Geschichte der Kunst (Leseprobe)

Leseprobe zu: Geschichte der Kunst (Art Essentials) – Von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert Autorin: Janetta Rebold Benton 176 Seiten, Paperback, Euro (D) 17.90 | Euro (A) 18.50 | CHF 25 ISBN 978-3-03876-236-2 (Midas Collection) Ein prägnanter, reich bebilderter Überblick über die Geschichte der westlichen Kunst und Architektur von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Architektur, Malerei, Bildhauerei und dekorative Künste spiegeln die Kultur und Gesellschaft ihrer Zeit wider. Dieser neueste Band der »Art-Essentials«-Reihe lädt dazu ein, die Kunst in ihrer Gesamtheit zu erleben und zu schätzen. Leseprobe zu:
Geschichte der Kunst (Art Essentials) – Von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert
Autorin: Janetta Rebold Benton
176 Seiten, Paperback, Euro (D) 17.90 | Euro (A) 18.50 | CHF 25
ISBN 978-3-03876-236-2 (Midas Collection)

Ein prägnanter, reich bebilderter Überblick über die Geschichte der westlichen Kunst und Architektur von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Architektur, Malerei, Bildhauerei und dekorative Künste spiegeln die Kultur und Gesellschaft ihrer Zeit wider. Dieser neueste Band der »Art-Essentials«-Reihe lädt dazu ein, die Kunst in ihrer Gesamtheit zu erleben und zu schätzen.

15.11.2022 Aufrufe

- d i e geschic h t e d e r kunst - archaischen Bildhauer lebensgroße Steinfiguren sowie die spezifische Pose mit dem linken Fuß nach vorne und den Armen an den Seiten einführten. Die männlichen Kouros-Figuren (Plural: Kouroi) sind nackt, während die weiblichen Koré-Figuren (Plural: Korai) bekleidet sind. Diese Skulpturen dienten als Geschenke an die Götter und als Grabmäler. Ein als New York Kouros bekanntes Exemplar im Metropolitan Museum of Art, New York, NY, das um 590–580 v. Chr. geschaffen wurde, ähnelt den ägyptischen stehenden Figuren. Archaische Korai tragen den dorischen Peplos, der in der Taille gegürtet ist und aus dickem Stoff besteht. Einige Korai sind mit Ohrringen, Halsketten und Armbändern geschmückt. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. änderte sich die Frauenmode und der dorische Peplos wurde durch den ionischen Chiton ersetzt. Der dünne Stoff des Chitons schmiegt sich mit kompliziert drapierten Falten an den Körper, die Säume sind mit Zierborten besetzt. - Griechische Skulpturen waren ursprünglich bemalt, einige Farbspuren sind bis heute erhalten. - Frühe Kouroi und Korai haben einen unverwechselbaren Gesichtsausdruck, der als archaisches Lächeln bekannt ist. Die Augen sind vergrößert und die Haare bilden ein perfektes, aber unnatürliches Muster. Es handelt sich nicht um Porträts bestimmter erkennbarer Personen. Im Laufe der Zeit wurden die Figuren weniger stilisiert und naturgetreuer. Die klassische Periode begann 480 v. Chr. mit der Niederlage Persiens und dem Aufstieg Athens, das mit Sparta um die Vorherrschaft in der griechischen Welt wetteiferte. Athen dominierte von 480 bis 404 v. Chr., als es den Peloponnesischen Krieg gegen Sparta und seine Verbündeten verlor. Die allmählich zunehmende Natürlichkeit, mit der die menschliche Figur in dieser Zeit dargestellt wurde, erreicht im Doryphoros (Speerträger) (nebenstehend) ihren Höhepunkt. Die Originalbronze von Polyklet, gegossen um 450–440 v. Chr., ist nur durch römische Marmorkopien bekannt. Polyklet entwickelte ein Regelwerk zur Schaffung perfekter Proportionen für den männlichen Akt, bei dem die Höhe des Kopfes als Maßeinheit diente. Im Gegensatz zur steifen Haltung der früheren Kouroi steht der Speerträger im lockeren Kontrapost, der erstmals um 480 v. Chr. durch den Bildhauer Kritios beim sogenannten Kritios-Knaben (Akropolis-Museum, Athen) eingesetzt wurde. Mehrere Jahrzehnte später ruht das Gewicht des Speerträgers auf nur einem Fuß, seine Hüften und Schultern neigen sich, während er natürlich im Raum schwingt, und 30

