E-Paper recall 7+8-22

recall - Das Praxisteam-Magazin recall - Das Praxisteam-Magazin

BarometerVerlag1.de
von BarometerVerlag1.de Mehr von diesem Publisher
15.11.2022 Aufrufe

24 Organe und (Zahn-)Gesundheit Schließlich folgt nach dem Übertritt durch die Bauhin-Klappe der Dickdarm. Dieser kann wiederum aufgeteilt werden in Blinddarm mit Wurmfortsatz, aufsteigenden, queren und absteigenden Dickdarm, sowie Sigmoid und Rektum. In diesem Abschnitt der Verdauung geht es ums Loslassen und ums Geben, nachdem zunächst Wasser rückresorbiert wurde, damit der Stuhl eingedickt wird - Dickdarm eben. Im Dickdarm tummeln sich eine Vielzahl von Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien, die für jeden Menschen so individuell sind wie dessen Fingerabdruck. Man nennt das ganze Spektakel dann Mikrobiota. Die Bakterien verwenden Bestandteile der Nahrung, allen voran Ballaststoffe, zur eigenen Ernährung und verstoffwechseln diese. Sie produzieren aber auch verschiedene Neurotransmitter, wie beispielsweise Tryptophan/ Serotonin oder Vitamine. Eine Dysbalance dieser individuellen Zusammensetzung kann zu zahlreichen pathologischen Erscheinungen führen, von Blähungen und Durchfall/Verstopfung bis hin zu entzündlichen Darmerkrankungen, Immunschwächen, Autoimmunkrankheiten, Nervenerkrankungen, psychischen Erkrankungen und auch Kopfschmerzen, sogenannte Bauchkopfschmerzen. hier Kontrollmaßnahmen und Abwehrfunktionen statt. Im anschließenden Ileum findet nun immer weniger Resorption statt und dafür mehr Immunfunktion durch die Peyer-Plaques, die sich im Endbereich befinden. Im selben Abschnitt des Ileums findet die Hauptaufnahme von Vitamin B12, Vitamin C und Gallensäuren statt. Dieser Bereich des terminalen Ileums ist auch Fokus für verschiedene pathologische Thematiken. Ist dieser Bereich krankhaft verändert, zum Beispiel entzündet bei M.Crohn oder Colitis Ulcerosa oder durch Operationen entfernt oder beschädigt worden, so resultiert eine Einschränkung der diesbezüglichen Immunfunktion sowie auch der Mangel vor allem an Vitamin B12 und Gallensäuren. Durch Vitamin B12-Mangel kann es zu einer Anämie (Blutarmut) und deren Folgen kommen. Durch einen Mangel an Gallensäure kann sich ein Gallensäureverlustsyndrom anschließen, bei dem die Gallensäuren in größerer Menge als üblich in den Dickdarm gelangen und hier zu Durchfall führen können. Außerdem folgen Störungen der Fettresorption, einschließlich der fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) und deren weiteren Auswirkungen. Ähnlich wie in der Mundhöhle geht es mal wieder um Balance, nicht darum, sämtliche Bakterien zu verteufeln. Eine Vielzahl dieser Mikroorganismen sind essentiell, also unbedingt notwendig für unser Wohlergehen, andere Spezies hingegen eher störend. Das Ziel sollte also sein, die nutzbringenden Bakterien zu füttern und zu erhalten, da sie beispielsweise auch den Platz besetzen, der dann von pathologischen Bakterien nicht eingenommen werden kann. Beeinflussen kann man die persönliche Mikrobiota übrigens simpel über die Nahrungsaufnahme. Das will heißen, die körpereigene Bakterienkultur ist ziemlich genau abgestimmt auf die Erfordernisse, also die ankommenden Nahrungsbestandteile. Als allgemein förderlich für die Mikrobiota gelten: · Ballaststoffe (Gemüse, Vollkorn) · Milchsäurebakterien (Milchprodukte) · Inulin in Artischocken, Chicorée · Resistente Stärke (gekochte, danach abgekühlte Kartoffeln) · Ungesättigte Fettsäuren · Omega-3-Fettsäuren · Probiotische Lebensmittel (enthalten lebende Mikroorganismen, zum Beispiel Miso, Kefir, saure Gurken, Sauerkraut, Käse, fermentiertes Gemüse) · Präbiotische Lebensmittel (vor allem Ballaststoffe: Gemüse, Obst, Nüsse, Vollkorn). Dies gilt selbstredend auch für nützliche Bakterien in der Mundhöhle, so kann also die Mundgesundheit durch das Essen von oben genannten Lebensmitteln unterstützt werden! Die herausragende Kombination aus den bereits zuvor genannten Teilaspekten der Verdauung: Organe, Hormone, Nervensystem, Immunsystem und Psyche lässt sich in diesem kurzen Abriss nur erahnen, der Einfachheit zuliebe verzichte ich auf die Auflistung aller bislang bekannten beteiligten einzelnen Komponenten. Der Wandaufbau des Magen-Darm- Trakts beinhaltet eine enorme Vielfalt an unterschiedlichen spezifischen Zellen. Zunächst ist die Wand grob in 4 Schichten zu unterteilen: www.facebook.com/recallmagazin

