibt nur wenige Orte auf der Welt,<br />

die Hengsten ein glückliches<br />

<strong>Leben</strong> bieten können.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Szepalma ist einer<br />

davon. Hier leben auch sechs<br />

ehemalige Schulhengste der<br />

Spanischen Hofreitschule<br />

Vom großen Glück der<br />

Freiheit<br />

18 19


Paradies ohne Grenzen<br />

Neben den sechs ehemaligen Schulhengsten<br />

aus Wien – hier Favory<br />

Bartonia 66 – leben knapp<br />

90 weitere Pferde, etliche Rinder,<br />

Schafe, Ziegen und zwei Schweine auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Szepalma.<br />

BEWAHRER DER<br />

REITKUNST<br />

Die weltberühmten Vorführungen der<br />

Lipizzaner – dem „Ballett der Weißen<br />

Hengste“ – finden in der von 1729 bis<br />

1735 unter Karl VI. erbauten, prachtvollen<br />

barocken Winterreitschule in der<br />

Hofburg statt. Sie gilt als der schönste<br />

„Reitsaal der Welt“.<br />

21


WILLKOMMEN<br />

IM GLÜCK<br />

Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber<br />

und Sonja Klima, Geschäftsführerin der<br />

Spanischen Hofreitschule, bringen die<br />

ersten Ankömmlinge auf die Weide: Die<br />

ehemaligen Schulhengste Favory<br />

Bartonia 66, Maestoso Fabiola 91 und<br />

Siglavy Theodora I-77.<br />

<strong>Gut</strong>e Fohlenstube<br />

Das Lipizzanergestüt Piber hat die Aufgabe,<br />

die älteste Kulturpferderasse Europas<br />

– die Lipizzaner – zu züchten. Rund 40<br />

Fohlen erblicken hier jedes Jahr das Licht<br />

der Welt. Unten: Favory Bartonia 66<br />

genießt den Ausblick.<br />

Ende einer Reise<br />

Willkommen auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Szepalma! Der<br />

Lipizzaner Maestoso<br />

Fabiola 91wird behutsam<br />

als letzter Hengst vom<br />

Transporter geführt.<br />

Dem Horizont entgegen!<br />

Favory Bartonia 66 auf seiner<br />

neuen Weide. Das leicht wellige<br />

Gelände schult Koordination<br />

und Gleichgewicht – wichtige<br />

Aspekte gerade bei älteren<br />

Pferden …<br />

23


GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Das Erbe der<br />

Lipizzaner<br />

Das Geheimnis des Glücks<br />

ist Freiheit“, schrieb einst<br />

der griechische Staatsmann<br />

Perikles. Und so<br />

mag es sein, an diesem<br />

Tag, in diesem Augenblick:<br />

Gemessenen Schrittes tritt der<br />

Hengst aus seiner Box auf die Weide hinaus.<br />

Abertausend taubenetzte Spinnweben<br />

wiegen sich zart zwischen den Halmen;<br />

am Boden lösen sich die letzten<br />

Schwaden des Morgennebels langsam auf.<br />

Noch liegt die Welt irgendwo zwischen<br />

Träumen und Wachen, und in der kühlen<br />

Morgenluft dampft der Atem des Tieres,<br />

während es nun seinen Kopf hebt und den<br />

Blick über die Weite<br />

wandern lässt, die sich<br />

vor ihm erstreckt. Der<br />

Name dieses Hengstes<br />

ist Maestoso Fabiola,<br />

und er ist weit über 20<br />

Jahre alt. In seinen Adern<br />

fließt das Blut jener Pferde,<br />

mit denen vor mehr<br />

als 450 Jahren die weltberühmte<br />

Spanische Hofreitschule in Wien<br />

begründet wurde. Auf einem seiner direkten<br />

Vorfahren – dem Lipizzanerhengst Maestoso<br />

Cerbero – wurde Kaiser Franz Josef<br />

1867 einst zum König von Ungarn gekrönt,<br />

und er selbst zählt zu den wenigen Pferden<br />

dieser Welt, die die höchsten Lektionen der<br />

Lehrmeister auf vier Hufen<br />

Es dauert rund sechs Jahre, bis ein Hengst<br />

so weit ausgebildet ist, dass er mit der<br />

berühmten Schulquadrille (u.) an der<br />

Spanischen Hofreitschule auftreten kann.<br />

Hier übt ein Hengst gerade die Levade,<br />

eine Steigung um 45 Grad.<br />

Das Geheimnis des<br />

Glücks ist Freiheit<br />

klassischen Reitkunst in Perfektion beherrschen.<br />

In diesem Moment aber verliert all<br />

das seine Bedeutung:<br />

Maestoso Fabiola<br />

schnaubt einmal laut,<br />

dann wirft er ungestüm<br />

seinen Kopf zurück<br />

– und galoppiert<br />

los. Schneller und immer<br />

schneller, einem<br />

schier endlosen Horizont<br />

entgegen.<br />

Der Hengst ist einer von insgesamt zwölf<br />

Lipizzanern der Spanischen Hofreitschule,<br />

die auf den Gütern von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ihren<br />

<strong>Leben</strong>sabend genießen dürfen. Hier,<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Szepalma in Ungarn,<br />

rund zweieinhalb Stunden von der österreichischen<br />

Grenze entfernt, leben neben<br />

Maestoso Fabiola noch fünf weitere ehemalige<br />

Schulhengste aus Wien. In der Regel<br />

kehren diese nach dem Ende ihrer Karriere<br />

auf das Lipizzanergestüt Piber zurück, doch<br />

die Unterbringungsmöglichkeiten im Seniorenstall<br />

dort sind begrenzt – so begann<br />

eine händeringende Suche nach geeigneten<br />

Plätzen für einige der älteren Hengste.<br />

Und es war keine leichte Suche, bei Weitem<br />

nicht – denn es musste in jedem Fall eine<br />

artgerechte Hengsthaltung gewährleistet<br />

sein. Die setzt vor allem sehr viel Erfahrung<br />

und Sensibilität bei den Betreuern voraus.<br />

Denn Hengste reagieren grundsätzlich anders<br />

als Stuten oder Wallache – sie hinterfragen<br />

den Menschen öfter, wollen wissen:<br />

„Bist du in der Lage, die Führung zu übernehmen<br />

– oder soll ich das machen …?“<br />

Die Antwort hier muss liebevoll, aber be-<br />

stimmt er folgen – das<br />

funktioniert nur, wenn<br />

der Hengst seinem Betreuer<br />

vertraut, denn aus<br />

Pferdesicht legt er jeden<br />

Tag sein <strong>Leben</strong> in dessen<br />

Hände.<br />

Gleichzeitig brauchen Hengste Pferdegesellschaft<br />

– die noch immer in vielen Ställen<br />

verbreitete Isolationshaltung ist für sie (wie<br />

natürlich für alle Pferde!) die allergrößte<br />

Quälerei. Als Herdentiere sind sie auf den<br />

Kontakt zu Artgenossen angewiesen, um<br />

sich sicher zu fühlen und seelisch gesund<br />

zu bleiben. Doch auch hier müssen einige<br />

Voraussetzungen erfüllt sein, denn<br />

während Junghengste noch gemeinsam<br />

laufen können, ist dies bei vielen Alt-<br />

Hengsten nicht mehr möglich – es kann zu<br />

Rivalitätskämpfen kommen. Was möglich<br />

ist: ein Stall-System, das Blick- und Geruchskontakte<br />

ermöglicht, ein freundliches<br />

Beschnuppern und Fellpflege über stabile<br />

Zäune hinweg. Dazu Luft, Licht, Bewegung<br />

– das alles ist unabdingbar, um einen<br />

Hengst ausgeglichen, glücklich und<br />

gesund zu halten. Nur: Wer kann das<br />

schon bieten …?<br />

Als Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber<br />

von der Suche der Spanischen Hofreitschule<br />

erfährt, ist er tief berührt: „Es ist ein starkes<br />

Zeichen, dass sich die Hofreitschule so<br />

sehr für ihre Senioren-Pferde einsetzt“, sagt<br />

Platz genug für<br />

endlose Galoppaden<br />

er. Und er hat auch die<br />

rettende Idee: Auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Szepalma<br />

und auch auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Frankreich<br />

bei Moulin können<br />

die so wichtigen Bedingungen<br />

für die Hengste umgesetzt werden.<br />

Allein <strong>Gut</strong> Szepalma verfügt über 300<br />

Hektar Fläche – Platz genug für endlose<br />

Galoppaden. Unter der Leitung von Dieter<br />

Ehrengruber werden Ställe und Weiden so<br />

angepasst, dass alle sechs Hengste einen<br />

direkten Zugang zu ihrer Weide haben. Die<br />

liegen alle nebeneinander und ermöglichen<br />

einen sicheren Kontakt zum Nachbar-<br />

Hengst. Zudem sind die Weiden als schmalere,<br />

aber kilometerlange Flurstücke<br />

eingezäunt – ein psychologischer Trick, der<br />

die Pferde zu mehr Bewegung anregt. Ein<br />

wichtiger Aspekt für die Gesunderhaltung<br />

der Alt-Hengste: Sie sollen jeden Tag ordentlich<br />

galoppieren, um Herz, Lunge und<br />

Gelenke stark und belastbar zu halten. Und:<br />

Das tun sie – genau das. Mit donnernden<br />

Hufen galoppieren die sechs weißen<br />

Hengste ihre Weiden entlang, die Schweife<br />

hochgestellt, die Nüstern gebläht. Sie gehören<br />

der ältesten Kulturpferderasse der<br />

Welt an, in ihren Adern fließt edles Blut. In<br />

diesen Momenten aber ist all das egal.<br />

Denn was zählt, ist allein dieses: Das Geheimnis<br />

des Glücks ist – Freiheit …<br />

➤ Das Gründungsgestüt der<br />

Lipizzaner liegt im heutigen Slowenien:<br />

Dort gründete Erzherzog<br />

Karl II. von Innerösterreich im Jahr<br />

1580 ein Hofgestüt, denn er hatte<br />

den Auftrag erhalten, schöne<br />

Pferde nach Österreich für eine<br />

Hofhaltung zu bringen. Seine<br />

Wahl fiel auf einen vollkommen<br />

verwahrlosten Ort nahe Triest – Lipica.<br />

Das Gelände samt den ehemaligen<br />

Ländereien glich einer<br />

Steinwüste, wo spärliche Gräser<br />

und Kräuter dorrten. Allerdings<br />

war die Gegend auch bekannt für<br />

die Zucht von vorzüglichen Karstpferden,<br />

die berühmt waren für<br />

ihre Härte und Genügsamkeit.<br />

Zunächst durch die Einkreuzung<br />

von spanischen Pferden, ab 1700<br />

auch durch das Blut von Kladrubern,<br />

Frederiksborgern, Neapolitanern<br />

und Arabern wurde das<br />

ursprüngliche Karstpferd weiter<br />

veredelt. Es entstand ein prächtiges<br />

Barockpferd von mittlerer<br />

Statur, intelligent, gelehrig und<br />

mit genügend Härte ausgezeichnet<br />

– der Lipizzaner. Leider wird<br />

der Bestand dieser Pferde heute<br />

auf nur 3000 bis 4000 Tiere weltweit<br />

geschätzt; seit 1995 stehen<br />

die Lipizzaner daher auf der Roten<br />

Liste der vom Aussterben bedrohten<br />

Haustierrassen.<br />

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Neuankömmlinge<br />

Henry<br />

Willkommen auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>!<br />

Carlos<br />

Dürfen wir vorstellen:<br />

vier von vielen<br />

Neuankömmlingen,<br />

die bei uns ein neues,<br />

liebevolles Zuhause<br />

gefunden haben<br />

FRETTCHEN<br />

CARLOS & HENRY<br />

Bei Carlos und Henry ist eines von<br />

vorneherein klar: Den einen gibt es<br />

nicht ohne den anderen. Die beiden Frettchen-Brüder<br />

sind unzertrennlich, schon<br />

als ihr Vorbesitzer sie aus schlechter<br />

Haltung befreit und zu sich nimmt. In<br />

liebevoller Handarbeit baut er ihnen ein<br />

eigenes Holzhaus – eine echte Frettchen-<br />

Villa! Wie schwer muss es ihm gefallen<br />

sein, die beiden abzugeben, doch berufliche<br />

Veränderungen lassen dem jungen<br />

Mann leider keine andere Wahl. Auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf sind die beiden Pelztiere<br />

nun samt Eigenheim eingezogen und<br />

sorgen für gute Laune. Am liebsten spielen<br />

sie mit Pflegerin Anna Pieringer (auf dem<br />

Foto links mit unserer Tierärztin Marianne<br />

Wondrak) Verstecken. Erst, wenn sie nach<br />

ihnen ruft, stecken die beiden Schlauberger<br />

ihre Schnäuzchen aus dem Haus<br />

heraus, als wollten sie sagen: „Keine<br />

Panik: Wir sind doch hier!“ Wenn sie weiterhin<br />

so guter Dinge bleiben, können die<br />

beiden Ein- und Eineinhalbjährigen gut<br />

und gern zehn Jahre alt werden.<br />

KATER COOKIE<br />

Wenn ein Heim zwar liebevoll ist,<br />

jedoch nicht den Raum bietet, den<br />

eine freiheits<strong>lieben</strong>de Seele braucht, muss<br />

schweren Herzens eine Veränderung<br />

her – wie bei Kater Cookie. Seine Familie<br />

lässt ihn lieber im Haus, aus Sorge, er<br />

könnte auf der nahen, stark befahrenen<br />

Straße zu Schaden kommen. Was gut<br />

gemeint ist, führt bei Cookie jedoch zu<br />

Stress, den er durch Markieren zum<br />

Ausdruck bringt. Er hinterlässt seine<br />

Spuren überall in der Wohnung, als wolle<br />

er sagen: „Lasst mich doch bitte raus!“<br />

Auf Dauer ist das weder für das Tier noch<br />

seine Menschen ein guter Zustand: Cookie<br />

braucht ein neues Zuhause und hat es auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Maria Schmolln gefunden.<br />

Dort lebt der Rotgetigerte förmlich auf, hat<br />

viele Freunde unter den anderen Katzen,<br />

lässt sich sehr gern beschmusen – und<br />

genießt seine Streifzüge durch den Garten.<br />

ZWERGZIEGE SIEGI<br />

Nein, so wie die anderen Ziegen auf dem heimischen Hof will<br />

Siegi nicht werden: Früh beschließt er, sein Glück außerhalb<br />

des Grundstückzauns zu suchen. Zwar bleibt er stets in<br />

der Umgebung, nähert sich jedoch sein Besitzer oder ein anderer<br />

Mensch, nimmt Siegi Reißaus. An Futter mangelt es ihm<br />

sicher nicht auf dem Land. Aber der Anschluss an eine Herde<br />

und ein fester Unterschlupf sind doch wichtig für eine Ziege,<br />

denkt eine mitfühlende Tierfreundin. Auch drohen Tiere, die<br />

länger außerhalb des Stalls leben, irgendwann zum Abschuss<br />

freigegeben zu werden. Keiner der Tierexperten, die die Frau<br />

fragt, ist bereit, den kleinen Unabhängigkeitskämpfer einzufangen.<br />

Erst Michael Meckl, Verwalter von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Eslarn,<br />

schafft es gemeinsam mit einem Veterinär, der die Ziege betäubt,<br />

Siegi nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf zu transportieren.<br />

Dort hat der schwarze Ziegenbock nun Anschluss an eine Herde<br />

gefunden und findet das <strong>Leben</strong> in der Gemeinschaft plötzlich<br />

gar nicht mehr so schlimm – sondern sogar richtig schön.<br />

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„Es gibt kaum ein<br />

beglückenderes<br />

Gefühl, als zu<br />

spüren, dass man<br />

für andere<br />

etwas sein kann.“<br />

Dietrich Bonhoeffer<br />

KLEINER SPASSVOGEL<br />

Waschbär Paul ist immer neugierig!<br />

Ganz besonders liebt er es, wenn unsere<br />

Pflegerinnen, wie hier Lisa Klonek,<br />

Leckerlis in seinem Gehege verstecken,<br />

die er dann suchen darf …<br />

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Interview<br />

„Ich weiß, dass wir<br />

auch diese Krise Seite<br />

an Seite durchstehen<br />

können!“<br />

FÜR-IMMER-<br />

ZUHAUSE FÜR<br />

6000 TIERE<br />

Auf den Höfen von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> (hier:<br />

Henndorf) leben<br />

aktuell 35 verschiedene<br />

Tierarten, die von<br />

Tierpflegern 365 Tage<br />

im Jahr versorgt<br />

werden. Die Gesamtzahl<br />

aller Tiere<br />

beträgt rund 6000 …<br />

Einer Schätzung der Statistik<br />

Austria zufolge hat die Inflationsrate<br />

im Juli mit 9,2 Prozent<br />

einen traurigen Rekord<br />

aufgestellt – eine derartige<br />

Teuerungsrate gab es in Österreich<br />

zuletzt im Jahr 1975. Was genau<br />

bedeutet das für eine Organisation wie<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>, die sich allein aus Spenden<br />

finanziert – und deren Kosten momentan<br />

explodieren? Ein berührend ehrliches<br />

Gespräch mit Stiftungsvorstand Dieter<br />

Ehrengruber:<br />

Die Preise steigen unaufhaltsam.<br />

Wie wirkt sich das auf die Höfe von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> aus?<br />

Dieter Ehrengruber: Wir versorgen auf<br />

unseren Höfen momentan rund 6000 Tiere<br />

– 6000 Tiere, die jeden Tag gefüttert und<br />

betreut werden; 6000 Tiere, von denen viele<br />

eine engmaschige tierärztliche und medikamentöse<br />

Behandlung nötig haben,<br />

weil sie älter sind oder krank; 6000 Tiere, für<br />

die wir als <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> nicht nur die<br />

Verantwortung tragen, sondern denen wir<br />

ein Versprechen gegeben haben. Nämlich,<br />

dass sie bei uns bis an ihr <strong>Leben</strong>sende<br />

sicher, geliebt und umsorgt sein werden.<br />

Dieses Versprechen müssen und werden<br />

wir halten, denn genau dafür steht <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>, und genau dafür werden wir<br />

auch in Zukunft stehen. Tierwohl ist kein<br />

Luxus, an dem man sparen kann, sondern<br />

eine <strong>Leben</strong>seinstellung – es ist die Achtung<br />

und Wertschätzung unserer Mit-Lebewesen.<br />

Und gerade hier darf nicht gespart<br />

werden!<br />

„Tierwohl ist<br />

kein Luxus, an<br />

dem man<br />

sparen kann. Es<br />

ist Achtung vor<br />

dem <strong>Leben</strong>!“<br />

In welchen Bereichen trifft die Inflation<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> am härtesten?<br />

Dieter Ehrengruber: Die Preise für Heizöl<br />

sind mittlerweile um mehr als 98 Prozent<br />

gestiegen – das ist akut zu spüren. Auch<br />

der massive Anstieg der Strom- und Gaspreise<br />

belasten uns massiv. Allein die Gas-<br />

Versorgung des Affen Refugiums in Gänserndorf<br />

kostet aktuell knapp 35 000 Euro<br />

im Jahr; die Beheizung des Katzenhauses<br />

Traisen ist auf fast 15 000 Euro gestiegen.<br />

Und das sind nur zwei von 26 Betrieben,<br />

die wir wirtschaftlich unterhalten. Sehr<br />

hart treffen uns auch die gestiegenen<br />

Spritpreise – unsere Teams fahren jedes<br />

Jahr Tausende von Kilometern, um europaweit<br />

Tierrettungen und -abholungen zu<br />

ermöglichen. Unsere Kosten steigen aber<br />

auch aus einem anderen Grund: Uns erreichen<br />

jeden Tag 20 bis 30 Hilfsanfragen.<br />

Hier geht es oft um Tiere, die Entsetzliches<br />

ertragen müssen und die ohne unsere<br />

Hilfe beim Schlachter landen oder eingeschläfert<br />

werden. Da können wir nicht<br />

wegsehen – aber wir sind auf Spenden angewiesen,<br />

um solche Fälle auch weiterhin<br />

aufnehmen zu können!<br />

Gibt es eine Möglichkeit, diese<br />

immensen Kosten zu reduzieren?<br />

Dieter Ehrengruber: Nein, die gibt es nicht.<br />

Der Versorgungs- und Betreuungsbedarf<br />

eines Tieres nimmt ja nicht ab, nur weil die<br />

Inflationsrate steigt. Im Gegenteil: Mit der<br />

Zeit und dem Alter nehmen die Kosten zu –<br />

oft benötigen die Tiere spezielles Futter,<br />

und immer öfter treten kleine Wehwehchen<br />

auf, die behandelt werden müssen.<br />

30 31


BESORGT<br />

Was wird die Zukunft<br />

bringen, wenn die<br />

Preise weiter steigen?<br />

Ein Beispiel: Wir bewirtschaften unsere Betriebe<br />

so weit wie möglich selbst und produzieren<br />

damit auch einen Teil unseres eigenen<br />

Heus. In unserem Seniorenstall bei<br />

Henndorf stehen allerdings rund 40 ältere<br />

und zum Teil kranke Pferde, die gar kein<br />

Heu mehr kauen können, weil ihnen mittlerweile<br />

einfach zu viele Zähne dafür fehlen.<br />

Sie bekommen daher Heucobs, das ist<br />

ein Heu-Ersatzfutter. Allein für diesen Stall<br />

Explodierende Preise:<br />

So hart trifft uns die Inflation<br />

INFRASTRUKTUR<br />

Gas +41 %<br />

Heizöl +98 %<br />

Pellets +58 %<br />

Strom +83 %<br />

Diesel +72 %<br />

lagen die Kosten der monatlichen Futterbestellung<br />

jetzt bei insgesamt 4500 Euro –<br />

das sind 1000 Euro mehr als noch vor einem<br />

halben Jahr.<br />

Hinzu kommt: Es ist ein Irrtum zu glauben,<br />

man könne solche Kosten einsparen, indem<br />

auf billige Futter-Alternativen umgestellt<br />

wird. Wir legen höchsten Wert darauf,<br />

alle Tiere optimal zu versorgen, ihre Gesundheit<br />

hat für uns Priorität. Wer hier am<br />

TIERFUTTER<br />

Hunde- &<br />

Katzenfutter +34 %<br />

Karotten +15 %<br />

Heu +11 %<br />

Stroh +25 %<br />

falschen Ende spart, lässt das Tier am Ende<br />

den bitteren Preis dafür zahlen, nämlich oft<br />

mit einer Vielzahl von – vermeidbaren! –<br />

Leiden. Zumal etliche Tiere ja ohnehin körperlich<br />

vorbelastet zu uns kommen. Auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> sollen sie heilen dürfen – an<br />

Leib und Seele. Und das funktioniert nur<br />

mit der bestmöglichen Versorgung in allen<br />

Bereichen.<br />

Andere Betriebe reagieren auf die Inflation,<br />

indem sie Kurzarbeit ausrufen oder<br />

Mitarbeiter entlassen …<br />

Dieter Ehrengruber: Das tun wir nicht. Im<br />

Gegenteil: Es gehört zur Philosophie von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>, dass wir oft versuchen, die<br />

Betreuer der Tiere zu übernehmen, die zu<br />

uns kommen. Auch das nehmen wir ernst:<br />

Wir entlassen aufgrund der Wirtschaftskrise<br />

keine Mitarbeiter. Die Tiere brauchen sie<br />

ohnehin nach wie vor und auch im selben<br />

Maße. Vor allem aber haben alle diese Menschen<br />

Familien; an ihrem Job hängen oft<br />

ganze Existenzen. Es ist unvorstellbar, welches<br />

Leid eine Kündigung da auslösen<br />

kann. So etwas können wir nicht verantworten!<br />

„Bitte,<br />

vergessen Sie die<br />

Tiere nicht!“<br />

Wie blicken Sie in die Zukunft?<br />

Dieter Ehrengruber: Ich bin sehr besorgt!<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> finanziert sich aus Spenden.<br />

Wir sind darauf angewiesen, um weiterhin<br />

unsere Tiere versorgen zu können. Ich<br />

weiß, die hohen Preise treffen nicht nur<br />

uns, sondern jeden Einzelnen hart. Wir alle<br />

müssen jetzt kämpfen. Aber ich wünsche<br />

mir, dass die Menschen die Tiere dennoch<br />

nicht vergessen. Gemeinsam mit den <strong>Aiderbichl</strong>ern<br />

haben wir die Pandemie überstanden.<br />

Das erschien damals beinahe unmöglich.<br />

Ich hoffe, auch jetzt werden wir<br />

wieder zusammenstehen und diese neue<br />

Krise bewältigen. Die Menschen spüren,<br />

dass wir unseren Auftrag den Tieren gegenüber<br />

ernst nehmen – und sie wissen,<br />

dass wir jetzt ihre Hilfe brauchen. Ich hoffe<br />

darauf, dass sie uns in dieser Zeit nicht<br />

vergessen.<br />

Jahresbericht 2021<br />

Wir haben viel bewegt: Unser Jahr 2021 in Zahlen. Jetzt<br />

bereit für Sie zum kostenlosen Download oder per Post!<br />

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Seltene Rassen<br />

Die Schule der schlauen<br />

Schwe ine<br />

GELEHRIGE SCHÜLER<br />

Benjamin (r.) und Zerberus studieren am<br />

Clever Pig Lab. Das Besondere: Hier lernen<br />

Lehrer und Schüler gleichermaßen.<br />

Wie Kunekune-<br />

Schweine auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

zeigen, dass sie<br />

und ihre<br />

Artgenossen<br />

alles andere als<br />

„saublöd“<br />

sind …<br />

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KUNEKUNE<br />

DIE ROBUSTEN VON DER<br />

ANDEREN SEITE DER ERDE<br />

Kunekune-Schweine, wie hier Bernadette<br />

vom Clever Pig Lab, wurden einst<br />

von den Maori auf Neuseeland gehalten.<br />

Dorthin gelangten die Tiere wahrscheinlich<br />

als lebender Proviant mit Schiffen<br />

aus China oder Südostasien. Was ihr<br />

Name, der so viel wie „fett und rund“<br />

bedeutet, völlig außer Acht lässt, ist die<br />

enorme Robustheit und Intelligenz der<br />

kleinen, lebhaften Schweine im gefleckten<br />

Borstenkleid: Sie sind extrem<br />

gutmütig und sozial, verbringen am<br />

liebsten das ganze Jahr im Freien und<br />

können sich zur Not auch ausschließlich<br />

von Gras ernähren. Ende der 1970er-<br />

Jahre wären die Kunekune-Schweine<br />

fast ausgestorben, da sie als ungeeignet<br />

für die Fleischwirtschaft erachtet<br />

wurden. Inzwischen begeistern<br />

sich jedoch immer mehr Züchter in<br />

Europa und den USA für die<br />

freiheits<strong>lieben</strong>den Tiere.<br />

SCHLUMMERNDES<br />

POTENZIAL<br />

Casanova (oben) gehört zu den<br />

vier Kunekune, die bereits auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf ein<br />