- p r ä h is to r is c h e bi s a n t i k e römis c h e kunst - Polyklet von Argos Doryphoros (Speerträger) Römische Marmor-Kopie des griechischen Originals aus Bronze ca. 450–440 v. Chr. Höhe 1,98 m Museo Archeologico Nazionale, Neapel Das hier gezeigte Ideal aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. war acht Köpfe groß, während das spätere, schlankere Ideal neun Köpfe groß war. was nine heads tall. die Anatomie ist korrekt. Das unbeholfene archaische Lächeln ist verschwunden. Einen etwas lebhafteren Kontrapost zeigt die Venus Medici (umseitig), eine Kopie von Praxiteles' Aphrodite oder Venus pudica (schamhafte Venus) aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die heute nur durch Kopien bekannt ist. Männliche Figuren wurden nackt dargestellt, aber erst viel später wurden auch Frauen in ähnlicher Weise abgebildet. So wie Polyklet einen Kanon idealer Proportionen für 31

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archaischen Bildhauer lebensgroße Steinfiguren sowie die spezifische<br />

Pose mit dem linken Fuß nach vorne und den Armen an den Seiten<br />

einführten. Die männlichen Kouros-Figuren (Plural: Kouroi) sind nackt,<br />

während die weiblichen Koré-Figuren (Plural: Korai) bekleidet sind. Diese<br />

Skulpturen dienten als Geschenke an die Götter und als Grabmäler. Ein<br />

als New York Kouros bekanntes Exemplar im Metropolitan Museum of Art,<br />

New York, NY, das um 590–580 v. Chr. geschaffen wurde, ähnelt den<br />

ägyptischen stehenden Figuren. Archaische Korai tragen den dorischen<br />

Peplos, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Taille gegürtet ist und aus dickem Stoff besteht. Einige<br />

Korai sind mit Ohrringen, Halsketten und Armbän<strong>der</strong>n geschmückt.<br />

Gegen Ende des 6. Jahrhun<strong>der</strong>ts v. Chr. än<strong>der</strong>te sich die Frauenmode<br />

und <strong>der</strong> dorische Peplos wurde durch den ionischen Chiton ersetzt. Der<br />

dünne Stoff des Chitons schmiegt sich mit kompliziert drapierten Falten<br />

an den Körper, die Säume sind mit Zierborten besetzt.<br />

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Griechische Skulpturen waren ursprünglich bemalt, einige Farbspuren<br />

sind bis heute erhalten.<br />

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Frühe Kouroi und Korai haben einen unverwechselbaren Gesichtsausdruck,<br />

<strong>der</strong> als archaisches Lächeln bekannt ist. Die Augen sind vergrößert<br />

und die Haare bilden ein perfektes, aber unnatürliches Muster. Es<br />

handelt sich nicht um Porträts bestimmter erkennbarer Personen. Im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit wurden die Figuren weniger stilisiert und naturgetreuer.<br />

Die klassische Periode begann 480 v. Chr. mit <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage Persiens<br />

und dem Aufstieg Athens, das mit Sparta um die Vorherrschaft<br />

in <strong>der</strong> griechischen Welt wetteiferte. Athen dominierte von 480 bis<br />

404 v. Chr., als es den Peloponnesischen Krieg gegen Sparta und seine<br />

Verbündeten verlor.<br />

Die allmählich zunehmende Natürlichkeit, mit <strong>der</strong> die menschliche<br />

Figur in dieser Zeit dargestellt wurde, erreicht im Doryphoros (Speerträger)<br />

(nebenstehend) ihren Höhepunkt. Die Originalbronze von<br />

Polyklet, gegossen um 450–440 v. Chr., ist nur durch römische Marmorkopien<br />

bekannt. Polyklet entwickelte ein Regelwerk zur Schaffung<br />

perfekter Proportionen für den männlichen Akt, bei dem die Höhe des<br />

Kopfes als Maßeinheit diente.<br />

Im Gegensatz zur steifen Haltung <strong>der</strong> früheren Kouroi steht <strong>der</strong><br />

Speerträger im lockeren Kontrapost, <strong>der</strong> erstmals um 480 v. Chr.<br />

durch den Bildhauer Kritios beim sogenannten Kritios-Knaben (Akropolis-Museum,<br />

Athen) eingesetzt wurde. Mehrere Jahrzehnte später<br />

ruht das Gewicht des Speerträgers auf nur einem Fuß, seine Hüften<br />

und Schultern neigen sich, während er natürlich im Raum schwingt, und<br />

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