Organe und (Zahn-)Gesundheit 25 · Mukosa (Schleimhaut) · Submukosa (Schicht unter der Schleimhaut) · Muscularis (Muskelschicht) · Adventitia/Serosa des Peritoneums (Bindegewebe, Bauchfell). Die Schleimschicht (Mukosa) ist die innere Oberfläche dieser Organe, sie beherbergt, wie der Name schon vermuten lässt, verschiedene Drüsenzellen, die vor allem Schleim produzieren. Dieser Schleim dient unter anderem zum Schutz und zur Gleitfähigkeit. Außerdem ist die Mukosa des Magens, Darm und auch der Gallenblase aus hochprismatischem Epithel aufgebaut, welches die Dehnbarkeit dieser Organe und die hohe Resorptionsfähigkeit gewährleistet. Nahezu unglaublich erscheint die Umwandlung von Grobem zu Feinem, von Materie zu Energie. Es ist ein fortwährender Zyklus. Wir nehmen etwas auf und verdauen es auf verschiedenen Zwischenstationen, während derer die Spreu vom Weizen getrennt wird. Nahrhaftes wird bis ins Detail aufgespalten und aufgenommen und weiterverwertet, während nicht förderliche Substanzen und Abfallstoffe so gut wie möglich ausgeschieden werden. Sorgfältig prüfen unsere Organe, ohne unser willentliches zutun, welchen Nährwert die Bestandteile der Nahrung für unsere Lebenskraft besitzen. Was wird gebraucht? Was unterstützt, nährt uns? Wofür lohnt es sich, Energie aufzuwenden, die Dinge zu verarbeiten? Die Drüsenzellen befinden sich in Ein- oder Ausstülpungen (Drüsen, Krypten und Zotten) dieser besonderen Schleimhaut. Welchen Profit erhalten wir aus den angeeigneten Dingen? Wie gut kann man geben, wie gut also loslassen? In der Submukosa finden wir weitere exokrine und endokrine (nach innen und außen abgebende) Drüsen, die zusätzliche Sekrete absondern. Außerdem befinden sich in dieser Wandschicht Nervenzellgeflechte, die eben die Drüsentätigkeit innervieren, die so genannten Meissner-Plexus. Verschiedene Ansammlungen von Abwehrzellen tragen zur immensen Immunleistung des Darms bei. Besonders zahlreich sind sie im endständigen Abschnitt des Ileums vorhanden, als so genannte Peyer-Plaques. Auch Blutgefäße, Lymphgefäße und weitere Nerven lassen sich hier lokalisieren. Und mit dem Stichwort „Loslassen“ endet diese Organreihe - schade. Wir haben uns über mehrere Teile den Weg der Nahrung von Mundhöhle, speziell der Zunge, über den Magen und schließlich zum Darm angeschaut und einen kleinen Einblick in die ganzheitlichen Aspekte dieses Naturschauspiels erhaschen können. Aber jedem Ende wohnt ein Anfang inne und so beginnen wir im nächsten Jahr mit neuen spannenden Themen, aus der Kombination von Holistik, Medizin und Mundgesundheit. Die Muscularis beherbergt selbstredend Muskelschichten und zu deren Innervation die Auerbach-Plexus. Die Adventitia schließlich dient der Verankerung der Organe an Ort und Stelle und der Verschieblichkeit gegeneinander. Ich hoffe ihr seid gespannt und freue mich auf viele neugierige Leser. Eure Roxane. Da die Wandschichten in veränderlicher Form in allen Abschnitten des Verdauungstraktes vorkommen, wird hier nochmal deutlich, wie verzahnt alle Systeme miteinander sind. Insgesamt sind hier circa 70 Prozent der Immunzellen verankert. Es ist wohl das größte hormonproduzierende Organsystem. Und es enthält so reichliche Nervenzellansammlungen, dass es nicht verwunderlich ist, wieso wir vom Bauchhirn sprechen - ist es ja direkt mit unserem Gehirn verbunden. Die Psyche kann man hier als ein alles umhüllendes Konstrukt betrachten. Sie steuert zwar nicht primär die Verdauungsleistung, aber hegt großen Einfluss auf dessen Ablauf. Bereits erwähnt habe ich, dass der Sympathikus die Verdauungsleistung zum Stillstand bringen kann. Stellvertretend für den Sympathikus stehen Stress-Reaktionen, da ist es nicht verwunderlich, dass durch Hektik nicht gut verdaut werden kann. Denn um etwas zu verdauen, brauchen wir Zeit, Ruhe und Seelenfrieden. Die Verdauung, sowohl auf körperlicher Ebene als auch psychisch und seelisch, bedarf einiger Stationen. Roxane Pfeiffer holistic health coach & Akademisierte Dentalhygienikerin SALUTOGENESIS Tel.: +49 151 517 128 30 E-Mail: roxanepfeiffer@yahoo.com Instagram: saluto.genesis www.recall-magazin.de