Zuhause gefunden haben und<br />

allmorgendlich von Pflegerin<br />

Steffi Greiner gefüttert werden.<br />

Dabei können unsere Besucher<br />

auch zusehen: Täglich um 10.30<br />

Uhr im Schweine-Außenbereich<br />

unterhalb des <strong>Gut</strong>shauses.<br />

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ICH SEHE DICH GANZ<br />

GENAU<br />

Viele Lehrmeinungen über das,<br />

was Schweine angeblich nicht<br />

können, werden im Clever Pig<br />

Lab richtiggestellt. So benutzen<br />

Schweine (Foto: Kunekune-<br />

Schwein Potter) sehr wohl ihre<br />

Augen, um ihre Umgebung zu<br />

beobachten. „Man sollte in<br />

Stallungen den Sehsinn mehr<br />

einbeziehen: statt Grau in Grau<br />

visuelle Reize geben“, sagt<br />

Marianne Wondrak.<br />

„KLASSENLEHRERIN“<br />

MARIANNE WONDRAK<br />

INFORMATIKSTUNDE<br />

Zafira (untere Fotos) arbeitet gerade im Computerkabinett.<br />

Ihre Aufgabe am Touchscreen: mit dem<br />

Rüssel Personen in bestimmte Kategorien einordnen.<br />

Ganz nebenher ist die Blonde der Schwarm<br />

aller männlichen Mitschüler …<br />

Die Veterinärmedizinerin (hier mit<br />

den Kunekune Harry und Potter)<br />

leitete von 2014 bis 2021 das Clever<br />

Pig Lab des Messerli Institutes der<br />

Veterinärmedizinischen Universität<br />

Wien und ist jetzt als Tierärztin auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> tätig. „Schweine<br />

haben Lust auf Lernen – sie wollen<br />

lieber etwas für ein Leckerli tun, als<br />

es einfach so zu bekommen“, sagt<br />

sie. Tatsächlich lernen sie ebenso<br />

schnell wie Hunde und vergessen<br />

selbst nach Jahren nichts.<br />

Schweine hören auf ihren Namen,<br />

vergessen kein Gesicht<br />

und lernen fast in Sekundenschnelle,<br />

Maschinen zu bedienen.<br />

„Die Tiere sind wahnsinnig<br />

intelligent, mindestens so<br />

schlau wie Hunde“, sagt eine, die es wissen<br />

muss: Marianne Wondrak ist quasi das<br />

Oberhaupt einer Herde von 37 Kunekune-<br />

Schweinen, die gleichzeitig als „Schüler“<br />

im „Clever Pig Lab“ eingeschrieben sind.<br />

Seit 2014 gibt es dieses Projekt der Messerli<br />

Stiftung an der Veterinärmedizinischen<br />

Universität (kurz: Vetmeduni) Wien.<br />

So lange ist auch Marianne Wondrak in<br />

leitender Funktion dabei, hat ihre Doktorarbeit<br />

über die Arbeit mit den schlauen<br />

Schweinen verfasst. Kaum ein anderes Forschungsprojekt<br />

befasst sich so intensiv mit<br />

den Verhaltens- und Denkweisen von<br />

Schweinen! Wondrak und ihr Team leisten<br />

wahre Pionierarbeit, um das schlechte<br />

Image der Borstentiere, die weithin immer<br />

noch sprichwörtlich als „dumm“ und „faul“<br />

verschrien sind, ein für alle Mal geradezurücken.<br />

Ein Tier, das der Mensch einzig als<br />

Fleischlieferant massenhaft in engen Verschlägen<br />

zur Schlachtreife füttert, hat in<br />

einer <strong>Leben</strong>szeit von gerade einmal fünf<br />

Monaten kaum Gelegenheit, seine wahren<br />

Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.<br />

Denn böte man ihm statt eines dumpfen,<br />

reizarmen Dahindämmerns eine fordernde<br />

Umgebung, wäre es zu Unglaublichem<br />

fähig. „Mit Schweinen zu arbeiten, ist einfacher<br />

als mit Hunden“, erklärt Marianne<br />

Wondrak, „Sie lernen und reagieren schneller.<br />

Sie bringen mehr Begeisterung mit und<br />

sind Menschen gegenüber geradezu gefallsüchtig.<br />

Das überrascht mich immer<br />

wieder.“ So ist das Clever Pig Lab mit seinen<br />

gelehrigen Schülerinnen und Schülern<br />

wild entschlossen, weitere Überraschungen<br />

wie diese zu erleben – doch<br />

dann erfährt die Universitätspolitik eine<br />

Wende: Die Tierhaltung soll reduziert wer-<br />

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IDEALE SCHWEINE-HEIMAT<br />

Im Sommer <strong>2022</strong> wird ein zuvor bereits geplanter Heustadel<br />

in Henndorf um einen 150 Quadratmeter großen Raum<br />

für die 37 Kunekune-Schweine ergänzt: In weich eingestreuten<br />

Funktionsbereichen können sich die Schweine<br />

zurückziehen, der Aktivitätsbereich ist mit gelenkschonenden<br />

Gummimatten ausgelegt. Die sechs Hektar große Wiese<br />

ist für die Tiere jederzeit direkt zugänglich.<br />

den. Aber was soll nun aus den 37 Schweinen<br />

werden? Es beginnt eine Zeit der großen<br />

Sorge und Unsicherheit, schließlich<br />

hängen die Herzen aller Beteiligten an den<br />

Tieren und an diesem Projekt. Dann wendet<br />

sich das Direktorat der Uni an den <strong>Aiderbichl</strong>-Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber,<br />

ob es auf dem <strong>Gut</strong> nicht Platz für<br />

die Tiere gäbe. „Wir haben wirklich nicht<br />

daran geglaubt“, erinnert<br />

Marianne Wondrak<br />

sich, „aber wir<br />

Wie in jeder<br />

Schulklasse gibt<br />

es die Streber, die<br />

Faulen und die<br />

Träumer …<br />

haben von Herrn Ehrengruber<br />

tatsächlich<br />

eine Zusage bekommen,<br />

dass das gesamte<br />

Lab übernommen<br />

wird.“ Mehr noch:<br />

Auch sie wird als Tierärztin<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf angestellt<br />

und darf ihre<br />

Kunekune-Schweine<br />

weiterhin betreuen<br />

und ihre Arbeit mit den Tieren fortführen:<br />

Ein Traum wird wahr.<br />

Im Oktober <strong>2022</strong> ist es endlich so weit: In<br />

einer groß angelegten Transportaktion siedeln<br />

37 Schweine von Bad Vöslau bei Wien<br />

nach Henndorf über und ziehen dort in<br />

einen offenen, luftig entworfenen Stall<br />

samt angeschlossener großer Wiese, an<br />

dem fleißige Handwerker den Sommer<br />

über gebaut haben.<br />

Und fleißig werden dann auch die Clever<br />

Pigs wieder ihre erstaunlichen Fähigkeiten<br />

unter Beweis stellen: „Schweine lernen unfassbar<br />

schnell durch Abschauen“, erklärt<br />

Wondrak. „Und dabei spielt es keine Rolle,<br />

ob ihnen ein Artgenosse zeigt, wie eine<br />

besonders knifflige Kiste zu öffnen ist, oder<br />

ein Mensch, der ja Hände zur Verfügung<br />

hat. Sie können das Prinzip durchschauen<br />

– und das, obwohl ihr Sehvermögen gar<br />

nicht so gut ist. Sie verlassen sich viel mehr<br />

auf ihre Nase und den Tastsinn.“<br />

Untereinander bilden Schweine äußerst<br />

komplexe Persönlichkeiten aus, so Wondrak:<br />

„Es gibt die Streber, die Faulen, die<br />

Anhänglichen, die Störer, die Einzelgänger,<br />

die Umschwärmten – wie in einer echten<br />

Klasse.“ Nehmen wir zum Beispiel Benjamin:<br />

Er kommt erst einmal ziemlich rüpelhaft<br />

daher, öffnet Schnürsenkel, knufft mit<br />

dem Rüssel, klaut Futterkübel, lärmt am<br />

Weidetor und legt sich ständig mit den<br />

anderen Ebern an. Dabei verblüfft er immer<br />

wieder mit seiner unbeirrbaren<br />

Schläue, mit der er zuverlässig Schwachstellen<br />

im System erkennt, etwa lose Bretter.<br />

Aber wehe, dem Zappelphilipp wird<br />

langweilig – dann wirkt eine Viertelstunde<br />

Konzentration bei einer Memory-Übung<br />

wahre Wunder – und Benjamin mutiert<br />

zum Kuschelbär. Ein echter Streber dagegen<br />

ist Zazou: Der Eber hat im Clever Pig<br />

Lab seine Liebe zu<br />

Computerspielen entdeckt.<br />

Am liebsten<br />

Gehirntrainer, also<br />

zum Beispiel Bilder<br />

am Touchscreen in Kategorien<br />

einteilen.<br />

Keiner ist dabei so erfolgreich<br />

wie Zazou.<br />

Mehr noch: Er will seinem<br />

Lehrer immer gefallen,<br />

ist stets der Erste.<br />

Dabei vergisst der<br />

Vorzeigeschüler nie<br />

mehr, was er einmal<br />

gelernt hat. So viel Geist kommt auch bei<br />

den Ladys an: Zazou ist vielleicht nicht der<br />

Schönste, aber der Umschwärmteste.<br />

Und dann gibt es in jedem Jahrgang ja bekanntlich<br />

mindestens einen Pechvogel.<br />

Romeo ist ein solcher Tollpatsch. Sucht er<br />

einen Schlafplatz, hat irgendeiner gerade<br />

den gleichen Ort ins Auge gefasst. Geht er<br />

an seine Trainingsaufgaben im Labor,<br />

schafft er mit traumwandlerischer Sicherheit<br />

zehn Fehlversuche – und nicht ein Zufallstreffer<br />

ist dabei. Aber all das schreckt<br />

Romeo kein bisschen. Er hat nicht nur Bestnoten<br />

im Betragen, gäbe es das Fach Motivation,<br />

wäre er Klassenprimus – und das<br />

hat ihm immerhin schon eine Rolle beim<br />

Film eingebracht. Als ein Regisseur ein<br />

Fußball spielendes Schwein suchte, ließen<br />

die anderen Kandidaten die notwendige<br />

Eleganz bei der ungewöhn lichen Aufgabe<br />

vermissen. Romeo genügten 15 Minuten<br />

Training mit dem Ball, um sich in den<br />

nächsten „Schweini“ zu verwandeln. Und<br />

damit zeigt Romeo eine weitere wertvolle<br />

Qualität des Schweinewesens: seine extrem<br />

hohe Frustrationstoleranz. Tatsächlich<br />

steigt der Pegel an Stresshormonen bei<br />

den Clever-Pigs-Lab-Schülern bei Misserfolgen<br />

im Unterricht nicht etwa an – sie<br />

versuchen es einfach noch einmal.<br />

Spätestens hier könnten auch wir Menschen<br />

eine Menge von den schlauen<br />

Schweinen lernen …<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Was das Clever<br />

Pig Lab uns über<br />

Schweine lehrt<br />

➤ Mit dem Clever Pig Lab beherbergt<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> einen wahren<br />

Wissensschatz über Schweine,<br />

ihr Können und ihre Bedürfnisse,<br />

der in den nächsten Jahren die<br />

Sicht auf das häufig so verkannte<br />

Tier erheblich verändern kann:<br />

„Wir lernen sehr viel über Schweine<br />

als Tiere, als Persönlichkeiten,<br />

als Haustiere“, erklärt Dr. Marianne<br />

Wondrak, „Wir lernen Schweine<br />

aus einer ganz anderen Sicht<br />

kennen als nur als künftiges<br />

Schnitzel im Stall. Wir gehen ganz<br />

vom Nutztier Schwein weg, hin<br />

zum domestizierten Schwein, das<br />

seit 10 000 Jahren mit dem Menschen<br />

zusammenlebt. Was das<br />

bedeutet für die Art, wie Schweine<br />

denken, wie sie miteinander umgehen,<br />

sich vielleicht auch von<br />

ihren wilden Vorfahren unterscheiden<br />

– wie sie mit uns Menschen<br />

umgehen – all das ist von<br />

dem Begriff „Nutztier“ ganz weit<br />

entfernt. Die 37 Kunekune-<br />

Schweine, die so toll mit uns arbeiten<br />

und dieses Grundvertrauen in<br />

uns haben, sind unser großes<br />

Kapital. Und unser Alleinstellungsmerkmal<br />

auf der Welt.“<br />

40 41


SCHÖN DICK UND RUND<br />

Im <strong>Herbst</strong> fressen sich Igel eine Fettschicht<br />

an, die als Kälteschutz und<br />

Nahrungsvorrat dient. Den Winter<br />

verbringen die Tiere dann etwa ab Mitte<br />

November schlafend in einem frostsicheren<br />

Winternest. Damit das auch<br />

klappt, können wir ihnen helfen – etwa<br />

indem wir ihnen jetzt ungewürztes<br />

Rührei oder getreidefreies Katzen-Nassfutter<br />

anbieten<br />

„Es gibt nur<br />

zwei Arten zu leben.<br />

Entweder so,<br />

als wäre nichts ein Wunder,<br />

oder so, als<br />

wäre alles ein Wunder.“<br />

Albert Einstein<br />

42 43


Buchtipp<br />

Linda Tellington-<br />

Jones: „TTouch<br />

für Katzen“ als<br />

E-Book unter<br />

www.kosmos.de<br />

erhältlich<br />

(9,99 €)<br />

Akademie<br />

WEBINAR WOHLFÜHL-KATZE<br />

S<br />

eit<br />

zehn Jahren teile ich meine Wohnung mit<br />

einem Rotgetigerten namens Benji, der am liebsten<br />

alle möglichen und unmöglichen Plätze in<br />

der Wohnung als Schlafstatt besetzt (ich sage<br />

nur: Waschbecken!), mir frühmorgens um halb vier Katzenständchen<br />

am Bett singt (Hunger – vielleicht) und der<br />

mir immer schnurrend entgegenkommt, wenn ich die<br />

Wohnungstür öffne, und sich an meinen Beinen reibt (Zuneigung<br />

– hoffe ich). Aber so recht weiß man bei den<br />

Stubentigern ja nie: Fühlen sie sich wirklich wohl bei uns?<br />

Was Astrid Huber in ihrem Webinar „Alles für die Katz!<br />

Wohlfühlprogramm für fröhliche Fellnasen“ bei der <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Akademie für die nächsten zwei Stunden verspricht,<br />

macht mich wirklich neugierig. Astrid Huber<br />

(www.mascotas.at), muss man wissen, ist nicht nur Katzenmama<br />

mit Leib und Seele, teilt sie doch ihr <strong>Leben</strong> mit<br />

Luca, Kitty und Rico. Sondern sie engagiert sich im Katzen-Tierschutz,<br />

ist Tellington TTouch Practitioner für Katzen<br />

und Hunde und berät bei Verhaltensfragen. So sitze<br />

ich heute mit elf anderen Katzenmamas und -papas am<br />

Computer und sehe ein bisschen neidisch, dass viele ihre<br />

Katze zu sich auf den Schoß genommen haben: Meiner<br />

hat sich gerade ins Katzen-Traumland verabschiedet. Astrid<br />

Huber beginnt mit dem A ihres „Katzen-ABZ“: Wie<br />

sieht artgerechte Haltung aus? Man sollte meinen, Katzenbesitzer<br />

wüssten Bescheid – doch das ist nicht immer<br />

der Fall. Das fängt schon bei den Futternäpfen an: „Die<br />

Gefäße mit Futter und Wasser nicht nebeneinanderstellen“,<br />

betont Huber, „Die Katze ist vom Ursprung her ein<br />

Raubtier, und die würden auch nicht an der Wasserstelle<br />

fressen.“ Denn in freier Wildbahn könnte das Wasser<br />

durch das Blut der frisch erlegten Beute verunreinigt<br />

sein. Ich versuche mir Benji als jagenden Löwen im Urwald<br />

vorzustellen. Es klappt nicht. Aber was Astrid Huber<br />

sagt, erklärt, warum er lieber aus dem Waschbecken im<br />

Bad trinkt als aus seinem Napf in der Küche. Ich werde<br />

also gleich nach dem Kurs ihren Rat befolgen und beide<br />

Näpfe mindestens zwei Meter voneinander entfernt hinstellen.<br />

„Es ist wichtig, dass ihr flache Schüsseln benutzt“,<br />

sagt Astrid, „das können auch Suppenteller sein, eurer<br />

Katze ist das Design völlig egal. Für sie ist es wichtig, dass<br />

sie das Wasser sehen kann und ihre Barthaare den Tellerrand<br />

nicht berühren.“ Überhaupt sei „Teuer“ bei Katzenprodukten<br />

nicht immer die Antwort, betont sie: „Du<br />

kannst einer Katze die größte Freude machen, wenn du<br />

ein Handtuch in einen Pappkarton legst – eine perfekte<br />

Höhle für die nächsten zwei, drei Monate!“ Probleme mit<br />

unsauberen Katzen? „Parfümiertes Streu mögen die geruchsempfindlichen<br />

Katzen gar nicht“, erklärt die Expertin.<br />

Vom idealen Ruheplatz (weich und höhlenartig) über<br />

die perfekte Position des Kratzbaums (immer am Fenster)<br />

bis hin zur regelmäßigen Fellpflege (um vor allem Langhaarkatzen<br />

die schmerzhaften Verfilzungen im Fell zu<br />

ersparen) bekommen wir eine Menge wertvoller Tipps.<br />

Und woher weiß ich, dass meine Katze sich schlecht<br />

fühlt? Astrid Huber hat darauf eine klare Antwort: Vor<br />

allem auf die eigene Intuition vertrauen! „Hat man mit<br />

dem Tier schon über Jahre eine starke Herzensverbindung<br />

aufgebaut, funktioniert die Tierkommunikation auf<br />

unbewusster Ebene.“ Das B in Astrid Hubers „Katzen-ABZ“<br />

steht für Beschäftigung. Ja, auch Katzen haben eine<br />

Work-Life-Balance. Die „Arbeit“ einer Wohnungskatze<br />

besteht aus mindestens zwei Mal zehn Minuten Bewegung<br />

durch sogenannte Jagdersatzspiele mit Federangel<br />

oder Laserpointer. Ohne solche Aktivitäten drohen Langeweile<br />

und Übergewicht. „Katzen schlafen meist deshalb<br />

so viel, weil sie nichts anderes zu tun haben“, gibt<br />

Astrid zu bedenken – schuldbewusst schaue ich zu meinem<br />

Schlummerkater hinüber. Das Z im ABZ steht für<br />

Zuneigung – jetzt horchen wir Teilnehmer:innen besonders<br />

auf. Es geht um „Tellington TTouch“, jene besondere<br />

Berührungsform, die die Tiertrainerin Linda Tellington-<br />

Jones für Tiere und Menschen entwickelt hat. Astrid Huber<br />

lehnt sich nach hinten: „Rico, komm einmal kurz her“,<br />

sagt sie und nimmt ihren wunderschönen, graugetigerten<br />

Langhaarkater auf den Schoß. Der lässt sich all die<br />

besonderen Berührungsabfolgen gern gefallen, die direkt<br />

die Zellaktivität und damit die körperliche und emotionale<br />

Balance fördern (Übungen siehe folgende Seite).<br />

In den nächsten Minuten erfahren die Katzen an den<br />

Bildschirmen genau, was es heißt, wahrlich entspannt<br />

gestreichelt zu werden. Ich schalte den Ton lauter. Benji,<br />

offenbar durch das gemeinschaftliche Schnurren aus<br />

dem Lautsprecher aus seinen Katzenträumen geholt,<br />

springt auf meinen Schoß: Er weiß genau, wann es sich<br />

lohnt, sich ein paar Wohlfühl-Tipps abzuholen.<br />

44 45


SOFORT ENTSPANNTE KATZE<br />

Wunder TTouch<br />

Die kanadische Tiertrainerin Linda Tellington-Jones hat mit<br />

TTouch eine auf Respekt und Vertrauen basierende<br />

Berührungsmethode für Tiere entwickelt.<br />

Hier stellt sie vier Übungen für Katzen vor.<br />

A<br />

B<br />

- Beruhigung<br />

- Schmerzlinderung<br />

- Hyperaktivität abbauen<br />

- Kreislauf stabilisieren<br />

- Immunsystem stabilisieren<br />

- Erste Hilfe nach<br />

einem Unfall<br />

C<br />

1<br />

Ein lieber Gast auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Linda Tellington-Jones – hier<br />

mit Michael Aufhauser – ist<br />

uns seit vielen Jahren eng<br />

verbunden und hat auch viele<br />

<strong>Aiderbichl</strong>-Tiere mit ihrer einzigartigen<br />

Methode behandelt.<br />

OHREN TTOUCH<br />

Streichen Sie für den Beginn von der Mitte des<br />

Kopfes in Richtung eines Ohrs. Gleiten Sie<br />

weiter zum Ohr und streichen Sie mit sanftem<br />

Druck darüber. Wechseln Sie dann zum<br />

anderen Ohr. Streichen Sie das Ohr zwischen<br />

Zeigefinger und Daumen seitlich aus (A).<br />

Stellen Sie sich vor, Sie würden ein Rosenblatt<br />

ausstreichen. Ist die Katze nicht gewillt, das<br />

sanfte Ausstreichen zu akzeptieren, probieren<br />

Sie es anders. Drücken Sie das Ohr gegen den<br />

Kopf und etwas in die Ohrmuschel hinein (B).<br />

Manche Katzen mögen diese etwas festere<br />

Berührung am Ohr lieber (C).<br />

A<br />

B<br />

A<br />

B<br />

- Entspannung<br />

- Förderung der<br />

Durchblutung<br />

- Verbesserung des<br />

Körperbewusstseins<br />

3DAS LECKEN DER<br />

KUHZUNGE<br />

Beginnen Sie am Ende des<br />

Rückens und streichen Sie mit<br />

Ihrer gespreizten Hand gegen<br />

die Fellrichtung durch die Haare<br />

bis zum Kopf. Achten Sie darauf,<br />

Ihr Handgelenk möglichst<br />

gerade zu halten und Ihre Finger<br />

zu entspannen (A). Viele Katzen<br />

genießen diese Berührung und<br />

entspannen sich. Nun gleitet Ihre<br />

Hand weiter über den Rücken bis<br />

zur Schulter. Sie achten darauf,<br />

mit entspannten Fingern zu<br />

arbeiten, die locker und geschmeidig<br />

durch das Fell gleiten.<br />

Sie können auch in der Mitte des<br />

Bauchs beginnen und über die<br />

Flanken zum Rücken streichen,<br />

um den gesamten Bauch- und<br />

Rumpf bereich zu berühren (B).<br />

A<br />

B<br />

2<br />

TARANTEL TTOUCH<br />

Sie legen beide Hände nebeneinander.<br />

Die Fingerspitzen zeigen in die<br />

Bewegungsrichtung, während die<br />

Daumen seitlich abgewinkelt<br />

werden, ohne dass sie sich berühren.<br />

Nun bewegen sich beide<br />

Zeigefinger gleichzeitig etwa 2 cm<br />

weit vor und ziehen die Daumen wie<br />

einen Pflug hinter sich her. Die Haut<br />

vor den Daumen wird sanft zwischen<br />

- Ruhiger Kontakt<br />

Daumen und Fingern gerollt.<br />

- Abschluss der<br />

C<br />

4<br />

Dann bewegen sich beide Mittelfinger<br />

vor und ziehen ebenfalls den<br />

Ihre Hand ist weich und entspannt, damit sie den Konturen des<br />

Körperarbeit NOAHS MARSCH<br />

Daumen hinterher. Zeige- und<br />

Körpers folgen kann (A). Die lockeren Finger streichen gefühlvoll<br />

Mittelfinger wechseln sich nun ab,<br />

über den gesamten Körper. Die eine Hand stabilisiert im Nackenbereich,<br />

damit eine fließende Bewegung<br />

die andere gleitet weiter nach hinten (B). Viele Katzen<br />

entsteht, die – gegen die Fellrichtung<br />

sind bei Berührungen am hinteren Rücken sehr empfindlich,<br />

– eine sichtbare Spur im Fell<br />

Noahs Marsch sollte also nur an entspannten Katzen ausgeübt<br />

- Berührungsempflndlichkeit<br />

hinterlässt. Wenn Ihre Katze nervös<br />

werden. „Es gibt einen klaren Unterschied zwischen dem<br />

abbauen<br />

auf die Berührung am Rücken oder<br />

einfachen Streicheln und Noahs Marsch“, betont Linda Telling-<br />

- Durchblutung fördern<br />

an den Hinterbeinen reagiert,<br />

ton-Jones, „Mit Noahs Marsch vermitteln Sie Ihrer Katze durch<br />

starten Sie am Kopf und bewegen<br />

den langsamen, bewussten Kontakt Ihrer Hand ein Gefühl für<br />

- Sensibilisierung<br />

Sie sich so weit, wie die Katze es<br />

den Körper. Ihre Katze spürt ein verbundenes Gefühl der<br />

- Ängste reduzieren<br />

zulässt (A). Tarantel TTouches<br />

,Ganzheit‘. Seien Sie wirklich bei Ihrer Katze. Spüren Sie die<br />

- Körpergefühl verbessern<br />

werden bis zum hinteren Bereich<br />

Struktur unter Ihren Händen, Wärme, Weichheit, Muskeln,<br />

des Rückens fortgesetzt (B).<br />

Knochen und die Kontur des Körpers.“ (C)<br />

46 47


Akademie<br />

LEHRGÄNGE UND WEBINARE<br />

Wir von der<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Akademie<br />

wollen unser Tierwissen aus<br />

erster Hand vermitteln. Egal, ob<br />

Tierhaltung, -pflege, -psychologie<br />

und -ethik: Der zentrale<br />

Inhalt aller Angebote ist die<br />

Weitergabe von Wissen und Erfahrungen,<br />

um die Gestaltung<br />

einer guten Mensch-Tier-Beziehung<br />

zu ermöglichen. Neben<br />

unseren Vor-Ort-Workshops<br />

bieten wir auch Webinare an.<br />

So können Sie sich fundiertes<br />

Wissen rund um die Tiere ganz<br />

einfach gemütlich zu Hause aneignen.<br />

Da alle Webinare live<br />

abgehalten werden,<br />

beantworten wir gerne<br />

alle Ihre Fragen direkt.<br />

Mithilfe des Online-Skripts<br />

können Sie die Inhalte des<br />

Webinars jederzeit noch mal<br />

in Ruhe nachlesen.<br />

Im Anschluss an das Webinar<br />

erhalten Sie eine Teilnahmebestätigung.<br />

Der Reinerlös der<br />

Seminare kommt den Tieren<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zugute.<br />

Erste Hilfe bei Hunden mit<br />

Anita Hartner<br />

15.11.<strong>2022</strong>, Live-Webinar, 19.30-21.30<br />

Uhr (3 Einheiten), Kosten: € 25 inkl.<br />

Mwst. Als Hundebesitzer sind wir viel<br />

unterwegs, gehen mit unseren Hunden<br />

im Wald, auf der Hundewiese oder in der<br />

Stadt spazieren. Oft aus Neugierde oder<br />

aus dem Spiel- oder Jagdtrieb kann es<br />

passieren, dass sich unser vierbeiniger<br />

Liebling verletzt. Eine Rangelei zwischen<br />

Hunden, die sich häufig schlimmer<br />

anhört, als sie ist, kann mit Biss- oder<br />

Kratzwunden enden. Der Hund zieht<br />

sich vielleicht eine Schnittwunde durch<br />

auf der Straße herumliegende spitze<br />

Gegenstände wie Glasscherben zu. Derartige<br />

Verletzungen sollten gut versorgt<br />

werden. Was dabei im Einzelnen zu<br />

beachten ist und wie man dem Tier bei<br />

Verletzungen, Vergiftungen, Verbrennungen,<br />

Unterkühlung oder Überhitzung<br />

schnell helfen kann, erklärt die erfahrene<br />

Hundetrainerin Anita Hartner in diesem<br />

Webinar. Denn eine fachgerechte Erstversorgung<br />

durch den Hundehalter bis<br />

zum Transport in die tierärztliche Praxis<br />

kann entscheidend dazu beitragen, dass<br />

Notfälle für den vierbeinigen Freund<br />

glimpflich ausgehen.<br />

Ein Welpe zieht ein mit<br />

Anita Hartner<br />

08.11.<strong>2022</strong>, Live-Webinar, 19.30-21.30<br />

Uhr, Kosten: € 25 inkl. Mwst.<br />

Zum Knuddeln, verspielt und tollpatschig<br />

– so sind Hundewelpen! Die Geburt<br />

und die ersten Wochen mit solch einem<br />

kleinen Wesen sind wirklich eine spannende<br />

Zeit. In diesem Webinar erfahren<br />

Sie alles Wissenswerte, um dem Welpen<br />

einen optimalen Start in ein neues <strong>Leben</strong><br />

zu ermöglichen. Seminarleiterin Anita<br />

Hartner hat mehr als 20 Jahre Erfahrung<br />

in der Hundeerziehung. Sie erklärt, wie<br />

man einen Hundewelpen im neuen Heim<br />

eingewöhnt, gibt Tipps zur Ernährung<br />

und Pflege sowie zu Erziehung und Beschäftigung<br />

des jungen Hundes. Auch bei<br />

der Beziehung von Kindern zu den neuen<br />

kleinen Mitbewohnern gibt es einiges zu<br />

beachten.<br />

Eichhörnchen und Siebenschläfer<br />

– Aufzucht und Auswilderung<br />

mit Sabine Gallenberger<br />

21.11.<strong>2022</strong>, Live-Webinar, 19.30-21.30<br />

Uhr (3 Einheiten), Kosten: € 25 inkl.<br />

Mwst. Sie finden ein kleines, offenbar<br />

wehrloses oder verletztes Eichhörnchen<br />

oder einen Siebenschläfer? Oder ein<br />

solches Tierchen versucht, Ihnen hinterherzulaufen?<br />

Im Webinar erfahren Sie,<br />

wie Sie die kleinen Wildtiere unterstützen<br />

können. Sabine Gallenberger hat in<br />

München und Umgebung inzwischen ein<br />

Netzwerk von Pflegestellen für Eichhörnchen<br />

& Co. eingerichtet. Sie gibt wertvolle<br />

Tipps u. a. zur Fütterung und Aufzucht<br />

der kleinen Findelkinder.<br />

Das Pferd als Coach mit Sandra<br />

Gatterer<br />

14.12.<strong>2022</strong>, Live-Webinar, 20-22 Uhr,<br />

Kosten: € 25 inkl. Mwst. Pferde sind in<br />

ihrem Verhalten und ihrer Sprache immer<br />

klar und wertneutral, zugleich sanft und<br />

ungemein einfühlend. Gemeinschaft, Klarheit<br />

und das gegenseitige „Blind-Verstehen“<br />

in einer Pferdeherde sind sehr wichtig<br />

für die Sicherheit der Pferde. Aber was<br />

hat das alles mit uns zu tun? Wie kann ein<br />

Pferd uns dabei helfen, mit unserem vollen<br />

Entwicklungspotenzial in Verbindung zu<br />

kommen? Das erfahren Sie in diesem<br />

Webinar mit Sandra Gatterer, pferdegestützter<br />

Coach und energetische Tierkinesiologin.<br />

Beziehung zwischen Mensch<br />

und Hund mit Anita Hartner und<br />

Josef Hellinger<br />

07.01.2023 - 08.01.2023, Zwei-Tages-<br />

Workshop, 10-17 Uhr (16 Einheiten),<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf, Berg 20,<br />

