Skriptum zur Farbmetrik 13 Auflage.doc
Unterrichtsunterlage von Prof. Niedl an der Graphischen
Unterrichtsunterlage von Prof. Niedl an der Graphischen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Graphische - Skriptum Farbmetrik 11 von 124
Theorie des Sehens bzw. Wahrnehmungsprozesses
Der Wahrnehmungsprozess wird in der Farbmetrik nicht berücksichtigt, zum allgemeinen
Verständnis der menschlichen Wahrnehmung wird aber kurz die Theorie des Sehens von
Helmholtz (Ketteler, 2004) beschreiben.
Helmholtz bestreitet die Vorstellung, wir würden unsere Umwelt als Abbild der Wirklichkeit
wahrnehmen, also dass unsere Wahrnehmung der gesehenen Dinge dem Hetzhautbild entsprechen
würde. Grundlage ist allerdings auch weiterhin die Unterscheidung zwischen mechanistischer
Empfindung am Sinnesorgan einerseits, und andererseits der verstandesmäßigen Wahrnehmung im
Gehirn.
Er entwickelte die Theorie der zeichenhaften Wahrnehmung der Außenwelt. Das Bild der
Außenwelt, welches im Bewusstsein des Menschen erzeugt wird, werde durch gelernte
Zuordnungsregeln konstruiert. Helmholtz sieht zwischen der Qualität des äußeren Objektes und
der Qualität der Sinnesdaten also ein zeichenhaftes Entsprechungsverhältnis. Bilder im Gehirn
können ja auch ohne Lichteinwirkung, beispielsweise durch Druck auf den Augapfel entstehen.
Helmholtz hatte die Idee eines neutralen neuronalen Codes (Nervensignale durch sog.
Aktionspotentiale übertragen). Prinzipiell fühle das Auge »dieselben Ätherschwingungen« als
Licht, welche die Haut als Wärme fühle. Der Zugang zur Wahrnehmung liege laut Helmholtz in
einer Entschlüsselung des über Aktionspotentiale codierten und fortgeleiteten Lichteindruckes im
Gehirn. Helmholtz spricht weiterhin explizit von »Gedächstnisresten früherer Erfahrungen«,
welche die korrekte Zuordnung optischer Eindrücke ermöglichten. Eindrücke seien also im
Gedächtnis nicht wahl- und sinnlos abgespeichert, sondern immer in einem bestimmten Sinn - bzw.
Zeichenzusammenhang. Dieser Sinn könne nun einem entsprechenden Eindruck zugeor dnet
werden (z.B. dem »Eindruck« eines Apfels das »Wort und die Bedeutung« von Apfel). Allerdings
müsse hierzu logischerweise eine Konstanz der Eindrücke und der Zeichenzuordnung gegeben
sein. Die Bedeutung der Zeichen müsse, so Helmholtz, durch Erfahrung erlernt werden. Helmholtz
führt hierzu das Beispiel der kindlichen Sprachentwicklung an.
Die Abbilder auf der Netzhaut vermitteln uns also höchstens »Nachricht« von der Außenwelt. Die
weitere Ausdeutung dieser Abbilder übernehme das Gehirn. Allerdings unt erliegt auch dieser
Wahrnehmungsvorgang einer strengen Kausalität. Zeichen müssen keine Ähnlichkeit mit dem
haben, dessen Zeichen sie sind. Auch die zeitliche Abfolge eines Geschehens könne kausal
wahrgenommen werden. Helmholtz betont zwar den Konstruktcharakter unserer Wirklichkeit, er
entlässt jedoch keinesfalls die Zeichen aus einer Gesetzmäßigkeit, im Gegenteil: »Da Gleiches in
unserer Empfindungswelt durch gleiche Zeichen angezeigt wird, so wird der naturgesetzlichen
Folge gleicher Wirkungen auf gleiche Ursachen auch eine ebenso regelmäßige Folge im Gebiete
unserer Empfindungen entsprechen.« Helmholtz führt hierzu an, dass die Gesetze der Kausalität
die menschliche Wahrnehmung steuern. Auch im Traum werde die Gültigkeit dieser Gesetze
immer wieder unter Beweis gestellt. Die Abstraktionsleistungen des Gehirns schafften so
imaginierte Raum-Zeit-Zusammenhänge.
Helmholtz ist demnach weit entfernt von einer subjektivistischen Auflösung der Wirklichkeit in
reine Konstruktion. Er grenzt den Begriff der Wirklichkeit von der gesetzmäßigen Einwirkung der
Außenwelt ab.
Physikalische Beschreibung der Farbe
Spektrum
Der physikalische Farbreiz ist ein Gemisch (viele Wellenlängen) von elektromagnetischen
Strahlen (Wellen) die ins Auge treffen. Für das menschliche Sehen ist der Wellenlängenbereich
von λ = 380 – 780 nm relevant, in dem man vom Licht spricht. Nur in diesem