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recall - Das Praxisteam-Magazin
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Das Praxisteam-Magazin<br />
<strong>7+8</strong>/<strong>22</strong><br />
Risikogebiet Interdentalraum<br />
Zahnmedizinische Herausforderung bei Diabetespatienten<br />
Organe und (Zahn-)Gesundheit<br />
Das muss ich erstmal verdauen<br />
Seniorenprophylaxe
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WEIT MEHR ALS NUR KRONEN UND BRÜCKEN
Editorial<br />
3<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Parodontaltherapie hat seit der Einführung der neuen PAR-Richtlinie im Juli 2021 einen enormen Aufwind erfahren.<br />
Dank eures Engagements in der Umsetzung sind nun viele Patienten, die ohne diese Möglichkeiten wahrscheinlich weiterhin<br />
unbehandelt geblieben wären, in Betreuung und haben eine Chance, die Erkrankung in den Griff zu bekommen.<br />
Ihr findet in dieser Ausgabe verschiedene Beiträge zu diesem und anderen Themen.<br />
Wir starten mit einem Interview mit Sylvia Fresmann, der 1. Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für DentalhygienikerInnen<br />
e. V. (DGDH), zu den Folgen durch das neue GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Birgit Thiele-Scheipers zeigt in<br />
ihrem Beitrag, wie Parodontitis- und Periimplantitisprävention unter der Berücksichtigung von Allgemeinerkrankungen,<br />
Multimorbidität und motorischen Einschränkungen gerade bei älteren Patienten gelingen kann. Weitere wirklich interessante<br />
Beiträge und auch ein Abrechnungsbeispiel zur Mundhygiene in der Pflege komplettieren unser Schwerpunktthema.<br />
Im dritten und letzten Teil aus der Rubrik „Organe und (Zahn-)Gesundheit” zeigt Roxane Pfeiffer mit dem Darm die letzte<br />
Station des Weges unserer Nahrung im Körper auf und gibt wieder nützliche Tipps für eine ganzheitliche Behandlung<br />
eurer Patienten.<br />
Viele weitere lesenswerte Beiträge zum Beispiel zur Zahnzusatzversicherung, zum Studium für Dentalhygiene B.Sc., oder<br />
auch ein Erfahrungsbericht einer Kollegin zum verkürzten Lippen- und Zungenbändchen sowie Produktinformationen,<br />
Fortbildungsangebote und neue Gewinnchancen auf den Lifestyle-Seiten komplettieren unser Leseangebot für euch.<br />
Viel Spaß beim Entdecken!<br />
Euer <strong>recall</strong> Redaktions-Team<br />
12<br />
Abrechnung: Mundhygiene<br />
in der Pflege<br />
Inhalt<br />
© adobe.stock.com<br />
Spezielle Prophylaxekonzepte<br />
32© adobe.stock.com<br />
© Sabrina Dogan<br />
36<br />
Studium<br />
Dentalhygiene<br />
B.Sc.<br />
4 Parodontologie<br />
Statement zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz<br />
– Interview mit Sylvia Fresmann<br />
14 Volkskrankheit Parodontitis<br />
Mit gutem Personal gut aufgestellt<br />
16 Erfolgreiche PA-Behandlung<br />
Dank Cupral ®<br />
20<br />
<strong>22</strong> Organe und (Zahn-)Gesundheit<br />
Das muss ich erstmal verdauen<br />
26 Initialkaries & White Spots<br />
Schmelzregeneration in der Tiefe<br />
28 Lippen- und Zungenbändchen<br />
Weitreichende Folgen bei Fehlbildung<br />
und Verkürzung<br />
38 Materialmanagement<br />
Umweltbewusste Einkaufsprozesse<br />
40 Zahnzusatzversicherung<br />
Die ganze Familie im gleichen Zahntarif.<br />
Geht das und ist das sinnvoll?<br />
42 Fortbildung<br />
48 Lifestyle/<strong>recall</strong>-Rätselspaß<br />
50 Vorschau/ Impressum<br />
www.<strong>recall</strong>-magazin.de
4 Parodontologie<br />
Folgt dem neuen GKV-<br />
Finanzstabilisierungsgesetz<br />
jetzt eine PA-Triage?<br />
Sylvia Fresmann, 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker*innen e.V.<br />
(DGDH) zur politischen Entscheidung die neuen PA-Leistungen zu budgetieren und zu deckeln und<br />
wie Praxen erst einmal mit der Situation umgehen werden.<br />
Interview mit Sylvia Fresmann<br />
<strong>recall</strong> Frau Fresmann, im Zusammenhang mit<br />
der verabschiedeten Budgetierung und Deckelung<br />
präventionsorientierter PA-Leistungen warnt<br />
die DGDH vor einer PA-Triage. Ist dieser Begriff<br />
nicht too much?<br />
S. Fresmann Er ist bewusst so gewählt. Wir<br />
müssen auf diese brutale Entscheidung mit der<br />
gleichen Klarheit antworten. Diplomatie macht hier keinen Sinn und wir<br />
müssen Wahrnehmung erreichen – für unsere Patienten.<br />
<strong>recall</strong> Stichwort Patienten. Im Gegensatz zu anderen Stellungnahmen, positioniert<br />
sich die DGDH als Anwalt der Patienten.<br />
S. Fresmann Ja. Es geht letztendlich doch um die Gesundheit unserer Patienten.<br />
Natürlich ist die Entscheidung, die PA-Behandlungsstrecke zu budgetieren<br />
und zu deckeln auch ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich in<br />
den letzten 18 Monaten intensiv mit der Umsetzung beschäftigt haben und<br />
erfolgreich in die Praxis integriert haben. Aber es geht nicht um uns. Wir<br />
konnten in der Praxis zeigen, dass die neuen Strukturen und Abläufe funktionieren<br />
und positive Effekte haben. Es kann nicht sein, dass politische Fehlentscheidungen<br />
diese Erfolge bei unseren Patienten wieder zunichtemachen.<br />
<strong>recall</strong> Woran machen Sie diese positiven Effekte fest?<br />
S. Fresmann Mit der PA-Behandlungsstrecke haben wir ein wissenschaftlich<br />
abgesichertes Konzept auf höchstem Niveau für unsere Patienten<br />
zur Verfügung. Hier wurden die S3-Leitlinien zur Behandlung von<br />
Parodontalerkrankungen und die neue Klassifikation zur Einstufung der<br />
parodontalen Erkrankungen zu Grunde gelegt, um die neue Behandlungstrecke<br />
in der GKV zu verankern – ein Meilenstein und Segen für<br />
unsere Patienten. In der neuen Behandlungstrecke ist auch eine 2-jährige<br />
Nachsorgephase, die Unterstützende PA-Therapie (UPT), integriert – deshalb<br />
sehen wir unsere Patienten jetzt durchaus regelmäßiger. Je nach<br />
Grad der Erkrankung einmal, zweimal oder dreimal pro Jahr. Grundlage<br />
für unser TUN ist die oben erwähnte S3-Leitlinie, in der 62 Empfehlungen<br />
zur PA-Therapie wissenschaftlich bewertet sind - wir wissen also welche<br />
Maßnahmen, Technologien und Hilfsmittel individuell geeignet sind. Wer<br />
meint, dass nur ein Weg nach Rom führt, der irrt. Das sieht übrigens nicht<br />
nur die DGDH so, sondern auch eine breite Front an Wissenschaftlern, mit<br />
denen ich regelmäßig in Kontakt stehe – bei Kongressen, in Diskussionsrunden<br />
und im persönlichen Gespräch.<br />
<strong>recall</strong> Und auch das wollen Sie – wie angekündigt - gegenüber der<br />
Öffentlichkeit darstellen?<br />
S. Fresmann Es gehört in den Gesamtkontext. Wir Fachreise sind uns<br />
einig, dass die verabschiedete Budgetierung und Deckelung präventionsorientierter<br />
PA-Leistungen eine Sackgasse ist. Präventionsorientierte<br />
Leistungen sind eine Erfolgsgeschichte – das haben auch die individualprophylaktischen<br />
Leistungen bei Kindern gezeigt – Prävention, frühzeitige<br />
Erkennung von Erkrankungen und deren frühzeitige Behandlung<br />
funktioniert! Wir Dentalhygieniker sind Experten für Prävention und suchen<br />
den Schulterschluss mit anderen zahnärztlichen Fachgesellschaften<br />
und Verbänden zum Wohle unserer Patienten.<br />
<strong>recall</strong> Kommen wir noch einmal zu dem zurück, um das es bei der Entscheidung<br />
geht – die Budgetierung und Deckelung präventionsorientierter<br />
Leistungen. Welche dieser Leistungen sind besonders wertvoll?<br />
S. Fresmann Die vor 18 Monaten in Kraft getretenen PA-Leistungen der<br />
GKV basieren wie schon erwähnt auf den wissenschaftlichen Leitlinien.<br />
Eine enorme Verbesserung für unsere Patienten! Dieses Konzept enthält<br />
die „sprechende Zahnmedizin“ also Aufklärungstherapiegespräche mit<br />
den Zahnärzten und Mundhygiene-Unterweisungen/Kontrollen für das<br />
Fachpersonal. Es ist eine notwendige Langzeittherapie, die regelmäßige<br />
Befunderhebungen und Verlaufskontrollen sowie die 2-jährige Langzeitbetreuung<br />
in Form der UPT durch uns integriert hat. All diese Stepps sind<br />
wichtig, das macht ja das Konzept für unsere Patienten so wertvoll!<br />
<strong>recall</strong> Bis es – hoffentlich - zu einer Rücknahme der getroffenen Regierungsentscheidung<br />
kommt, müssen die Praxen nun einen Weg finden, die<br />
Versorgung ihrer Patienten ermöglichen. Wie sehen die Möglichkeiten aus?<br />
S. Fresmann Nun, wir führen dieses Interview 2 Tage nach der Entscheidung<br />
im Bundestag. Bis jetzt sind Details noch nicht bekannt – noch keine<br />
www.facebook.com/<strong>recall</strong>magazin
Parodontologie<br />
5<br />
Abb.: UPT-Planung in der PA-Behandlungsstrecke<br />
Budgets verhandelt. Die PA-Leistungen werden ja nicht abgeschafft, sondern<br />
nur budgetiert, das heißt nicht mehr jeder erkrankte Patient wird<br />
eine Behandlung erhalten. Ein möglicher Weg ist unter Umständen die<br />
Behandlung außerhalb der GKV, also die Abrechnung über GOZ-Leistungen.<br />
Hier können den Patienten private Zahnzusatzversicherungen<br />
helfen, die einen Teil der Kosten auffangen können. Aber das ist nicht<br />
unser Ziel, schließlich hat man ja den großen gesundheitlichen Nutzen<br />
der präventiven PA-Leistungen erkannt, sonst wären sie ja im letzten Jahr<br />
nicht eingeführt worden.<br />
<strong>recall</strong> Sie sagen, dass diese Entscheidung Ihre Patienten – aber insbesondere<br />
all die, bei denen die Parodontalbehandlungen in einem direkten<br />
Zusammenhang mit allgemeinen Erkrankungen, wie Diabetes & Co. stehen<br />
besonders trifft. Wieso?<br />
S. Fresmann Nun, viele Allgemeinerkrankungen stehen in einem direkten<br />
Zusammenhang mit der Parodontitis. Parodontitis ist eine „Entzündungserkrankung“<br />
die nicht auf den Mund beschränkt ist. Hier gibt es<br />
zahlreiche wissenschaftliche Nachweise – allem voran die Diabetes. Eine<br />
Diabetes, beziehungsweise der HbA1c-Wert eines Patienten, fließt in die<br />
Diagnose mit ein – diese Patienten haben dann bis zu drei UPT-Sitzungen<br />
pro Jahr, werden also sehr engmaschig betreut. Eine erfolgreiche Parodontitisbehandlung<br />
senkt auf Dauer den HbA1c-Wert und trägt so zur<br />
Verbesserung nicht nur im Mund bei. Nur ein Beispiel für die Beibehaltung<br />
der strukturierten PA-Leistungen.<br />
Wir möchten eine Öffentlichkeit für das Thema schaffen und informieren!<br />
Schließlich geht es um die Gesundheit unserer Patienten – wie gesagt,<br />
wir möchten andere Fachgesellschaften einladen, mit uns die Öffentlichkeit<br />
zu informieren. Ideen sind uns willkommen – auch die Mitarbeit in<br />
der DGDH selbstverständlich!<br />