5302 Henndorf , Kosten: € 250 inkl.<br />

Mwst. Dieses Wochenende steht ganz<br />

im Zeichen der Teamarbeit mit unseren<br />

Hunden. Wie kann ich meinen Hund<br />

beschäftigen? Was braucht mein Hund<br />

an Auslastung? Gemeinsam mit den<br />

Hundetrainern Anita Hartner und Josef<br />

Hellinger werden gemeinsam passende<br />

Lösungen erarbeitet. Die Themen,<br />

die dabei u. a. behandelt werden, sind<br />

Rassekunde, theoretische und praktische<br />

Einführung ins Mantrailing, Nasenarbeit,<br />

Tricktraining, Fährte, Longieren und<br />

Körpersprache. Nach diesen zwei Tagen<br />

haben alle Teilnehmer ein tieferes Verständnis<br />

für ihren Hund und können bei<br />

gemeinsamen Aktivitäten optimal auf<br />

seine Bedürfnisse eingehen. Der Workshop<br />

richtet sich an alle Hundefreunde,<br />

die mehr über Hunde und deren Haltung<br />

lernen möchten, sowie an Hundemenschen,<br />

die sich ihren Traum erfüllen wollen<br />

und Hunde als ihre Berufung sehen.<br />

Auf unserer Homepage oder bei<br />

Facebook finden Sie alle unsere<br />

Angebote und können sich ganz<br />

einfach anmelden:<br />

www.gut-aiderbichl.com/<br />

akademie/kurs-angebote/<br />

Haben Sie schon einmal<br />

überlegt, eine Veranstaltung<br />

bei uns auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf durchzuführen,<br />

mit einem wunderschönen<br />

Blick auf unsere Tiere und<br />

auf den Wallersee?<br />

Dann melden Sie sich bei<br />

uns, wir erstellen gerne<br />

mit Ihnen gemeinsam ein<br />

für Sie passendes Angebot.<br />

E-Mail an akademie@<br />

gut-aiderbichl.com oder<br />

telefonisch über unsere<br />

Hotline: 0800/5676373<br />

48 49


Moulins / Frankreich<br />

TIERPARADIES MIT<br />

MÄRCHENSCHLOSS<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Frankreich im Örtchen<br />

Moulins fühlt man sich wie in<br />

einem Märchen – einem Märchen für<br />

gerettete Tiere. Von einer schützenden<br />

Mauer umgeben, liegt dort der Park<br />

eines alten Landschlosses. 120 Pferde,<br />

zwei Esel und ein Muli namens Marilyn,<br />

etwa 50 Katzen und ein stetig wachsendes<br />

Hunderudel verbringen hier ein<br />

geruhsames, schönes <strong>Leben</strong>. Auf ausgedehnten<br />

Wiesen- und Sandflächen, in<br />

großzügigen Stallungen und Räumlichkeiten<br />

fehlt es den Vierbeinern an nichts.<br />

EIN PRIMA<br />

KUMPEL<br />

Erst einmal beschnüffeln: Ibra<br />

fügt sich schnell in die fröhliche,<br />

kleine Hundeschar auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Moulins ein. Hier<br />

besteht der Tagesablauf aus<br />

Umhertoben, Spielen oder<br />

einfach nur Dösen. Hauptsache,<br />

keine Sorgen<br />

mehr …<br />

Die Seele<br />

eines<br />

Hundes<br />

Wie Ibra nach vielen Verlusten seine Heimat findet<br />

Ein <strong>Leben</strong> bleibt nicht immer<br />

gleich: Auch wenn es viele<br />

Jahre lang gut läuft, man sich<br />

wohlfühlt und in seiner Umgebung<br />

glücklich ist, gibt es<br />

immer wieder Veränderungen,<br />

die das Gefüge eines <strong>Leben</strong>s durcheinanderbringen<br />

– manchmal sogar völlig<br />

zerstören. Bei Ibra ist das so passiert. Erst<br />

verliert der freundliche, blonde Mischlingsrüde<br />

seinen besten Freund – dann wendet<br />

sich die Aufmerksamkeit seines Frauchens<br />

einem neuen Wesen zu, das all ihre Aufmerksamkeit<br />

in Anspruch nimmt: Sie wird<br />

Mutter. Uneingeschränkte Zuneigung und<br />

Liebe, Rückhalt in einer Familie – Dinge, von<br />

denen der Hund dachte, dass er sie für immer<br />

haben würde, entgleiten ihm nun nach<br />

und nach. Doch Ibra, dessen verträumte<br />

Augen immer sehnsuchtsvoll nach irgendetwas<br />

Schönem auf der Welt zu suchen<br />

scheinen, will sich nicht länger als Zurückgewiesener<br />

fühlen.<br />

Er läuft von seinem Zuhause weg, als würde<br />

eine innere Stimme ihm sagen: „Da draußen<br />

muss doch irgendjemand sein, der sich<br />

freut, mich zu sehen.“ Doch Ibras Ausflüge<br />

werden zur großen Gefahr: Gleich zweimal<br />

wird der verstört und ziellos an der Straße<br />

entlang laufende Hund von einem Auto angefahren.<br />

Zweimal hat sein Schutzengel ihn<br />

vor schlimmen Verletzungen bewahrt. Sein<br />

überfordertes Frauchen weiß sich bald<br />

nicht anders zu helfen und sperrt Ibra tagsüber<br />

in die Garage. Sicherlich denkt sie dabei<br />

an seine eigenen Sicherheit. Sie erkennt<br />

aber auch schnell, dass man einen Hund<br />

nicht zwölf Stunden täglich hinter Schloss<br />

und Riegel halten darf. Ibra will frei sein.<br />

Und wenn das in diesem Zuhause nicht<br />

mehr geht, braucht er ein neues. Und da<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Moulins in Frankreich gar<br />

nicht weit weg ist, wendet Ibras Frauchen<br />

sich dorthin. Die Anfrage erreicht Dieter<br />

Ehrengruber, und der ist sofort damit einverstanden,<br />

dass Ibra Teil der Hundefamilie<br />

des <strong>Gut</strong>es wird. In der Nähe des großen<br />

Pferdestalls leben nämlich die Hunde von<br />

Moulins ganz sprichwörtlich „wie Gott in<br />

Frankreich“. Auch Vissa, Kalla und Maxime,<br />

die ursprünglich aus dem <strong>Aiderbichl</strong> Hundeshelter<br />

in Rumänien kamen, haben hier<br />

ein wunderschönes Für-Immer-Zuhause<br />

gefunden. Border-Collie Alex und Bella,<br />

eine Hündin aus einer Tiervorsorge, vervollkommnen<br />

das fröhliche Team und heißen<br />

Ibra sofort in ihrer Mitte willkommen. Alles,<br />

was Ibra in den vergangenen Monaten so<br />

schmerzlich vermisst hat, wird ihm an diesem<br />

Ort geschenkt: Kameradschaft und bedingungsloser<br />

Zusammenhalt. Besonders<br />

in Border-Collie Alex findet er einen Herzensfreund.<br />

Beide können einander dabei<br />

helfen, die kleinen und großen Wunden der<br />

Seele zu heilen. Und Ibras schöne Augen<br />

lernen wieder, vor Glück zu strahlen.<br />

51


Gänserndorf<br />

SPÄTZLE, GEB. 1983<br />

Spätzle ist 2011 die Erste in<br />

der neu eröffneten Freianlage,<br />

umrundet kopfüber das<br />

gesamte Netzgehege. Gras<br />

zupfen, die Natur genießen:<br />

Was Spätzle macht, machen<br />

ihr bald andere Schimpansen<br />

nach. Immer wenn es<br />

regnet, sitzt sie ganz oben<br />

in ihrem Gehege und liebt<br />

es, das Nass vom Himmel<br />

auf der Haut zu spüren.<br />

Nach vielen Jahren eingesperrt in<br />

einem Käfig im Labor, lernen die<br />

29 Schimpansen im <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Affen Refugium Stück für Stück,<br />

was es heißt zu leben. Doch was<br />

passiert, wenn Verluste ihre Welt<br />

erschüttern?<br />

Wege in ein neues<br />

<strong>Leben</strong><br />

52 53


PÜNKTCHEN, GEB. 1983<br />

Pünktchen ist die Künstlerin, kann<br />

sich stundenlang mit der Gestaltung<br />

ihres Schlafplatzes beschäftigen<br />

und dekoriert mit diversen<br />

Materialien, die ihr geeignet<br />

scheinen, die Gitterwand (Foto<br />

unten). Es ist Pünktchens ganz<br />

eigene Art, ihr Labor-Trauma zu<br />

bekämpfen. Mit Erfolg: Pünktchen<br />

findet endlich Zuversicht, lernt,<br />

das <strong>Leben</strong> zu genießen.<br />

BONNIE, GEB. 1982<br />

Bonnie ist immer eine der Ersten,<br />

die nach draußen in die Sonne<br />

laufen. Sie liebt es, zu klettern<br />

und ihr Futter zu waschen –<br />

bestimmt auch die Karotten, die<br />

sie hier in allen Vieren trägt.<br />

Wegen ihrer Diabetes-Erkrankung<br />

bekommt sie mehrere<br />

abgestimmte Futterrationen pro<br />

Tag und lässt sich inzwischen<br />

auch ihre Insulinspritze problemlos<br />

geben.<br />

54 55


DIE MÄNNERGRUPPE<br />

VOM SUCHEN UND FINDEN EINER GEMEINSCHAFT<br />

Mit dem Tod von Holophernes und Johannes hat die Gruppe in Gehege A<br />

ihre Leitfiguren, Streitschlichter und Ruhepole verloren. Gogo, Blacky und<br />

Isidor müssen ihr <strong>Leben</strong> nun zu dritt gestalten – nur wie? Gogo und Blacky<br />

sind sehr schüchtern und ängstlich, Isidor dagegen eher impulsiv. Jeder<br />

von ihnen trägt die Traumata des Laborlebens mit sich. Sterben dann<br />

noch zwei wichtige Orientierungsfiguren, die die Kommunikation in der<br />

Gruppe maßgeblich bestimmt haben, wird den drei Verb<strong>lieben</strong>en gleichsam<br />

das Fundament für ein funktionierendes Miteinander entzogen.<br />

BLACKY, GEB. 1983<br />

Blacky ist unsicher, kann sich<br />

seinen Artgenossen gegenüber<br />

schwer ausdrücken.<br />

Lange hatte er Probleme, die<br />

Schimpansensprache zu<br />

lernen – wie die meisten<br />

anderen Schimpansen wurde<br />

er im Alter von einem Jahr<br />

gefangen, hatte also nie<br />

Gelegenheit, das soziale<br />

Schimpansenleben zu lernen.<br />

Blacky liebt es zu spielen und<br />

schaut gern aus dem Fenster.<br />

GOGO, GEB. 1974<br />

Gogo verbrachte 21 Jahre –<br />

von 1976 bis 1997 – in der<br />

Forschung. Er ist ein schüchterner<br />

Schimpanse, neigt zu<br />

Stressverhalten. In der Freianlage<br />

blüht Gogo auf, wird<br />

selbstbewusster und neugieriger<br />

– und erfährt dort auch<br />

zum ersten Mal in seinem<br />

<strong>Leben</strong>, wie es ist zu klettern.<br />

Fehlender Rückhalt<br />

ISIDOR, GEB. 1978<br />

Gogo (links) klammerte sich bei<br />

Isidor hat einen eher undurchschaubaren<br />

Streitigkeiten gern an Johannes<br />

Charakter.<br />

(rechts) und bemühte sich immer<br />

Bei einem Streit ist jeder<br />

um eine Freundschaft mit<br />

bemüht, ihn auf seine Seite<br />

Holophernes. Gogo dürfte die<br />

zu holen. Auf dem Foto steht<br />

beiden Gefährten besonders<br />

er vor dem Bett, das Johannes<br />

schmerzlich vermissen.<br />

sich gemacht hat – keiner der<br />

Schimpansen hat es seit<br />

Johannes‘ Tod angerührt.<br />

56 57


GEMEINSAM AUFGABEN LÖSEN<br />

Um die Beschäftigung wie auch die Kommunikation<br />

in einer Gruppe zu fördern, bereiten die<br />

Pflegerinnen in Gänserndorf (links: Bettina<br />

Gaupmann und Renate Foidl) immer wieder<br />

besondere Such-Aufgaben vor. Sehr beliebt:<br />

Nach Futter suchen im Stein. Hier sind Bonnie,<br />

David, Schuscha und Helene in Gehege D mit<br />

Eifer dabei, Leckereien aufzustöbern.<br />

MARTHA,<br />

GEB. 1978<br />

In einem solchen<br />

Gehege, wie es in<br />

Gänserndorf<br />

originalgetreu<br />

nachgebaut ist, hat<br />

die Schimpansin 18<br />

Jahre ohne Kontakt<br />

zu Artgenossen<br />

verbracht.<br />

EISKALT GENIESSEN<br />

Bei großer Hitze genießen<br />

Bonnie und ihre Mitbewohner<br />

ihr Gemüse auch gern<br />

einmal in gefrorener Form.<br />

Blacky steht am Fenster,<br />

schaut die Besucherin aufmerksam<br />

an, die sich hinter<br />

der niedrigen Panzerglasscheibe<br />

in seiner Sichthöhe<br />

hinkniet. Er hat sie noch nie<br />

gesehen, und es scheint fast, als wolle er<br />

alles Neue vor sich ganz genau in sich aufnehmen.<br />

„Dreh dich doch einmal um, damit<br />

er auch deinen Pferdeschwanz sieht“,<br />

NEUER LEBENSMUT<br />

Heute lebt Martha im Sozialgefüge<br />

des Geheges B förmlich<br />

auf. Sie ist es auch, die Michael<br />

Aufhauser bei seinem ersten<br />

Besuch in Gänserndorf entgegenläuft<br />

– als wüsste sie<br />

genau, dass <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> den<br />

Schimpansen helfen würde …<br />

sagt die Pflegerin Renate Foidl. Das leuchtende,<br />

rosafarbene Haargummi hat es Blacky<br />

offenbar angetan.<br />

In seinen dunklen Augen spiegelt sich so<br />

vieles: Da ist Neugierde, aber auch Schüchternheit<br />

und Unsicherheit, als wolle er immer<br />

wieder fragen: „Darf ich das jetzt überhaupt?“<br />

Er wird unruhig: Von hinten nähert<br />

sich Isidor, stellt sich aufrecht hin, macht<br />

sich groß, schlenkert mit den Armen – mit<br />

typischem Imponiergehabe steuert er auf<br />

Blackys Fenster zu. Der zieht schnell ab,<br />

Isidor schlägt an die Scheibe: Bämm! Klare<br />

Ansage: „Ich bin hier der Boss, bin ein ganz<br />

Starker – dass du das nur weißt, Besucherin!“<br />

„Die Gruppe muss jetzt lernen, miteinander<br />

damit umzugehen, dass du da<br />

stehst“, erklärt Renate. Blacky kommt an<br />

die Scheibe zurück, schlägt selbst dagegen.<br />

Macht nach, was Isidor eben getan<br />

hat. Auch wieder Imponiergehabe. „Wenn<br />

er das nicht machen würde, wäre er nicht<br />

mehr Teil der Gruppe. Die anderen sollen<br />

sehen, dass auch er stark ist“, sagt Renate.<br />

Doch was ist mit Gogo? „Irgendwer muss<br />

zu Gogo gehen!“ ruft Renate. Der ist schon<br />

58 59


STAR, GEB. 1973<br />

Mit fast 50 ist sie die<br />

Älteste in Gänserndorf:<br />

Star tut manchmal so, als<br />

würde sie es nicht hören,<br />

wenn die Pfleger etwas zu<br />

ihr sagen – klarer Fall von<br />

Seniorenbonus.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Die Geschichte<br />

des Affen<br />

Refugiums<br />

ganz verzagt, weil sich keiner der Menschen<br />

um ihn kümmert. Seine Unterlippe<br />

zittert, er ist ganz aufgeregt, wippt mit den<br />

Beinen auf und ab. Blacky, Isidor und Gogo<br />

sind die drei, die im Gehege A des Affen<br />

Refugiums in Gänserndorf leben. Die drei<br />

Hinterb<strong>lieben</strong>en, wenn man so will: Nachdem<br />

im vergangenen Jahr ihre Mitbewohner<br />

Johannes und Holophernes gestorben<br />

sind, müssen sie sich neu finden. Wahrlich<br />

kein einfaches Unterfangen: Holophernes<br />

war lange der Chef der Gruppe, der sich<br />

um die anderen bemühte, sie zum Spielen<br />

animierte. Johannes war der Streitschlichter,<br />

beruhigte und tröstete seine Mitbewohner.<br />

Diese beiden festen Größen sind<br />

für immer gegangen – doch wie soll es nun<br />

weitergehen? „Es ist wie bei den Menschen:<br />

Stirbt ein naher Verwandter, ordnet<br />

man sich in der Familie neu“, erklärt Renate.<br />

Obwohl Neuordnung ein sehr kaltes<br />

Wort ist, findet sie. Bei den Schimpansen<br />

in Gänserndorf geht es um nicht weniger<br />

als um die Art und Weise, wie insgesamt 29<br />

traumatisierte Seelen sich in einer Welt zurechtfinden,<br />

die ihnen in ihrem Dasein als<br />

isolierte Versuchstiere jahrzehntelang vorenthalten<br />

worden war (s. Kasten rechts). Es<br />

geht darum, wie Blacky, Isidor, Gogo und<br />

die anderen Tag für Tag mit all den überwältigenden<br />

Gefühlen umzugehen lernen,<br />

die auf sie einprasseln. Soziale Interaktion<br />

mit Artgenossen haben diese Tiere 20, 30<br />

Jahre lang nicht erlebt. „Es hat Jahre gedauert,<br />

bis sie gelernt haben, was überhaupt<br />

Entspannung bedeutet“, erzählt<br />

Renate, „In der Forschung ist immer irgendetwas<br />

passiert, und der Hauptantrieb<br />

der Affen war damals: „Hoffentlich passiert<br />

mir nichts.“ Man könnte noch so viel mehr<br />

aufzählen, was bei uns selbstverständlicher<br />

Teil der Gefühlswelt ist, den wir gar<br />

nicht mehr wahrnehmen – und was bei<br />

den Schimpansen eben nicht selbstverständlich<br />

war.“ Berührungen, Gesten und<br />

ihre Bedeutung, das Fühlen der Natur,<br />

Handlungen und ihre Tragweite: Das schiere<br />

Ausmaß all dieser Lektionen, die jeder<br />

Schimpanse hier Tag für Tag lernen muss,<br />

übersteigt das menschliche Vorstellungsvermögen.<br />

Und dazu gehört eben auch zu<br />

ergründen, was es heißt, in einem Miteinander<br />

zu leben. Die Gruppen in Gänserndorf<br />

haben sich ab 2002 im Zuge eines<br />

Resozialisierungsprogramms mithilfe von<br />

Forschern und erfahrenen Pflegern langsam<br />

daran gewöhnt, wieder mit Artgenossen<br />

im Verbund zu leben. „Die Vorstellung,<br />

dass alle harmonisch zusammenkommen,<br />

ist natürlich Wunschdenken“, sagt Renate.<br />

Ganze Weltalter voll Liebe werden<br />

notwendig sein, um den Tieren<br />

ihre Dienste und Verdienste<br />

an uns zu vergelten.<br />

Christian Morgenstern<br />

Es ist ein langer Prozess, der auch heute<br />

noch bei Weitem nicht abgeschlossen ist.<br />

Die Gruppen sind Familien – und auch wieder<br />

nicht. Die Schimpansen sind nicht von<br />

klein auf hineingewachsen, erzogen oder<br />

als Familienmitglied geprägt worden. Sie<br />

mussten in den letzten Jahren als Erwachsene<br />

lernen, was es bedeutet, einen Alltag<br />

miteinander zu haben: Wie soll ich mich<br />

verhalten mit einem Gegenüber, das ich 20<br />

Jahre nicht gehabt habe? „Rangordnungen<br />

sind unter anderem dadurch entstanden,<br />

wie schnell ein Schimpanse sich in<br />

dieses neue <strong>Leben</strong> eingefügt hat“, erklärt<br />

Renate, „Wie er sich etwa im Wohnraum<br />

auslebt. Sie schauen sich vom anderen immer<br />

etwas ab. In Gehege D haben wir drei<br />

Männer, die machen das schon so wie in<br />

der freien Wildbahn: Gehen auf einen morgendlichen<br />

Kontrollgang, machen einen<br />

auf Checker. Aber wenn die Helene mal<br />

schlecht gelaunt ist, dann rennen alle Männer<br />

erschrocken zusammen, nach dem<br />

Motto: „Hilfe, was passiert jetzt?“ Denn He­<br />

lene ist die unangefochtene Chefin in Gehege<br />

D, dagegen hilft auch alles Macho-<br />

Gehabe nichts. Und was ist mit den<br />

Schüchternen? „Langsam bewegen sie<br />

sich dahin, dass sie sich öffnen – und zwar<br />

jeder Einzelne anders“, sagt Renate. Nehmen<br />

wir Gogo: Am liebsten sitzt und<br />

beobachtet er nur. Es<br />

würde ihm niemals einfallen,<br />

zu anderen zu<br />

gehen, sie selbstbewusst<br />

zu begrüßen. Erst<br />

nach zehn Jahren hat<br />

Gogo sich geöffnet.<br />

„Aber ,geöffnet‘ bedeutet<br />

bei Gogo: ,Ich setze<br />

mich jetzt mal etwas<br />

näher zu den anderen‘, erklärt Renate. Blacky<br />

ist ähnlich unsicher, kann sich den Artgenossen<br />

gegenüber schwer ausdrücken.<br />

„Blacky will nur mit Menschen interagieren“,<br />

sagt Renate. Er ist der Erste, der an die<br />

Scheibe kommt, wenn Menschen sich nähern.<br />

Blacky ist ängstlich, traut sich lange<br />

nicht ins Außengehege. Die Jahre im Käfig<br />

haben seine Seele so sehr zugesetzt, dass<br />

er sich immer wieder selbst verletzt.<br />

Und Isidor, der Dritte in der Männergruppe?<br />

Eigentlich möchte er gern Chef sein –<br />

das wollte er bereits, als Holophernes und<br />

Johannes noch da waren. Renate erinnert<br />

sich an ein denkwürdiges Ereignis: „Eines<br />

Tages ist Isidor auf die Rangniedrigsten<br />

losgegangen, Holophernes wollte schlichten,<br />

dann ist Isidor auch auf ihn losgegangen,<br />

hat alle anderen aus der Gruppe in<br />

FÜREINANDER DA SEIN<br />

Die wichtigste soziale Ausdrucksform<br />

unter Schimpansen ist das Grooming,<br />

bei dem einer dem anderen<br />

sorgsam das Fell reinigt. Das verschafft<br />

Nähe, führt aber auch zu<br />

Versöhnungen oder erfüllt Wünsche.<br />

Irgendwer muss den ersten<br />

Schritt tun und sagen:<br />

Wir gehören zusammen.<br />

den Kampf hineingezogen.“ Renate hat<br />

daraufhin alle Unbeteiligten mit Namen in<br />

die Boxen gerufen, sodass sich am Ende<br />

nur Isidor und Holophernes gegenüberstanden.<br />

Jetzt war Isidor plötzlich gar nicht<br />

mehr so mutig und stand ziemlich unsicher<br />

da. „Dann hat Holophernes, der smarte<br />

Chef, den Wasserschlauch<br />

genommen<br />

und ihn Isidor hingehalten.<br />

Beide haben<br />

wie beim Tauziehen am<br />

Schlauch gezogen.<br />

Doch sobald der<br />

Schlauch auf Spannung<br />

war, hat Holophernes<br />

losgelassen. Isidor ist<br />

zurückgeflogen und hat geschrien. Er hat<br />

Angst bekommen, weil er nicht einschätzen<br />

konnte, was ihm da gerade passiert ist.<br />

Dann habe ich die Rangniedrigeren wieder<br />

dazu gelassen und gesagt: So, jetzt kannst<br />

du dich wieder mit denen zusammenhocken.“<br />

An jenem Tag war die Rangordnung<br />

also erst einmal geklärt – aber wie geht es<br />

mit der Männergruppe weiter? „Sie haben<br />

noch keine gemeinsame Einladung, sich in<br />

der Welt zurechtzufinden“, sagt Renate,<br />

„Sie leben aber auch nicht nebeneinanderher,<br />

sie achten schon aufeinander. Es sind<br />

kleine Schritte, mit denen sie miteinander<br />

wachsen. Aber irgendwer muss den<br />

ersten Schritt tun und sagen: Wir gehören<br />

zusammen.“<br />

➤ Lange sind Schimpansen wegen<br />

ihrer genetischen Ähnlichkeit mit<br />

dem Menschen für Tierversuche sehr<br />

gefragt. Die meisten Schimpansen,<br />

die im <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Affen Refugium<br />

leben, wurden als Jungtiere in<br />

der Wildnis gefangen, fristeten ein<br />

isoliertes Dasein in engen Larborkäfigen<br />

und wurden mit Krankheiten<br />

wie HIV und Hepatitis infiziert. Als<br />

der Pharmakonzern die Versuche<br />

mit den Tieren 1997 einstellte, finanzierte<br />

er eine Affenanlage im damaligen<br />

Safaripark Gänserndorf bei<br />

Wien – ein Hochsicherheitstrakt:<br />

Sämtliche Schimpansen müssen<br />

allein schon aufgrund ihrer Krankheiten<br />

streng isoliert gehalten werden.<br />

Zudem sind Schimpansen fast<br />

zehnmal stärker als wir und dürfen<br />

Menschen nie ohne Gitter- und<br />

Panzerglasschutz begegnen. 2004<br />

musste der Safaripark Konkurs<br />

anmelden. Michael Aufhauser erklärte<br />

sich bereit, die Verantwortung<br />

für die damals 40 Schimpansen und<br />

5 Tieraffen zu übernehmen: Im<br />

Dezember 2009 wird aus dem Safaripark<br />

Gänserndorf das <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Affen Refugium. 2011 eröffnete das<br />

