Geschichte der Kunst (Leseprobe)

Leseprobe zu: Geschichte der Kunst (Art Essentials) – Von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert Autorin: Janetta Rebold Benton 176 Seiten, Paperback, Euro (D) 17.90 | Euro (A) 18.50 | CHF 25 ISBN 978-3-03876-236-2 (Midas Collection) Ein prägnanter, reich bebilderter Überblick über die Geschichte der westlichen Kunst und Architektur von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Architektur, Malerei, Bildhauerei und dekorative Künste spiegeln die Kultur und Gesellschaft ihrer Zeit wider. Dieser neueste Band der »Art-Essentials«-Reihe lädt dazu ein, die Kunst in ihrer Gesamtheit zu erleben und zu schätzen. Leseprobe zu:
Geschichte der Kunst (Art Essentials) – Von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert
Autorin: Janetta Rebold Benton
176 Seiten, Paperback, Euro (D) 17.90 | Euro (A) 18.50 | CHF 25
ISBN 978-3-03876-236-2 (Midas Collection)

Ein prägnanter, reich bebilderter Überblick über die Geschichte der westlichen Kunst und Architektur von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Architektur, Malerei, Bildhauerei und dekorative Künste spiegeln die Kultur und Gesellschaft ihrer Zeit wider. Dieser neueste Band der »Art-Essentials«-Reihe lädt dazu ein, die Kunst in ihrer Gesamtheit zu erleben und zu schätzen.

15.11.2022 Aufrufe

- d i e geschic h t e d e r kunst - 14. Jahrhundert v. Chr. in einem Grab der 18. Dynastie in Theben ist charakteristisch für die ägyptische Malerei. Die klare Vermittlung von Informationen ist immer noch wichtiger als die naturalistische Darstellung. Die ägyptische Kunst stellt nicht das dar, was die Augen sehen, sondern das, wovon der Geist weiß, dass es da ist. Der Künstler bevorzugt weiterhin die Verdichtung und Verkürzung und stellt jeden Teil des menschlichen Körpers auf dieselbe Weise dar wie auf der Narmer-Palette (Seite 17), die auf ca. 3100 v. Chr. datiert wird und somit etwa 1.700 Jahre früher entstanden ist. Sowohl Nacht als auch Taui haben jugendliche Idealproportionen. Malereien auf Grabwänden dokumentieren die Verbindungen zwischen der ägyptischen und der ägäischen Kultur. In den Gräbern ägyptischer Beamter aus der Zeit von Thutmosis III. (reg. 1479– 1425 v. Chr.) und Amenhotep IV. (reg. 1353–1336 oder 1351–1334 v. Chr.) werden Ägäer gezeigt, die dem Pharao Geschenke bringen und Tribut zollen. Ein wichtiger Bruch mit der Vergangenheit erfolgte während der 18. Dynastie, als Amenhotep IV. das gesamte ägyptische Pantheon durch den Sonnengott Aton ersetzte, seinen eigenen Namen in Echnaton änderte und die Hauptstadt von Theben in das neugegründete Achetaton (nahe dem heutigen Tell-el-Amarna) verlegte. Er gab die traditionelle formale Kunst zugunsten eines eher naturalistischen Stils auf. Das auf der vorigen Seite abgebildete Ägyptischer Künstler Einbalsamierungsszene ca. 400 v. Chr., 27.–31. Dynastie, Neues Reich Detail eines bemalten Holzsarkophags Allard Pierson Museum, Amsterdam Anubis, Gott der Einbalsamierung und Beschützer des Ka auf seiner Reise ins Jenseits, kümmert sich um den Körper des Verstorbenen. Unter der löwenförmigen Bahre stehen die vier Kanopen, auf denen jeweils das Bildnis eines der vier Söhne des Gottes Horus abgebildet ist, der die Aufgabe hat, das Organ darin zu schützen. 22