Sehr geehrte Frau Fresmann, vielen Dank für unser Gespräch.<br />
Über die DGDH:<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Dentalhygieniker*innen e.V. die größte Fachgesellschaft/Berufsverband<br />
der Dentalhygieniker*innen in Deutschland und<br />
wurde 1999 gegründet. Ziel der DGDH ist die Bündelung und Vertretung<br />
der Interessen der in Deutschland tätigen Dentalhygieniker*innen, die<br />
Weiterentwicklung des Berufsbildes sowie die Förderung und der Ausbau<br />
der Kontakte mit internationalen Verbänden. 2014 wurde die DGDH Gründungsmitglied<br />
des „International Dental Hygiene Educators Forum“ einem<br />
Zusammenschluss internationaler Dentalhygieniker*innen, die in der<br />
Forschung und Lehre tätig sind. Dieser regelmäßige Austausch ermöglicht<br />
eine Weiterentwicklung auf internationalem Niveau. 2016 wurden dann<br />
eigene Qualitätsleitlinien, ein Punktesystem und Leitsätze zur fachlichen<br />
Fortbildung sowie ein Gütesiegel entwickelt.<br />
<strong>recall</strong> Last but not least: Die DGDH hat eine Kampagne angekündigt.<br />
Welche Aktivitäten sind möglich, welche Ziele wollen Sie in welchem Zeitraum<br />
erreichen?<br />
S. Fresmann Die Ankündigung der Verabschiedung des Finanzstabilisierungsgesetz<br />
in den Nachrichten klang relativ harmlos, wenig Details<br />
… Jedoch schaut man genauer hin, wird es große Einschnitte geben.<br />
DGDH e.V.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Dentalhygieniker*innen e.V.<br />
Fasanenweg 14 ∙ 48249 Dülmen<br />
Ansprechpartnerin: Sylvia Fresmann<br />
E-Mail: fresmann@dgdh.de<br />
www.dgdh.de<br />
www.<strong>recall</strong>-magazin.de
6<br />
TePe Talk<br />
Risikogebiet<br />
Interdentalraum:<br />
Diabetespatienten und<br />
ihre zahnmedizinischen<br />
Herausforderungen<br />
© adobe.stock.com<br />
Jedes Jahr am 14. November findet der Weltdiabetestag statt, der die Aufmerksamkeit auf Diabetes<br />
Mellitus lenkt. Es geht um Möglichkeiten für Diabetiker, ihre Angehörigen, aber auch nicht Betroffene,<br />
sich umfassend über die Volkskrankheit Diabetes zu informieren. Da Parodontitis und die<br />
sogenannte Zuckerkrankheit in enger Wechselwirkung zueinander stehen, spielen auch Zahnarztpraxen<br />
eine große Rolle, wenn es darum geht, auf diese Verbindungen aufmerksam zu machen.<br />
Text Marina Pommée M.Sc., Dr. Ralf Seltmann M.A. Bilder TePe<br />
Seit fast 80 Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft mit den Zusammenhängen<br />
von Diabetes Mellitus und oralen Erkrankungen. Beide<br />
Krankheiten weisen ähnliche Risikofaktoren auf, die auch mit unseren<br />
westlich geprägten Lebensgewohnheiten einhergehen. Dazu gehören<br />
zum Beispiel Rauchen, fett- und zuckerreiche Ernährung, Übergewicht<br />
sowie Bewegungsmangel und Stress. Beide Erkrankungen<br />
sind chronisch und nicht übertragbar. Sie gelten als Volkskrankheiten<br />
mit hoher Dunkelziffer. Die klinische Praxis zeigt, dass sie oft erst im<br />
fortgeschrittenen Stadium erkannt werden. Darüber hinaus steigt bei<br />
beiden das Erkrankungsrisiko mit dem Alter. 1 Die Zusammenhänge<br />
sind mittlerweile intensiv untersucht und die Wechselwirkungen gelten<br />
als gesichert 2 . Dieser Sachverhalt fand auch Eingang in die neue<br />
PA-Richtlinie, in der Diabetes als Faktor für den Erkrankungsgrad berücksichtigt<br />
wird 3 .<br />
Wechselwirkung Parodontitis und Diabetes<br />
Vereinfacht kann man es sich so vorstellen: Ausgehend von lokalen PA-<br />
Entzündungen werden über die Blutbahn fortlaufend Bakterien und ihre<br />
Stoffwechselprodukte in den gesamten Organismus gestreut. Dadurch<br />
wird eine systemische Bakteriämie unterhalten. Entzündungsbotenstoffe<br />
können an Insulinrezeptoren andocken und so die Glukoseaufnahme<br />
der Zellen negativ beeinflussen. Ein erhöhter Blutzuckerspiegel und<br />
eine Verschlechterung des Diabetes sind die Folgen. Patienten mit unentdecktem<br />
oder schlecht eingestelltem Diabetes weisen ein erhöhtes<br />
Risiko für parodontale Erkrankung auf, 86 Prozent höher als beim Nicht-<br />
Diabetiker 4 . So ist Parodontitis mittlerweile auch als Folgeerkrankung<br />
des Diabetes anerkannt 8 . Andersherum haben es Patienten mit unbehandelter<br />
Parodontitis schwerer, ihren Diabetes einzustellen. Auch das<br />
Risiko, überhaupt Diabetiker zu werden, ist erhöht – um 53 Prozent 5 . Es<br />
ist also besonders wichtig, diese Wechselwirkungen zu beeinflussen,<br />
weil beide Erkrankungen zudem schneller Probleme verursachen, wenn<br />
sie zugleich vorliegen 6 . Wissenswert ist auch, dass Diabetes nicht nur<br />
ein Risiko für das Parodont darstellt. Auch Verbindungen mit Karies,<br />
Mundschleimhautveränderungen oder sogar endodontischen Befunden<br />
werden diskutiert 7 . Erfreulich ist, dass die PA-Therapie den Langzeitblutzuckertest<br />
(HbA1c) positiv beeinflussen kann 1 .<br />
Was also ist zu tun?<br />
Vielen Patienten fehlen Kenntnisse zum Zusammenhang von Mundund<br />
Allgemeingesundheit 9 . Selbst von Patienten mit chronischen Er-<br />
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krankungen, die gemeinhin als gut aufgeklärt gelten, weiß noch nicht einmal die Hälfte,<br />
dass es derartige Zusammenhänge überhaupt gibt 10 . Es ist also noch viel Aufklärung zu<br />
Entstehung, Vorbeugung und Therapie in den Praxen nötig. Dazu gehört außerdem eine<br />
gute Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen zur bestmöglichen Versorgung. Es<br />
wird empfohlen, dabei das zahnmedizinische wie auch das medizinische Team (Hausarzt,<br />
Diabetologe, Diabetesassistenz und Ernährungsberatung) sowie natürlich die Patienten<br />
selbst und wenn nötig oder möglich auch Angehörige einzubeziehen 9 . Wer Risikopatienten<br />
in der Zahnarztpraxis erkennen will, für den können zum Beispiel Fragebögen zur<br />
Risikoidentifikation oder labormedizinische Screeningverfahren hilfreich sein 9 . Auch gut<br />
eingestellte Diabetiker sind meist dankbar, über die Bedeutung der Mundgesundheit beziehungsweise<br />
ihr orales Erkrankungsrisiko aufgeklärt zu werden.<br />
Gemeinsam klären der Bundesverband niedergelassener Diabetologen und die Bundeszahnärztekammer<br />
über diese Zusammenhänge auf – kostenloses Material dazu gibt es<br />
unter paro-check.de. Auch TePe nimmt den Weltdiabetestag zum Anlass und bietet am<br />
8. November um 12 Uhr ein Webinar zu Diabetespatienten und ihren zahnmedizinischen<br />
Herausforderungen an, natürlich kostenlos über unsere Wissensplattform TePe Share.<br />
Den Link zu diesem und weiteren Webinaren sowie dem TePe Symposium findet ihr auf<br />
der Wissensplattform TePe-Share. Um die Patientenkommunikation zu unterstützen, bietet<br />
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8 Seniorenprophylaxe<br />
Parodontitis- und Periimplantitisprävention<br />
unter Berücksichtigung von<br />
Allgemeinerkrankungen, Multimorbidität<br />
& motorischen Einschränkungen<br />
Unsere Patienten werden heute immer älter. Gleichzeitig wächst das Risiko, mit zunehmendem Alter<br />
an chronischen Erkrankungen zu leiden. Kognitive Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer<br />
kommen häufig erschwerend hinzu. Oftmals treten mehrere Erkrankungen gleichzeitig auf – wir<br />
sprechen dann von Multimorbidität. Diese kann dazu führen, dass ältere Patienten motorisch, aber<br />
auch physisch und psychisch überfordert sind, unsere Instruktionen für die häusliche Mundhygiene<br />
anzunehmen und auch kein oder wenig Verständnis für einen regelmäßigen, engmaschigen Recall<br />
zeigen. Somit steigt das Risiko, an einer Parodontitis- und / oder Periimplantitis zu erkranken. Senioren<br />
in der Zahnarztpraxis sind daher eine Patientengruppe, die besonderer Aufmerksamkeit und<br />
Unterstützung des gesamten Praxisteams bedarf.<br />
Text / Bild Birgit Thiele-Scheipers<br />
Tagesaktuelle Anamnese<br />
Die Wichtigkeit der Anamneseerhebung- und aktualisierung sollte dem<br />
gesamten zahnärztlichen Team bewusst sein. Die Abfrage nach gegebenenfalls<br />
neuen Erkrankungen oder/und Medikationen vor jeder Behandlung<br />
gehört zum konsequenten Workflow. Nur durch Feststellung der<br />
aktuellen Risiken können wir die Patienten individuell und professionell<br />
behandeln, beraten und instruieren.<br />
Wichtig: Viele Patienten ignorieren Krankheiten wie zum Beispiel<br />
Bluthochdruck und Diabetes, da sie Medikamente dagegen einnehmen.<br />
Sie erläutern oft nur in Zwischensätzen, dass sie ein Bluthochdruck-und/oder<br />
ein Diabetespräparat einnehmen. Die Patienten<br />
sehen oftmals keinen Zusammenhang zwischen der Allgemein- und<br />
Zahngesundheit.<br />
MH-Instruktionen<br />
Um Parodontitis/Periimplantitis möglichst zu vermeiden oder bei Erkrankung<br />
schnell effektiv und effizient zu handeln, müssen wir als Fachpersonal<br />
individuell erkennen, wie und in welchem Umfang wir den älteren<br />
Patienten beraten und instruieren können. Nicht nur die professionelle<br />
Reinigung der Implantate und aller anderen Zahnersatzkonstruktionen<br />
in der Praxis, sondern auch die häusliche Mundhygiene sind Pfeiler für<br />
die orale Gesundheit. Dabei müssen wir den Patienten als „Ganzes“<br />
sehen, um einschätzen zu können, welche kognitiven und motorischen<br />
Fähigkeiten vorhanden sind, um unsere MH-Instruktionen zu verstehen<br />
und umsetzen zu können.<br />
Fähigkeiten und Motivation<br />
Jeder Patient ist in seinen Fähigkeiten und der Motivation Mundhygienehilfsmittel<br />
in der alltäglichen Mundhygiene anzuwenden unterschiedlich<br />
und wir erleben in der Praxis tagtäglich die unterschiedlichsten<br />
Verhaltensweisen. Als Fachpersonal sollten wir erkennen können, was<br />
der Patient tatsächlich in der alltäglichen Mundhygiene umsetzen kann<br />
und möchte. Dieses geschieht durch aktives Zuhören und Verständnis<br />
zeigen für eventuell motorische und kognitive Einschränkungen. Es gibt<br />
genügend Mundhygieneartikel, aus denen wir für die meisten Patienten<br />
die für sie richtige Auswahl finden können. Gleichwohl ist es wichtig,<br />
dem Patienten aufzuzeigen, dass durch nicht ausreichende alltägliche<br />
Pflegemaßnahmen, unter anderem durch motorische Einschränkungen,<br />
die Recallzeiträume in kürzeren Abständen erfolgen müssen. Nur so<br />
kann präventiv einer Parodontitis- und Periimplantitis entgegengewirkt<br />
werden.<br />
www.facebook.com/<strong>recall</strong>magazin
Seniorenprophylaxe<br />
9<br />
Elektrische oder Handzahnbürste?<br />
Leidet der Patient an rheumatischen oder atherosklerosen Erkrankungen,<br />