24<br />

Organe und (Zahn-)Gesundheit<br />

Schließlich folgt nach dem Übertritt durch die Bauhin-Klappe der Dickdarm.<br />

Dieser kann wiederum aufgeteilt werden in Blinddarm mit Wurmfortsatz,<br />

aufsteigenden, queren und absteigenden Dickdarm, sowie<br />

Sigmoid und Rektum. In diesem Abschnitt der Verdauung geht es ums<br />

Loslassen und ums Geben, nachdem zunächst Wasser rückresorbiert<br />

wurde, damit der Stuhl eingedickt wird - Dickdarm eben. Im Dickdarm<br />

tummeln sich eine Vielzahl von Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien,<br />

die für jeden Menschen so individuell sind wie dessen Fingerabdruck.<br />

Man nennt das ganze Spektakel dann Mikrobiota. Die Bakterien<br />

verwenden Bestandteile der Nahrung, allen voran Ballaststoffe, zur<br />

eigenen Ernährung und verstoffwechseln diese. Sie produzieren aber<br />

auch verschiedene Neurotransmitter, wie beispielsweise Tryptophan/<br />

Serotonin oder Vitamine.<br />

Eine Dysbalance dieser individuellen Zusammensetzung kann zu zahlreichen<br />

pathologischen Erscheinungen führen, von Blähungen und<br />

Durchfall/Verstopfung bis hin zu entzündlichen Darmerkrankungen,<br />

Immunschwächen, Autoimmunkrankheiten, Nervenerkrankungen, psychischen<br />

Erkrankungen und auch Kopfschmerzen, sogenannte Bauchkopfschmerzen.<br />

hier Kontrollmaßnahmen und Abwehrfunktionen statt. Im anschließenden<br />

Ileum findet nun immer weniger Resorption statt und dafür mehr<br />

Immunfunktion durch die Peyer-Plaques, die sich im Endbereich befinden.<br />

Im selben Abschnitt des Ileums findet die Hauptaufnahme von Vitamin<br />

B12, Vitamin C und Gallensäuren statt. Dieser Bereich des terminalen<br />

Ileums ist auch Fokus für verschiedene pathologische Thematiken.<br />

Ist dieser Bereich krankhaft verändert, zum Beispiel entzündet bei<br />

M.Crohn oder Colitis Ulcerosa oder durch Operationen entfernt oder<br />

beschädigt worden, so resultiert eine Einschränkung der diesbezüglichen<br />

Immunfunktion sowie auch der Mangel vor allem an Vitamin B12<br />

und Gallensäuren.<br />

Durch Vitamin B12-Mangel kann es zu einer Anämie (Blutarmut) und<br />

deren Folgen kommen. Durch einen Mangel an Gallensäure kann sich<br />

ein Gallensäureverlustsyndrom anschließen, bei dem die Gallensäuren<br />

in größerer Menge als üblich in den Dickdarm gelangen und hier zu<br />