- p r ä h is to r is c h e bi s a n t i k e römis c h e kunst - Paar, vielleicht Echnaton und seine Frau Nofretete, sind mit ihren familiären körperlichen Missbildungen dargestellt, die vermutlich auf den inzestuösen Brauch der Geschwisterehe unter den ägyptischen Königen zurückzuführen sind. Nach dem Tod Echnatons kehrte Ägypten zur alten polytheistischen Religion zurück, Theben wurde wieder Hauptstadt und viele seiner künstlerischen Neuerungen verschwanden. Während der gesamten langen Geschichte Ägyptens blieb die Bedeutung des Lebens nach dem Tod und die richtige Vorbereitung darauf bestehen. Das komplexe Verfahren der Mumifizierung umfasste das Trocknen und die chemische Behandlung des Körpers, um den Verfall zu verhindern (siehe unten). Da die inneren Organe entnommen und separat verwahrt wurden, hatten die Einbalsamierer die Möglichkeit, sie genau zu untersuchen. Die alten Ägypter unterschieden nicht klar zwischen den Berufen des Priesters und des Arztes, wie wir sie heute kennen. Die Behandlung des Körpers und der Organe nach dem Tod spiegelt dies insofern wider, als die Organe sowohl wegen ihrer spirituellen Bedeutung als auch wegen ihrer physiologischen Funktion konserviert wurden. Während Leber, Lunge, Magen und Eingeweide in Kanopengefäßen aufbewahrt wurden, wurde das Gehirn nicht für das Leben nach dem Tod benötigt und einfach zerkleinert und mit einem scharfen Haken durch die Nasenlöcher extrahiert. In den ägyptischen Todeszeremonien wurde dem Herzen, das als Sitz des Ka galt, die größte Aufmerksamkeit zuteil. Es wurde entweder an Ort und Stelle belassen oder entnommen, einbalsamiert, durch religiöse Riten und Amulette geschützt und dann vor dem Verbinden wieder in die Körperhöhle zurückgelegt. Die Einbalsamierer beobachteten viele »Kanäle«, die alle Teile des Körpers mit dem Herzen verbanden. Einige (heute als Venen bekannt) enthielten Blut, während andere (Arterien) nur Luft zu enthalten schienen. Daraus folgerten die altägyptischen Ärzte, dass das Herz die Quelle war, aus der Blut, Wasser und Luft zur Versorgung des Körpers flossen. Dies ergab eine treffende Analogie zwischen dem menschlichen Körper und dem Land Ägypten: So wie verstopfte Bewässerungskanäle des Nils dazu führten, dass die Ernte verkümmerte und ausfiel, so würde auch eine Verstopfung der Kanäle des Körpers zu Krankheiten führen. Künstler waren der Schlüssel zu den ägyptischen Bestattungspraktiken. Die Fertigkeiten der Bildhauer waren erforderlich, um die Kanopengefäße zu gestalten, während die Fähigkeiten der Maler gefragt waren, um die Sarkophage mit Bildern und Schriften zu schmücken. Die Einbalsamierungsszene zeigt die Vorliebe der Ägypter für Tierdarstellungen für ihre Gottheiten, Kanopen und sogar Möbel. 23

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ist charakteristisch für die ägyptische Malerei. Die klare Vermittlung<br />

von Informationen ist immer noch wichtiger als die naturalistische<br />

Darstellung. Die ägyptische <strong>Kunst</strong> stellt nicht das dar, was die<br />

Augen sehen, son<strong>der</strong>n das, wovon <strong>der</strong> Geist weiß, dass es da ist. Der<br />

Künstler bevorzugt weiterhin die Verdichtung und Verkürzung und<br />

stellt jeden Teil des menschlichen Körpers auf dieselbe Weise dar wie<br />

auf <strong>der</strong> Narmer-Palette (Seite 17), die auf ca. 3100 v. Chr. datiert<br />

wird und somit etwa 1.700 Jahre früher entstanden ist. Sowohl<br />

Nacht als auch Taui haben jugendliche Idealproportionen.<br />

Malereien auf Grabwänden dokumentieren die Verbindungen<br />

zwischen <strong>der</strong> ägyptischen und <strong>der</strong> ägäischen Kultur. In den Gräbern<br />

ägyptischer Beamter aus <strong>der</strong> Zeit von Thutmosis III. (reg. 1479–<br />

1425 v. Chr.) und Amenhotep IV. (reg. 1353–1336 o<strong>der</strong> 1351–1334<br />

v. Chr.) werden Ägäer gezeigt, die dem Pharao Geschenke bringen<br />

und Tribut zollen.<br />

Ein wichtiger Bruch mit <strong>der</strong> Vergangenheit erfolgte während <strong>der</strong><br />

18. Dynastie, als Amenhotep IV. das gesamte ägyptische Pantheon<br />

durch den Sonnengott Aton ersetzte, seinen eigenen Namen in<br />

Echnaton än<strong>der</strong>te und die Hauptstadt von Theben in das neugegründete<br />

Achetaton (nahe dem heutigen Tell-el-Amarna) verlegte.<br />

Er gab die traditionelle formale <strong>Kunst</strong> zugunsten eines eher<br />

naturalistischen Stils auf. Das auf <strong>der</strong> vorigen Seite abgebildete<br />

Ägyptischer Künstler<br />

Einbalsamierungsszene<br />

ca. 400 v. Chr.,<br />

27.–31. Dynastie, Neues<br />

Reich<br />

Detail eines bemalten<br />

Holzsarkophags<br />

Allard Pierson Museum,<br />

Amsterdam<br />

Anubis, Gott <strong>der</strong><br />

Einbalsamierung und<br />

Beschützer des Ka auf<br />

seiner Reise ins Jenseits,<br />

kümmert sich um den<br />

Körper des Verstorbenen.<br />

Unter <strong>der</strong> löwenförmigen<br />

Bahre stehen die vier<br />

Kanopen, auf denen<br />

jeweils das Bildnis eines<br />

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Horus abgebildet ist,<br />

<strong>der</strong> die Aufgabe hat, das<br />

Organ darin zu schützen.<br />

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