hat er in der Regel Schwierigkeiten, die „normale“ Zahnbürste, die<br />
elektrische Zahnbürste oder das empfohlene Zwischenraumreinigungsmittel<br />
richtig anzuwenden. Alternativen mit Griffverstärkungen oder-<br />
Verdickungen zum besseren Halt in der Hand müssen gefunden werden.<br />
Dieses gilt unter anderem bei Patienten mit schweren Verformungen<br />
der Hände. Ihnen fehlt die Kraft und Sensibilität, die Zahnbürste halten<br />
und führen zu können. Studien besagen, dass elektrische Zahnbürsten<br />
gründlicher reinigen als eine Handzahnbürste.<br />
Die Patienten haben allerdings große Schwierigkeiten bei diesen Erkrankungen<br />
mit dem Umgang von elektrisch betriebenen Zahnbürsten.<br />
Vibration in den Händen durch zum Beispiel Schalltechnologie, ist vor<br />
allem im fortgeschrittenen Stadium kontraindiziert. Es bietet sich daher<br />
an, in der Praxis mit dem Patienten zusammen herauszufinden, welche<br />
Art der Zahnbürste er am besten anwenden kann. Sollte er keine elektrisch<br />
betriebene Zahnbürste verwenden können oder wollen, bietet der<br />
Markt eine gute Auswahl an Handzahnbürsten mit Griffverstärkungen.<br />
Tipp: Lasst euch von elektrischen Zahnbürsten Vorführmodelle mit<br />
Einmalaufsätzen zur Demo vom Hersteller in die Praxis schicken. So<br />
kann in der Praxis mit dem Patienten zusammen herausgefunden<br />
werden, ob und wie er mit welcher Zahnbürste zurechtkommt.<br />
Kommunikation<br />
Wie bei allen Instruktionen und Erklärungen ist es wichtig, mit dem<br />
Patienten gemeinsam nach der für ihn besten Alternative und Möglichkeit<br />
zu suchen. Manch älterer Patient scheut zuerst die verschiedenen<br />
elektrischen Zahnbürsten anzuwenden. Durch demonstrieren und üben<br />
in der Praxis können wir beobachten, ob der Patient eine Akzeptanz<br />
aufbaut und wie wir gegebenenfalls bei „Nichtkönnen“ oder „Nichtwollen“<br />
nach weiteren Möglichkeiten suchen. Genauso verhält es sich<br />
bei der Instruktion der geeigneten Zwischenraumreinigungsmittel wie<br />
Picks oder Bürstchen.<br />
Wichtig! Viele ältere Patienten können gerade im fortgeschrittenen<br />
Stadium rheumatischer oder atheroskleroser Erkrankungen keine<br />
elektrischen Zahnbürsten in ihren Händen halten, da sie keine<br />
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10 Seniorenprophylaxe<br />
Griffigkeit und Sensibilität mehr spüren. Eine Handzahnbürste mit<br />
Griffverstärkung oder eine andere Person, die die Zahnpflege übernimmt,<br />
können Alternativen sein.<br />
Kognitive (geistige) Erkrankungen<br />
Demenz und Alzheimererkrankungen können bei älteren Patienten zu<br />
Vergesslichkeit der häuslichen Mundhygiene und den Instruktionen der<br />
Hilfsmittel führen. Der Recalltermin wird häufig vergessen und nicht<br />
eingehalten. Erkennen wir diese Symptome frühzeitig, können wir eventuell<br />
Familienmitglieder instruieren und diese bitten sich um das Einhalten<br />
der Recalltermine zu kümmern, soweit dieses noch möglich ist.<br />
Ein ständiger Behandlerwechsel ist für eine gute Compliance mit dem<br />
älteren Patienten ungünstig. Vertrauen in den Behandler und dessen<br />
Behandlung ist Grundvoraussetzung für eine gute Zusammenarbeit.<br />
Diese kann jedoch bei stetigem Wechsel der Behandler nur schwer oder<br />
gar nicht aufgebaut werden.<br />
Parodontitis-, Periimplantitispräventionskonzept<br />
Wichtig ist, dass wir Konzepte finden, die vor allem vom Patienten gut<br />
umgesetzt und akzeptiert werden. Er sollte in der häuslichen Mundhygiene<br />
motiviert werden – dieses geschieht nur, wenn der Patient sich<br />
nicht überfordert fühlt. Gerade ältere Menschen sind in ihren Gewohnheiten<br />
gefestigt und können sich nur schwer an Neuerungen gewöhnen.<br />
Die empfohlenen Hilfsmittel sollten in der Praxis individuell angepasst<br />
und empfohlen werden. So hat der Patient die Möglichkeit, die von uns<br />
gezeigte Anwendung zu wiederholen, zu festigen und nachzufragen.<br />
Engmaschiger Recall<br />
Ein engmaschiger Recall ist gerade bei Patienten mit multimorbiden<br />
Erkrankungen unumgänglich, um das Risiko einzuschränken, an einer<br />
Periimplantitis/Parodontitis zu erkranken. Denn auch wenn der Patient<br />
mit der häuslichen Mundhygiene gut zurechtkommt, bedarf es unserer<br />
regelmäßigen Nachreinigung, Motivation und erneuter Instruktion der<br />
Implantat-, Zwischenraumreinigung und Putzdemo, um Risiken einzugrenzen.<br />
Dieser Recallabstand sollte nicht länger als 3 bis maximal 6<br />
Monate sein. Patienten mit (sehr) stark eingeschränkter Motorik, die<br />
auch durch Angehörige keine Unterstützung bei der MH bekommen<br />
können, sollten in noch kürzeren Zeitabständen einbestellt werden (6<br />
bis 8 Wochen maximal 3 Monate).<br />
Viele Praxen halten für die Implantatprävention generell einen konsequenten<br />
Recall von 3 Monaten ein.<br />
Risiko Medikamente – Nebenwirkungen<br />
Mit zunehmendem Alter erkranken viele unsere Patienten an oft mehr<br />
als einer Allgemeinerkrankung. Um diese Erkrankungen gut einzustellen,<br />
bedarf es Medikamente. Viele dieser Medikamente jedoch lösen<br />
wiederum andere Probleme aus, die zu Veränderungen der Mundschleimhaut<br />
führen können. Diabetes- und Bluthochdruckpräparate haben<br />
die Nebenwirkung, bei vielen Patienten Mundtrockenheit oder ein<br />
Anschwellen der Gingiva auszulösen. Schleimhautbrennen, Veränderungen<br />
der Mundschleimhaut und Prädilektionsstellen für Plaqueansiedlung<br />
sind häufig die Folge.<br />
Einige Patienten vernachlässigen durch solche Nebenwirkungen die<br />
konsequente häusliche Mundhygiene, da diese bei der Durchführung<br />
schmerzhaft und unangenehm ist. Die Folge ist, dass sich der Zustand im<br />
gesamten Mund, an vorhandenen Implantaten und sonstigem Zahnersatz<br />
durch eine verstärkte Bakteriämie und Plaquebildung verschlechtert.<br />
Risikofaktoren Parodontitis / Periimplantitis<br />
· Geschwächtes Immunsystem<br />
· Genetische Faktoren<br />
· Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes<br />
· Nikotinkonsum<br />
· Psychischer Stress<br />
· Mangelnde Mundhygiene<br />
· Hormonumstellung<br />
· Patienten mit einem parodontal vorgeschädigten Gebiss<br />
· Raucher<br />
· Systemische Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems<br />
Aufgaben der ZMP / DH<br />
· PZR an allen vorhandenen Zähnen, Zahnersatz / Implantat<br />
· Zungenreinigung<br />
· Individuelle MHU – Instruktion des Patienten zur<br />
effektiven Mundhygiene<br />
· Regelmäßige Kontrolle des Mundhygienestatus –<br />
Befundung<br />
· Regelmäßige Kontrolle und Abgleich der Anamnese<br />
· Motivation<br />
· Recallplanung<br />
Kommunikation<br />
Mundhygieneinstruktionen bei Senioren sind:<br />
· Erklärungsbedürftig<br />
· Demonstrationsbedürftig<br />
· Übungsbedürftig<br />
Multimorbidität<br />
· Gleichzeitiges Bestehen mehrerer Erkrankungen<br />
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Seniorenprophylaxe<br />
11<br />
Tipp: Statt Floss lieber Picks oder Bürstchen für die häusliche Implantat-Zwischenraumreinigung<br />
empfehlen, da beim Floss Fasern<br />
hängenbleiben können und optimalen Nährboden für Neuinfektionen<br />
bieten.<br />
und höchst motivierende Arbeit. Je mehr Vertrauen zwischen uns und<br />
Patient aufgebaut ist, umso mehr ist der Patient bereit über seine Bereitschaft<br />
zum regelmäßigen Recall und den Möglichkeiten seiner häuslichen<br />
Mundhygiene mitzuteilen.<br />
Fazit:<br />
Patienten bis ins hohe Alter in der Prävention und Prophylaxe begleiten<br />
zu dürfen, stellt für uns Behandler immer wieder eine neue, herausfordernde<br />
Situation dar. Je mehr wir über den Patienten in der tagesaktuellen<br />
Anamnese und seine Allgemeinerkrankungen und Medikamentengaben<br />
erfahren, umso besser ist die Zusammenarbeit und der Erfolg in<br />
der Parodontitis- und Periimplantitisprävention.<br />
Erfolg in der Prävention durch eine gute Compliance sollte bei jedem<br />
Patienten, egal welchen Alters, unser höchster Anspruch sein. Nur so<br />
können wir individuell, altersentsprechend und professionell handeln<br />
und behandeln.<br />
Die Bereitschaft eines Patienten zur aktiven Mitwirkung an therapeutischen<br />
Maßnahmen hängt von der Vertrauensbasis des Patienten in den<br />
Behandler ab. Um die Fähigkeiten und die Motivation des Patienten im<br />
Bereich häuslicher Mundhygiene richtig einschätzen zu können, sollte es<br />
nicht zu ständigen Behandlerwechsel kommen. Den ganzen Patienten<br />
mit all seinen individuellen Fähigkeiten für eine gute häusliche Mundhygiene<br />
und dem Verständnis für regelmäßige Recallabstände zu sehen,<br />
ist unsere tägliche und im bestverstandenen Sinne, herausfordernde<br />
Birgit Thiele-Scheipers<br />
Zahnmedizinische Prophylaxeassistentin<br />
Referentin der ZÄK Westfalen-Lippe,<br />
Freie Referentin und Praxistrainerin<br />
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2<br />
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12 Abrechnung<br />
© adobe.stock.com<br />
Mundhygiene in der Pflege<br />
Patienten mit Pflegebedarf benötigen Hilfe für die eigene Zahn- und Mundhygiene. Der Gesetzgeber<br />
hat für Patienten mit Pflegebedarf zusätzliche Positionen geschaffen, um die Zahn- und<br />
Mundhygiene sicherzustellen. Der Vorteil dabei ist, dass ihr in der Praxis eine adäquate Unterstützung<br />
und Betreuung bieten könnt. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Pflege der Prothese als<br />
Prothesenreinigung nicht bedacht wurde.<br />
Text Jana Brandt<br />
Um die entsprechenden BEMA-Positionen nutzen zu können, benötigt ihr<br />
den Nachweis der Pflegestufe beziehungsweise die Eingliederungshilfe. Sobald<br />
der Patient diese nachweisen kann, kann die Berechnung via BEMA<br />
altersunabhängig erfolgen:<br />
Aufgrund der Delegierbarkeit können diese Leistungen von euch übernommen<br />
werden. Mit einem Honorar von circa <strong>22</strong>,70 €, 29,80 €<br />
und 18,20 € kann dies wirtschaftlich in die Praxis integriert werden. Eine<br />
Zeitvorgabe gibt es für 174 a und b nicht.<br />
BEMA Position Inhalt Hinweis Abrechnungsmodus<br />
174a<br />
Mundgesundheitsstatus<br />
und individueller Mundgesundheitsplan<br />
· zur Anwendung empfohlene Maßnahmen und Mittel zur Förderung der Mundgesundheit<br />
einschließlich der täglichen Mund- und Prothesenhygiene, der Fluoridanwendung,<br />
der zahngesunden Ernährung, sowie der Verhinderung bzw. Linderung von Mundtrockenheit/Xerostomie;<br />
· Durchführungs- bzw. Anwendungsfrequenz dieser Maßnahmen und Mittel<br />