2000 Quadratmeter große Freigehege<br />

Nach Jahrzehnten sahen die<br />

Schimpansen zum ersten Mal das<br />

Sonnenlicht. 2012 folgten die Freigehege<br />

für jene Affen, die nur einzeln<br />

oder in kleinen Gruppen gehalten<br />

werden können. Heute leben 29<br />

Schimpansen in Gänserndorf.<br />

60 61


Henndorf<br />

Susi lernt,<br />

das <strong>Leben</strong> zu<br />

<strong>lieben</strong><br />

Von der wundersamen Rettung eines Mastschweins<br />

Manchmal liegen Glück<br />

und Unglück sehr nah<br />

beieinander. Was<br />

wäre, wenn Susi an jenem<br />

Tag im Winter<br />

2020, an dem sie mit<br />

anderen Schweinen zum Schlachter abgeholt<br />

werden sollte, nicht gelahmt hätte?<br />

Was, wenn der Fahrer sie deshalb nicht für<br />

den Transport abgelehnt hätte?<br />

Wir würden jetzt nicht von einer fröhlichen<br />

Schweinedame erzählen, die am liebsten<br />

auf der Wiese herumtollt oder mit ihren<br />

Mitbewohnerinnen im Schweinepalast auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf wohlig in den Tag<br />

hinein döst. Doch der Weg bis hierhin ist<br />

kein leichter, denn Susis schweres Los wird<br />

an jenem Tag nicht besser, nur weil sie dem<br />

Schlachter entgeht: Ihr Besitzer sperrt das<br />

verletzte Schwein in den Stall und verriegelt<br />

die Tür mit einem Vorhängeschloss. Es<br />

scheint, als wolle er Susi ihrem Schicksal<br />

überlassen.<br />

Doch gibt es Menschen, denen Susis Wohlergehen<br />

nicht egal ist: Als selbst die behördliche<br />

Verfügung einer tierärztlichen<br />

Untersuchung vom Bauern ignoriert wird,<br />

verschafft sich schließlich das Veterinäramt<br />

mithilfe der Polizei und eines Bolzenschneiders<br />

Zugang zu Susis Verschlag. Die liegt<br />

schwach und apathisch da, an zwei Beinen<br />

hat sie schmerzhafte Entzündungen, kann<br />

nicht alleine gehen. Behutsam bringen die<br />

Helfer sie in den Viehtransporter, in dem die<br />

völlig dehydrierte Susi erst einmal ganze<br />

sieben Liter Wasser trinkt, schließlich ist sie<br />

die ganze Zeit nicht in der Lage gewesen,<br />

die Tränke aus eigener Kraft zu erreichen.<br />

Tierfreunde nehmen sie übergangsweise<br />

auf. Und dank der tierärztlichen Betreuung<br />

und der komfortablen Unterkunft – Susi<br />

liegt zum ersten Mal in ihrem <strong>Leben</strong> auf<br />

Stroh – blüht das Schwein immer mehr auf.<br />

Kennt sie bis dato nur Schrot- und Kraftfutter,<br />

lernt Susi Äpfel und Birnen <strong>lieben</strong>. Sie<br />

erlebt, was es heißt, Freude und Genuss zu<br />

verspüren – das <strong>Leben</strong>, es hat für Susi, ja für<br />

alle Schweine, schließlich so viel mehr zu<br />

bieten als seelenlose Schlachtvieh-Haltung.<br />

Nach drei Wochen kehrt die Beweglichkeit<br />

ihrer Beine nach und nach zurück – doch<br />

damit stellt sich auch die Frage, was aus ihr<br />

werden soll. Denn dort, wo sie ist, kann sie<br />

nicht lange bleiben. Und dorthin, wo sie<br />

herkommt, sollte kein Tier der Welt mehr<br />

zurück müssen.<br />

Susis Retter wenden sich schließlich an <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>. Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber<br />

beschließt sofort: „Susi kann bei uns<br />

ihr Für-Immer-Zuhause haben.“ Zunächst<br />

macht die Schweinedame Station auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Kärnten, inzwischen ist sie Teil<br />

der munteren Schweinepalast-WG in Henndorf.<br />

Heute ist Susi zwei Jahre alt – damit<br />

hat sie das für ein Mastschwein vorbestimmte<br />

Alter bereits längst überschritten.<br />

Doch ihr <strong>Leben</strong> als wahrhaft glückliches<br />

Schwein hat gerade erst begonnen …<br />

63


Forscht<br />

Pferdeweiden<br />

nachhaltig pflegen<br />

Was genau braucht es, um<br />

Pferde gesund zu halten?<br />

Ein Projekt von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> liefert jetzt<br />

spannende Antworten.<br />

Und eine lautet: Auf keinen<br />

Fall fette Wiesen und<br />

Weiden …<br />

EXTRA<br />

Heilkräuter und<br />

Giftpflanzen<br />

in der<br />

Übersicht<br />

64 65


DIE PFERDE VON<br />

GUT AIDERBICHL<br />

... zeigen uns immer wieder, dass<br />

glückliche Pferde und eine<br />

gesunde, vielfältige Umwelt sich<br />

gegenseitig bedingen.<br />

GUT GENUG?<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

wird die Heu-Qualität<br />

durchgängig<br />

kontrolliert. Ziel ist<br />

es, auf gesunden<br />

Böden gesundes<br />

Heu für gesunde<br />

Pferde zu ernten –<br />

für eine gesunde<br />

Umwelt<br />

HOHE KUNST<br />

Saatgut, Schnittzeitpunkt<br />

und die richtige Trocknung –<br />

diese Faktoren bestimmen<br />

u. a. die Qualität des Heus<br />

DR. RENATE VANSELOW<br />

ist Diplom-Biologin,<br />

Fachgebiet Ökophysiologie,<br />

mit langjähriger<br />

Erfahrung in der<br />

Ökosystemforschung.<br />

Bekannt ist sie als<br />

Autorin von Büchern<br />

und Artikeln zu den<br />

Themen naturnahe<br />

Pferdehaltung,<br />

Giftpflanzen, Weidelandschaft<br />

und<br />

Artenvielfalt; seit 2020<br />

berät sie umfassend zu<br />

ökologischen Aspekten<br />

der Pferdehaltung und<br />

des Weidemanagements<br />

für die<br />

Sandgrueb-Stiftung.<br />

Pferde und Esel bewohnen<br />

Steppen. Das klingt banal,<br />

doch es bedeutet: Ihr Körper<br />

ist darauf ausgerichtet, bei minimaler<br />

Nahrung eine maximale<br />

Bewegungsleistung zu<br />

erbringen. Diese Genetik sicherte den Tieren<br />

über Jahrmillionen das Überleben – sie ist<br />

der Grund, weshalb Wildpferde nicht nur karge<br />

Grassteppen, sondern auch Halbwüsten,<br />

Gebirge und sogar das australische Outback<br />

erobern konnten. Heute allerdings ist ausgerechnet<br />

dieses großartige genetische Erbe<br />

der Grund, weshalb immer mehr Wohlstandskrankheiten<br />

unsere Tiere bedrohen …<br />

Warum? Weil viele Pferde noch immer auf<br />

intensiv genutzten, artenarmen (Rinder-)<br />

Fettweiden gehalten werden. Denn was auf<br />

den ersten Blick wie ein Paradies in Sattgrün<br />

wirkt, ist für unsere Pferde in Wirklichkeit<br />

das genaue Gegenteil: Die Tiere verfetten.<br />

Der Stoffwechsel entgleist oft so gefährlich,<br />

dass die Pferde sogar daran sterben können.<br />

Gefährdet sind insbesondere sogenannte<br />

leichtfuttrige Rassen – etwa Kaltblüter und<br />

Ponys, deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet<br />

sich über riesige Ödflächen erstreckte<br />

– aber auch, ganz oft übersehen, die Pferde<br />

im Erhaltungsbedarf, die keine tägliche<br />

Leistung erbringen.<br />

Pferde und Esel benötigen als Futtergrundlage<br />

altes Dauergrasland, dabei energieund<br />

proteinarmen, aber mineralreichen<br />

Wildgräsern und wilden (Heil-)Kräutern. Aus<br />

diesem Grund lässt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> schon<br />

seit 2021 auf seinen Höfen botanische Aufnahmen<br />

machen, um Wege zu finden eine<br />

Verfettung der Pferde – mit all ihren negativen<br />

gesundheitlichen Nebenwirkungen –<br />

zu verhindern. Dieses Projekt wird im Rahmen<br />

der Kooperation mit der<br />

Sandgrueb-Stiftung in Egg bei Zürich und<br />

der Forschungsgruppe für Vegetationsökologie<br />

der Züricher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften durchgeführt. Dabei<br />

soll die Zusammensetzung der<br />

Futtergrundlage untersucht werden, um die<br />

optimale Versorgung der Tiere gewährleisten<br />

zu können. Unterschiedliche Standorte<br />

bringen immer auch unterschiedliches<br />

Grasland hervor. Davon hängen dann Nutzung<br />

und Pflege der Flächen ab. Dabei gilt:<br />

Die Pflanzendecke ist grundlegend von der<br />

Bodenbeschaffenheit abhängig.<br />

Hinzu kommt: Die Schäden, die durch die<br />

Übernutzung solcher Weiden entstehen,<br />

werden oft abgefedert durch den Einsatz<br />

von Düngern, die vor allem aus Stickstoff<br />

(N), Phosphor (P) und Kalium (K) bestehen.<br />

Diese mineralischen NPK-Dünger allerdings<br />

schmelzen langfristig die Humusschicht ab,<br />

was wiederum den Klimawandel anheizt.<br />

Zudem kann es zur Auswaschung leicht löslicher<br />

Nährstoffe kommen – die Oberflächengewässer<br />

werden überdüngt, und damit<br />

wird unser Trinkwasser gefährdet.<br />

Schließlich tritt durch die unmittelbar verfügbaren<br />

Nährstoffe oft ein plötzlicher Düngeschub<br />

beim Graswuchs auf – die Hufrehegefahr<br />

für Pferde wird stark erhöht.<br />

Bei <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> durchgeführte Bodenanalysen<br />

auf Futterflächen geben Aufschluss<br />

über den Bodentyp und die Nährstoffversorgung<br />

und zeigen an, wo Mängel<br />

und Überschüsse vorliegen. Erst nach Vorlage<br />

dieser Werte werden Düngeempfehlungen<br />

abgestimmt und umgesetzt. Wo<br />

immer möglich, versucht <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

dabei auf handelsübliche NPK-Dünger zu<br />

verzichten und setzt stattdessen auf nachhaltig<br />

wirkende alternative Mittel. Seltene<br />

Spurenelemente etwa lassen sich mit Urgesteinsmehlen<br />

ergänzen und sind zudem<br />

eine ideale Ergänzung in organischem Dünger<br />

aus reifem Mist – übrigens auch ein aktuelles<br />

Thema auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>; tatsächlich<br />

laufen seit diesem Jahr die ersten<br />

Versuche, mit anfallendem Pferdemist einen<br />

hochwertigen oragnischen Dünger zu erzeugen,<br />

denn durch den Reifungsprozess<br />

werden auch mögliche Parasiten und Beikräuter<br />

wirksam unterdrückt.<br />

Diese ganzheitliche Herangehensweise bewirkt<br />

eine nachhaltige Langzeitversorgung<br />

der Pflanzen und die Ernährung der für das<br />

Bodenleben so wichtigen Humusschicht.<br />

Nur so kann die Kreislaufwirtschaft der Höfe<br />

gesichert werden – für eine heile Natur und<br />

zur Gesundheit aller Lebewesen.<br />

„Gesucht:<br />

Energiearmes<br />

Wildgras“<br />

66<br />

67


Die bisherigen Untersuchungen haben zur<br />

Empfehlung folgender Massnahmen geführt,<br />

die auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> gezielt umgesetzt<br />

werden:<br />

SAATGUT:<br />

Die im Handel befindlichen Saatgutmischungen<br />

für Pferdeweiden und -heuwiesen<br />

orientieren sich an den sogenannten<br />

Standardmischungen für<br />

Pferde, die allesamt artenarm<br />

sind. Hier finden<br />

insgesamt nur sechs un-<br />

„Weniger<br />

blattreiches Heu für<br />

Robustrassen“<br />

NACHHALTIGE ERNTE<br />

Der erste Heuschnitt bringt<br />

das strukturreichste Pferdeheu.<br />

Alle weiteren Schnitte<br />

ergeben halmarmes Heu, das<br />

ohne Sport- und Zuchtleistung<br />

leicht zur Überversorgung<br />

führen kann<br />

terschiedliche Gräser<br />

Verwendung. Der Einsatz<br />

dieser Hochleistungsgräser<br />

forciert dabei die<br />

fortschreitende Verarmung<br />

von Flora und Fauna<br />

auf den Grasländern<br />

der Pferdehalter. Dieses<br />

Zuchtsaatgut ist nicht nur deutlich energiereicher<br />

als die Gräser jener Landschaften,<br />

aus denen Pferde und Esel ursprünglich<br />

stammen. Sondern eine wissenschaftliche<br />

Studie aus dem Jahr 2020 belegt zudem,<br />

dass etwa jede vierte bis fünfte gehandelte<br />

Saatgutmischung für Grasland (aus Gesamt-<br />

D, CH und DK) infiziert ist mit Pilzen, sogenannten<br />

Endophyten. Diese können dem<br />

angesäten grünen Gras besondere Widerstandskraft<br />

bei Dürre, Nährstoffmangel und<br />

Überweidung verleihen – nach aktuellem<br />

Forschungsstand allerdings handelt es sich<br />

hierbei um endokrine Disruptoren (Umwelthormone),<br />

die bereits in geringsten Mengen<br />

durch Eingriffe in das Hormonsystem die<br />

Gesundheit schädigen können. Insbesondere<br />

für Pferde sind deren Wirkstoffe hochgradig<br />

giftig. Dieser Umstand hat längst die<br />

Aufmerksamkeit von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> erregt,<br />

infolge wird aktuell das gesamte Grasland<br />

auf Vorkommen dieser Pilzgifte getestet.<br />

Statt auf Zuchtsaatgut aus dem Handel zu<br />

setzen, sucht <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> aktuell nach<br />

geeigneten Spenderflächen auf den eigenen<br />

Höfen – hier soll eigenes Wildsaatgut<br />

aus nachweislich ungiftigen und in seiner<br />

Pflanzenzusammensetzung<br />

für Pferde geeigneten<br />

Grasländern gewonnen<br />

und per<br />

Saatgutübertragung<br />

auf artenarme oder beschädigte<br />

Flächen ausgebracht<br />

werden. Damit<br />

ist der Grundstein<br />

gelegt für Wiesen, auf<br />

denen Pferde, Esel und<br />

Ponys wirklich artgerecht<br />

und gesund gehalten werden können<br />

– ganz im Sinne von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>.<br />

HEU:<br />

Auch im Heu sind die Energiegehalte für<br />

viele Pferde und Esel deutlich zu hoch. Ausgerechnet<br />

das Heu, das Pferdehalter nach<br />

allen Kriterien als das beste einstufen – weil<br />

es eben so grün und „gesund“ erscheint –<br />

zeigt dabei die höchsten Energiegehalte.<br />

Die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für<br />

Grasland und Viehwirtschaft (ÖAG) allerdings<br />

hat festgestellt, dass eben dieses Heu<br />

nahezu ausschließlich für „Spitzenpferde in<br />

Sport und Zucht“ geeignet ist. Für Robustrassen<br />

(z. B. Noriker und Haflinger) werden<br />

Heuchargen mit weniger als der halben erreichbaren<br />

Punktzahl in der Bewertung von<br />

der ÖAG als angemessen betrachtet. Mit<br />

anderen Worten: Die geretteten Pferde von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> benötigen ein völlig anderes<br />

Heu als das, was Sportpferde in Reitställen<br />

erhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass<br />

bei alten Pferden die Zähne zunehmend<br />

abnutzen. Derbes Raufutter können sie<br />

nicht mehr kauen.<br />

Wer also grünes, blattreiches Heu mit wenig<br />

Struktur einkauft, wird vielen Pferden dieses<br />

Raufutter nur rationiert anbieten können.<br />

So allerdings entstehen oft lange Fresspausen,<br />

die wiederum Schleimhaut-Geschwüre<br />

in Magen und Darm provozieren und damit<br />

tierschutz relevant sind. Langsames Fressen<br />

über einen langen Zeitraum von energiearmen<br />

Aufwüchsen ist damit gerade für<br />

ECHTES PFERDEGLÜCK ...<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf,<br />

Ungarn und Frankreich ist seit <strong>2022</strong><br />

jeder Heuballen gekennzeichnet mit<br />

Schnittzeitpunkt und -ort<br />

Gnadenbrotpferde ein anzustrebendes<br />

Ziel. Bei <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> wird daher Raufutter<br />

grundsätzlich in Heunetzen angeboten,<br />

die sicherstellen, dass die Tiere über<br />

längere Zeiträume immer etwas zu knabbern<br />

haben.<br />

Aus diesen Gründen setzt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Priorität auf die Optimierung der Futtergrundlage,<br />

inkl. Heuqualität. Für die Pferde<br />

darf der Schnittzeitpunkt nicht zu früh gewählt<br />

sein, und eine ausreichend lange<br />

Trocknung muss gewährleistet sein. Häufiges<br />

Wenden ist zwar gut für die Trocknung,<br />

führt aber zu Verlusten bei den zarten Kräuterblättern.<br />

Gerade diese enthalten jedoch<br />

viele Mineralien, Eiweiße und pflanzliche<br />

Wirkstoffe der Heilkräuter.<br />

„<strong>Gut</strong>es Heu ist das<br />

A und O“<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> will mithilfe der Etikettierung<br />

jedes einzelnen Ballens an ausgewählten<br />

Höfen dessen Eigenschaften bestimmen<br />

und eine Rückverfolgbarkeit herstellen.<br />

Über ein Protokoll wird der Werdegang jedes<br />

Ballens lückenlos dokumentiert: Heufläche,<br />

Schnittzeitpunkt, Temperaturverlauf,<br />

Restfeuchte, etc. Diese Angaben werden<br />

aufzeigen, wo es Probleme gibt, die abgestellt<br />

werden müssen. Parallel dazu werden<br />

Proben aller Heuchargen für Laboranalysen<br />

eingeschickt, um den Energie- und Proteingehalt<br />

sowie eventuelle Pilzinfektionen zu<br />

bestätigen.<br />

Die ersten gewonnenen Ergebnisse bei <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> zeigen das Potenzial von eigenen<br />

Flächen als Grundlage unterschiedlicher<br />

Pflanzenzusammensetzungen und damit<br />

Heueigenschaften auf. Für viele <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Pferde<br />

wäre die an Heilkräutern reiche<br />

Vegetation nährstoff armer, trockener Böden<br />

eine gute und gesunde Futtergrundlage.<br />

Die Höfe in Ungarn und Frankreich<br />

könnten Heu dieser Vegetation liefern. Massenaufwüchse<br />

von Wiesen-Fuchs schwanzflächen<br />

sind zwar artenarm, liefern aber ein<br />

hervorragendes Pferdeheu und könnten in<br />

Zukunft auch auf den deutschen Höfen wieder<br />

an Bedeutung gewinnen. Einige Talwiesen<br />

der Höfe in Österreich überraschen mit<br />

artenreicher unerwarteter Vegetation und<br />

spiegeln ein großes Potenzial für gesundes<br />

Heu wider.<br />

<strong>Gut</strong>es Heu ist nicht nur das A & O gesunder<br />

Pferdefütterung – eine nachhaltige Heuwirtschaft<br />

ermöglicht mehr Biodiversität<br />

und damit einen nachhaltigen Umgang mit<br />

dieser Erde. Genau das ist unser Ziel.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Wie viel Futter<br />

braucht ein Pferd?<br />

➤ Grundsätzlich wird in der Pferdefütterung<br />

zwischen Erhaltungsund<br />

Leistungsbedarf unterschieden.<br />

Aus diesen zwei Werten setzt<br />

sich dann die benötigte Futtermenge<br />

zusammen. Dabei bezeichnet<br />

der Erhaltungsbedarf die Energie,<br />

die dem Körper zugeführt werden<br />

muss, um alle lebenswichtigen<br />

Funktionen zu ermöglichen; er<br />

sichert also das reine Überleben.<br />

Hinzu kommt dann der Leistungsbedarf,<br />

um die richtige Futtermenge<br />

zu bestimmen – dieser umfasst<br />

körperliche Anstrengungen, Trächtigkeit,<br />

Laktation und Wachstum.<br />

Er ist so angelegt, dass die Nährstoffmenge<br />

ausreicht, um eine<br />

vermehrte Belastung zu ermöglichen.<br />

Tatsächlich schätzen viele<br />

Pferdebesitzer die Leistung ihrer<br />

Pferde falsch ein und füttern entsprechend<br />

zu viel – oft mit negativen<br />

gesundheitlichen Folgen. Als<br />

Faustregel gilt: Leichte Arbeit<br />

entspricht 60 Minuten Reiten täglich<br />

mit mindestens 30 Minuten<br />

Schritt, 20 Minuten Trab und 10<br />

Minuten Galopp. Mittlere Arbeit<br />

umfasst bereits 120 Minuten tägliches<br />

Reiten mit mindestens 70<br />

Minuten Schritt, 30 Minuten Trab<br />

und 20 Minuten Galopp. Schwere<br />

Arbeit wird überhaupt nur von<br />

Hochleistungspferden in Wettkampfzeiten<br />

geleistet! Die meisten<br />

Freizeitpferde werden entsprechend<br />

nur leicht gearbeitet und<br />

sind oft bereits mit gutem Heu,<br />

gesundem Gras und Mineralfutter<br />

ausreichend versorgt.<br />

68 69


Häufige<br />

Heilkräuter<br />

auf Weiden<br />

Wir verkennen sie oft als Unkräuter<br />

– doch in Wirklichkeit sind diese<br />

Pflanzen ein wahres Geschenk<br />

Vorsicht,<br />

Giftkräuter!<br />

Schauen Sie genau hin!<br />

Diese Pflanzen sind oft hübsch oder<br />

harmlos anzusehen – aber<br />

hochgefährlich für Pferde!<br />

Brennnessel<br />

Urtica dioica<br />

Klettiges Labkraut<br />

Galium aparine<br />

Geißraute<br />

Galega officinalis<br />

Jakobskreuzkraut<br />

Senecio jacobaea<br />

Reich an Vitamin A und C,<br />

Eisen, Mangan, Kalzium,<br />

Kalium und Kieselsäure.<br />

Pferde fressen die Pflanze<br />

gern, wenn sie vor der<br />

Blüte geschnitten wird<br />

und gut angewelkt ist.<br />

Labkräuter enthalten<br />

Wirkstoffe, die als<br />

Labferment eingesetzt<br />

wurden, um die Milch zum<br />

Gerinnen zu bringen. Sie<br />

wirken schwach harntreibend,<br />

vielleicht auch<br />

schleimfördernd.<br />

Wunderschöne Bienenweide,<br />

doch leider für das<br />

Vieh in allen Teilen giftig!<br />

Durch den Klimawandel<br />

breitet sie sich aus Süden<br />

kommend immer weiter<br />

in den Norden aus.<br />

Wird auf Weideflächen<br />

von den meisten Tieren<br />

sicher gemieden. Heu wird<br />

durch diese Giftpflanze<br />

jedoch unbrauchbar. Die<br />

tödliche Dosis liegt bei<br />

40 Gramm pro Kilo<br />

Körpergewicht.<br />

Schafgarbe<br />

Achillea millefolium<br />

Acker-Schachtelhalm<br />

Equisetum arvense<br />

Graukresse<br />

Berteroa incana<br />

Mutterkornpilz<br />

Claviceps purpurea<br />

Enthält Bitterstoffe, ist<br />

appetitfördernd, regt die<br />

Sekretion von Verdauungssäften<br />

und die Lebertätigkeit<br />

an und wirkt<br />

krampflösend bei leichten<br />

Koliken.<br />

Besonders mineralreiches<br />

Eiweißfutter, wobei<br />

diesem Schachtelhalm<br />

die Gifte seiner Verwandten<br />

weitgehend fehlen.<br />

Hohe Gehalte an<br />

Kieselsäure und Kalium<br />

machen ihn für Weidetiere<br />

interessant.<br />

Speziell für Pferde giftig.<br />

Die Aufnahme führt zu<br />

Fieber, Hufrehe und<br />

Ödemen. Werden große<br />

Mengen verzehrt (etwa<br />

30 % Bestandsanteile),<br />

kann das tödlich enden.<br />

Extrem giftiger parasitierender<br />

Pilz, der nicht nur<br />

Getreide, sondern auch<br />

Wild- und Zuchtgräser<br />

befällt. Statt des Samenkorns<br />

bildet das Gras ein<br />

langes, schwarzbraunes<br />

Sklerotium, also ein<br />

schwarzes „Korn“.<br />

Spitzwegerich<br />

Plantago lanceolata<br />

Bewährtes Hustenmittel.<br />

Spitzwegerich wirkt<br />

antiseptisch und reizlindernd<br />

bei Schleimhautentzündungen,<br />

kleinen<br />

Wunden und Insektenstichen.<br />

Wiesenkümmel<br />

Carum carvi<br />

Unser heimischer<br />

Kümmel wirkt beruhigend<br />

auf die Magenmuskulatur<br />

und wirkt<br />

Blähungen entgegen.<br />

Er hat krampflösende<br />

Wirkung auf Magen und<br />

Darm und wirkt antibakteriell.<br />

<strong>Herbst</strong>zeitlose<br />

Colchicum autumnale<br />

Im <strong>Herbst</strong> zeigt sie ihre<br />

krokusähnlichen Blüten.<br />

Kann durch Massenaufwüchse<br />

zur Unbrauchbarkeit<br />

von Weideflächen<br />

führen, wird im Heu nicht<br />

von Pferden erkannt!<br />

Wie erkenne ich eine Vergiftung?<br />

Vergiftungs-Symptome<br />

beim Pferd treten einzeln<br />

oder in Kombination auf.<br />

Je nach Giftstoff ist der<br />

Bewegungsapparat, der<br />

Magen-Darm-Trakt, der<br />

Atmungstrakt oder das<br />

Herz-Kreislauf-System<br />

beeinträchtigt. Betroffene<br />

Tiere zeigen anfangs<br />

häufig Verhaltensveränderungen,<br />

etwa vermehrte<br />

Unruhe bis hin zur Teilnahmslosigkeit.<br />

Starkes<br />

Schwitzen, Zittern,<br />

Koordinationsstörungen,<br />

Speicheln und Atemnot<br />

können weitere Anzeichen<br />

sein. Oft leiden die Tiere<br />

auch an akutem Durchfall<br />

oder setzen blutigen Harn<br />

bzw. Kot ab. Rufen Sie<br />

sofort den Tierarzt. Es<br />

besteht <strong>Leben</strong>sgefahr!<br />

70<br />

71


Mit Herz schenken<br />

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<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Ballermann Ranch berührte Tausende:<br />

Sie wurde mit dem seltenen „Wry Nose Syndrome“<br />

geboren – Oberkiefer und Nase waren<br />

stark verdreht. Dank einer Operation kann „Schnütchen“<br />

jetzt nahezu beschwerdefrei leben – und ist<br />

sogar zur Bilderbuchheldin avanciert: „Schnütchen<br />

– Die kleine Stute mit der krummen Schnute“ erzählt<br />

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72 73


MUTIGES HERZ<br />

Stella wurde als Welpe<br />

gefunden, stark<br />

geschwächt durch Bisswunden.<br />

Anna Pieringer,<br />

unsere Fuchsmama,<br />

fütterte das kleine Fuchskind<br />

alle zwei Stunden mit<br />

der Flasche, bis es wieder<br />

auf die Beine kam<br />

„Mein Fuchs war<br />

wie Hunderttausend<br />

andere auch.<br />

Aber ich habe ihn<br />

zu meinem Freund<br />

gemacht, und<br />

jetzt ist er einzig<br />

in der Welt.“<br />

Antoine de Saint-Exupéry<br />

74 75


Tierretter vor Ort<br />

Dieser Anblick bot sich den Tierrettern<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>: Dicht<br />

an dicht hocken die Hühner des<br />

Bio-Betriebs auf ihren Stangen.<br />

Ich wollt’,<br />

ich wär’<br />

ein Huhn ...<br />

... auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>!<br />

WOHLGENÄHRT, GESUND<br />

UND EIGENSINNIG<br />

Das <strong>Leben</strong> auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> hat die<br />

geretteten Hühner nicht nur gestärkt<br />

– es kam auch die ganz besondere<br />

Persönlichkeit eines jeden Huhns zum<br />

Vorschein, die alle ständig für Trubel<br />

auf der Hühnerwiese sorgen.<br />

Zahlreiche Hühner und Hähne haben die <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Tierretter in den vergangenen Jahren aus<br />