Durchfall führen können. Außerdem folgen Störungen der Fettresorption,<br />

einschließlich der fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) und deren<br />

weiteren Auswirkungen.<br />

Ähnlich wie in der Mundhöhle geht es mal wieder um Balance, nicht<br />

darum, sämtliche Bakterien zu verteufeln. Eine Vielzahl dieser Mikroorganismen<br />

sind essentiell, also unbedingt notwendig für unser Wohlergehen,<br />

andere Spezies hingegen eher störend. Das Ziel sollte also<br />

sein, die nutzbringenden Bakterien zu füttern und zu erhalten, da sie<br />

beispielsweise auch den Platz besetzen, der dann von pathologischen<br />

Bakterien nicht eingenommen werden kann. Beeinflussen kann man<br />

die persönliche Mikrobiota übrigens simpel über die Nahrungsaufnahme.<br />

Das will heißen, die körpereigene Bakterienkultur ist ziemlich<br />

genau abgestimmt auf die Erfordernisse, also die ankommenden Nahrungsbestandteile.<br />

Als allgemein förderlich für die Mikrobiota gelten:<br />

· Ballaststoffe (Gemüse, Vollkorn)<br />

· Milchsäurebakterien (Milchprodukte)<br />

· Inulin in Artischocken, Chicorée<br />

· Resistente Stärke (gekochte, danach abgekühlte Kartoffeln)<br />

· Ungesättigte Fettsäuren<br />

· Omega-3-Fettsäuren<br />

· Probiotische Lebensmittel (enthalten lebende Mikroorganismen,<br />

zum Beispiel Miso, Kefir, saure Gurken, Sauerkraut, Käse, fermentiertes<br />

Gemüse)<br />

· Präbiotische Lebensmittel (vor allem Ballaststoffe: Gemüse, Obst,<br />

Nüsse, Vollkorn).<br />

Dies gilt selbstredend auch für nützliche Bakterien in der Mundhöhle,<br />

so kann also die Mundgesundheit durch das Essen von oben genannten<br />

Lebensmitteln unterstützt werden!<br />

Die herausragende Kombination aus den bereits zuvor genannten Teilaspekten<br />

der Verdauung: Organe, Hormone, Nervensystem, Immunsystem<br />

und Psyche lässt sich in diesem kurzen Abriss nur erahnen, der Einfachheit<br />

zuliebe verzichte ich auf die Auflistung aller bislang bekannten beteiligten<br />

einzelnen Komponenten. Der Wandaufbau des Magen-Darm-<br />

Trakts beinhaltet eine enorme Vielfalt an unterschiedlichen spezifischen<br />

Zellen. Zunächst ist die Wand grob in 4 Schichten zu unterteilen:<br />

www.facebook.com/<strong>recall</strong>magazin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!