· Durchführung der Maßnahmen von dem Versicherten selbst, mit Unterstützung durch<br />
die Pflege- oder Unterstützungsperson oder vollständig durch diese<br />
· Notwendigkeit von Rücksprachen mit weiteren an der Behandlung Beteiligten, sowie<br />
zum vorgesehenen Ort der Behandlung<br />
1 × je Kalenderhalbjahr<br />
174b<br />
107a<br />
Mundgesundheitsaufklärung<br />
· Aufklärung über die Inhalte des Mundgesundheitsplans nach Nr. 174a<br />
Demonstration und ggf. praktische Anleitung zur:<br />
· Reinigung der Zähne und des festsitzenden Zahnersatzes, des Zahnfleischs sowie der<br />
Mundschleimhaut<br />
· Prothesenreinigung und zur Handhabung des herausnehmbaren Zahnersatzes<br />
· Erläuterung des Nutzens der vorstehenden Maßnahmen, Anregen und Ermutigen des<br />
Versicherten sowie dessen Pflege- oder Unterstützungspersonen, die jeweils empfohlenen<br />
Maßnahmen durchzuführen und in den Alltag zu integrieren<br />
Entfernen harter Zahnbeläge bei Versicherten, die einem Pflegegrad nach § 15 SGB XI zugeordnet sind oder Eingliederungshilfe<br />
nach § 53 SGB XII* erhalten<br />
1 × je Kalenderhalbjahr<br />
1 × je Kalenderhalbjahr<br />
Die Erläuterungen und Instruktionen müssen verständlich und der<br />
besonderen Situation des Patienten angepasst sein. Bei Kindern und<br />
Jugendlichen bis 18 Jahren könnt ihr an einem anderen Tag zusätzlich<br />
die IP- beziehungsweise FU-Leistungen im Kalenderjahr erbringen, die<br />
BEMA 174a/b und 107a schließen dies nicht aus. Zusätzlich kann ein<br />
notwendiger Haus- oder Heimbesuch berechnet werden, wenn dies<br />
durch den Zahnarzt erfolgt. Ein Haus- oder Heimbesuch allein durch<br />
eine ZFA löst keine zusätzlichen Besuchsgebühren aus.<br />
Macht euch einen Plan, wie ihr vorgehen wollt. Wichtig ist es, sich mit<br />
dem Zahnarzt abzustimmen, welche Maßnahmen ihr bei zum Beispiel<br />
Xerostomie empfehlen wollt. Dies ist ein Problem, was viele Patien-<br />
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OHNE<br />
TITANDIOXID<br />
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ten nicht ernst nehmen und kaum bedenken. Im Rahmen der<br />
BEMA 174a und b bietet es sich an, eine professionelle Reinigung<br />
des Zahnersatzes anzubieten. Die Berechnung erfolgt<br />
mittels privater Vereinbarung nach BMV-Z und entweder als<br />
analoge Berechnung gemäß § 6 (1) GOZ oder als zahntechnische<br />
Leistung nach § 9 GOZ. Da bei dieser Berechnung eine<br />
individuelle Kalkulation notwendig wird, ist das nachfolgende<br />
Beispiel nur als Vorschlag und nicht als bindende Berechnung<br />
anzusehen:<br />
Ajona wirkt – das fühlt<br />
und schmeckt man.<br />
Die Praxis wünscht sich eine gestaffelte Berechnung, je nach Schwierigkeitsgrad.<br />
Das Honorar sollte zwischen 20,00 € und 34,00 € je Prothese liegen:<br />
GOZ Beschreibung Faktor Honorar<br />
5260a<br />
5260a<br />
5260a<br />
Professionelle Reinigung und Politur einer<br />
herausnehmbaren Prothese, einfacher<br />
Aufwand gemäß § 6 (19 GOZ entsprechend<br />
GOZ 5260:<br />
Maßnahmen zur Wiederherstellung der<br />
Funktion oder zur Erweiterung einer<br />
abnehmbaren Prothese<br />
Professionelle Reinigung und Politur einer<br />
herausnehmbaren Prothese, mittlerer Aufwand<br />
gemäß § 6 (19 GOZ entsprechend<br />
GOZ 5260:<br />
Maßnahmen zur Wiederherstellung der<br />
Funktion oder zur Erweiterung einer<br />
abnehmbaren Prothese<br />
Professionelle Reinigung und Politur einer<br />
herausnehmbaren Prothese, hoher Aufwand<br />
gemäß § 6 (19 GOZ entsprechend<br />
GOZ 5260:<br />
Maßnahmen zur Wiederherstellung der<br />
Funktion oder zur Erweiterung einer<br />
abnehmbaren Prothese<br />
1,4 21,26 €<br />
1,7 25,82 €<br />
2,3 34,93 €<br />
Hinzu könnt ihr noch die GOÄ Ä 5 als Leistungen berechnen,<br />
falls der Zahnarzt sich den Zahnersatz anschaut. Plant ihr eine<br />
antimykotische Beschichtung oder Lack der Prothese, kann dies<br />
ebenfalls als analoge Position gemäß § 6 (1) GOZ individuell kalkuliert<br />
und berechnet werden.<br />
Klinische Studien belegen: Ajona reduziert Plaque um 80 Prozent*<br />
und dies besonders sanft mit einem RDA-Wert von 30.<br />
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Ihr habt auch Fragen, dann schickt sie gerne an redaktion@<strong>recall</strong>magazin.de.<br />
Jana Brandt<br />
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* Klinische Anwendungsstudie unter dermatologischer und dentalmedizinischer Kontrolle,<br />
durchgeführt von dermatest 11/21
14 Parodontologie<br />
© adobe.stock.com<br />
Volkskrankheit Parodontitis<br />
Das beste Instrument für eine ganzheitliche Mundgesundheit ist der Weg zum Zahnarzt – im Besonderen<br />
natürlich die regelmäßigen Termine einer professionellen Zahnreinigung. Der demografische<br />
Wandel sorgt zudem dafür, dass auch das Thema Parodontitis immer wichtiger wird. Eine<br />
Chance für die zahnmedizinische Fachkraft, die sich früh in Richtung Dentalhygiene und Prophylaxe<br />
weiterbildet. Mit dieser Qualifikation wird es in Zukunft wesentlich leichter sein, einen gut<br />
bezahlten Arbeitsplatz zu finden und seiner Profession zu folgen.<br />
Text Sabine Zude, Geschäftsführerin der CGM GmbH<br />
Die unsichtbare schleichende Gefahr<br />
Der gefährlichste Feind ist immer der, den man nicht sieht. Eine große<br />
unterschätzte Gefahr für die Allgemein- und Zahngesundheit ist die<br />
Parodontitis, denn diese chronische Entzündung reicht weit über den<br />
Mundraum hinaus. Medizinische Studien haben gezeigt, dass Parodontitis<br />
in direktem Zusammenhang mit vielen anderen Krankheiten steht.<br />
Dazu gehören Diabetes mellitus, Rheuma und chronische Atemwegserkrankungen<br />
bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall.<br />
Der Anfang einer Parodontitis ist eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis)<br />
mit Symptomen wie Zahnfleischbluten, Schwellung und Rötungen.<br />
Verantwortlich sind Bakterien, die oberflächlich auf den Zähnen, am<br />
Zahnfleischrand und in den Zahnzwischenräumen als Beläge (Plaque)<br />
anhaften. Ohne Behandlung kann eine Gingivitis in eine Parodontose<br />
übergehen. Dabei dringen diese Bakterien immer tiefer in das Zahnfleisch<br />
ein und bringen den zyklisch verlaufenden Knochenab- und -aufbau<br />
im Körper aus dem Gleichgewicht. Der gesamte Zahnhalteapparat<br />
ist davon betroffen, da auch das Zahnfleisch dem verstärkten Knochenabbau<br />
folgt und zurückgeht. Durch diesen Verlauf verliert der Zahn an<br />
Halt und kann ausfallen oder muss entfernt werden. Die entzündeten<br />
Zahnfleischtaschen werden zu einem Reservoir für Bakterien und können<br />
Abszesse auslösen. Ebenso können die Erreger in die Blutbahn des<br />
Körpers gelangen.<br />
Parodontitis sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die<br />
Wundfläche bei einer mittelschweren Parodontitis ist fast so groß wie<br />
eine Handinnenfläche! Bei einer derart großen sichtbaren Entzündung<br />
würde man umgehend reagieren. Mundgeruch, Zahnfleischbluten und<br />
Schwellung des Zahnfleischs sind typische Frühsignale und sollten in<br />
der Praxis angesprochen werden. Eine Parodontitis mit Ausbildung von<br />
Zahnfleischtaschen bedarf immer einer Behandlung – und je früher eine<br />
Parodontitis behandelt wird, desto besser!<br />
Gefahrenquellen: Alter, Gene, Rauchen<br />
Das Risiko einer Parodontitis steigt mit dem Alter. Bei 34- bis 44-Jährigen<br />
haben gut die Hälfte eine moderate oder schwere Parodontitis, bei<br />
65- bis 74-Jährigen bereits zwei Drittel. Bei jüngeren Menschen ist das<br />
Risiko geringer, jedoch wird vermutet, dass auch genetische Faktoren<br />
bei Jüngeren mit schnell voranschreitender Parodontitis eine wichtige<br />
Rolle spielen können.<br />
Rauchende Menschen haben ein bis zu siebenmal höheres Risiko, an<br />
Parodontitis zu erkranken. Beim Verbrennen von Tabak entstehen chemische<br />
Stoffe, die über die Schleimhäute in den Organismus gelangen<br />
und dadurch den Verlauf negativ beeinflussen können, weil die Alarmzeichen<br />
ausbleiben, durch zum Beispiel verengte Blutgefäße. Studien<br />
www.facebook.com/<strong>recall</strong>magazin
Parodontologie<br />
15<br />
haben gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen hohem<br />
Tabakkonsum und einem schweren Parodontitisverlauf gibt.<br />
Parodontitis steht unter anderem auch in einer Wechselwirkung mit<br />
Diabetes. Parodontitis kann eine Diabeteserkrankung ungünstig beeinflussen,<br />
umgekehrt haben Menschen mit Diabetes ein deutlich erhöhtes<br />
Risiko für eine Parodontitis. Grund sind hohe Blutzuckerwerte, die<br />
die Abwehrkräfte schwächen: Entzündungen treten häufiger auf und<br />
heilen schlechter. Eine Parodontitis begünstigt Folgeerkrankungen von<br />
Diabetes und kann die Sterblichkeit erhöhen. Diabetiker mit schwerer<br />
Parodontitis haben ein bis zu 8,5-fach erhöhtes Risiko für Nierenerkrankungen.<br />
Das Risiko, an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße zu sterben,<br />
ist gegenüber Menschen mit Diabetes, ohne oder mit nur schwach<br />
ausgeprägter Parodontitis, um den Faktor 2,3 erhöht. Des Weiteren gilt:<br />
Menschen, die an schwerer Parodontitis leiden, haben ein erhöhtes Risiko<br />
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie zum Beispiel Schlaganfall.<br />
Die guten Nachrichten zum Schluss<br />
Wer sich regelmäßig zu einer Professionellen Zahnreinigung begibt,<br />
kann vorbeugen und die Risiken einer Parodontitis signifikant reduzieren.<br />
Die zweite gute Nachricht betrifft das Praxisteam: Praxisinhaber<br />
können sich glücklich schätzen, wenn sie gut ausgebildete DHs oder<br />
ZMP in ihrem Praxisteam haben. Wer dieses Glück nicht hat, sollte drüber<br />
nachdenken, motivierte Mitarbeiter bei einer entsprechenden Weiterbildung<br />
zu unterstützen.<br />
Der Bereich Prophylaxe und PAR-Behandlung wird in den nächsten Jahren<br />
einen immer größeren Raum in Zahnarztpraxen einnehmen und sich<br />
zu einem der Haupt-Umsatztreiber entwickeln. Darauf kann man sich<br />
schon heute vorbereiten, sowohl als ZFA als auch als Praxisinhaber. In<br />
der nächsten Ausgabe der Recall setzen wir die Serie mit dem zweiten<br />
Teil fort und beleuchten die Möglichkeiten der Parodontitis-Prophylaxe.<br />
Psychischer Stress, Schwangerschaft und Medikamente<br />
Auch Stress kann eine Parodontitis verschlimmern. Gleiches gilt für<br />
hormonelle Umstellungen, durch die das Zahnfleisch anfälliger für<br />
Entzündungen werden kann. Ein erhöhter Hormonspiegel wie in der<br />