Legehaltungen befreit. Auf unseren Hühnerwiesen<br />

dürfen die Tiere nun wahrhaft glücklich sein<br />

76<br />

77


Huhn Rosa<br />

Was artgerechte Haltung bewirkt,<br />

zeigt Legehuhn Rosa, die bei ihrer<br />

Rettung fast nackt ist und mit<br />

einem Pullover gewärmt werden muss.<br />

Rosa ist heute kerngesund und in<br />

voller Federpracht (rechts oben).<br />

ERSTE SCHRITTE INS FREIE<br />

Auch in Freilandhaltungen kommen längst<br />

nicht alle Tiere immer nach draußen. Man<br />

erkennt die Dringeb<strong>lieben</strong>en oft an den vor<br />

Stress ausgefallenen Federn und an der<br />

gelblichen Gesichtsfarbe. Nach ein paar Tagen<br />

an der frischen Luft hat die sich jedoch schnell<br />

in einen gesunden, rosigen Ton verwandelt.<br />

Tierretter Klaus:<br />

„ Die Hühner fühlen<br />

sich bei uns<br />

pudelwohl.“<br />

Hähne kommen auch in<br />

Legehaltungen immer<br />

wieder vor.<br />

Nur kein Stress:<br />

Anita nimmt ein<br />

gerade gerettetes<br />

Huhn behutsam auf<br />

den Arm.<br />

78 79


„Hühner sind sehr<br />

intelligent, reagieren<br />

schnell auf Dinge,<br />

die ihnen Spaß<br />

machen.“<br />

SCHARF<br />

BEOBACHTET<br />

Was auf der Hühnerwiese<br />

wichtig ist, haben die<br />

schlauen Vögel schnell<br />

durchschaut: Kommt<br />

Anita zum Beispiel mit<br />

der roten Futterschüssel<br />

für die Hunde nebenan<br />

vorbei, juckt die Hühner<br />

das kein bisschen. Erst<br />

wenn sie sich mit der<br />

grünen Schüssel nähert,<br />

ist die Aufregung groß:<br />

Darin steckt Leckeres für<br />

Hennen und Hähne.<br />

ALLE UNTER DACH<br />

UND FACH<br />

Klaus sammelt Eier aus den<br />

Sammelboxen an den<br />

Hühnerhäuschen. Mithilfe<br />

der Spendengelder konnten<br />

mobile, winterfeste<br />

Ställe gekauft werden.<br />

HÄHNE SIND KEIN PROBLEM<br />

Hahn Erwin stammt aus einer Tierrettung<br />

aus privater Haltung. Gibt es mehrere<br />

Hähne auf engem Raum, kommt es häufig<br />

zu Problemen mit Lärm und Rangkämpfen.<br />

Dem fühlen sich viele Hobby-Hühnerhalter,<br />

gerade in der Stadt, nicht gewachsen. Auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Kärnten gibt es inzwischen<br />

eine eigene Hähne-Gruppe mit Gockeln, die<br />

gut miteinander klarkommen.<br />

80


ERSTAUNLICHES<br />

GEFLÜGEL<br />

Der <strong>Aiderbichl</strong>-Tierretter Klaus<br />

Spielbüchler mit Hühnern auf dem<br />

Schroffnergut. Hühner verfügen<br />

über enorme Sinnesleistungen,<br />

erkennen minimalste Bewegungen<br />

in Bruchteilen von Sekunden und<br />

fangen Ameisen, Fliegen und<br />

manchmal sogar Feldmäuse<br />

blitzschnell.<br />

Heidi kennt sich aus. Eiersammeln<br />

ohne sie? Unmöglich!<br />

Sobald Anita<br />

Hartner allmorgendlich<br />

mit dem Korb die Hühnerwiese<br />

betritt, setzt<br />

sich die braun gefiederte Dame in Bewegung,<br />

nimmt Anlauf und springt in den<br />

Korb. Von dort aus beäugt die Henne ganz<br />

genau, ob Anita beim Einsammeln auch<br />

alles richtig macht. Heidi ist fünf Jahre alt.<br />

Das ist ein Alter, das zu erreichen nie für sie<br />

vorgesehen war, als Heidi ihr <strong>Leben</strong> noch<br />

als eines von Tausenden Hühnern in einem<br />

Legebetrieb fristete. Denn nach 18 Monaten<br />

beginnt die Mauser, eine körperlich<br />

sehr belastende Zeit für ein Huhn. „Dann<br />

legt es vielleicht noch fünf Eier in der Woche<br />

und nicht, wie sonst, sieben“, erklärt<br />

Anita Hartner. Und schon bei dieser Quote<br />

zahle sich das Tier für groß angelegte Legehaltungen<br />

nicht mehr aus. „Dann muss<br />

der Bauer mehr füttern und damit mehr<br />

fürs Futter bezahlen als das, was er vom<br />

Huhn zurückbekommt“, beschreibt die <strong>Aiderbichl</strong>erin<br />

das Dilemma, vor dem sämtliche<br />

Eierproduktionen stehen, egal, ob Bio<br />

oder konventionell: Nach eineinhalb Jahren<br />

geht es um ihre Existenz.<br />

Dann werden die Ställe komplett geleert<br />

und die Tiere oft als Suppenhühner oder<br />

Tierfutter verkauft. Doch manchmal haben<br />

sie Glück: Wenn aufmerksame Tierfreunde<br />

oder Tierschutzorganisationen erfahren,<br />

dass ein Legebetrieb seine Hühner „aussortiert“,<br />

können einige von ihnen an andere<br />

Halter weitergegeben werden. Auch<br />

die Tierretter von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> sind immer<br />

wieder zum Schutz der Hühner im Einsatz.<br />

So geht es in einem großen Bio-Freilandhuhnbetrieb<br />

in Oberösterreich um<br />

nicht weniger als die <strong>Leben</strong> von 1500 Hühnern.<br />

Schon im Vorfeld startet <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

zahlreiche Aufrufe, bittet jeden, der<br />

Platz hat, einige der Tiere aufzunehmen.<br />

Der größte Teil kann auf diese Weise vermittelt<br />

werden, für <strong>Aiderbichl</strong> bleiben 250<br />

Hühner, die von den Rettern geholt werden<br />

– im Schutz der Nacht: „Man muss<br />

Hühner im Dunkeln fangen, weil sie dann<br />

nicht so viel Angst haben“, erklärt Anita<br />

Hartner, „Bricht die Dämmerung ein, setzt<br />

sich das Huhn von Natur aus auf seine<br />

Stange und will schlafen. Dann<br />

kann man es nehmen und in die<br />

Box setzen.“ Tatsächlich: Bis auf<br />

vereinzeltes, erschrecktes Gega-<br />

83


Nur in Deutschland!<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

„Auch in einer Bio-<br />

Haltung ist es nicht<br />

möglich, sich um jedes<br />

einzelne Huhn zu<br />

kümmern.“<br />

cker sind in jener Nacht nur die Schritte der<br />

Menschen im Kies zu hören, die äußerst<br />

vorsichtig gesetzt werden, schließlich<br />

könnten ja einzelne schlafende Tiere vor<br />

ihren Füßen liegen.<br />

Der Stall ist verdreckt, die Retter tragen<br />

Overalls als Schutz gegen Milben. Eine<br />

Grundreinigung kann in einem solchen<br />

Stall immer erst dann erfolgen, wenn er<br />

völlig leer ist – also etwa alle eineinhalb<br />

Jahre. Die Lichtkegel der Taschenlampen<br />

streifen unzählige weiß gefiederte Leiber,<br />

die dicht an dicht auf Stangen sitzen.<br />

Müde, abgemagert und entkräftet sehen<br />

die Hühner aus.<br />

Vorsichtig nehmen die Tierretter ein Huhn<br />

nach dem anderen auf und setzen es behutsam<br />

in Transportkisten. „In eine passen<br />

HÜHNER-PARADIES<br />

Anita Hartner auf der Hühnerwiese<br />

des Schroffnerguts (o.)<br />

und mit Hahn Tom (l.), den die<br />

Tierretter aus Salzburg holten.<br />

Flaschen in den Bäumen sollen<br />

Greifvögel abhalten.<br />

ungefähr vier Hühner“, sagt Anita – eine<br />

höchst empfindliche Fracht: „Man muss<br />

stets die Luft zirkulieren lassen, weil die<br />

Hühner sehr hitzeempfindlich sind.“ Auf<br />

dem Schroffnergut in Henndorf angekommen,<br />

wird jeder der neuen Schützlinge<br />

genau untersucht: Viele Hühner sind kahl –<br />

oftmals führt der Stress im engen Stall<br />

dazu, dass eine Mauser nicht normal verläuft,<br />

zu viele Federn auf einmal ausfallen.<br />

Ihnen zieht Anita kleine selbst gestrickte<br />

Pullover gegen die Kälte an.<br />

Und da hört die Fürsorge nicht auf: Bei den<br />

80 Hühnern auf dem Schroffnergut wird<br />

bei jedem Huhn Tag für Tag genau geprüft:<br />

Geht es ihm gut? Frisst es genug? Doch bei<br />

einem Betrieb mit 3000 Hühnern ist das<br />

schlicht nicht möglich. Sicher: Eier aus ei-<br />

ner Bio-Freilandhaltung sind die besten,<br />

die man bekommen kann. Doch auch<br />

wenn der Halter allen gesetzlichen Vorgaben<br />

entspricht, kann er nicht jedes einzelne<br />

Huhn im Auge behalten. „Es geht einfach<br />

nicht“, betont Anita, „Deswegen sind<br />

auch hier Hühner dabei, die ungepflegt<br />

sind. Hühner haben eine sehr strenge Sozialstruktur:<br />

Die Hochrangigen dürfen alles<br />

und sagen den anderen: Du bleibst jetzt<br />

drin, gehst nicht zum Futter. Und die trauen<br />

sich dann auch nicht, sitzen irgendwo<br />

in der Ecke und werden wahrscheinlich ihr<br />

ganzes <strong>Leben</strong> nicht rausgehen.“<br />

Auf <strong>Aiderbichl</strong> müssen sich die Neuankömmlinge<br />

erst wieder orientieren. Sie<br />

lernen schnell, wie schön ein Hühnerleben<br />

sein kann und wozu jedes von ihnen imstande<br />

ist, wenn man es denn lässt. Da sind<br />

die beiden vorwitzigen schwarz gefiederten<br />

Damen, die jeden Tag über den eineinhalb<br />

Meter hohen Zaun springen, jenseits<br />

der großen Wiese ihre Mahlzeiten einnehmen<br />

und abends wieder zurückspringen.<br />

Da ist Alessandro, einer von wenigen Hähnen,<br />

die im Legebetrieb eben nicht streng<br />

aussortiert wurden, der quer über die Wiese<br />

rennt, um bei seinen Lieblingsmenschen<br />

sein zu dürfen.<br />

Und fast so, als müssten sie ein monatelanges<br />

Kuscheldefizit aufholen, kommen viele<br />

Hühner ganz nah auf die Menschen zu und<br />

zeigen all die Liebe, die in ihren kleinen<br />

Herzen steckt. „Man kann es sich nicht vorstellen,<br />

wenn man es nicht erlebt hat“, sagt<br />

Anita und lädt alle Interessierten ein:<br />

„Kommen Sie zu uns aufs Schroffnergut<br />

und setzen sich auf die Hühnerwiese.“<br />

Eine schöne Gelegenheit dazu bietet<br />

das Erlebnis-Seminar „Hinter den<br />

Kulissen von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>“<br />

vom 24.-27.11.<strong>2022</strong>.<br />

Infos unter<br />

www. gut-aiderbichl.com<br />

Was können<br />

Verbraucher an<br />

der Situation<br />

von Legehennen<br />

ändern?<br />

➤ In Österreich legen jährlich<br />

7,1 Milliarden Hühner rund zwei<br />

Milliarden Eier, 61 Prozent leben in<br />

Bodenhaltung, gefolgt von Freilandhaltung<br />

(26,5%) und Bio-Haltung<br />

(12,5%) (Stand 2020, Quelle:<br />

Bundesministerium für Land- und<br />

Forstwirtschaft). In Deutschland<br />

leben von rund 43,69 Millionen<br />

Legehennen etwa 9,23 Millionen<br />

in Freilandhaltung (Stand Juni<br />

2021; Quelle statista.de). In Bodenhaltung<br />

dürfen maximal 6000<br />

Hühner ohne räumliche Trennung<br />

gehalten werden, in Bio-Freilandbetrieben<br />

insgesamt nicht mehr<br />

als 3000. Legehennen in konventionellen<br />

Käfigen, sogenannten<br />

Legebatterien, zu halten, ist EUweit<br />

verboten. Es gibt noch die<br />

Haltung in sog. ausgestalteten<br />

Käfigen, die etwas größer sind als<br />

Legebatterien. In Österreich ist sie<br />

jedoch seit 2020, in Deutschland<br />

seit 2021 verboten, EU-weit wird<br />

Käfighaltung ab 2026 nicht mehr<br />

erlaubt sein. Beim Kauf sollte man<br />

auf die Herkunft der Eier achten,<br />

empfiehlt Anita Hartner: „Alle<br />

Betriebe unter 350 Hühnern dürfen<br />

die Eier direkt verkaufen. Dort<br />

kann ich hingehen und mir ansehen,<br />

wie es dort aussieht und wie<br />

viel Platz es für die Hühner gibt.<br />

Ein Huhn sollte mindestens 10<br />

Quadratmeter zur Verfügung<br />

haben – auch in Privathaltung.“<br />

Was bedeuten die<br />

Nummern auf den<br />

Eiern?<br />

In allen Mitgliedsstaaten der EU gilt eine einheitliche Kennzeichnung<br />

direkt auf den Eiern, die eine lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />

bis hin zum Legebetrieb ermöglichen soll.<br />

Doch was genau verrät dieser Code über ein Ei?<br />

Seit dem Jahr 2004 ist jedes rohe Ei,<br />

das wir im Handel kaufen, mit einem<br />

Stempel versehen, der eine Kombination<br />

aus Buchstabenkürzeln und Nummern<br />

aufweist.<br />

Die Nummer vor dem ersten Bindestrich<br />

gibt Aufschluss über die Haltungsform:<br />

0 = Biologische Haltung; 1 = Freilandhaltung;<br />

2 = Bodenhaltung; 3 = Käfighaltung.<br />

Darauf folgt das Kürzel für das<br />

Herkunftsland, etwa AU für Österreich<br />

oder DE für Deutschland, IT für Italien,<br />

NL für Niederlande. Die Ziffernkombination<br />

zeigt in Österreich die Betriebsnummer<br />

des Herkunftshofes. In Deutschland<br />

werden die Angaben noch einmal genauer<br />

unterteilt: So kennzeichnen die ersten beiden<br />

Ziffern das jeweilige Bundesland: 01 =<br />

Schleswig-Holstein; 02 = Hamburg; 03 =<br />

Niedersachsen; 04 = Bremen; 05 = NRW;<br />

06 = Hessen; 07 = Rheinland-Pfalz; 08 =<br />

Baden-Württemberg; 09 = Bayern; 10 =<br />

Saarland; 11 = Berlin; 12 = Brandenburg;<br />

13 = Mecklenburg-Vorp.; 14 =<br />

Sachsen; 15 = Sachsen-Anhalt; 16 = Thüringen.<br />

Die dritte bis sechste Stelle identifizieren<br />

den Betrieb und die siebte Stelle<br />

den jeweiligen Stall.<br />

Unter www.eierdatenbank.at kann man<br />

die Herkunft der meisten in Österreich gekauften<br />

bzw. erzeugten Eier anhand ihrer<br />

Kennnummer nachverfolgen. Die entsprechende<br />

Online-Suchmaschine für in<br />

Deutschland produzierte Eier findet man<br />

unter www.was-steht-auf-dem-ei.de.<br />

Für verarbeitete Eier, etwa in Mayonnaise,<br />

Nudeln, Gebäck oder Fertiggerichten, gilt<br />

diese Kennzeichnungspflicht allerdings<br />

nicht. Wer sichergehen will, dass er dort<br />

keine Eier aus Käfighaltung konsumiert,<br />

sollte zu Bioware greifen.<br />

Unternehmen, die keine Käfigeier verwenden,<br />

sind außerdem unter<br />

www.albert-schweitzer-stiftung.de/ unsere-arbeit/kaefigfrei<br />

gelistet.<br />

Aktion „Essen ohne Käfig“<br />

Mit dieser Initiative rief <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

bereits 2005 Verbraucher, Hersteller,<br />

und Handel dazu auf, auf Käfig-Eier zu<br />

verzichten. Prominente wie Uschi Glas,<br />

Hans Clarin und Karl Moik haben uns<br />

bei diesem Projekt unterstützt.<br />

84 85


Deggendorf<br />

ENDLICH<br />

ANGEKOMMEN<br />

Die14-jährige Ponystute Lore<br />

ist seit ihrer Ankunft im Frühjahr<br />

<strong>2022</strong> auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf<br />

förmlich aufgeblüht. Hier darf<br />

sie trotz ihrer Sehbehinderung<br />

wieder ganz Pony sein. Dem<br />

besten Freund Bart weicht<br />

sie nicht mehr von<br />

der Seite.<br />

Ein Licht<br />

in dunkler<br />

Nacht<br />

Neuer <strong>Leben</strong>smut für die blinde Ponystute Lore<br />

EIN HEIM AUCH<br />

FÜR HANDICAPS<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> finden viele Tiere<br />

wie Lore trotz oder gerade wegen ihres<br />

Handicaps ein neues Zuhause. Ganz egal,<br />

woran das Tier leidet: Achtung, Wertschätzung<br />

und Liebe hat es ebenso verdient wie<br />

jedes andere Lebewesen. „Wir erleben es<br />

immer wieder, wie schnell Tiere dazu fähig<br />

sind, umzudenken“, sagt Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber, „Solange der <strong>Leben</strong>swille<br />

da ist, stört es einen Hund nicht,<br />

dass er nur die Vorderpfoten hat,<br />

und stört es ein Pony wie Lore<br />

nicht, dass es blind ist.“<br />

Eine Krankheit kann Menschen<br />

wie auch Tiere völlig aus der<br />

Bahn werfen. Vieles, was bisher<br />

selbstverständlich war,<br />

wird unerreichbar. Aus dem,<br />

was lange Zeit Alltag war,<br />

wird ein sehnsüchtiger Wunsch. Und wohl<br />

jedes mitfühlende Herz wünscht einer derart<br />

vom Schicksal geprüften Seele, dass sie<br />

ihr <strong>Leben</strong> irgendwann wieder zufrieden, ja<br />

sogar glücklich verbringen kann.<br />

Wer Lore von früher kennt, weiß, dass die<br />

kleine Ponystute nichts lieber mag, als mit<br />

den anderen Ponys über die Koppel zu rennen.<br />

Zwar steht sie in der Hierarchie der<br />

Herde ganz weit unten. Doch Lore versucht<br />

eifrig, mitzuhalten; will so sehr Teil einer<br />

Familie sein. Doch eines Tages stellen ihre<br />

Besitzer fest, dass etwas nicht stimmt: Lores<br />

Augen sind stark entzündet. Um Ansteckungen<br />

zu vermeiden, wird die Stute isoliert<br />

und intensiv behandelt. Doch die Symptome<br />

verschlimmern sich, bald sieht Lore<br />

fast gar nicht mehr. Sie hört nur noch und<br />

spürt Berührungen: die zärtlichen Streicheleinheiten<br />

ihrer Menschen; das aufmunternde<br />

„Mäh“ und Gemecker ihrer neuen<br />

Freunde, eines Schafes und einer Ziege.<br />

Doch Lore will zurück zur Herde, rennt in<br />

ihrer nun dunklen Welt ziel- und hilflos<br />

umher und wird von den anderen Ponys<br />

nicht mehr angenommen. So grausam es<br />

klingt: Ein krankes Tier wird oft aus einer<br />

Herde ausgeschlossen, ja sogar getreten.<br />

Dieses Schicksal möchten Lores Besitzer ihr<br />

nicht weiter zumuten. Aber die intensive<br />

Pflege, die sie braucht, können sie ihr nicht<br />

bieten. Schweren Herzens beschließen sie,<br />

ein neues Zuhause für Lore zu suchen. Auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> in Deggendorf leben bereits<br />

80 weitere Ponys und Pferde – viele davon<br />

haben ebenfalls ein Handicap. Ein geeigneter<br />

Koppelpartner für Lore ist schnell gefunden.<br />

Denn genau das gleiche Schicksal<br />

teilt Pony Bart. Wie soll Lore sich in der neuen<br />

Umgebung orientieren? Wie all die neuen<br />

Eindrücke verarbeiten und neue Freundschaften<br />

schließen? Der kleine, brave Bart<br />

mit den lustigen, schwarzen Flecken kann<br />

Lore zur Seite stehen – wenn die Stute das<br />

denn zulässt. Behutsam wird sie von den<br />

Pflegerinnen Antje und Jessy zur Koppel<br />

geführt, auf der Bart schon wartet. Die erste<br />

Annäherung findet erst einmal zwischen<br />

den Latten des Zauns statt – sicher ist sicher.<br />

Verschämt dreht Lore sich erst einmal<br />

weg, als sie die warmen Nüstern des fremden<br />

Ponys spürt. Schließlich haben ihre<br />

letzten Mit-Ponys sie noch getreten. Aber<br />

Bart ist anders, das spürt sie sofort. Weiß er<br />

doch genau, was in ihr vorgeht. Und kann<br />

ihr mit viel zärtlicher Geduld zeigen, dass<br />

sie vollkommen in Ordnung ist – Handicap<br />

hin oder her. Lores Welt, sie ist weiterhin<br />

dunkel – doch dank Bart ist sie in ihrem Herzen<br />

wieder licht und schön.<br />

87


Wissen<br />

Tier<br />

Expertenwissen aus<br />

der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Akademie für Fragen<br />

rund ums Tier<br />

Unser Experten-Team<br />

Sprechstunde<br />

Gabriele<br />

Reisinger<br />

Die pensionierte<br />

Lehrerin weiß, was<br />

die bedrohten Igel<br />

brauchen:<br />

www.igelhilfe.net<br />

Eva Zach<br />

ist Pferdewirtin und<br />

Tierpflege-Leiterin<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf<br />

Anita Hartner<br />

Die langjährige Hunde-Expertin<br />

leitet<br />

die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Akademie und ist<br />

Spezialistin in der<br />

Hühnerhaltung<br />

Astrid Huber<br />

ist Tellington TTouch<br />

Practitioner für<br />

Katzen und Hunde<br />

sowie Katzen-Verhaltensberaterin,<br />

www.mascotas.at<br />

Carmen<br />

Haslinger<br />

Gründerin der<br />

Eichhörnchenhilfe<br />

Salzburg (www.<br />

eichhoernchen<br />

hilfesalzburg.at)<br />

Dr. Marianne<br />

Wondrak<br />

ist Tierärztin auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> und<br />