Schwangerschaft kann dazu führen, dass bestehende Entzündungen<br />
in der Mundhöhle verstärkt werden. Schwere Parodontitis kann sogar<br />
zu Komplikationen während der Schwangerschaft führen. Mittlerweile<br />
werden Schwangere von ihren Frauenärzte daher zur regelmäßigen<br />
PZR geschickt, um das Risiko einer Frühgeburt zu verringern. Und<br />
was viele gar nicht wissen: Auch Medikamente können eine Parodontitis<br />
begünstigen, zum Beispiel Blutdrucksenker oder Arzneimittel,<br />
die eine Abstoßungsreaktion nach einer Organtransplantation<br />
verhindern sollen.<br />
Sabine Zude<br />
Geschäftsführerin<br />
CGM Dentalsysteme GmbH<br />
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16 Parodontologie<br />
Prozentualer Anteil membrangeschädigter<br />
(toter) Zellen am Gesamtvolumen des<br />
Biofilms in einer Verdünnung von Cupral ®<br />
liquid im Vergleich mit CHX. Kontrollgruppe<br />
ohne Behandlung.<br />
© Copyright<br />
Eine lokal erfolgreiche Parodontalbehandlung<br />
– Dank Cupral ®<br />
Dieser Fall beschreibt eine Paro-Endo-Läsion, bei der nach erfolgreicher Wurzelkanalbehandlungsrevision<br />
anschließend noch eine Taschenbehandlung buccal mit Cupral ® durchgeführt wurde.<br />
Text Dr. Thomas Peters Bilder Dr. Thomas Peters, Humanchemie<br />
Ein 35-jähriger Patient mit seit langem beherdeter Zahnwurzel 47<br />
(Abb. 1), konnte endodontisch und prothetisch erfolgreich unter Anwendung<br />
der Depotphorese ® behandelt werden.<br />
Es verblieb jedoch buccal eine Tasche von circa 8 mm Tiefe aufgrund<br />
der jahrelangen endodontisch und chronisch-entzündlichen Situation<br />
(Abb. 2) und Guttaperchastift in der Tasche (Abb. 3).<br />
Diese Tasche konnte durch den Einsatz von reinem Cupral ® nahezu eliminiert<br />
werden, welches mittels Lentulo in die Tasche einrotiert wurde<br />
(Abb. 4) oder/und mittels eines Pellets, Fadens oder eines kleinen<br />
Retraktionsringes in die Tasche und somit gegebenenfalls auch noch<br />
etwas forcierter in die Tiefe der Tasche eingebracht wurde (Abb. 5).<br />
ein einwandfreier Zustand umso erfreulicher, besonders trotz des jahrelang<br />
unversorgten Zahns 47.<br />
Wir verwenden Cupral ® sehr gerne zur lokalen Taschenreduktion und<br />
Reduktion beziehungsweise Eliminierung lokaler entzündlicher parodontaler<br />
Prozesse, da generalisierte Parodontitiden in unserer Praxis<br />
wohl besonders aufgrund verbesserter Hygienemaßnahmen, nur noch<br />
sehr vereinzelt auftreten.<br />
Hier hat sich Cupral ® als sehr viel effektiver herausgestellt als manch<br />
anderes jahrelang verwendete Medikament auf Salbenbasis oder lokale<br />
Kürettage, welche mittels Ultraschall ohnehin Standard in der Vorbehandlung<br />
und Begleitmaßnahme ist.<br />
Pellet oder Ring kann man für einige Minuten belassen, dann entfernen<br />
und gegebenenfalls Cupral ® nochmals etwas frisch einbringen und<br />
dann belassen (Abb. 6).<br />
Dr. Thomas Peters<br />
Zahnarzt<br />
Diese Behandlung wurde mehrfach in circa 1 bis 2-wöchigen Abständen<br />
wiederholt. Danach stellt sich ein klinisch einwandfreies Bild dar.<br />
Eine leichte Dehiszenz ist noch erkennbar, aber ohne Schwellung oder<br />
Rötung oder Blutungsneigung (Abb. 7). Auch von Patientenseite ist hier<br />
Herzogstrasse 17 · 42103 Wuppertal<br />
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Parodontologie<br />
17<br />
Abb. 1<br />
Abb. 2<br />
Abb. 3<br />
Abb. 4<br />
Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7<br />
Humanchemie GmbH<br />
Hinter dem Kruge 5<br />
31061 Alfeld (Leine)<br />
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18 Parodontologie<br />
OXYSAFE – Wirksame Therapie<br />
durch aktive Sauerstofftechnologie<br />
Bei Parodontitis- und Periimplantitis-Therapieverläufen gibt es Patientenfälle, die uns als Behandler<br />
besonders herausfordern. Umso mehr sind wir gefragt und gleichzeitig motiviert, das beste<br />
klinische Behandlungsergebnis für unsere Patienten zu erzielen.<br />
Text / Bilder Sabrina Schneider<br />
Bei folgendem Fall konnten wir nach der Durchführung zahlreicher verschiedener,<br />
herkömmlicher Behandlungsmethoden keine Verbesserung<br />
der Entzündungswerte erkennen. Daher waren wir mutig und nutzten<br />
die Möglichkeit, eine alternative Therapie mittels – uns bis dahin unbekannter<br />
– aktiver Sauerstofftechnologie auszuprobieren.<br />
Das Produkt Oxysafe Professional (Hager & Werken, Duisburg) bot uns<br />
neue Möglichkeiten, die Parodontitis- und Periimplantitistherapie positiv<br />
zu beeinflussen.<br />
Durch aktive Sauerstofftechnologie erzielt man eine rasche Reduktion<br />
der Taschentiefe inklusive Taschendesinfektion ohne Anwendung von<br />
Antibiotika und CHX (Chlorhexidindigluconat).<br />
Das Oxysafe Professional Kit besteht aus einem Gel, gebrauchsfertig<br />
in Spritzen (à 1 ml) und einem Liquid (250 ml), welches zur häuslichen<br />
Anwendung verwendet wird (siehe Abb. 1).<br />
Therapieansätze ein positives Behandlungsergebnis zu erzielen. Ich fasste<br />
den Entschluss, das Produkt Oxysafe Professional anzuwenden.<br />
Bei der Behandlung in der zahnärztlichen Praxis erfolgte zuerst die Reinigung<br />
der Zahnfleischtaschen maschinell mit einem Ultraschallsystem,<br />
manuell unterstützt mit Gracey Küretten (Abb. 3). Anschließend folgte<br />
die erste Applikation des Oxysafe Gels. Nach einer Einwirkzeit von fünf<br />
Minuten wird die Zahnfleischtasche mit Kochsalz wieder ausgespült. Erst<br />
dann erfolgt die zweite Applikation des Gels, welches nun in der Tasche<br />
verbleibt (Abb. 4).<br />
Durch die aktive Sauerstofftechnologie werden ausschließlich anaerobe<br />
Bakterien zerstört. Die Regeneration von entzündetem Gewebe wird<br />
durch den hohen Sauerstoffanteil unterstützt.<br />
Vorteile von Oxysafe im Überblick<br />
Bei dem in Abbildung 2 dargestellten Patientenfall stellte sich Anfang des<br />
Jahres ein männlicher Patient im Alter von 70 Jahren in unserer Praxis<br />
vor. Die Anamnese ergab, dass er Prädiabetiker und Raucher ist. Nach<br />
Diagnose einer chronischen Parodontitis erfolgte die Initialbehandlung<br />
mit anschließender Parodontitistherapie. Die häusliche Compliance war<br />
gut und die Therapie mit CHX 0,2 Prozent erzielte kurzfristig ihre Wirkung.<br />
Nach Abschluss der Behandlung erfolgte ein dreimonatiger Recallintervall<br />
zur parodontalen Nachsorge. Trotz des engmaschigen Recalls<br />
und guter Compliance stieg der BOP Wert nach kurzer Zeit wieder auf<br />
33 Prozent an. Daher hielt ich es für eine gute Möglichkeit, durch andere<br />
· schnelle Reduktion der Taschentiefe und Taschendesinfektion<br />
· ohne Antibiotika (keine Resistenzbildung), ohne CHX<br />
· langfristiges Behandlungsergebnis<br />
· wissenschaftlich und klinisch erprobt<br />
· nicht zytotoxisch (wirkt nicht als Zellgift für gesundes Gewebe)<br />
· einfache Anwendung<br />
· sowohl bei Rauchern und Nichtrauchern identische<br />
Behandlungserfolge<br />
· angenehmer Geschmack<br />
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Parodontologie<br />
19<br />
Abb. 1: Das Oxysafe Professional Kit<br />
Abb. 2: Situation vor Therapie<br />
Abb. 3: Reinigung der Taschen<br />
Abb. 4: Erste Applikation des Oxysafe Gels<br />
Abb. 5: Ergebnis der Behandlung - Der BOP-Wert sank auf 8 Prozent.<br />
Abb. 6: Klinische Abschlusssituation<br />
Für ein dauerhaftes und besseres Therapieergebnis erfolgte die Fortsetzung<br />
der Behandlung mit Oxysafe Liquid. Das ist eine Mundspülung,<br />
die häuslich direkt nach der Behandlung zweimal täglich, morgens und<br />
abends nach dem Zähneputzen zur Nachsorge angewendet wird.<br />
Ziel der Mundspülung ist es, langfristig genügend Aktivsauerstoff in<br />
die Zahnfleischtaschen abzugeben, um eine Reinfektion zu vermeiden.<br />
Nach Abschluss der Behandlung erzielten wir eine deutliche Reduktion<br />
der Taschentiefe und der BOP-Wert sank auf acht Prozent (Abb. 5). Der<br />
Patient empfand die Behandlung sowohl in der Praxis als auch häuslich<br />
als sehr angenehm in Anwendung und Geschmack. Positiv zu bewerten<br />
ist ebenso, dass durch die aktive Sauerstofftherapie bei Rauchern und<br />
Nichtrauchern identische Behandlungserfolge erzielt werden (Abb. 6).<br />
Sabrina Schneider<br />
Dentalhygienikerin<br />
Ästhetische Zahnheilkunde<br />
Dr. Nothelfer, Dr. Brandes & Dr. Grimm<br />
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20<br />
Nachhaltig bis ins hohe Alter<br />
Senioren sind eine besondere Patientengruppe! Hier ist<br />
es enorm wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen!<br />
Ich möchte euch zeigen, wie das auch nachhaltig<br />
möglich ist!<br />
Text Tanja Rosellen<br />
© rawpixel.com - de.freepik.com<br />
„Das habe ich schon immer so gemacht!“<br />
Die erste Herausforderung ist, dass viele Senioren schon seit Jahrzehnten<br />
ihre (subjektiv) optimale Mundhygiene durchführen! Wenn<br />
diese Mundhygiene gute Ergebnisse erzielt, die sich optimal mit einem<br />
Plaque- und Blutungsindex messen lassen, finde ich eine Remotivation<br />
völlig ausreichend! Sollten die Indizes nicht zufriedenstellend sein,<br />
empfehle ich den Patienten und/oder auch den Betreuern im Mund zu<br />
demonstrieren, warum genau eine Verhaltensänderung wichtig und<br />
notwendig ist! So wird die Compliance deutlich verbessert!<br />
Was wir in jedem Fall tun können, ist es, nachhaltige Materialien zu<br />
empfehlen! Besonders die betagteren Patienten sind dankbar, wenn wir<br />
die empfohlenen Produkte im Praxisshop verkaufen! So muss es nicht<br />
noch zusätzlich besorgt werden.<br />
Empfehlenswerte Mundhygieneartikel<br />
Solange eine manuelle Zahnpflege motorisch gut möglich ist, sind Handzahnbürsten<br />
aus Bio-Kunststoff empfehlenswert! Es ist keine spürbare<br />
Umstellung notwendig und angenehmer in einer oft eher trockenen<br />
Mundhöhle als Bambus. Als zusätzliche Unterstützung sind Griffverstärker<br />
oft eine große Erleichterung! Diese gibt es aus Moosgummi oder<br />
auch aus spülmaschinenfestem Kunststoff. So ist der Griff hygienisch zu<br />
reinigen und entsprechend von langer Lebensdauer.<br />
Dass Bio-Kunststoff angenehmer als Bambus empfunden wird, gilt<br />
selbstverständlich auch für Interdentalbürsten und die Aufsteckbürsten<br />
von rotierend-oszillierend beziehungsweise Schall-Zahnbürsten!<br />
Die meiste Belagsbildung findet sich oft an den herausnehmbaren Prothesen.<br />
Wenn wir die dafür optimal geeignete Prothesenbürste empfehlen,<br />
bietet sich eine aus Bambus an! Da die allerdings noch nicht<br />
allzu verbreitet ist, macht es hier besonders viel Sinn, sie im Praxis-Shop<br />
vorrätig zu haben!<br />
Zusätzliche Hilfsmittel<br />
Für die Zungenreinigung empfehle ich gerne einen Esslöffel! So wird<br />
die Reinigung des Zungenrückens, aus meiner Erfahrung, eher durchgeführt!<br />
Außerdem werden so Ressourcen, die für eine Produktion<br />
notwendig sind, geschont! Bei Patienten, die eine Zungenreinigung bereits<br />
für sich kultiviert haben, ist ein Schaber aus Kupfer die erste Wahl!<br />
Auch absolut hilfreich und nachhaltig sind Entleerungshilfen für Tuben!<br />
Es ist auch ohne motorische Defizite nicht immer einfach Tuben vollständig<br />
zu entleeren! Die Argumentation, dass so nichts verschwendet<br />
beziehungsweise weggeschmissen wird, stößt gerade bei den Senioren<br />
auf offene Ohren!<br />
In diesem Sinne – lasst uns Verantwortung für unsere Patienten und<br />
Umwelt übernehmen!<br />
Tanja Rosellen<br />
Zahnmedizinische Prophylaxeassistentin &<br />
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Eur J Oral Sci. 2016 Dec; 124(6): 566-571. doi:<br />
10.1111/eos.12302. Epub 2016 Sep 29. PMID: 27681016.<br />
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<strong>22</strong> Organe und (Zahn-)Gesundheit<br />
Das muss ich<br />
erstmal verdauen<br />
Die gesamte Verdauungsarbeit ist ein komplexer, fein abgestimmter Balanceakt zwischen der Art<br />
und Weise, wie wir uns Nahrung zuführen, mechanischer Funktion der verschiedenen beteiligten<br />
Organe, Hormonsystem, Nervensystem, Immunsystem und der Psyche. Je intensiver man sich mit<br />
der Verdauungstätigkeit beschäftigt, desto mehr fällt auf, dass es ein stetiges Wechselspiel aus<br />
Geben und Nehmen darstellt.<br />
Text Roxane Pfeiffer Grafik Canva, modifiziert von Roxane Pfeiffer<br />
Wir verbrauchen ständig Energie, sodass Hunger oder gar Unterzucker<br />
entsteht, wir denken an Nahrung oder nehmen diese sensorisch (über<br />
Sinnesorgane) wahr. Dies stimuliert jedes Mal unseren Parasympathikus*,<br />
der wiederum unter anderem die Ausschüttung einer Vielzahl von<br />
Sekreten bewirkt.<br />
*Der Parasympathikus ist Teil des autonomen, vegetativen, unwillkürlichen<br />
Nervensystems und der Gegenspieler zum Sympathikus. Gemeinsam<br />
steuern sie, ohne unser bewusstes Zutun, grundlegende lebensnotwendige<br />
Funktionen wie zum Beispiel Atmung, Herz-Kreislauf,<br />
Verdauung und Fortpflanzung.<br />
Im Gegenzug an das Geben der Sekrete wird das Nehmen dieses Sinnbilds<br />
deutlich an der resultierenden Aufnahme von kleinsten Bausteinen<br />
der Nahrung: Monosaccharide (Einfachzucker), Aminosäuren (kleinste<br />
Eiweißbausteine) und Fettsäuren. Wo der Magen endet, beginnt der<br />
Darm - genauer gesagt beginnt hier der Zwölffingerdarm, beziehungsweise<br />
Duodenum - der erste von drei Abschnitten des Dünndarms. Ihm<br />
folgen Jejunum (Leerdarm) und Ileum (Krummdarm). Bevor er über eine<br />
Klappe in den Dickdarm übergeht. Der gesamte Abschnitt des Dünndarms,<br />
von Magenausgang bis zur Krummdarm-Dickdarm-Klappe, ist<br />
ungefähr 4 bis 4,5 m lang, hat ein Lumen von 4 cm und durch die<br />
besondere Struktur der inneren Oberfläche kommen wir auf eine Gesamtfläche<br />
von circa 400 m².<br />
Der Zwölffingerdarm heißt übrigens so, weil er ungefähr so lang ist<br />
wie zwölf Zeigefingerbreiten nebeneinander, circa 25 cm. Er ist von<br />
seiner Form her nicht so ausgesackt wie der Magen, viel mehr ist er<br />
wieder schlauchförmig, windet sich C-förmig und findet dann in seiner<br />
Verlängerung einen nahtlosen Übergang zum Jejunum. Die C-Schlinge<br />
des Duodenums ist deshalb so interessant, da hier sowohl der Chymus<br />
(Speisebrei) aus dem Magen portionsweise (je circa 20 ml) ankommt,<br />
als auch die Gallenflüssigkeit aus der Galle, beziehungsweis Leber<br />
und der Verdauungssaft aus dem Pankreas (Bauchspeicheldrüse). Außerdem<br />
liegt in der C-Schlinge der Kopf der Bauchspeicheldrüse. Die<br />
Gallenflüssigkeit wird übrigens von und in der Leber gebildet, in der<br />
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Gallenblase wird die Flüssigkeit vor allem eingedickt und gespeichert.<br />
Bei den meisten Menschen gelangen Gallensaft und<br />
Verdauungssaft über einen gemeinsamen Ausführungsgang<br />
durch die Vatersche Papille (kleine Ringmuskelöffnung) ins Duodenum.<br />
Ausgelöst wird die Abgabe dieser Säfte reflektorisch<br />
über das Nervensystem und hormonell über das Blutsystem. Es<br />
gibt also Rezeptoren, die registrieren, dass Chymus ins Duodenum<br />
gelangt und dass jetzt Verdauungssäfte zu deren Bearbeitung<br />
benötigt werden.<br />
60 %<br />
Heilungsrate<br />
Die Gallensäfte werden vorrangig für die Fettverdauung benötigt,<br />
die Pankreassäfte bearbeiten Kohlenhydrate, Eiweiße und<br />
auch Fette. Sowohl Gallensaft als auch Bauchspeichel sind alkalisch,<br />
sie neutralisieren deshalb den Speisebrei, der ja im Magen<br />
stark angesäuert wurde. Dies ist einerseits für die folgenden<br />
Funktionsschritte der Verdauung nötig, aber noch viel wichtiger<br />
ist hierbei der entstehende Schutz für die Schleimhaut des<br />
Darms, die nicht besonders säureresistent ist.<br />
Das Thema Säure ist ein entscheidender Faktor für die Entstehung<br />
von Geschwüren in diesem Bereich, die entweder als Ulcus<br />
ventriculi (Magengeschwür) oder Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür)<br />
in dieser Übergangszone entstehen können.<br />
Aber auch eine Besiedelung der Schleimhaut mit dem Bakterium<br />
Helicobacter Pylori könnte ursächlich für diese sogenannte gastroduodenale<br />
Ulkuskrankheit (Geschwürerkrankung von Magen<br />
und Zwölffingerdarm) sein.<br />
Symptomatisch lassen sich die beiden durch den Zeitpunkt des<br />
Schmerzes unterscheiden, wobei das Magengeschwür prinzipiell<br />
einen Dauerschmerz zeigt und eher zusätzliche Schmerzen<br />
direkt im Anschluss an eine Mahlzeit verursacht, weil die verweilenden<br />
Nahrungsreste das geschwürige Gewebe reizen. Im<br />
Gegensatz dazu besteht beim Zwölffingerdarmgeschwür eher<br />
ein Nüchternschmerz, der bevorzugt nachts auftritt und früh<br />
morgens, sich aber durch Nahrungsaufnahme bessert - weil<br />
neutralisierende Verdauungssäfte wohl die Symptomatik lindern.<br />
Im Jejunum erfolgt die Hauptarbeit der Resorption. Über verschiedene<br />
Sekrete und Enzyme wird der Speisebrei in Feinstarbeit<br />
in seine kleinsten Bausteine zerlegt und über die Schleimhaut<br />
aufgenommen. Monosaccharide, Aminosäuren, Mineralien<br />
und wasserlösliche Vitamine werden spezifisch aufgenommen<br />
und mit dem Blut über die Pfortader zur Leber transportiert. In<br />
der Leber werden die Bestandteile kontrolliert, verarbeitet und<br />
teilweise gespeichert. Fette und fettlösliche Vitamine werden im<br />
Darm mithilfe von Gallensäuren über die Saumzellen in die Lymphe<br />
der Darmwand abgegeben und unter Umgehung der Leber<br />
ins Blut weitergegeben. In den Lymphknoten finden auch<br />
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24<br />
Organe und (Zahn-)Gesundheit<br />
Schließlich folgt nach dem Übertritt durch die Bauhin-Klappe der Dickdarm.<br />
Dieser kann wiederum aufgeteilt werden in Blinddarm mit Wurmfortsatz,<br />
aufsteigenden, queren und absteigenden Dickdarm, sowie<br />
Sigmoid und Rektum. In diesem Abschnitt der Verdauung geht es ums<br />
Loslassen und ums Geben, nachdem zunächst Wasser rückresorbiert<br />
wurde, damit der Stuhl eingedickt wird - Dickdarm eben. Im Dickdarm<br />
tummeln sich eine Vielzahl von Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien,<br />
die für jeden Menschen so individuell sind wie dessen Fingerabdruck.<br />
Man nennt das ganze Spektakel dann Mikrobiota. Die Bakterien<br />
verwenden Bestandteile der Nahrung, allen voran Ballaststoffe, zur<br />
eigenen Ernährung und verstoffwechseln diese. Sie produzieren aber<br />
auch verschiedene Neurotransmitter, wie beispielsweise Tryptophan/<br />
Serotonin oder Vitamine.<br />
Eine Dysbalance dieser individuellen Zusammensetzung kann zu zahlreichen<br />
pathologischen Erscheinungen führen, von Blähungen und<br />
Durchfall/Verstopfung bis hin zu entzündlichen Darmerkrankungen,<br />
Immunschwächen, Autoimmunkrankheiten, Nervenerkrankungen, psychischen<br />
Erkrankungen und auch Kopfschmerzen, sogenannte Bauchkopfschmerzen.<br />
hier Kontrollmaßnahmen und Abwehrfunktionen statt. Im anschließenden<br />
Ileum findet nun immer weniger Resorption statt und dafür mehr<br />
Immunfunktion durch die Peyer-Plaques, die sich im Endbereich befinden.<br />
Im selben Abschnitt des Ileums findet die Hauptaufnahme von Vitamin<br />
B12, Vitamin C und Gallensäuren statt. Dieser Bereich des terminalen<br />
Ileums ist auch Fokus für verschiedene pathologische Thematiken.<br />
Ist dieser Bereich krankhaft verändert, zum Beispiel entzündet bei<br />
M.Crohn oder Colitis Ulcerosa oder durch Operationen entfernt oder<br />
beschädigt worden, so resultiert eine Einschränkung der diesbezüglichen<br />
Immunfunktion sowie auch der Mangel vor allem an Vitamin B12<br />
und Gallensäuren.<br />
Durch Vitamin B12-Mangel kann es zu einer Anämie (Blutarmut) und<br />
deren Folgen kommen. Durch einen Mangel an Gallensäure kann sich<br />
ein Gallensäureverlustsyndrom anschließen, bei dem die Gallensäuren<br />
in größerer Menge als üblich in den Dickdarm gelangen und hier zu<br />
Durchfall führen können. Außerdem folgen Störungen der Fettresorption,<br />
einschließlich der fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) und deren<br />
weiteren Auswirkungen.<br />
Ähnlich wie in der Mundhöhle geht es mal wieder um Balance, nicht<br />
darum, sämtliche Bakterien zu verteufeln. Eine Vielzahl dieser Mikroorganismen<br />
sind essentiell, also unbedingt notwendig für unser Wohlergehen,<br />
andere Spezies hingegen eher störend. Das Ziel sollte also<br />
sein, die nutzbringenden Bakterien zu füttern und zu erhalten, da sie<br />
beispielsweise auch den Platz besetzen, der dann von pathologischen<br />
Bakterien nicht eingenommen werden kann. Beeinflussen kann man<br />
die persönliche Mikrobiota übrigens simpel über die Nahrungsaufnahme.<br />
Das will heißen, die körpereigene Bakterienkultur ist ziemlich<br />
genau abgestimmt auf die Erfordernisse, also die ankommenden Nahrungsbestandteile.<br />
Als allgemein förderlich für die Mikrobiota gelten:<br />
· Ballaststoffe (Gemüse, Vollkorn)<br />
· Milchsäurebakterien (Milchprodukte)<br />
· Inulin in Artischocken, Chicorée<br />
· Resistente Stärke (gekochte, danach abgekühlte Kartoffeln)<br />