erforscht das<br />

Verhalten sowie<br />

die Intelligenz von<br />

Schweinen.<br />

Josef Hellinger<br />

ist Hundetrainer<br />

und Sachverständiger<br />

im Hundewesen.<br />

Infos:<br />

www.familienhundbavaria.de<br />

Sollte ich Igeln für<br />

den Winter einen<br />

Unterschlupf<br />

vorbereiten?<br />

Eine geschützte<br />

Winterschlafstätte<br />

nehmen Igel<br />

immer gern an,<br />

sagt Gabriele Reisinger von<br />

der Igelhilfe Österreich.<br />

Ein dichter Laubhaufen oder ein Holzstapel<br />

in einer ruhigen, nicht allzu aufgeräumten<br />

Ecke des Gartens reichen<br />

normalerweise völlig aus. Auch eine Euro-Palette<br />

nehmen Igel gern an. Wer<br />

mag, kann auch ein Igelhäuschen an<br />

einer vor Wetter und Feuchtigkeit geschützten<br />

Stelle aufstellen. Es gibt zahlreiche<br />

Modelle im Handel, dabei auf<br />

schadstofffrei behandeltes Holz achten.<br />

Es ist ganz wichtig, das Haus nur mit<br />

kurz geschnittenem Stroh und trockenem<br />

Laub auszulegen – nicht mit Holzwolle,<br />

wie oft geschrieben wird. Der Igel<br />

nimmt die Materialien in die Schnauze<br />

und dreht sich im Kreis, weil er sich eine<br />

Mulde gräbt. Bei Holzwolle und langem<br />

Stroh besteht große Verletzungsgefahr.<br />

Beim Aufstell-Ort unbedingt darauf achten,<br />

dass der Eingang versteckt, etwa in<br />

Richtung eines Strauches, steht.<br />

Wie reagiere<br />

ich, wenn ein<br />

Eichhörnchen<br />

meine Nähe<br />

sucht?<br />

Dass Eichhörnchen uns um<br />

Hilfe bitten, kommt gar<br />

nicht so selten vor, sagt Carmen<br />

Haslinger.<br />

Sucht ein Eichhörnchen die Nähe des Menschen,<br />

kann man es also anfassen, ohne dass<br />

es wegläuft, dann braucht es in 90 Prozent der<br />

Fälle Hilfe: Ein gesundes Eichhörnchen bekäme<br />

man nie so gut zu fassen. Ich rate dazu,<br />

nicht eigenmächtig zu handeln, sondern in<br />

einer Wildtierstation anzurufen und dort zu<br />

fragen, was zu tun ist. Man sollte aber immer<br />

bedenken: Ist ein Eichhörnchen so wehrlos,<br />

dass es sich widerstandslos aufheben<br />

lässt, kann es zur leichten Beute für<br />

Katzen oder andere Raubtiere werden.<br />

Es ist ganz wichtig, dass man nicht probiert,<br />

dem Tier irgendetwas zu trinken einzuflößen<br />

oder zu fressen anzubieten. Stattdessen<br />

das Eichhörnchen erst einmal sichern.<br />

Dabei aber zuerst auf den Eigenschutz achten,<br />

es kann immer vorkommen, dass ein Tier<br />

beißt. Das Eichhörnchen also mit einem<br />

Handtuch oder einer Jacke, je nachdem, was<br />

man gerade dabei hat, vorsichtig umfassen,<br />

aufnehmen und in einen Karton setzen, damit<br />

es nicht doch vor lauter Angst wieder wegläuft.<br />

Jungtiere werden übrigens auch nach<br />

Kontakt mit Menschen wieder von ihrer Mutter<br />

angenommen, falls die Wildtierstation zu<br />

einer Rückführung in die Natur rät. Infos, wie<br />

das genau funktioniert, gibt es von den Experten.<br />

Ist ein Jungtier verletzt, holt die Mutter<br />

es übrigens nicht mehr zurück. Dann muss<br />

man es immer zur nächsten Wildtierstation<br />

bringen. Ist es ausgekühlt, sollte man es mit<br />

einer lauwarmen, daneben gelegten Wärmflasche<br />

vorsichtig aufwärmen, aber auch hier<br />

können Experten am Telefon die besten<br />

Ratschläge geben. Die schicken,<br />

wenn nötig, einen Lockruf aufs<br />

Smartphone, mit dem die Mutter auf<br />

ihr Kleines aufmerksam wird und herbeieilt.<br />

Sitzt das Tier erst einmal sicher im<br />

Karton, kann man in Ruhe den Eichhörnchen-<br />

Notruf kontaktieren. Ich selbst bin rund um<br />

die Uhr unter der kostenlosen Telefonnummer<br />

+43 650 7274355 erreichbar (www.<br />

eichhoernchenhilfesalzburg.at), in Deutschland<br />

gibt es den ebenfalls kosten losen Eichhörnchen-Notruf,<br />

Tel. +49 700 20020012<br />

(www.eichhoernchen-notruf.com).<br />

Mit welchen Spielen kann ich<br />

meinen Hund im Winter im<br />

Haus beschäftigen?<br />

Auf jeden Fall dürfen Bewegungsspiele,<br />

bei denen<br />

Muskeln und Gelenke trainiert<br />

werden, beim Indoor-Training<br />

nicht fehlen, findet Anita Hartner.<br />

Das Foto zeigt ein Intelligenz-Futterspielzeug,<br />

das ist eine gute Sache, weil der Hund mit<br />

dem Kopf beschäftigt ist. Mit regelmäßigen<br />

Bewegungsübungen lässt sich aber auch die<br />

Bildung von Arthrosen im Alter verlangsamen.<br />

Dafür kann ich den Hund z. B. mit den<br />

Vorderpfoten auf eine Plattform stellen und<br />

ihn dazu bringen, nur mit den Hinterbeinen<br />

darum herumzugehen. So stärke ich den Rücken<br />

und die Muskulatur in den<br />

Hinterbeinen. Wenn ich statt<br />

einer harten Unterlage eine aus<br />

Schaumgummi nehme, die<br />

nachgibt, und den Hund dann<br />

nacheinander mit den Vorderund<br />

Hinterpfoten daraufstelle,<br />

ist der ganze Körper samt Tiefenmuskulatur<br />

beschäftigt.<br />

<strong>Gut</strong> zur Stärkung von Muskeln<br />

und Gelenken ist es auch,<br />

wenn der Hund ruhig und<br />

konzentriert über Dinge<br />

steigt, etwa über Stangen,<br />

die man wie beim Mikado<br />

auslegt. Ganz<br />

wichtig ist der Sozialkontakt.<br />

Dafür kann ich die Range-of-Motion-Übung<br />

besonders empfehlen: Dabei<br />

liegt der Hund neben dir auf dem Sofa oder<br />

auf dem Boden, und du nimmst jedes Gelenk<br />

mit den Händen und bewegst es einmal in seinem<br />

gesamten Bewegungsradius. Man<br />

beginnt bei den Pfotengelenken,<br />

über Knie, Hüfte, die Schulter. Das<br />

sorgt für die Ausschüttung von<br />

Kuschelhormonen – beim<br />

Halter und beim Hund.<br />

AIDERBICHL-<br />

AKADEMIE<br />

26.11.<strong>2022</strong>: Live Webinar<br />

– Hundespiele<br />

In- und Outdoor mit<br />

Anita Hartner<br />

Was tun, wenn<br />

mein Kaninchen<br />

Durchfall hat?<br />

Bei Kaninchen<br />

hat der Durchfall<br />

immer eine<br />

krankhafte Ursache,<br />

warnt Dr. Marianne<br />

Wondrak.<br />

Sollte der Durchfall länger als<br />

einen Tag anhalten oder das<br />

Kaninchen schlapp sein oder<br />

das Futter verweigern, besteht<br />

schnell <strong>Leben</strong>sgefahr.<br />

Das Kaninchen sollte bald<br />

dem Tierarzt vorgestellt werden,<br />

auch im Notdienst. Ein<br />

an Durchfall erkranktes<br />

Kaninchen muss<br />

gut gepflegt und beobachtet<br />

werden. Vorübergehend<br />

nur<br />

abwechslungsreiches<br />

Grünfutter<br />

und Heu anbieten<br />

sowie frische Eichenzweige<br />

und Verdauungstee.<br />

In jedem Fall<br />

muss die Fütterung überdacht<br />

werden, eine Kotprobe<br />

wird vom Tierarzt auf Hefen,<br />

Kokzidien oder Parasiten untersucht.<br />

Auch Zahnprobleme<br />

können wiederkehrenden<br />

Durchfall verursachen und<br />

sollten vom Tierarzt überprüft<br />

werden.<br />

88 89


Sollte mein<br />

Hund Blut<br />

spenden?<br />

Zehn Minuten<br />

stillhalten –<br />

und dabei ein<br />

anderes Hundeleben<br />

retten. Doch gilt beim<br />

Blutspenden, laut Tierärztin<br />

Dr. Marianne Wondrak: Bloß<br />

kein Stress! Eingesetzt wird<br />

eine Bluttransfusion zum Beispiel<br />

nach schweren Unfällen,<br />

bei großen Operationen oder<br />

nach einer Vergiftung mit Rattengift.<br />

Allerdings kommt nicht<br />

jeder Hund für eine Blutspende<br />

infrage. Mindestens 25 kg sollte<br />

er auf die Waage bringen, gesund<br />

sein und keine Angst vor<br />

dem Tierarzt haben. Denn je<br />

nach Gewicht werden dem Hund<br />

zwischen 200 und 500 ml Blut<br />

abgenommen – dafür muss er<br />

schon zehn Minuten stillhalten<br />

können. Bedeutet eine Blutentnahme<br />

jedoch zu viel Stress für<br />

das Tier, kommt es als Spender<br />

nicht infrage. Die meisten größeren<br />

Tierkliniken haben eine eigene<br />

Blutbank und informieren<br />

gerne weiter. Häufig wird zugleich<br />

ein kostenloser Gesundheits-Check<br />

angeboten. Ist ein<br />

Hund gesund, kann er drei- bis<br />

viermal im Jahr zu Blutspende<br />

gehen. Bei Hunden gibt es zwar<br />

20 verschiedene Blutgruppen,<br />

doch bei einer Ersttransfusion<br />

spielen die noch keine Rolle, weil<br />

Hunde nicht, wie wir Menschen,<br />

mit Antikörpern gegen fremde<br />

Blutgruppen geboren werden.<br />

Sind Booties<br />

im Winter<br />

für Hunde<br />

nützlich?<br />

Pfotenschuhe sehen zwar<br />

lustig aus, sind für die Hunde<br />

aber in den meisten Fällen<br />

kein Spaß und selten sinnvoll,<br />

sagt Anita Hartner.<br />

Es kommt auf die Fellstruktur des Hundes an:<br />

Hat man einen Schäferhund oder Mischling<br />

mit kurzen Haaren, bleibt kaum etwas an den<br />

Pfoten kleben. Somit sind Booties nicht notwendig,<br />

wenn der Hund nicht gerade in<br />

Streusalz steigt. Auch macht es nicht jedem<br />

Hund Spaß, Booties zu tragen. Leider sieht<br />

man auf Instagram oder anderen Sozialen<br />

Netzwerken Hunde, die Pfotenschuhe angezogen<br />

bekommen, und die Leute finden das<br />

Sollte<br />

man die Futtermenge für<br />

Pferde im Winter erhöhen?<br />

Die sollte man sogar schon im <strong>Herbst</strong>, sobald es kühler und<br />

nasser wird, erhöhen, damit das Pferd schon einmal ein bisschen<br />

Winterspeck produziert. Das ist gerade bei den Pferden auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> wichtig, die jeden Tag ins Freie kommen. Die Heumenge<br />

dafür am besten um ein Viertel oder die Hälfte erhöhen.<br />

Das Heu sollte sehr kräuterreich sein – und alles <strong>Gut</strong>e, was auf<br />

der Wiese wächst, wie Klee und Wiesenkümmel enthalten (s.<br />

auch unseren Artikel zur Weidepflege, S. 64). Den Wechsel<br />

zum Winterfell kann man gut mit Mineralfutter<br />

oder Omega-3-Fettsäuren, wie sie etwa<br />

in Leinöl stecken,<br />

unterstützen.<br />

lustig. Ich finde das nicht lustig, weil der Hund<br />

oft nicht weiß, was los ist und wie er damit<br />

gehen kann. Und ohne direkten Kontakt zum<br />

Boden verliert er sehr viele Sinneseindrücke.<br />

Der Hund auf dem Foto gehört wahrscheinlich<br />

zu jenen, bei denen immer sehr viel<br />

Schnee und Eis zwischen den Pfoten kleben<br />

bleibt. Da würde ich aber eher die Haare zwischen<br />

den Ballen ausrasieren und die Ballen<br />

mit Vaseline eincremen, statt Booties anzuziehen.<br />

Pfotenschuhe kann man aber natürlich<br />

bei Verletzungen verwenden. Wir auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> haben sie bei unseren Hunde noch<br />

nie gebraucht: Wir versuchen, Probleme mit<br />

Schnee und Eis auf natürlichem Weg zu lösen.<br />

Mein Kind wünscht<br />

sich zu Weihnachten<br />

Zwergmäuse:<br />

Ist das sinnvoll?<br />

Sie<br />

sehen<br />

zwar niedlich<br />

aus, doch<br />

gerade Nager<br />

erfordern viel Geduld und<br />

Aufmerksamkeit. Die Verantwortung<br />

für die kleinen<br />

Tiere ist häufig zu viel<br />

für Kinder, sagt Dr. Marianne<br />

Wondrak<br />

Wenn Tiere, egal, welcher Art,<br />

in eine Familie aufgenommen<br />

werden sollen, ist das<br />

immer eine Entscheidung,<br />

die von allen gemeinsam getroffen<br />

werden muss. Insbesondere<br />

wenn Kinder sich<br />

Tiere wünschen, müssen sich<br />

die Eltern im Klaren sein, dass<br />

Kinder nicht in der Lage sind,<br />

die Verantwortung dauerhaft<br />

zu tragen. Wünschen Sie sich<br />

selbst ein Tier und haben Sie<br />

Spaß an Haltung und Pflege?<br />

Dann ist ein tierischer Mitbewohner<br />

eine großartige Ergänzung<br />

und pädagogisch<br />

sehr wertvoll für Kinder.<br />

Doch sollte man bedenken,<br />

dass die meisten Kleintiere<br />

wie Mäuse, Kaninchen, Meerschweinchen<br />

oder Hamster<br />

keine Kuscheltiere sind. Sie<br />

fallen im Gegenteil in eine<br />

Schockstarre, wenn sie gestreichelt<br />

werden, was für sie<br />

mit großem Stress verbunden<br />

ist und häufig mit Zutraulichkeit<br />

verwechselt<br />

wird. Es braucht sehr viel Geduld<br />

und Fingerspitzengefühl,<br />

um ihr Vertrauen zu gewinnen,<br />

es lohnt sich aber,<br />

und Kaninchen oder Maus<br />

suchen durchaus mal von allein<br />

die Nähe zu ihren Menschen.<br />

Sollte man Tiere verschenken?<br />

Grundsätzlich sind Tiere keine Weihnachtsgeschenke. Sie sind fühlende<br />

Wesen, die zwischen all den anderen Geschenken nichts verloren<br />

haben. Zudem ist der Trubel der Weihnachtstage nicht gerade der<br />

optimale Zeitpunkt, um ein Tier einzugewöhnen.<br />

Muss man Pferde im<br />

Winter eindecken?<br />

Ältere und kranke Pferde bekommen<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> in der<br />

kalten Jahreszeit eine Winterdecke,<br />

erklärt Eva Zach.<br />

Diese Tiere setzen nicht mehr so viel Fett an und<br />

brauchen mehr Kraft, um den Körper warmzuhalten.<br />

Turnierpferde werden auch häufig eingedeckt,<br />

damit ihnen nicht kalt wird – sie werden im Winter<br />

geschoren, weil sie auch dann trainieren müssen.<br />

Doch gesunde, fitte Pferde, die selber ein Winterfell<br />

produzieren, müssen nicht eingedeckt werden. Das<br />

sind zum Beispiel auch die Kaltblüter und die Shirehorses<br />

bei uns auf dem <strong>Gut</strong>, die sich selber warmhalten<br />

können. Es gibt auch keine Temperatur, bei<br />

der das nötig wäre. Was die Pferde natürlich nicht<br />

mögen, ist Nässe und Kälte, wenn es richtig stürmt<br />

und schneit. Dann wird selbst den Pferden mit dickem<br />

Fell kalt, und sie verbringen die Zeit lieber im<br />

Stall. Die Pferde-Senioren sind bei uns im Winter<br />

immer im Stall. Nur wenn sie tagsüber draußen<br />

sind, werden sie eingedeckt. Die Decken sind meist<br />

von innen mit Fleece gefüttert, von außen sind sie<br />

so isoliert, dass keine Nässe hindurchdringt. Damit<br />

es darunter nicht friert aber auch nicht schwitzt,<br />

braucht jedes Pferd genau die Decke, die zu ihm<br />

passt. Wie stark die Decke gefüttert ist, wird in<br />

Gramm eingeteilt. Man sollte genau wissen, wie<br />

viel Gramm das Pferd wirklich braucht. Im Zweifel<br />

einen Experten fragen. Auf alle Fälle täglich prüfen,<br />

ob es das Pferd unter der Decke auch angenehm<br />

warm hat. Auch die Passform sollte stimmen: Unter<br />

der Decke sollte das Pferd all die Bewegungen machen<br />

können, die es auch ohne macht, ohne dass<br />

es beeinträchtigt oder eingeengt ist.<br />

90 91


Wenn sie faucht, fühlt die<br />

Katze sich unbehaglich,<br />

verschreckt, verängstigt oder<br />

bedroht. Der Mensch reagiert<br />

dann am besten mit achtsamem<br />

Rückzug, weiß Expertin Astrid Huber.<br />

Denn nimmt man ihr Fauchen oder Knurren<br />

nicht ernst, kann die Katze in Folge kratzen oder<br />

beißen. Das passiert vor allem dann, wenn das<br />

Tier aus der Situation nicht fliehen kann.<br />

Was habe ich als Mensch falsch gemacht?<br />

Katzen fauchen meist aus Angst vor einer<br />

Bedrohung. Auch wenn die Katze den<br />

Menschen bereits lange kennt, sind bestimmte<br />

Verhaltensweisen unangenehm<br />

für sie. Ich könnte mich dem Tier zu<br />

schnell oder zu frontal angenähert haben.<br />

Oder sie wird aus naher Distanz intensiv<br />

angestarrt und getadelt, möchte nicht<br />

berührt oder hochgehoben werden. Oftmals<br />

werden die Beschwichtigungssignale davor<br />

übersehen oder missachtet. Das kennen viele<br />

Katzenbesitzer, wenn sie ihren Liebling länger<br />

streicheln als von ihm gewünscht. Dann sieht<br />

sich die Katze gezwungen, mit dem Fauchen<br />

ein Warnzeichen zu setzen. Das bedeutet dann<br />

so viel wie: „Wenn du nicht aufhörst, werde ich<br />

fliehen oder mich verteidigen.“ Die Toleranzgrenze<br />

ist von Katze zu Katze unterschiedlich.<br />

Eine meiner Katzen hat verständlicherweise<br />

eine niedrige Toleranzgrenze, weil sie blind ist.<br />

Warum faucht<br />

mich meine<br />

Katze an?<br />

Erschreckt sie sich heftig, reagiert sie auf Kätzisch<br />

mit Fauchen. Ebenso wenn sie wütend ist.<br />

Faucht eine Katze ohne ersichtlichen Grund,<br />

können körperliches Unbehagen und Schmerzen<br />

die Ursache sein. Dann sollte der Tierarzt<br />

aufgesucht werden. Auch bei Katzen, die sich in<br />

einer Eingewöhnungsphase befinden und sich<br />

in ihrer neuen Umgebung noch unsicher fühlen,<br />

liegen oft die Nerven blank. Dann kann<br />

Fauchen häufiger vorkommen. Katzen fauchen<br />

sich auch untereinander an, wenn sie<br />

einander nicht kennen, sich nicht ausstehen<br />

können oder sich einfach körperlich zu<br />

nahekommen. Wie verhalte ich mich richtig?<br />

Ich muss auf die jeweilige Situation<br />

achten: War das nur ein kurzer Faucher, weil<br />

sich die Katze erschreckt hat? Oder ist sie<br />

wirklich wütend und bereit zum Angriff? In<br />

jedem Fall erst mal Abstand schaffen indem ich<br />

ein paar Schritte zurückgehe, den Blick senke<br />

und sie vorerst nicht berühre. Ich kann ihr beruhigend<br />

oder entschuldigend zureden: „Hoppla,<br />

das war unachtsam von mir. Das nächste Mal<br />

passe ich besser auf.“ Erst wenn sie sich wieder<br />

beruhigt hat und entspannt ist, kann ich ihr als<br />

Versöhnungsgeste den Handrücken anbieten.<br />

Wenn sie sich wegdreht, dann ist es für den Berührungsversuch<br />

noch zu früh. Dann braucht<br />

sie mehr Zeit und räumlichen Abstand. Es ist<br />

wichtig, dass Katzenhalter auf dieses natürliche<br />

Warnsignal achtsam und respektvoll reagieren.<br />

Ist ein<br />

Laufrad für<br />

meine<br />

Wohnungskatze<br />

sinnvoll?<br />

Laufräder für Katzen sind „in“<br />

geworden, seit vor einigen Jahren<br />

die Bengalkatzen in Mode<br />

gekommen sind. Bengalen entstammen<br />

einer Kreuzung aus<br />

Haus- und Wildkatze und sind<br />

aufgrund ihrer prachtvollen<br />

Fellzeichnung äußerst beliebt,<br />

jedoch sehr anspruchsvoll in<br />

der Haltung. Exotische Katzenrassen<br />

sind extrem neugierig,<br />

intelligent, verspielt, agil und<br />

vor allem aktiv. Deshalb brauchen<br />

sie viel Platz und Bewegung,<br />

um körperlich und<br />

mental ausgelastet zu sein.<br />

Sonst drohen Verhaltensstörungen.<br />

Für sehr aktive Rassen<br />

in Wohnungshaltung ist ein<br />

Laufrad sinnvoll, um den Bewegungsdrang<br />

in einem beschränkten<br />

Innenraum gerecht<br />

zu werden. Es ersetzt jedoch<br />

nicht die interaktiven Beschäftigungs-<br />

und Jagdspiele mit<br />

dem Katzenbesitzer. Das Laufrad<br />

nimmt viel Platz ein. Es<br />

muss solide und sicher gebaut<br />

und vor allem groß genug sein,<br />

damit sich die Wirbelsäule<br />

beim Laufen nicht krümmt.<br />

Katzen sind von Natur aus Ansitzjäger<br />

und haben daher wenig<br />

Ausdauer. Sie werden<br />

sich also nicht<br />

stundenlang im<br />

Laufrad bewegen.<br />

Für Jungtiere und feline<br />

Sportskanonen mag es eine<br />

willkommene Bewegungsalternative<br />

sein. Ansonsten ist<br />

es wohl eine teure Investition<br />

ohne Garantie, dass der „normale“<br />

Stubentiger das Laufrad<br />

auch tatsächlich nutzen wird.<br />

Dabei kann aber mit Klickerund<br />

Leckerli-Training liebevoll<br />

nachgeholfen werden.<br />

Brauchen Haustiere<br />

Vitamin D im Winter?<br />

Dazu Tierärztin Dr. Marianne Wondrak:<br />

Menschen können mithilfe der ultravioletten<br />

Strahlen des Sonnenlichts Vitamin D3 herstellen.<br />

Dies ist bei unseren Haustieren anders.<br />

Sie sind das ganze Jahr auf die Zufuhr mit der<br />

Nahrung angewiesen. Da Vitamin D den Kalziumhaushalt reguliert,<br />

ist sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss gefährlich.<br />

Daher sollten auf keinen Fall einfach auf Verdacht Vitamin<br />

D Tropfen aus der Apotheke verabreicht werden. Die meisten<br />

Futtermittel enthalten nur sehr wenig Vitamin D. In Leber,<br />

einigen fettreichen Fischarten sowie in Eigelb ist jedoch viel<br />

Wir wünschen uns einen Herdenschutzhund.<br />

Was müssen wir beachten?<br />

Auch<br />

wenn<br />

er aussieht<br />

wie ein großer<br />

Kuschelbär, ist<br />

ein Herdenschutzhund<br />

alles andere als<br />

ein Familienhund, betont<br />

Josef Hellinger.<br />

Im Unterschied zum Hütehund<br />

beschützt ein Herdenschutzhund<br />

die Herde. Der Hütehund<br />

ist immer beim Menschen, der<br />

Herdenschutzhund ist, wenn er<br />

arbeitet, immer bei der Herde.<br />

Er ist ein sehr selbstständiger<br />

Hund, sehr groß, sehr wachsam<br />

und häufig recht stur und misstrauisch<br />

– das muss er auch<br />

sein, um seine Herde beschützen<br />

zu können. Zu den Herdenschutzhunden<br />

gehören einige<br />

der ältesten Hunderassen, darunter<br />

der Kangal, der Maremmano,<br />

der Kuvasz oder der Kaukasische<br />

Schäferhund (Foto).<br />

Als Familienhund gehalten, ist<br />

der Herdenschutzhund oft unterbeschäftigt.<br />

Er braucht einen<br />

Garten, in dem er sich wohlfühlt,<br />

sowie einen Halter mit<br />

Vitamin D enthalten. Besonders hohe Gehalte findet man in<br />

Fischölen, vor allem in Lebertran. Es gibt allerdings leider<br />

noch keine eindeutigen Empfehlungen für den Vitamin-D-Bedarf<br />

bei Tieren. In Fertigfutter für Hunde und Katzen wird in<br />

der Regel Vitamin D zugesetzt, sodass Symptome einer Fehlversorgung<br />

nur selten zu beobachten sind. Pflanzenfresser<br />

bekommen genügend Vitamin D mit sonnengetrocknetem<br />

Heu. Wer für sein Tier selber kocht, muss auf eine abwechslungsreiche<br />

Zusammenstellung achten und, am besten in<br />

Absprache mit einem Tierarzt, der sich auf Tierernährung spezialisiert<br />

hat, gegebenenfalls Vitamin D als Tropfen zufügen.<br />

Hundeerfahrung – ein Herdenschutzhund<br />

eignet sich nicht<br />

als Ersthund. Der Mensch muss<br />

klare Vorgaben machen, sonst<br />

kann er sich beim Hund nicht<br />

durchsetzen. Der Herdenschutzhund<br />

ist sicher kein Wohnungshund.<br />

Es sollten auch<br />

keine Kinder in der Familie sein,<br />

die unter 16 sind. Die eigene<br />

Familie beschützt er, keine Frage.<br />

Aber wenn er unterbeschäftigt<br />

ist, geht sein Beschützerinstinkt<br />

so weit, dass er keine<br />

Besucher mehr einlässt. Ein<br />

großes Problem sind Mischlinge<br />

aus dem Ausland: Jede Tierschutzorganisation,<br />

die Hunde<br />

einführt und vermittelt, sollte<br />

auch wissen, welche Rassen in<br />

dem Tier stecken. Häufig wird<br />

ein Maremmano zum Beispiel<br />

als Golden-Retriever-La brador-<br />

Mix verkauft. Mit diesen Rassen<br />

hat er aber nichts zu tun. Wenn<br />

man das nicht weiß und behandelt<br />

den Hund wie einen Golden<br />

Retriever, kann er sogar<br />

eine Waffe sein: Dann könnten<br />

selbst nahe Verwandte, die der<br />

Hund aber nicht gut kennt und<br />

die für ihn folglich nicht zur<br />

Herde gehören, angegriffen<br />

werden. Ist man aber bereit, ihnen<br />

alle Bedürfnisse zu erfüllen,<br />

danken Herdenschutzhunde<br />

es durch uneingeschränkte<br />

Loyalität und Treue. Andere<br />

Hunde akzeptiert er, wenn er<br />

sie kennt. Ansonsten gilt, gerade<br />

auch, wenn man mit Hunden<br />

in Regionen mit Schafherden<br />

wie in der Lüneburger<br />

Heide, spazieren geht: Den eigenen<br />

Hund immer an die Leine<br />

nehmen! Kommt er einer<br />

Schafherde zu nahe, kann deren<br />

Herdenschutzhund für ihn<br />

lebensgefährlich werden. Entsprechende<br />

Warnschilder müssen<br />

ernstgenommen werden.<br />

Man sollte auch nicht versuchen,<br />

den Herdenschutzhund<br />

zu beruhigen, sondern sich von<br />

ihm entfernen – dann bleibt er<br />

auch in seinem Bereich.<br />

92 93


„Frei zu sein<br />

bedeutet nicht nur,<br />

seine eigenen Fesseln<br />

zu lösen, sondern<br />

ein <strong>Leben</strong> zu führen,<br />

das auch die Freiheit<br />

anderer respektiert<br />

und fördert.“<br />

Nelson Mandela<br />

NACH VORNE BLICKEN<br />

Unsere Eselbande genießt den Blick<br />

über den Wallersee. Übrigens: Im<br />

Gegensatz zu Pferden sind Esel keine<br />

Fluchttiere. Beim Gehen überlegen sie<br />

genau, wohin sie treten – so sind sie<br />

auch auf gefährlichsten Wegen immer<br />

in Sicherheit …<br />

94 95


Psychologie<br />

Gesünder wachsen<br />

Kann zu viel Nähe schaden? Nein. Absolut: Nein.<br />

Die Liebe eines Tieres macht unsere Kinder nicht<br />

nur stark und intelligent, sondern auch gesund.<br />

Zwei groß angelegte Langzeitstudien zeigten,<br />

dass Kinder, die im ersten <strong>Leben</strong>sjahr mit einer<br />

Katze oder einem Hund aufwachsen, später nur<br />

halb so oft an einer Tierhaar-Allergie leiden und<br />

insgesamt ein stabileres Immunsystem haben.<br />

Warum? Weil ihre Abwehrkräfte besser geschult<br />

sind und effektiver auf eine größere Anzahl von<br />

Keimen reagieren. Das allerdings funktioniert<br />

nur, wenn wir auch genug Nähe zulassen – zwischen<br />

unseren Kindern und den Tieren. Und all<br />

dem Dreck, der sich irgendwo in diesem dichten,<br />

kuscheligen Pelz verbergen mag …<br />

Tiere<br />

Warum<br />

Kinder so<br />

glücklich machen<br />

Uns von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist es seit jeher ein<br />

Herzensbedürfnis, in Kindern die Liebe zu<br />

Tieren zu wecken. Sogar die Wissenschaft<br />

zeigt, wie wertvoll das Band zwischen<br />

beiden doch ist: Gelassenheit, Empathie,<br />

Vertrauen – mit Hund, Katze und Co.<br />

aufzuwachsen, ist die beste <strong>Leben</strong>sschule,<br />

die unsere Kleinen besuchen können<br />

96 97


Aus Liebe lernen<br />

Was ist Liebe? Verbirgt sie sich in dem weichen<br />

Fell eines jungen Kätzchens, in dem steten Herzschlag<br />

eines anderen Wesens? Ja, Liebe ist all das<br />

– sie ist Zuhören und Hinsehen, Tasten, Spüren,<br />

Riechen. Sie ist dieser eine Moment gegen Ende<br />

des ersten <strong>Leben</strong>sjahres, in dem ein Kind zum ersten<br />

Mal den Unterschied wahrnimmt zwischen einem<br />

Spielzeug und einem Tier – jener magische<br />

Moment, der den Beginn markiert einer Entdeckungsreise,<br />

die erst im Alter von fünf bis sieben<br />

Jahren abgeschlossen sein wird. Dann nämlich,<br />

wenn die Kleinen wahrhaftig erkennen: Tiere haben<br />

Gefühle – und sie schenken uns das, was sie<br />

selbst empfangen haben. Pädagogen sind sich einig:<br />

Fördern wir bei unseren Kindern die Liebe zu<br />

Tieren, geben wir ihnen zugleich eine sehr viel<br />

größere Lektion mit – wir lehren sie Humanität.<br />

Menschlichkeit im besten Sinne. Dutzende Studien<br />

zeigen, dass Kinder, die in einer engen Beziehung<br />

zu einem Tier aufwachsen, stärkeres Mitgefühl<br />

empfinden und größere Geborgenheit.<br />

Warum? Weil sie durch diese Tiere eine der kostbarsten<br />

Erfahrungen machen: Liebe ist bedingungslos.<br />

Sie wertet nicht, sie urteilt nicht, und sie<br />

hört nicht auf, nur weil wir einen Fehler begehen<br />

oder ein wenig anders sind. Sie ist. Ganz einfach.<br />

Eine Studie des Psychologen Prof. Dr. Reinhold<br />

Bergler belegt eindrucksvoll, dass insbesondere<br />

die Bindung zu einem Hund dafür sorgen kann,<br />

dass Kinder nicht nur bessere Schulleistungen<br />

erbringen, sondern auch leichter Freunde finden<br />

und weniger gemobbt werden. Die Erklärung, so<br />

glauben Forscher, liegt darin, dass Hunde zwei<br />

ganz bestimmte Werte fördern – nämlich Verantwortungsgefühl<br />

und Vertrauenswürdigkeit.<br />

Durch den intensiven Umgang mit ihrem Vierbeiner<br />

haben diese Kinder den Mut, zu sich selbst<br />

und zu ihren Fehlern zu stehen. Sie wissen, wer sie<br />

sind, und verstellen sich nicht.<br />

Und genau das, mehr als alles andere, ist eine der<br />

schönsten Lektionen, die Tiere unsere Kinder<br />

lehren.<br />

98 99


Lektionen, die stark machen<br />

Erst im Alter zwischen zehn und elf Jahren sind Motorik<br />

und Gehirnleistung eines Kindes so weit ausgereift,<br />

dass es allein für ein Tier sorgen kann. Schon lange vorher<br />

allerdings fördert der Umgang mit einem Vierbeiner<br />

eben diese Fähigkeiten: die schwierige Koordination<br />

der Finger beim Anlegen einer Leine, das stete Einhalten<br />

der Futterzeiten, das korrekte Interpretieren der<br />

Körpersprache eines anderen Wesens. Dinge, die kein<br />

Motorikspielzeug der Welt und keine frühkindliche Förderung<br />

besser schulen können. Denn bei der liebevollen<br />

Betreuung mögen die täglichen Handgriffe immer<br />

ähnlich sein, das Tier selbst aber ist es nicht. Er kann aufgeregt,<br />

stürmisch, müde, hungrig oder abgelenkt sein –<br />

und variiert so die Routine jeden Tag aufs Neue. Diese<br />

Abweichungen sind es, die unser Kind geistig und körperlich<br />

wachsen lassen – in kleinen Schritten, die deswegen<br />

so gut verinnerlicht werden, weil sie eben zum<br />

ganz normalen Alltag gehören. Und noch etwas lassen<br />

Tiere in unseren Kindern reifen – nämlich ihre seelische<br />

Widerstandskraft. Eine Studie der amerikanischen Verhaltensforscherin<br />

Gail Melson zeigte, dass die Mehrheit<br />

der befragten Sieben- bis Zehnjährigen durchschnittlich<br />

zwei Haustiere zu ihren wichtigsten Bezugspersonen<br />

zählen. Gefährten, denen sie ihre tiefsten Ängste<br />

und größten Träume anvertrauen. Insbe sondere wenn<br />

das <strong>Leben</strong> sie vor neue Herausforderungen stellt: Schulbeginn,<br />