· Ungesättigte Fettsäuren<br />
· Omega-3-Fettsäuren<br />
· Probiotische Lebensmittel (enthalten lebende Mikroorganismen,<br />
zum Beispiel Miso, Kefir, saure Gurken, Sauerkraut, Käse, fermentiertes<br />
Gemüse)<br />
· Präbiotische Lebensmittel (vor allem Ballaststoffe: Gemüse, Obst,<br />
Nüsse, Vollkorn).<br />
Dies gilt selbstredend auch für nützliche Bakterien in der Mundhöhle,<br />
so kann also die Mundgesundheit durch das Essen von oben genannten<br />
Lebensmitteln unterstützt werden!<br />
Die herausragende Kombination aus den bereits zuvor genannten Teilaspekten<br />
der Verdauung: Organe, Hormone, Nervensystem, Immunsystem<br />
und Psyche lässt sich in diesem kurzen Abriss nur erahnen, der Einfachheit<br />
zuliebe verzichte ich auf die Auflistung aller bislang bekannten beteiligten<br />
einzelnen Komponenten. Der Wandaufbau des Magen-Darm-<br />
Trakts beinhaltet eine enorme Vielfalt an unterschiedlichen spezifischen<br />
Zellen. Zunächst ist die Wand grob in 4 Schichten zu unterteilen:<br />
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Organe und (Zahn-)Gesundheit<br />
25<br />
· Mukosa (Schleimhaut)<br />
· Submukosa (Schicht unter der Schleimhaut)<br />
· Muscularis (Muskelschicht)<br />
· Adventitia/Serosa des Peritoneums (Bindegewebe, Bauchfell).<br />
Die Schleimschicht (Mukosa) ist die innere Oberfläche dieser Organe,<br />
sie beherbergt, wie der Name schon vermuten lässt, verschiedene Drüsenzellen,<br />
die vor allem Schleim produzieren. Dieser Schleim dient unter<br />
anderem zum Schutz und zur Gleitfähigkeit. Außerdem ist die Mukosa<br />
des Magens, Darm und auch der Gallenblase aus hochprismatischem<br />
Epithel aufgebaut, welches die Dehnbarkeit dieser Organe und die hohe<br />
Resorptionsfähigkeit gewährleistet.<br />
Nahezu unglaublich erscheint die Umwandlung von Grobem zu Feinem,<br />
von Materie zu Energie. Es ist ein fortwährender Zyklus. Wir nehmen<br />
etwas auf und verdauen es auf verschiedenen Zwischenstationen, während<br />
derer die Spreu vom Weizen getrennt wird. Nahrhaftes wird bis ins<br />
Detail aufgespalten und aufgenommen und weiterverwertet, während<br />
nicht förderliche Substanzen und Abfallstoffe so gut wie möglich ausgeschieden<br />
werden.<br />
Sorgfältig prüfen unsere Organe, ohne unser willentliches zutun, welchen<br />
Nährwert die Bestandteile der Nahrung für unsere Lebenskraft<br />
besitzen. Was wird gebraucht? Was unterstützt, nährt uns? Wofür lohnt<br />
es sich, Energie aufzuwenden, die Dinge zu verarbeiten?<br />
Die Drüsenzellen befinden sich in Ein- oder Ausstülpungen (Drüsen,<br />
Krypten und Zotten) dieser besonderen Schleimhaut.<br />
Welchen Profit erhalten wir aus den angeeigneten Dingen? Wie gut<br />
kann man geben, wie gut also loslassen?<br />
In der Submukosa finden wir weitere exokrine und endokrine (nach innen<br />
und außen abgebende) Drüsen, die zusätzliche Sekrete absondern.<br />
Außerdem befinden sich in dieser Wandschicht Nervenzellgeflechte, die<br />
eben die Drüsentätigkeit innervieren, die so genannten Meissner-Plexus.<br />
Verschiedene Ansammlungen von Abwehrzellen tragen zur immensen<br />
Immunleistung des Darms bei. Besonders zahlreich sind sie im endständigen<br />
Abschnitt des Ileums vorhanden, als so genannte Peyer-Plaques.<br />
Auch Blutgefäße, Lymphgefäße und weitere Nerven lassen sich hier<br />
lokalisieren.<br />
Und mit dem Stichwort „Loslassen“ endet diese Organreihe - schade.<br />
Wir haben uns über mehrere Teile den Weg der Nahrung von Mundhöhle,<br />
speziell der Zunge, über den Magen und schließlich zum Darm<br />
angeschaut und einen kleinen Einblick in die ganzheitlichen Aspekte<br />
dieses Naturschauspiels erhaschen können.<br />
Aber jedem Ende wohnt ein Anfang inne und so beginnen wir im nächsten<br />
Jahr mit neuen spannenden Themen, aus der Kombination von Holistik,<br />
Medizin und Mundgesundheit.<br />
Die Muscularis beherbergt selbstredend Muskelschichten und zu deren<br />
Innervation die Auerbach-Plexus. Die Adventitia schließlich dient der<br />
Verankerung der Organe an Ort und Stelle und der Verschieblichkeit<br />
gegeneinander.<br />
Ich hoffe ihr seid gespannt und freue mich auf viele neugierige Leser.<br />
Eure Roxane.<br />
Da die Wandschichten in veränderlicher Form in allen Abschnitten des<br />
Verdauungstraktes vorkommen, wird hier nochmal deutlich, wie verzahnt<br />
alle Systeme miteinander sind.<br />
Insgesamt sind hier circa 70 Prozent der Immunzellen verankert. Es ist<br />
wohl das größte hormonproduzierende Organsystem. Und es enthält<br />
so reichliche Nervenzellansammlungen, dass es nicht verwunderlich ist,<br />
wieso wir vom Bauchhirn sprechen - ist es ja direkt mit unserem Gehirn<br />
verbunden. Die Psyche kann man hier als ein alles umhüllendes Konstrukt<br />
betrachten. Sie steuert zwar nicht primär die Verdauungsleistung,<br />
aber hegt großen Einfluss auf dessen Ablauf.<br />
Bereits erwähnt habe ich, dass der Sympathikus die Verdauungsleistung<br />
zum Stillstand bringen kann. Stellvertretend für den Sympathikus stehen<br />
Stress-Reaktionen, da ist es nicht verwunderlich, dass durch Hektik<br />
nicht gut verdaut werden kann. Denn um etwas zu verdauen, brauchen<br />
wir Zeit, Ruhe und Seelenfrieden. Die Verdauung, sowohl auf körperlicher<br />
Ebene als auch psychisch und seelisch, bedarf einiger Stationen.<br />
Roxane Pfeiffer<br />
holistic health coach &<br />
Akademisierte Dentalhygienikerin<br />
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26 Kariologie<br />
Day 0 Day 90 Day 180 Day 270<br />
Behandlung von früher<br />
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durch Schmelzregeneration<br />
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Die biomimetische Technologie in Curodont Repair (vVARDIS, Schweiz) bietet eine regenerative,<br />
nicht-invasive und schmerzfreie Lösung für alle Patientengruppen. Das Management und die Behandlung<br />
von frühen kariösen Läsionen und White Spots sind seit langem ein viel und kontrovers<br />
diskutiertes Thema. Während einige Zahnmediziner für ein „Abwarten und Beobachten“ plädieren<br />
oder Fluoridlack auf den kariösen Zahn auftragen, ziehen andere es vor, direkt erste restaurative<br />
Maßnahmen umzusetzen.<br />
Text / Bilder Zantomed GmbH<br />
Beide Therapieansätze basieren auf ein und derselben Prämisse: Zahnschmelz<br />
kann sich nicht selbst regenerieren oder reparieren. Denn sobald<br />
die Odontogenese vollständig abgeschlossen ist, geht die Schmelzmatrix<br />
verloren. Ohne diese Schmelzmatrix fehlt eine „Plattform“ für<br />
die Anlagerung von Hydroxylapatit. Aus diesem Grund hat sich die<br />
zahnmedizinische Forschung in den vergangenen Jahrzehnten darauf<br />
konzentriert, ein Regenerationsmaterial zu entwickeln, das die Eigenschaften<br />
des Zahnschmelzes nachahmt. Der beste Zahnschmelzersatz<br />
ist und bleibt aber der Zahnschmelz selbst.<br />
Seit einigen Jahren etabliert sich jedoch eine revolutionäre, patentierte<br />
Monomer-Peptid 104-Technologie, die auf einem einfachen Peptid aus<br />
Aminosäuren basiert, welche auch im menschlichen Körper vorkommen.<br />
Diese ist in Curodont Repair enthalten, einem biomimetischen<br />
System zur Behandlung früher Kariesläsionen und White Spots durch<br />
Regeneration des Zahnschmelzes. Damit bietet sich erstmals eine nichtinvasive,<br />
schmerzfreie und wirklich biologisch, regenerative Lösung für<br />
Patienten aller Altersgruppen. Das Peptid hat eine niedrige Viskosität,<br />
eine hohe Affinität zu Hydroxylapatit und – wenn die richtigen Voraussetzungen<br />
gegeben sind – die Fähigkeit, sich in situ selbst aufzubauen.<br />
Nach der Applikation von Curodont Repair durch qualifiziertes zahnmedizinisches<br />
Personal*, dringt die Peptid-getränkte Flüssigkeit innerhalb<br />
von 5 Minuten in die Tiefe der frühen Kariesläsion ein und bildet eine<br />
Biomatrix, die der natürlichen Schmelzmatrix gleicht. Diese Biomatrix<br />
zieht fortan über einen längeren Zeitraum Calcium- und Phosphationen<br />
aus dem Speichel in den Defekt, um Hydroxylapatit zu bilden, sodass<br />
der Zahnschmelz in der Tiefe der Läsion Schritt für Schritt regeneriert<br />
wird. Das gesamte Verfahren mit Curodont Repair dauert initial lediglich<br />
8 bis 10 Minuten: ohne Bohrer, ohne Betäubung und ohne Schmerzen.<br />
Im Nachgang arbeitet die Matrix autonom weiter. Die Abbildung am<br />
Anfang des Beitrages zeigt den Fortschritt bei der Rückentwicklung von<br />
White Spots über mehrere Wochen.<br />
Das durch mehr als 20 Jahre wissenschaftlicher Forschung gestützte<br />
Curodont Repair zeigt gegenüber Fluorid konsistent überlegene Erfolgsraten.<br />
Klinischen Studien zeigen, dass mit Curodont Repair in 86 bis 100<br />
Prozent der Fälle eine Inaktivierung und Remineralisierung von frühen<br />
Kariesläsionen erreicht wurde, während Fluoridlacke in ungefähr 35<br />
Prozent der Fälle eine Inaktivierung erreichten. 1,2<br />
Zusätzlich wird der Zahn aus der Tiefe der Läsion hin zur äußeren<br />
Schmelzoberfläche remineralisiert 3 , während mit Fluoridlack lediglich<br />
eine oberflächliche Remineralisierung (~20 – 50 μm) erreicht wird 4 . Allein<br />
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3 Jablonski-Momeni A, Nothelfer R, Morawietz M, Kiesow A, Korbmacher-Steiner H. Impact of self-assembling peptides in remineralisation of artificial early<br />
enamel lesions adjacent to orthodontic brackets. Sci Rep. 2020 Sep 15;10(1):15132<br />
4 Soares R, De Ataide IN, Fernandes M, Lambor R. Assessment of Enamel Remineralisation After Treatment with Four Different Remineralising Agents: A<br />
Scanning Electron Microscopy (SEM) Study. J Clin Diagn Res. 2017 Apr;11(4):ZC136-ZC141<br />
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28 Zahnmedizin<br />
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des Gaumens und Kiefers, für eine unbeeinträchtigte Nasenatmung und eine entspannte<br />
Nacken- und Halsmuskulatur sowie beim Essen und auch für das Stillen. Die Beweglichkeit der<br />
Zunge und der Lippen sind die Voraussetzungen für all diese Eigenschaften. Im Folgenden stellt die<br />
Dentalhygienikerin Désirée Voglau einen Fallbericht ihrer kleinen Tochter vor.<br />
Text Désirée Voglau Bilder Zungenbandzentrum München Stadt und Land, Dr. Melanie Linder<br />
Jeder von uns hat ein Zungenbändchen, das im Normalfall sehr weit<br />
hinten am Zungengrund liegt, sodass die Zunge genügend Spielraum<br />
hat. Dennoch gibt es Menschen, die ein verkürztes Zungenbändchen<br />
haben wie zum Beispiel meine kleine Tochter.<br />