Trennung der Eltern, Tod eines Angehörigen.<br />

Eine Unter suchung des Psychologischen Instituts der<br />

Universität Bonn belegt, dass Kinder, denen ein Tier zur<br />

Seite steht, solche Situationen deutlich besser verarbeiten,<br />

weil es stabilisierend wirkt. Das gilt nicht nur im Kindesalter,<br />

sondern auch in der Pubertät: Vor allem die<br />

Freundschaft zu einem Hund kann dafür sorgen, dass<br />

der Abnabelungsprozess von den Eltern besser gelingt<br />

– weil eben diese eine feste Konstante bleibt. Ein<br />

Kamerad. In guten wie in schlechten Zeiten.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Die Tierretter<br />

von morgen<br />

➤ Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> können<br />

Kinder hinter die Kulissen schauen<br />

– und zwar das ganze Jahr über! Im<br />

Junior Tierpfleger-Programm bieten<br />

wir in der Ferienzeit (Ostern, sowie<br />

in den Sommer- und Weihnachtsferien)<br />

an unseren Standorten in<br />

Henndorf, Iffeldorf und Deggendorf<br />

immer dienstags, donnerstags,<br />

samstags und sonntags von 11 bis<br />

13 Uhr ein spannendes Ferienprogramm<br />

an. Kinder ab 6 Jahren<br />

haben dabei die Möglichkeit, unseren<br />

geretteten Tieren einmal ganz<br />

nahe zu kommen – beim Ställe<br />

ausmisten, Ponys putzen oder beim<br />

Futter vorbereiten. So lernen Kinder<br />

alles, was der Beruf eines Tierpflegers<br />

so mit sich bringt – und was es<br />

heißt, die Bedürfnisse eines Tieres<br />

zu erfüllen. Außerdem machen die<br />

Kinder beim Ferienprogramm Bekanntschaft<br />

mit vielen verschiedenen<br />

Tierarten. Als Abschluss erhält<br />

jedes Kind eine Urkunde. Im Preis<br />

von EUR 15 € pro Kind ist auch der<br />

Eintritt inkludiert.<br />

Anmeldung unter<br />

https://www.gut-aiderbichl.com/<br />

angebote/junior-tierpflegerprogramm/<br />

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Kurz & bündig<br />

VOLLES PROGRAMM<br />

Auf unserem Begegnungshof in<br />

Henndorf erfuhren die Kinder,<br />

was bei der Tierpflege zu<br />

beachten ist. Jedes erhielt zum<br />

Abschluss eine Urkunde.<br />

NEUIGKEITEN AUS GUT AIDERBICHL<br />

Tiere, Termine und Wissenswertes von unseren Höfen<br />

Auf geht’s zum<br />

Hundespaziergang!<br />

Lust auf einen erholsamen Spaziergang<br />

in schöner Landschaft? Wir<br />

hätten da ein paar begeisterte Begleiter!<br />

Unser Hunderspaziergang ist eine tolle<br />

Gelegenheit, unsere geretteten Vierbeiner<br />

einmal näher kennenzulernen.<br />

Treffpunkt ist an jedem ersten und dritten<br />

Freitag im Monat um 14:30 Uhr am<br />

Hundewohnzimmer auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf. Gemeinsam mit unserem<br />

Hundeteam sind wie eineinhalb Stunden<br />

unterwegs. Bei Regenwetter fällt<br />

der Spaziergang aus. Kinder unter 14<br />

Jahre dürfen nur gemeinsam mit einem<br />

Erwachsenen einen Hund führen.<br />

Ein Tierparadies soll in<br />

neuem Glanz erstrahlen<br />

EIN NEUES ZUHAUSE FÜR 340 TIERE<br />

Das Dach des Rinderstalls ist an mehreren Stellen<br />

undicht – nicht der einzige Ort auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Iffeldorf, dem der Zahn der Zeit zugesetzt hat. Auch<br />

die Innenräume müssen dringend erneuert werden.<br />

Zehn Jahre ist es nun her, dass der Bauernhof<br />

der Familie Süß in Iffeldorf Teil<br />

der <strong>Gut</strong>-<strong>Aiderbichl</strong>-Familie geworden ist.<br />

Eine Zeit, an die Stiftungsvorstand Dieter<br />

Ehrengruber sich noch gut erinnert: „Ich<br />

weiß noch, wie wir gemeinsam zu Familie<br />

Süß gefahren sind. Die ehemalige Milchwirtschaft<br />

war aus finanziellen Gründen<br />

am Ende, und das Ehepaar wollte alles tun,<br />

um die Kühe vor dem Schlachter zu bewahren.<br />

Michael Aufhauser war sofort begeistert<br />

von der Idee, in Iffeldorf einen <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Begegnungshof ins <strong>Leben</strong> zu<br />

rufen und sagte zu.“ Dank der großartigen<br />

Unterstützung von unserer kürzlich verstorbenen<br />

Förderin Gertraud Gruber wurde<br />

dieses wunderbare Tierschutzprojekt möglich.<br />

Der Hof entwickelte sich schnell zu<br />

einem Paradies für gerettete Tiere und einem<br />

Ort der Begegnung zwischen Mensch<br />

und Tier. Doch mittlerweile ist der Altbestand<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf dringend<br />

sanierungsbedürftig. Der Rinderstall ist<br />

desolat, das Dach nicht mehr dicht. Auch<br />

die Stallungen für Pferde, Ziegen und<br />

Schweine sowie das Heulager müssen erneuert<br />

werden. Ein mehrstufiger Sanierungsplan,<br />

den wir, wie wir hoffen, 2023<br />

umsetzen können, steht bereits. Dafür bitten<br />

wir Sie von Herzen um Ihre Unterstützung.<br />

Denn damit die 340 Tiere auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf weiterhin warm, geschützt<br />

und nach geltenden Standards leben<br />

können, muss viel Geld investiert<br />

werden. Jede Spende zählt: Helfen Sie uns,<br />

den Tieren zu helfen. Infos, wie Sie spenden<br />

können, finden Sie unter www.gutaiderbichl.com/helfen/jetzt-spenden/<br />

ERSTE TEDDY-HILFE<br />

Unsere Tierärztin Marianne zeigt,<br />

wie man einen Teddy gekonnt<br />

verbindet (r.). In der Futterküche<br />

wurde fleißig leckeres Gemüse für<br />

die Tiere geschnippelt (unten).<br />

Sommerfest auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Was für ein wunderbarer Sommertag!<br />

Bei den diesjährigen Kinderfesten<br />

auf allen <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Begegnungshöfen<br />

in Henndorf, Deggendorf<br />

und Iffeldorf wollten insgesamt 4000<br />

kleine und große Besucher mit uns und<br />

unseren geretteten Tieren feiern – zum<br />

ersten Mal wieder nach zwei Jahren<br />

Pause. Und das Programm war wirklich<br />

randvoll mit tollen Erlebnissen: Bei einer<br />

fröhlichen Gassi-Runde über das <strong>Gut</strong> mit<br />

unseren Hunden, einer lustigen Fahrt<br />

mit der Heu-Schubkarre oder der lehrreichen<br />

Sprechstunde am Teddy-Tierarztstand<br />

verging die Zeit wirklich wie<br />

im Flug. Und mal ehrlich: Wer flitzt nicht<br />

gern durch den Bobby-Car-Parcours, um<br />

danach gleich zur Entspannung mit den<br />

Samtpfoten im Katzenzimmer zu kuscheln?<br />

Und beim Junior Tierpfleger-<br />

Programm gab es wertvolle Tipps zum<br />

Umgang mit den Tieren. Merke: Einem<br />

Pony darf man sich nie von hinten, sondern<br />

nur von der Seite oder von vorn<br />

nähern, damit es sich nicht erschreckt.<br />

Dann lassen sich die Tiere auch mit Begeisterung<br />

streicheln und bürsten.<br />

Lust, beim <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Junior Team<br />

mitzumachen? Das geht unter:<br />

www.gut-aiderbichl.com/<br />

angebote/gut-aiderbichl-juniorteam/<br />

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AIDERBICHL-PHILOSOPHIE<br />

Der Leitspruch von Michael Aufhauser mit einem<br />

Foto eines Schimpansen aus Gänserndorf lag auf<br />

jedem Tisch. In einem Rätselheft konnten die Gäste<br />

ihr Wissen über Schimpansen unter Beweis stellen.<br />

Und leckeres Bananen-Eis gab es auch …<br />

Endlich wieder zusammen<br />

Weihnachten feiern<br />

Unzählige Lichter, die den Hof in<br />

warmen Glanz tauchen, schöne,<br />

festliche Klänge mischen sich mit<br />

dem Blöken der Schafe und dem<br />

„I-aaah“, der Esel, die auch in diesem<br />

Jahr Teil von etwas sind, das in Europa<br />

einzigartig ist: einer riesigen <strong>Leben</strong>dtierkrippe,<br />

bei der nicht nur Ochs, Esel<br />

und Schafe, sondern viele unserer<br />

geretteten Tiere zum weihnachtlichen<br />

Ambiente und wunderschönen<br />

Beisammensein von Mensch und Tier<br />

beitragen. Unsere große Halle ist<br />

wieder festlich dekoriert, und an den<br />

Ständen finden Sie geschmackvolle<br />

Accessoires und Geschenkideen. Für<br />

das leibliche Wohl ist mit regionalen<br />

Schmankerln wie Glühwein oder<br />

Punsch gesorgt. Am Lagerfeuer im<br />

Innenhof können Sie schmackhaftes<br />

Stockbrot backen. Erleben Sie den<br />

Geist der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Weihnacht<br />

auf unseren Begegnungshöfen:<br />

Henndorf: 11. November <strong>2022</strong> bis<br />

8. Januar 2023; Deggendorf: 19. November<br />

<strong>2022</strong> bis 8. Januar 2023; Iffeldorf:<br />

19. November <strong>2022</strong> bis 8. Januar<br />

2023. Jeder Markt wird nun auch<br />

endlich wieder mit dem weihnachtlichen<br />

Patentreffen eröffnet.<br />

Henndorf<br />

11. November<br />

<strong>2022</strong> bis<br />

8. Januar 2023<br />

Deggendorf<br />

19. November<br />

<strong>2022</strong> bis<br />

8. Januar 2023<br />

Iffeldorf<br />

19. November<br />

<strong>2022</strong> bis<br />

8. Januar 2023.<br />

Ein Galaabend<br />

für unsere<br />

Schimpansen<br />

EINGESPIELTES TEAM<br />

Vom Kochen übers Servieren und den<br />

späteren Abwasch – die Schülerinnen<br />

und Schüler sorgten dafür, dass es den<br />

Dinnergästen an nichts fehlte<br />

Wir freuen uns schon auf<br />

den Frühling!<br />

Vorfreude auf wärmere, sonnigere<br />

Zeiten hilft uns durch die trüben<br />

Tage. Was kann es da Schöneres geben,<br />

als sich schon einmal den<br />

nächsten Ostermarkt auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

im Kalender vorzumerken? Auf<br />

allen Begegnungshöfen in Henndorf,<br />

Deggendorf und Iffeldorf gibt es<br />

vom 24.3. bis 16.4.23 einen bunten<br />

Ostermarkt. Eier, Osterkränze und<br />

andere liebevoll gestaltete Deko-Artikel<br />

bieten wunderbare Inspirationen<br />

zum Schenken und Sich-selbsteine-Freude-Machen.<br />

In Henndorf<br />

wird es zudem wieder einen feierlichen<br />

Ostersonntag, am 9.4.23, geben,<br />

mit Speisenweihe ab 13 Uhr und<br />

Ostereiersuche ab 14 Uhr.<br />

Ostermarkt<br />

in Henndorf,<br />

Deggendorf,<br />

Iffeldorf<br />

24. März bis<br />

16. April 2023.<br />

Liebevoll dekorierte Tische, selbst gestaltete<br />

Einladungen, Info-Karten, ja<br />

sogar ein eigens für diesen Anlass gestaltetes<br />

Rätselheft erinnern an diesem Abend<br />

jeden der 80 Gäste daran, worum es geht:<br />

ein wunderschönes Fest zu Ehren der<br />

Schimpansen im <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Affen Refugium<br />

Gänserndorf. Die Schülerinnen und<br />

Schüler der Mittelschule Harmannsdorf<br />

haben wirklich nichts dem Zufall überlassen:<br />

Der Kurs „Kitchen Basics“ hat sich<br />

eigens für dieses Motto eine ganz besondere<br />

dreigängige Menüfolge ausgedacht:<br />

Als Vorspeise wurde Spargelcremesuppe<br />

serviert, der Hauptgang war ein Kokos-Gemüsecurry<br />

mit Basmatireis, und als raffinierte<br />

Dessertkreation gab es Bananenschnitte.<br />

Alles natürlich streng vegetarisch<br />

– und sicherlich auch ganz nach dem<br />

Geschmack von Denise, Martha, Thomas,<br />

Gogo und den anderen Ex-Laborschimpansen,<br />

die im Affen Refugium ein neues<br />

<strong>Leben</strong> führen dürfen (s. auch unser Bericht<br />

auf Seite 52). Das Galadinner für Schimpansen<br />

ist inzwischen eine kleine, alljährliche<br />

Tradition an der Schule geworden und<br />

konnte in diesem Jahr nach zweijähriger<br />

Unterbrechung endlich wieder vor Ort<br />

stattfinden. Den gesamten Erlös dieses<br />

feierlichen Abends spendeten die fleißigen<br />

Jung-Gastronomen an das Affen Refugium<br />

in Gänserndorf. Wir sagen ein riesengroßes<br />

DANKE an die engagierten Schüler und<br />

Schülerinnen und werden den abwechslungsreichen<br />

Abend so schnell nicht vergessen.<br />

Speisenweihe<br />

in Henndorf<br />

9. April 2023<br />

105


Tiervorsorge<br />

Kater Pauli<br />

Verschmuster<br />

Besucherliebling<br />

Auf diesen Fotos, die gleich<br />

nach ihrer Ankunft in Deggendorf<br />

entstanden sind, orientieren<br />

sich die vier Katzen<br />

noch in ihrem neuen Zuhause.<br />

Inzwischen genießt Pauli,<br />

der Kater mit dem Handicap,<br />

mit Hingabe Kuscheleinheiten<br />

von Pflegern und Besuchern.<br />

Kater Paul<br />

Unbändiger Wildfang<br />

In Deggendorf angekommen,<br />

zieht Paul die Unabhängigkeit<br />

vor: Er hat gar kein Interesse<br />

daran, sich von Menschen<br />

streicheln zu lassen, sondern<br />

streift lieber mit Kumpel Hugo<br />

zusammen übers Gelände.<br />

Ein neues <strong>Leben</strong> für<br />

vier kleine Helden<br />

Was wird aus meinem Tier, wenn ich mich nicht mehr<br />

darum kümmern kann? Eine Antwort auf diese Frage ist<br />

die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Tiervorsorge. Kürzlich erreichte uns auf<br />

diesem Wege ein ganz besonderes Samtpfoten-Quartett<br />

106 107


Katze Minka<br />

Schüchterne<br />

Nachtaktive<br />

Minka ist sehr lieb, aber<br />

auch sehr zurückgezogen:<br />

Trotz täglicher Streicheleinheiten<br />

durch die Pfleger verkriecht<br />

sie sich vorerst lieber<br />

in ihrer Höhle und kommt<br />

nur nachts zum Fressen<br />

raus. Doch sind die Pfleger<br />

in Deggendorf zuversichtlich,<br />

dass die füllige Katze<br />

mit der Hornhautverfärbung<br />

sich bald gut in ihrem<br />

neuen Zuhause einlebt –<br />

und vielleicht auch ein<br />

bisschen Gewicht verliert.<br />

Kater Hugo<br />

Verhuschter<br />

Heimlichtuer<br />

Hugo möchte lieber<br />

Abenteuer erleben,<br />

versteckt sich vor den<br />

Menschen und hat<br />

auch mit den anderen<br />

Katzen nicht viel am Hut<br />

– außer natürlich mit<br />

Kumpel Paul.<br />

Gleich vier neue Bewohner<br />

ziehen im Sommer <strong>2022</strong><br />

ins Katzenhaus auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf:<br />

Pauli, Paul, Minka und<br />

Hugo. Es geht einfach<br />

nicht mehr anders: Die Katzenmama ist<br />

schwer erkrankt, die Pflege ihrer Lieblinge<br />

erfordert mehr Energie, als sie zu geben<br />

imstande ist. Auch weiß sie nicht, wie lange<br />

sie noch in ihrer Wohnung bleiben<br />

kann, bis sie selbst in eine Pflegeeinrichtung<br />

ziehen muss. Mit der vorgedruckten<br />

Postkarte für die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Tiervorsorge<br />

(auch auf diesen<br />

Seiten haben<br />

wir eine beigeklebt)<br />

wendet sie<br />

sich erstmals an<br />

uns und schließt<br />

eine Tiervorsorge<br />

mit <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

ab. Kurze Zeit später<br />

tritt tatsächlich<br />

der Ernstfall ein:<br />

Benedikt Gruber,<br />

<strong>Gut</strong>sleiter von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf,<br />

macht sich auf den Weg und<br />

holt die vier Katzen in ihr<br />

neues Für-Immer-Zuhause.<br />

Im Katzenhaus angekommen,<br />

richtet sich das Quartett<br />

ganz unterschiedlich<br />

ein: Die freiheits<strong>lieben</strong>den<br />

Kumpel Hugo und Paul möchten am liebsten<br />

unter sich bleiben und umherstreifen,<br />

Katze Minka fremdelt anfangs noch ein<br />

bisschen mit der neuen Umgebung, fasst<br />

aber sicher bald Vertrauen. Der dreibeinige<br />

Pauli hingegen, den alle nur Paulchen nennen,<br />

schmust sich in Nullkommanichts in<br />

die Herzen der Pfleger und Besucher und<br />

hat in Kater Schnurri einen neuen besten<br />

Freund bekommen. Pauli, Paul, Minka und<br />

Hugo sind vier von vielen Tieren, die <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> von ihren Besitzern anvertraut<br />

werden, weil sie nicht mehr selbst Sorge<br />

für sie tragen können.<br />

Auch <strong>Aiderbichl</strong>-Gründer Michael Aufhauser<br />

wünschte sich, dass sich so um seine<br />

Tiere gekümmert wird, wie er sie selbst<br />

versorgte. Aus diesem Wunsch entstand<br />

die Tiervorsorge von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Sie<br />

garantiert die professionelle und liebevolle<br />

Versorgung des Tieres bis zu seinem natürlichen<br />

<strong>Leben</strong>sende. Auch wenn es in<br />

Erster Kontakt<br />

Über eine unserer<br />

Tiervorsorge-Postkarten<br />

wandte sich die Katzenbesitzerin<br />

aus Baden-<br />

Württemberg an <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>.<br />

einer Familie mehrere Hunde oder Katzen<br />

gibt, wie unser neues Katzenquartett in<br />

Deggendorf: Sie bleiben zusammen, werden<br />

nicht getrennt. Informationen zu jedem<br />

Tier, etwa über Vor<strong>lieben</strong>, Ängste<br />

oder Gebrechen, können im Tierversorgungspass<br />

niedergeschrieben werden. Im<br />

Kontakt mit dem behandelnden Tierarzt<br />

klärt <strong>Aiderbichl</strong> etwaige Krank heiten oder<br />

die Gabe von Medikamenten ab. Alles, was<br />

wichtig ist, wird genau dokumentiert.<br />

Jeder Tiervorsorgenehmer erhält ein<br />

Schild im DIN-A4-Format mit drei Notfallnummern,<br />

die angerufen werden können,<br />

sobald etwas<br />

passiert. Eine der<br />

Nummern ist stets<br />

zu erreichen. Zusätzlich<br />

gibt es<br />

ein scheckkartengroßes<br />

Kärtchen,<br />

das man im Geldbeutel<br />

immer bei<br />

sich tragen kann.<br />

Neben dem Namen<br />

des Tierbesitzers<br />

steht auf der<br />

Karte, dass das jeweilige Tier<br />

unter dem Schutz von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> steht, keinesfalls<br />

in ein Heim gebracht werden<br />

darf und binnen 24<br />

Stunden von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

abgeholt wird. Im nächsten<br />

Schritt erfolgt die Abholung<br />

des Tieres durch erfahrene Tierpfleger von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Ihnen liegt der jeweilige<br />

Tierversorgungspass vor, sie wissen somit<br />

genau, was ihr neuer Schützling braucht.<br />

Die entstehenden Kosten beinhalten Futter,<br />

Personal und Unterbringung. Dazu<br />

kommen Tierarztkosten für Entwurmung<br />

und Impfung. Für eine Katze werden Kosten<br />

von ca. 100 € im Monat veranschlagt,<br />

für einen betreuungsintensiveren Hund<br />

etwa 300 €, für ein Pferd ca. 450 €. Es empfiehlt<br />

sich, für die entstehenden Kosten<br />

Vorsorge zu treffen. Das kann auch in Form<br />

eines Vermächtnisses im Testament geschehen.<br />

Holde Sudenn, die die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Tiervorsorge seit 15 Jahren betreut,<br />

lädt alle Interessenten ein, mit ihr Kontakt<br />

aufzunehmen und sich ausführlich zu informieren.<br />

Schließlich geht es um nicht<br />

weniger als den besten Freund – oder die<br />

besten Freunde – eines Menschen: die eigenen<br />

Tiere.<br />

Bitte kontaktieren Sie uns,<br />

wenn Sie Fragen zur Tiervorsorge<br />

haben. Sollten Sie eine<br />

unserer gemeinnützigen<br />

Stiftungen testamentarisch<br />

bedenken wollen, beraten<br />

wir Sie gerne.<br />

KONTAKTIEREN SIE<br />

FRAU HOLDE SUDENN<br />

Hotline:<br />

0800 / 56 76 373<br />

(Kostenlos aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz<br />

ohne zusätzliche<br />

Ländervorwahl ereichbar)<br />

E-Mail:<br />

stiftung@gut-aiderbichl.com<br />

108 109


Sondervermittlung<br />

Beschwerliche Anreise<br />

Bei seiner Ankunft im Frühjahr fahren die<br />

Tierpfleger Daniel Fratutescu und Sabine<br />

Mosböckhofer Archie zum <strong>Gut</strong>shaus. Der sehr<br />

übergewichtige Hund kann kaum laufen.<br />

Archies große<br />

Verwandlung<br />

Auf unseren Höfen warten viele gerettete<br />

Tiere darauf, ein neues <strong>lieben</strong>des Zuhause<br />

zu finden. Der zwölfjährige Australian<br />

Shepherd Archie ist einer von ihnen<br />

Von allen Hunden auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

hält Archie im März<br />

<strong>2022</strong> den wohl denkwürdigsten<br />

Einzug: Auf einem<br />

Anhänger wird er den kurzen<br />

Weg hinauf zum <strong>Gut</strong>sgebäude in<br />

Henndorf gebracht. Zu lang, zu steil, zu<br />

anstrengend wäre die Strecke für ihn gewesen.<br />

Über einen Australian Shepherd,<br />

die doch normalerweise niemals stillstehen,<br />

niemals müde zu werden scheinen,<br />

lässt sich so etwas nun wirklich äußerst<br />

selten sagen. Doch Archie ist einfach zu<br />

schwer für diesen Weg. Seine wunderschönen,<br />

braunen Augen sehen an jenem Frühjahrstag<br />

traurig und verängstigt in eine<br />

Welt, die ihm vollkommen fremd ist. Kurz<br />

zuvor hatte ihn das Veterinäramt Salzburg<br />

aus einer nicht artgerechten Haltung befreit:<br />

Er war ausschließlich in einer Wohnung<br />

gehalten worden, ohne Ausgang,<br />

ohne Bewegung. Was der zwölfjährige<br />

Rüde dort hat durchmachen müssen – wir<br />

wissen es nicht genau und wagen auch<br />

nicht, es uns auszumalen. Was wir wissen,<br />

ist, dass Archie während dieser Haltung<br />

stark an Gewicht zugelegt hat – so sehr,<br />

dass ihn seine Beine kaum mehr tragen<br />

konnten. Kaum auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> angekommen,<br />

muss also ein Gesundheitsprogramm<br />

für den gutmütigen Archie her, das<br />

seinen Stoffwechsel und sein überlastetes<br />

Herz-Kreislauf-System nicht zu sehr stresst.<br />

Mit einer Mischung aus ausgewogener Ernährung<br />

und regelmäßiger Bewegung soll<br />

Archie nach und nach leichter durchs Le-<br />

111


Bestens in Form<br />

Schon nach wenigen Wochen zeigt das<br />

Training Wirkung: Archie verliert an<br />

Gewicht und gewinnt an Ausdauer.<br />

GUT AIDERBICHL IFFELDORF<br />

Auf dem Anwesen bei München, das<br />

täglich für Besucher geöffnet ist, leben<br />

mehr als 300 gerettete Tiere.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Fröhliche<br />

Trainingspartner<br />

Archie und Neema<br />

tollen mit Pflegerin<br />

Sabine über die Wiese.<br />

Die beiden Freunde<br />

teilen sich auch ein<br />

Hundezimmer.<br />

ben gehen dürfen. Das gilt nicht nur körperlich,<br />

sondern wird auch auf der Gefühlsebene<br />

ganz unverhofft schnell erfüllt:<br />

Archie lernt auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> jemanden<br />

kennen, der ihm zusätzlich Antrieb gibt,<br />

ihn anspornt, durchzuhalten, ganz nach<br />

dem Motto: „Wenn ich das geschafft habe,<br />

schaffst du das schon lange!“ Dieser Jemand<br />

ist Neema. Die lebenslustige, vierjährige<br />

Mischlingshündin wurde einst als<br />

Welpe neben einer Straße in Rumänien<br />

entdeckt. Wahrscheinlich war sie von einem<br />

Auto angefahren und einfach liegen<br />

gelassen worden. Neemas Hinterbeine<br />

waren so schwer verletzt, dass sie gelähmt<br />

bleiben. In Henndorf bekommt sie einen<br />

Rollstuhl, mit dem Neema hervorragend<br />

zurechtkommt und über die Hundewiese<br />

rennt, als würde sie nicht von zwei Rädern<br />

gestützt. Während also Archie jeden Tag<br />

lernt, sich wieder etwas länger zu bewegen<br />

und seine Beinchen zu trainieren,<br />

rennt Neema neben ihm her, an ihm vorbei<br />

und ist flugs um die nächste Ecke verschwunden.<br />

Da kann Archie ihr erst einmal<br />

nur mit großen Augen nachschauen. Ob er<br />

je mit Neema mithalten kann? Sehr bedacht<br />

wird Archies Bewegungsprogramm<br />

gesteigert: Von ein paar Minuten am Tag<br />

bis hin zu ersten Laufschritten lernt der<br />

einstige Wohnungshund, dass sein Körper<br />

viel mehr kann als herumliegen und fressen.<br />

Unter seinen Pfoten spürt er vermutlich<br />

erstmals Gras, Wasser und Erde – und<br />

erlebt das Glücksgefühl, dass etwas, das<br />

vorher nicht möglich war, plötzlich gelingt<br />

– und überhaupt kein Problem mehr ist.<br />

Bald kennt er die Stimmen „seiner“ Pflegerinnen<br />

aus allen anderen heraus, weil er<br />

genau weiß: Jetzt ist wieder Gassi-Zeit.<br />

Möchten Sie dem fröhlichen Archie weiterhin<br />

ein bewegtes <strong>Leben</strong> ermöglichen?<br />

Dann melden Sie sich bitte bei uns.<br />

Schreiben Sie eine E-Mail an:<br />

Tiervermittlung@gut-aiderbichl.com<br />

Wie funktioniert<br />

die Sondervermittlung?<br />

➤ Viele unserer Hunde, vor allem<br />

jene aus dem <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Streuner-Projekt<br />

in Rumänien, sehnen<br />

sich nach einem privaten und sicheren<br />

Zuhause. Auch viele Katzen, die<br />

auf <strong>Aiderbichl</strong> leben, warten auf<br />

einen Sonderpflegeplatz. Wenn Sie<br />

über ausreichend Zeit, Platz und<br />

Liebe für Ihr zukünf tiges neues<br />

Familienmitglied verfügen, dann<br />

sind Sie der ideale Begleiter für die<br />

nach Liebe suchenden besten<br />

Freunde des Menschen. Als „lebenslanger<br />

Sonderpflegeplatz“ bieten<br />

Sie Ihrem neuen Familienmitglied<br />

ein <strong>lieben</strong>des Zuhause. Dafür bitten<br />

wir um Ihr Einverständnis, dass das<br />

Tier sein <strong>Leben</strong> lang <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

bleibt. Das bedeutet, dass Sie zwar<br />

Besitzer des Tieres sind und sämtliche<br />

Kosten dafür übernehmen.<br />

Sollten Sie sich aber nicht mehr um<br />

das Tier kümmern können, geht es<br />

wieder in die Obhut von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

zurück.<br />

Für nähere Fragen zu einem <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Sonderpflegeplatz wenden<br />

Sie sich bitte an<br />

Melanie Marx unter<br />

Tel. +43 664 600 94 134 oder per<br />

E-Mail an<br />

tiervermittlung@gut-aiderbichl.com<br />

Rettung braucht<br />

Unterstützer<br />

Wir von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> haben<br />

es uns zur Aufgabe gemacht,<br />

unseren geretteten<br />

Tieren ein sicheres und behütetes<br />

<strong>Leben</strong> in exzellenter Haltung und<br />

liebevoller Betreuung zu bieten. Es geht<br />

um eine umfassende Humanität, die auch<br />

Tiere und Natur einschließt. Man kann es<br />

weder übersehen noch verdrängen: Tiere,<br />

egal, ob wir sie als sogenannte „Nutztiere“<br />

bezeichnen, ob sie im Haus leben oder<br />

wild und frei, sind nicht vor Unmenschlichkeit<br />

und Unvernunft sicher. Uns geht es<br />

darum, den Menschen immer wieder in<br />

Erinnerung zu bringen, dass es sich bei Tieren<br />

nicht um Sachen, sondern um fühlende<br />

Mitgeschöpfe handelt. Wenn sich diese<br />

Erkenntnis einprägt, können in der Folge<br />

auch Gesetze geändert werden und wird<br />

das Leid der Tiere reduziert.<br />

Viele Tierrettungen und Aufklärungsmaßnahmen<br />

könnten von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> nicht<br />

geleistet werden, gäbe es nicht viele Tierfreunde,<br />

die unsere Arbeit und Tiere in ihrem<br />

letzten Willen bedenken, ganz unabhängig<br />

davon, ob sie selbst Tierhalter sind.<br />

Sie verstehen die Lage und fördern den<br />

weitreichenden Einsatz von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>,<br />

dessen wertebewusstes Handeln sie<br />

schätzen. Ins <strong>Leben</strong> gerufen wurden die<br />

drei gemeinnützigen Stiftungen in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

von Michael Aufhauser. Dieter Ehrengruber<br />

leitet seit 2002 die gesamte Verwaltung<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> und ist Vorstand in allen<br />

drei Stiftungen. Ihm steht ein Führungsteam<br />

zur Seite, das dazu beiträgt, dass <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> zu dem geworden ist, was Sie<br />

heute vorfinden. Wir geben jederzeit Einblick,<br />

wie wir Tiere halten, und arbeiten mit<br />

großem Erfolg, auch zur Garantie der Nachhaltigkeit,<br />

an der Zukunft unserer Institution.<br />

Unsere Gemeinnützigkeit garantiert,<br />

dass jedes Erbe erbschaftssteuerfrei bleibt<br />

und zweckgebunden verwendet wird.<br />

Denn am Beispiel der Tiere geht es um Achtung<br />

vor dem <strong>Leben</strong> überhaupt, also auch<br />

um uns selbst. Und wir legen auf <strong>Aiderbichl</strong><br />

großen Wert darauf, dass es nicht nur um<br />

große Beträge oder Erbschaften geht, jeder<br />

Euro wird gebraucht und geschätzt.<br />

Ein Mann, schon seit Jahren <strong>Aiderbichl</strong>er,<br />

spendet uns regelmäßig etwa 50 Cent.<br />

Auch das empfinden wir nicht etwa als<br />

rührende Geste, sondern als Auftrag. Das<br />

gilt für alle Spenden, Testamente und<br />

Vermächtnisse, die uns bei unserer Arbeit<br />

für das Wohl der Tiere unterstützen.<br />

Bitte kontaktieren Sie uns,<br />

wenn Sie Fragen haben.<br />

Sollten Sie eine unserer<br />

gemeinnützigen Stiftungen<br />

testamentarisch bedenken<br />

wollen, beraten wir<br />

Sie gerne.<br />

KONTAKTIEREN SIE<br />

FRAU HOLDE SUDENN:<br />

Hotline:<br />

(0) 800 / 56 76 373<br />

(Kostenlos aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz<br />

ohne zusätzliche<br />

Ländervorwahl erreichbar)<br />

E-Mail:<br />

stiftung@gut-aiderbichl.com<br />

112


Patentiere<br />

Amor &<br />

Angel<br />

Erinnern Sie sich noch an<br />

Batman, unseren kleinen,<br />

schwarzen Superhelden in<br />

Lammgestalt? Er, dem trotz<br />

einer Gehbehinderung eine zweite<br />

Chance geschenkt wurde, ist nun so<br />

etwas wie ein großer Bruder für diese<br />

beiden Neuankömmlinge auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf. Eines Tages liegen<br />

die beiden neugeborenen Lämmchen<br />

wie schwarze Wollknäuel im Gras des<br />

Geheges eines Bauern, der gar nicht<br />

wusste, dass ihre Mutter überhaupt<br />

trächtig war. Doch für Angel und Amor<br />

wird die Zeit knapp: Ihre Mama produziert<br />

keine Milch, und ihr Halter hat<br />

keine Zeit, sie per Hand aufzuziehen.<br />

Zunächst finden die Geschwister Hilfe<br />

und gefüllte Fläschchen bei der Tierhilfe<br />

Hollabrunn. Mit jedem hungrigen<br />

Zug gewinnen die beiden Lämmer<br />

immer mehr Kraft. Nein, das <strong>Leben</strong><br />

darf nicht ohne sie stattfinden, schließlich<br />

hält die Welt für Schafe so viel<br />

Schönes bereit. Und hier kommt Held<br />

Batman ins Spiel, der Amor und Angel<br />

im Lämmer-Kindergarten in Henndorf<br />

sofort unter seine Fittiche nimmt, wie<br />

große Brüder das eben tun: Genauso<br />

wie er einst mit bedingungsloser Liebe<br />

auf <strong>Aiderbichl</strong> aufgenommen wurde,<br />

versorgt nun Batman die beiden<br />

Lämmchen mit ausgiebigen Kuscheleinheiten.<br />

Denn schließlich ist jedes<br />

hilfsbedürftige Wesen schützenswert<br />

– ohne Wenn und Aber.<br />

TIERART:<br />

Juraschafe<br />

GEB.AM: 26.5.<strong>2022</strong><br />

BESONDERE<br />

MERKMALE:<br />

Verbringen ihre Zeit<br />

am liebsten mit den<br />

Lämmern Mogli<br />

und Batman, <strong>lieben</strong><br />

ihre Ausflüge auf<br />

die große Wiese<br />

Paten<br />

Wir suchen<br />

Eine symbolische<br />

Tierpatenschaft unterstützt<br />

diese und viele andere Tiere auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

ROBUSTE GESELLEN<br />

Juraschafe stammen ursprünglich aus<br />

dem gleichnamigen Schweizer Kanton.<br />

Die schwarz-braunen Bergtiere gelten<br />

als besonders robust und passen sich<br />

fast allen Orts- und Witterungsbedingungen<br />

an.<br />

114


Franziska<br />

Es gibt <strong>Leben</strong>sgeschichten, die<br />

uns so intensiv begleiten,<br />

dass wir uns irgendwann sogar<br />

angewöhnen, die Zeit<br />

danach einzuteilen. Zum Beispiel:<br />

2010? Das war doch das Jahr, in dem<br />

Franziska zu uns gekommen ist. Auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf wird man diesen<br />

Tag Ende Juli sicher nicht mehr<br />

vergessen, handelt es sich bei Franziska<br />

doch um das erste Kamel, das auf<br />

dem <strong>Gut</strong> sein Für-Immer-Zuhause findet.<br />

Die imposante Dame mit dem rotblonden<br />

Fell und den zwei Höckern ist<br />

zu jenem Zeitpunkt trächtig. Doch<br />

Mutter und Kind durchzufüttern, kann<br />

man sich in ihrem Zirkus nicht mehr<br />

leisten. Aus Sorge, ihr könnte Schlimmeres<br />

widerfahren, kauft <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

sie frei – und Franziska hält Einzug<br />

in Iffeldorf. Bald schenkt sie ihrem<br />

Sohn Hansi das <strong>Leben</strong> – und überschüttet<br />

ihn mit so viel zärtlicher Liebe,<br />

als wüsste sie, dass diesem kleinen,<br />

kränklichen Wesen nur ein kurzes <strong>Leben</strong><br />

beschieden ist: Nach nur vier Monaten<br />

verlässt Hansi, der mit einem<br />

Herzfehler geboren wurde, diese Welt<br />

wieder, seine Mutter ist untröstlich.<br />

Lange fürchtete man in Iffeldorf, Franziska<br />

könnte vor lauter Trauer nicht<br />

mehr fressen: Tag und Nacht sind die<br />

damaligen <strong>Gut</strong>sleiter Martina und<br />

Hansi Süß in jener Zeit an ihrer Seite.<br />

Franziska beschließt, weiterzuleben –<br />

und ist heute aus der <strong>Aiderbichl</strong>-Gemeinde<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

NICHT MEHR ALLEIN<br />

Franziska ist nun nicht länger das<br />

einzige Kamel auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Iffeldorf: Seit Kurzem leistet ihr<br />

Kamel Anton Gesellschaft. Auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf leben zudem<br />

die beiden Dromedare Mali und Bibi<br />

TIERART:<br />

Kamel<br />

ALTER: 16 Jahre<br />

BESONDERE<br />

MERKMALE:<br />

Franziska ist das<br />

erste „<strong>Aiderbichl</strong>“-<br />

Tier, das auf dem<br />

kurz zuvor übernommenen<br />

Hof in<br />

Iffeldorf ein Zuhause<br />

fand. Sie liebt<br />

Bananen über alles.<br />

NEUE PATEN<br />

FINDEN<br />

Auf unseren Begegnungshöfen in<br />

Henndorf, Deggendorf und Iffeldorf<br />

beobachten wir, dass uns immer<br />

mehr junge Menschen besuchen.<br />

Sicher ein Grund dafür sind Fotos und<br />

Videos von unseren Tieren, die sich nun auch<br />

immer häufiger im Internet finden und<br />

weitergepostet werden. Darüber<br />

freuen wir uns natürlich sehr, weil<br />

wir sehen, dass das Interesse an<br />

unserem Anliegen, leidgeprüften<br />

Tieren eine neue Heimat zu<br />

schenken, auf diese Weise immer<br />

weiter wächst und unsere<br />

Arbeit Menschen erreicht, die bislang<br />

noch nichts oder wenig darüber<br />

wussten. Mit vielen weiteren Tieren, die wir<br />

aufnehmen, steigen aber auch unsere Kosten<br />

– und damit der Geldbedarf für mehrere<br />

Tausend Tiere, Hunderte Pfleger sowie für<br />

den Betrieb unserer Güter in sechs Ländern.<br />

Viele unserer Tiere haben noch keinen symbolischen<br />

Paten. Damit wir auch in Zukunft<br />

unseren Tieren die beste Versorgung bieten<br />

können, haben wir die Aktion „Paten finden<br />

Paten“ ins <strong>Leben</strong> gerufen. Wenn Sie selbst<br />

bereits <strong>Aiderbichl</strong>-Pate sind, laden wir Sie<br />

PRÄMIEN<br />

Zum Dank für die Vermittlung eines<br />

neuen Paten erhalten Sie „Unsere<br />

Lieblingsbilder Band VII“ mit zauberhaften<br />

Fotos unserer Tiere und eine<br />

Anerkennungsurkunde<br />

herzlich ein, Freunden, Verwandten, Nachbarn<br />

oder Kollegen von unserer Arbeit zu erzählen<br />

und ihnen die schönste Tier patenschaft<br />

der Welt ans Herz zu legen. Helfen Sie<br />

uns, neue Paten zu finden und den Kreis der<br />

<strong>Aiderbichl</strong>er zu vergrößern!<br />

Als Dank gibt‘s von uns ein kleines Stück<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> für zu Hause – siehe<br />

unten. Und die schöne Gewissheit,<br />

dass jeder neue <strong>Aiderbichl</strong>-Pate<br />

dazu beiträgt, das <strong>Leben</strong> von geretteten<br />

Tieren wie Amor, Angel,<br />

Franziska und Roletta und vielen,<br />

vielen anderen noch schöner und<br />

glücklicher zu machen.<br />

Mehr Informationen finden Sie auf<br />

den <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Gütern sowie unter<br />

www.gut-aiderbichl.com/helfen/jetztpate-werden/<br />

Kontakt: Hotline: 0800/5676373<br />

Patenschaftsabteilung:<br />

+43 (0)662 62 53 95 130<br />

patenschaften@gutaiderbichl.com<br />

EPATEN FINDEN PAT<br />

N<br />

DANK FÜR LANGJÄHRIGE TREUE<br />

<strong>Aiderbichl</strong>er, die uns bereits seit zehn oder<br />

sogar 20 Jahren die Treue halten, bekommen<br />

unsere exklusive Ehrenmünze in Bronze bzw.<br />

Silber für ihre fortwährende Unterstützung.<br />

116 117


Roletta<br />

Wird ein Tier wie Roletta<br />

auf einen Bauernhof<br />

geboren, hat es häufig<br />

keine Chance. Als die<br />

Bäuerin das hübsche, rot-braune Limousin-Kalb<br />

jedoch zum ersten Mal<br />

sieht, weiß sie: „Es wird nicht einfach,<br />

aber ich will der Kleinen eine Chance<br />

geben.“ Denn Roletta ist zwergwüchsig<br />

und hat eine Gaumenspalte. Sehr<br />

vorsichtig und mit viel Geduld muss<br />

sie mit der Flasche aufgezogen werden,<br />

am Euter ihrer Mutter kann Roletta<br />

nicht saugen. Auch braucht sie besonders<br />

weiches Futter und frisst sehr<br />

langsam. Doch die Pflege des Tieres<br />

mit Handicap wird irgendwann zu viel:<br />

Schweren Herzens beschließt die Bäuerin,<br />

die noch für 120 weitere Rinder<br />

sorgen muss, sich von dem Kälbchen<br />

zu trennen, und bittet <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

um Hilfe. Stiftungsvorstand Dieter<br />

Ehrengruber sagt sofort zu, Roletta<br />

aufzunehmen. Sie zieht auf den Moosfeldhof,<br />

eine Außenstelle von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

in Deutschland. Und dort<br />

entwickelt sich die Kleine zu einem<br />

wahren Energiebündel. Als wolle sie<br />

der Welt sagen: „Seht her, es gibt keinen<br />

Grund, warum ich das <strong>Leben</strong> nicht<br />

genießen sollte!“, tollt sie über die Wiesen<br />

und scheut nicht einmal vor lauten,<br />

fremden Geräuschen wie denen<br />

eines Traktors zurück. Roletta will alles<br />

sehen und wissen – die charakteristische<br />

Neugierde, für die Limousin-Rinder<br />

bekannt sind. Und mit der Roletta<br />

ihr neues Zuhause mit unbändiger<br />

Freude erfüllt.<br />

TIERART:<br />

Limousin-Kalb<br />

GEB. AM: 6.5.2021<br />

BESONDERE<br />

MERKMALE:<br />

Roletta hat sich<br />

auf dem Moosfeldhof<br />

sofort mit den<br />

dortigen Ziegen<br />

angefreundet: Die<br />

fröhliche Bande ist<br />

seither ein eingeschworenes<br />

Team.<br />

118


FRANKREICH<br />

Moulins<br />

Henndorf<br />

Österreich<br />

SCHWEIZ<br />

Szépalma Ungarn<br />

Egg<br />

DEUTSCHLAND<br />

Deggendorf<br />

Deutschland<br />

Ballermann-Ranch<br />

Scholen<br />

Osnabrück<br />

Mainburg<br />

Iffeldorf<br />

Teufen<br />

Eslarn<br />

Thanham<br />

Deggendorf<br />

Henndorf<br />

Maria<br />

Schmolln<br />

ÖSTERREICH<br />

Kärnten<br />

Maria Schmolln<br />

Österreich<br />

Gänserndorf<br />

Kilb<br />

Traisen<br />

Seniorenstall – Schroffner-<strong>Gut</strong> – Köllersbergerhof<br />

Schwaighofer – <strong>Gut</strong> Spielberg – Eppenschwandtner Hof<br />

B-Stall – Vierlingerhof<br />

Iffeldorf<br />

Deutschland<br />

Auf unseren Höfen in sechs<br />

Ländern leben mehr als 6000<br />

gerettete Tiere. Und drei der Höfe<br />

können Sie auch besuchen …<br />

Szépalma<br />

UNGARN<br />

Gänserndorf<br />

Österreich<br />

Die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Höfe<br />

Moulins<br />

Frankreich<br />

Bukarest<br />

Straßenhundeprojekt<br />

Rumänien<br />

RUMÄNIEN<br />

Bukarest<br />

UNSERE HÖFE UND GÜTER<br />

IN DER ÜBERSICHT<br />

● Henndorf<br />

GEÖFFNET FÜR BESUCHER TÄGLICH 9 – 18 UHR<br />

Berg 20, 5302 Henndorf am Wallersee<br />

● Iffeldorf<br />

GEÖFFNET FÜR BESUCHER TÄGLICH 9 – 18 UHR<br />

Osterseehof 1, 82393 Iffeldorf<br />

● Deggendorf<br />

GEÖFFNET FÜR BESUCHER TÄGLICH 9 – 18 UHR<br />

Eichberg 26, 94469 Deggendorf<br />

WEITERE HÖFE UND<br />

GÜTER IN EUROPA<br />

●<br />

Rumänien Seit 2018 finden Straßenhunde<br />

auf unserem Anwesen bei Bukarest ein<br />

liebevolles Zuhause.<br />

●<br />

Ungarn Auf unserem <strong>Gut</strong> in Szépalma<br />

verbringen u. a. Lippizaner von der Wiener Hofreitschule<br />

ihren Ruhestand.<br />

●<br />

Frankreich Auf dem alten Landsitz in<br />

Moulins (Auvergne) leben über 200 gerettete<br />

Tiere.<br />

● Schweiz Auf unserem Anwesen in Teufen<br />

(Appenzell) können sich ca. 30 Katzen frei<br />

bewegen.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Österreich,<br />

gemeinnützige Privatstiftung,<br />

Johannes-Filzer-Strasse 5, 5020 Salzburg<br />

Bankverbindung Österreich<br />

Raiffeisenbank Wallersee<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Österreich<br />

BIC / SWIFT: RVSAAT2S021<br />

IBAN: AT28 3502 1000 1802 3176<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Deutschland<br />

(gemeinnützig)<br />

Eichberg 26, 94469 Deggendorf<br />

Bankverbindung Deutschland<br />

Oberbank Bayern<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Deutschland<br />

BIC/Swift: OBKLDEMX<br />

IBAN: DE92 7012 0700 8041 1028 67<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Schweiz (gemeinnützig)<br />

Talacker 50, 8001 Zürich<br />

Bankverbindung Schweiz<br />

Zürcher Kantonalbank<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Schweiz<br />

Kontonr: 1100-2932.344<br />

Bank Clearing Nr. 700<br />

BIC / SWIFT: ZKBKCHZZ80A<br />

IBAN: CH59 0070 0110 0029 3234 4<br />

121


Fragen & Antworten<br />

GUT AIDERBICHL<br />

HENNDORF<br />

Im Winter verströmt unser<br />

Begegnungshof bei<br />

Salzburg einen ganz<br />

besonderen Zauber.<br />

Ein Ausflug nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist<br />

Erlebnis und Erholung zugleich: Die<br />

Begegnung mit all unseren Tieren<br />

ist wie ein kleiner Urlaub, der den Alltag für<br />

ein paar schöne Stunden vergessen lässt.<br />

Und mit den lebhaften Ziegen, den stets<br />

zu Streichen aufgelegten Eseln, den geruhsamen<br />

Rindern oder den quirligen Hühnern<br />

wird es nie langweilig. Davon haben<br />

sich in den vergangenen 20 Jahren rund<br />

3,8 Millionen Gäste auf unseren Begegnungshöfen<br />

in Henndorf bei Salzburg, Iffeldorf<br />

bei München und Deggendorf bei<br />

Passau überzeugen können. Klar, dass dabei<br />

auch viele Fragen zu unserer Arbeit<br />

aufkommen, die unsere Mitarbeiter vor Ort<br />

Ihnen gern beantworten. Hier einige der<br />

häufigsten Fragen – und natürlich die Antworten<br />

dazu:<br />

1 | Wie viele Tiere rettet<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> im Jahr?<br />

Im Jahr 2021 hat <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> 767 Tiere<br />

aus ganz unterschiedlichen <strong>Leben</strong>ssituationen<br />

aufgenommen. Darunter 288 Hunde<br />

im Rahmen des Streunerprojekts in<br />

Rumänien, 52 Tiere, die unter vernachlässigten<br />

Bedingungen leben mussten, 46<br />

waren ausgesetzt oder aus ihrem Heim<br />

geflohen, 49 Tiere hat <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> über<br />

Beschlagnahmungen des Veterinäramtes<br />

aufgenommen. Täglich erreichen uns 20<br />

bis 30 Anfragen zur Aufnahme von Tieren.<br />

Ein schöner Tag auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

2 | Wie viele Tiere leben auf den<br />

Begegnungshöfen?<br />

Auf unseren Höfen leben insgesamt mehr<br />

als 6000 gerettete Tiere. 1119 kann man<br />

auf den täglich besuchbaren Begegnungshöfen<br />

persönlich kennenlernen: Mehr als<br />

500 Tiere leben in Henndorf, rund 340 in<br />

Iffeldorf, mehr als 270 in Deggendorf. Insgesamt<br />

haben auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> rund 35<br />

Tierarten ein Zuhause gefunden – von<br />

klein bis groß. Am häufigsten vertreten<br />

mit mehr als 900 Tieren sind Hunde.<br />

3 | Welche Kosten trägt<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>?<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> trägt die gesamten Kosten<br />

für die Versorgung der <strong>Aiderbichl</strong>-Tiere.<br />

Hierunter fällt alles, was ein Tier für ein<br />

glückliches <strong>Leben</strong> benötigt (inkl. tierärztlicher<br />

Behandlung). Die finanziellen Mittel,<br />

die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> für die Versorgung der<br />

Tiere täglich aufwenden muss, betragen<br />

ca. 38 000 €. Hinzu kommen die oft kostspieligen<br />

Rettungseinsätze.<br />

4 | Wer entscheidet über die<br />

Tieraufnahmen?<br />

Unser Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber<br />

entscheidet nach Rücksprache mit<br />

seinem Team, ob aktuell genügend Platz<br />

und auch ausreichend Pflegekapazitäten<br />

für ein Tier vorhanden sind, damit es<br />

aufgenommen und dauerhaft in artgerechter<br />

Haltung leben kann.<br />

5 | Wie viele Bananen gibt es für<br />

die Schimpansen in Gänserndorf?<br />

Mehr als 2800 Kilogramm Bananen werden<br />

jedes Jahr für unsere Schimpansen im<br />

Affen Refugium benötigt. Doch auch Gemüse<br />

und Salat stehen bei ihnen hoch im<br />

Kurs. Auf dem <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Gänserndorf<br />

leben übrigens rund 1100 Tiere – neben<br />

den 29 Schimpansen haben dort u. a. auch<br />

gerettete Hunde, Füchse, Papageien und<br />

Tauben ein Für-Immer-Zuhause.<br />

6 | Dürfen Besucher die Tiere auch<br />

füttern?<br />

Wir bitten um Verständnis dafür, dass unsere<br />

Tiere nicht von Besuchern gefüttert werden<br />

dürfen. Dies hat bei einzelnen Tieren<br />

auch individuelle gesundheitliche Gründe.<br />

7 | Gibt es bei Ihnen auch<br />

trächtige Tiere?<br />

Grundsätzlich wird auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

keine Zucht betrieben, damit wir uns ganz<br />

der Pflege und dem Wohl unserer geretteten<br />

Tiere widmen können. Tiere werden<br />

bei ihrer Aufnahme kastriert bzw. sterilisiert.<br />

Allerdings kommen hin und wieder<br />

ge rettete Tiere bei uns an, die bereits<br />

trächtig sind – dann ist später die Freude<br />

über gesunden Nachwuchs umso größer:<br />

Im Jahr 2021 konnten wir so 36 kleine Neu-<br />

<strong>Aiderbichl</strong>er begrüßen.<br />

IMPRESSUM<br />

Dieter Ehrengruber,<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> GmbH und <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Stiftung, Johannes-<br />

Filzer-Straße 5, 5020 Salzburg<br />

Redaktion:<br />

Bauer TV & Science KG,<br />

Burchardstraße 11,<br />

20077 Hamburg<br />

Für den Inhalt<br />

verantwortlich:<br />

Chefredakteur:<br />

Uwe Bokelmann (V.i.S.d.P.),<br />

Adresse wie Redaktion<br />

Redaktionsleitung:<br />

Dorothee Teves<br />

Redaktion: Astrid Keßler<br />

Project Management:<br />

Rose Sieberns<br />

Chef vom Dienst:<br />

Olivier Ninnemann<br />

Art Direction:<br />

Katja van Houtem<br />

Repro: Jan Svensson,<br />

Mareile Recksiek<br />

Fotoredaktion:<br />

Kathrin Hilse<br />

Quality Management:<br />

Gabriela Strobel<br />

Kontakt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>:<br />

info@gut-aiderbichl.com<br />

Telefon 0800 / 56 76 373<br />

Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit vorheriger Genehmigung.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildbeiträge wird<br />

keine Haftung übernommen.<br />

Titelfoto: Lars Berg<br />

Foto und Illustration:<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> (62); Lars Berg<br />

(20); Bernhard Huber (13); Ingo<br />

Boelter (6); Marco Rossi (2); Florian<br />

Uhl (4); Jürgen Krieger; Marianne<br />

Wondrak; Elena Shumilova<br />

(3); Fotoshop Traunsee; Getty<br />

Images (10); DDP (3); Shutterstock<br />

(20); Imago (5); Adobe Stock<br />

(10); Mauritius Images (2); Alamy;<br />

Kosmos Verlag (10); Wikipedia<br />

Druck:<br />

B&K Offsetdruck GmbH<br />

<strong>Gut</strong>enbergstraße 4–10<br />

77833 Ottersweier

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