Am Tag nach ihrer Geburt haben die Probleme bereits begonnen: der<br />
Versuch, sie zu stillen, war nur unter starken Schmerzen möglich, bedingt<br />
durch wunde Mamillen (Brustwarzen). Ich war ziemlich niedergeschlagen<br />
und meine Tochter (bestimmt) auch, da sie Hunger hatte und<br />
sie keine Muttermilch bekam. Zu diesem Zeitpunkt kannten weder ich<br />
noch die Hebammen den Grund dafür. Dies frustrierte mich sehr, da ich<br />
mein Baby unbedingt stillen wollte.<br />
Ich hörte Sätze wie „Das ist normal“, „Das wird schon werden“ – aber<br />
das war nicht normal, zumindest nicht in diesem Ausmaß, vor allem da<br />
ich bereits mein erstes Kind stillen konnte und das ohne große Probleme.<br />
Mit Abpumpen, Zufüttern und Stillen unter Schmerzen vergingen<br />
die Tage im Krankenhaus. Erst am letzten Tag kam eine Hebamme zur<br />
Visite vorbei, die auf diesem Gebiet Erfahrung hatte.<br />
Ich habe ihr meine Probleme geschildert und daraufhin hat sie sich<br />
meine Tochter genau angeschaut. Sie hat ihr den Finger in den kleinen<br />
Mund gesteckt und ein zu kurzes Zungenbändchen festgestellt.<br />
Dadurch konnte sie beim Stillen ihre Zunge nicht weit genug aus dem<br />
Mund strecken und somit auch nicht die komplette Mamille zum Saugen<br />
umschließen, sondern nur daran reiben. Folglich konnte sie nicht richtig<br />
saugen und das Reiben führte zu den blutigen Mamillen.<br />
In der Klinik war leider kein Arzt in der Lage, das verkürzte Zungenbändchen<br />
zu entfernen. Somit wurden wir erstmal zu unserer Kinderärztin<br />
verwiesen. Dort haben wir umgehend einen Termin erhalten und<br />
konnten die Zeit bis dahin im Wechsel mit Abpumpen, Stillen (unter<br />
Schmerzen) und Zufüttern überbrücken. Unsere Kinderärztin ist eine<br />
sehr nette und kompetente Ärztin, aber leider konnte auch sie das Zun-<br />
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Zahnmedizin<br />
29<br />
Saugbläschen, zweifarbige Lippen<br />
deutlicher Zungenbelag<br />
genbändchen nicht so einfach korrigieren, da es sich hierbei um das<br />
hintere (posteriore) Zungenbändchen handelte und dies nur Spezialisten<br />
kürzen sollten. Sie hat uns daraufhin eine Spezialistin aus München<br />
empfohlen. München ist von Ingolstadt zwar nicht um die Ecke, aber<br />
dennoch hatten wir Glück, was die Entfernung betrifft, wenn man bedenkt,<br />
wie wenig Spezialisten es auf diesem Gebiet aktuell gibt.<br />
Auch dort haben wir sehr schnell einen Termin bekommen und vorab<br />
eine Mail mit vielen wichtigen Informationen zum Ablauf des Termins,<br />
der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Körpertherapeuten, Stillberatung,<br />
einen Link für ein Video für die richtige Wundversorgung sowie<br />
die zu erwartenden Kosten erhalten. Aufgrund der Entfernung konnten<br />
wir sowohl das Aufnahmegespräch als auch die Behandlung an einem<br />
Nachmittag erledigen.<br />
Die Zahnärztin war sehr lieb und hat sich sehr viel Zeit für uns genommen,<br />
ein ausführliches Anamnesegespräch geführt, Fotos von unserer<br />
Tochter und deren Mundsituation erstellt und uns natürlich über die<br />
Kosten aufgeklärt sowie über das Vorgehen, die Risiken und die Wundversorgung.<br />
Die Diagnose lautete: frenulum labii superioris breve sowie<br />
Ankyloglossia. Das heißt, meine Tochter hatte ein verkürztes Lippenbändchen<br />
sowie eine Verwachsung der Zunge mit dem Mundboden,<br />
infolge eines stark verkürzten Zungenbändchens. Beides tritt häufig zusammen<br />
auf. Folglich musste eine Frenektomie sowie eine Frenotomie<br />
des Zungen- und Lippenbändchens erfolgen.<br />
Das Ziel der Behandlung ist das Zusammenwachsen der Wunde in<br />
Längsrichtung, sodass das neu entstehende Band möglichst weit hinten<br />
ansetzt und die Zungenfunktion nicht erneut eingeschränkt wird. Für<br />
ein ideales Wundmanagement wurden uns zwei Übungen (eine für das<br />
Lippen-, die andere für das Zungenbändchen) gezeigt. Diese Demonstration<br />
durfte mein Mann auf Video festhalten, woran wir uns zuhause<br />
orientieren konnten.<br />
Die Dehnübungen sollen das Zusammenkleben der Wundränder verhindern.<br />
In den nächsten 4 bis 6 Wochen mussten wir alle 4 bis 6 Stunden<br />
diese Übungen durchführen, weswegen der Wecker mehrmals in der<br />
Nacht klingelte.<br />
Die Behandlung erfolgte mittels CO 2<br />
-Laser, was den Vorteil hatte, dass<br />
es sehr schnell vorbei war, kaum bis gar keine Blutung aufgetreten<br />
ist, keine Naht durch die Wundversiegelung notwendig war und keine<br />
postoperativen Schmerzen/Schwellungen auftraten. Bei dieser Therapie<br />
handelt es sich um eine rein private Leistung, da die Laserbehandlung<br />
(noch nicht) in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen<br />
worden ist. Bei der Kassenvariante wird die Behandlung konventionell<br />
chirurgisch mit dem Skalpell unter örtlicher Betäubung durchgeführt,<br />
was für uns aber keine Option war, da die Vorteile einer schnellen Laserbehandlung<br />
überwogen.<br />
Für diesen Eingriff wurde meine Tochter gepuckt und bekam – wie alle<br />
Anwesenden – einen Augenschutz. Auf die betroffenen Stellen wurde<br />
ein Oberflächenanästhetikum appliziert und innerhalb von Sekunden<br />
wurden sowohl das Lippen- als auch das Zungenbändchen behandelt.<br />
Während der Behandlung hat meine Kleine bitterlich geweint und geschrien,<br />
da sie natürlich nicht wusste, was mit ihr geschieht. Direkt danach<br />
konnte ich sie in einem separaten Stillraum beruhigen und direkt<br />
stillen. Obwohl der Eingriff nur wenige Minuten zurücklag, war dieses<br />
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30 Zahnmedizin<br />
erste Stillen danach bereits sehr viel angenehmer als zuvor. Mit dieser<br />
einen Behandlung war das Problem noch nicht gelöst, aber eine deutliche<br />
Verbesserung war dennoch spürbar. Zur Nachkontrolle mussten<br />
wir nicht mehr nach München in die Praxis fahren, sondern konnten<br />
wöchentlich Fotos der Wunden sowie einen kurzen Verlaufsbericht an<br />
die Zahnärztin per Mail schicken, was uns einen weiten Weg sowie eine<br />
Menge Zeit erspart hat. Innerhalb von 48 Stunden konnten wir schon<br />
mit einer Rückantwort rechnen. Uns wurde auch die Zusammenarbeit<br />
mit einem Osteopathen, einer Stillberatung sowie einem spezialisierten<br />
Logopäden dringendst empfohlen, denn für einen langfristigen Erfolg<br />
ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend.<br />
Das Zungenbändchen hat eine enge Verknüpfung zu vielen weiteren<br />
Körperstrukturen und kann somit häufig weitere Stressfaktoren für das<br />
Baby auslösen. Mithilfe einer Osteopathin konnten wir dies innerhalb<br />
eines Termins bereits ausschließen und uns auf die Stillberatung und<br />
Logopädie konzentrieren. Generell ist eine Stillberatung dazu da, die<br />
Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind zu unterstützen beziehungsweise<br />
aufzubauen. Meine mich betreuende Hebamme kannte sich<br />
mit dieser Diagnose leider nicht aus und so musste ich mich an eine<br />
spezialisierte Hebamme wenden, die auch Hausbesuche vornahm. Mir<br />
wurden verschiedene Positionen für ein optimales Anlegen gezeigt, ich<br />
bekam etwas gegen die wunden Mamillen und durch regelmäßigen<br />
Mailaustausch wurde das Gewicht meiner Tochter kontrolliert und wir<br />
konnten das Zufüttern peu à peu reduzieren.<br />
Weitaus aufwendiger waren die Termine bei der Logopädin. Da es auf<br />
diesem Gebiet auch nur wenig spezialisierte Logopäden gibt, mussten wir<br />
auch hier einen Weg von circa 50 km in Kauf nehmen. Durch das sogenannte<br />
myofunktionelle Training können die Funktionen von zu schwach<br />
beziehungsweise zu stark beanspruchten Muskeln wiederhergestellt werden.<br />
Die Logopädin hat uns weitere wertvolle Übungen und Tipps zur<br />
Unterstützung des Therapieerfolgs gezeigt. Wöchentlich sind wir mit unserer<br />
Tochter dorthin gefahren, dies über einen Zeitraum von 8 Wochen.<br />
Nach dieser Zeit hatten wir dann endlich unser Ziel erreicht, unsere Kleine<br />
konnte optimal gestillt werden und ist heute gesund und munter.<br />
und sogar durchblutet ist. Daher ist es vorteilhaft, diesen Eingriff so<br />
früh wie möglich, sprich in den ersten Lebenstagen oder innerhalb des<br />
ersten Lebensjahres durchführen zu lassen. Doch häufig liegt die größte<br />
Schwierigkeit darin, dass Problem frühzeitig zu erkennen und die Ursache<br />
zu beheben.<br />
Wir hatten das Glück, dass sowohl die Hebamme in der Klinik als auch<br />
unsere Kinderärztin über das nötige Fachwissen verfügten und wir dadurch<br />
an die entsprechende Spezialistin weitergeleitet worden sind und<br />
somit unserer kleinen Tochter geholfen werden konnte.<br />
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass sich viel mehr Hebammen,<br />
Kinderärzte und vor allem auch Zahnärzte auf diesem Gebiet fortbilden<br />
beziehungsweise spezialisieren würden und somit vielen Babys<br />
und Müttern eine schöne, angenehme und wichtige Stillzeit ermöglichen<br />
können.<br />
Indizien für verkürztes Zungenbändchen<br />
(Beispiele):<br />
· oft ein hoher, schmaler Gaumen<br />
· spezielle Zungenform: herz- oder v-förmig<br />
· vermehrte Schnalz- und Klicklaute beim Saugen<br />
· Baby schafft es nicht, über einen längeren Zeitraum zu saugen,<br />
lässt oft los, stattdessen versucht es die Brust ersatzweise mit<br />
den Lippen zu halten<br />
· Milch läuft vermehrt aus dem Mund heraus<br />
· Baby ist unruhig, quengelig und quengelig oder schläft immer<br />
wieder ein<br />
· häufiges, langes und erfolgloses Stillen<br />
· wunde, blutige Mamillen, Milchstau, Mastitis<br />
Vielen ist gar nicht bewusst, wie wichtig ein „normales“ Zungenbändchen<br />
ist. Doch wenn dies unentdeckt bleibt, kann es verschiedene Folgen<br />
haben wie zum Beispiel wunde Brustwarzen, Milchstau und sogar<br />
Wachstumsstörungen beim Kind. Aber dieser Eingriff ist nicht nur bei<br />
Säuglingen mit Stillproblemen wichtig durchzuführen, sondern generell<br />
in jedem Alter. Denn unbehandelt kann dies verschiedene Spätfolgen<br />
mit sich bringen wie Probleme bei der Sprachentwicklung, Zahnfehlstellungen<br />
oder Essstörungen. Auch bei bereits vorhandenen Einschränkungen<br />
kann eine Behandlung zur wesentlichen Verbesserung führen.<br />
Je größer das Kind ist, desto größer ist auch der Eingriff. Eine Behandlung<br />
ohne Narkose ist dann nicht mehr möglich, da das Häutchen dicker<br />
Désirée Voglau<br />
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32 Prophylaxe<br />
Individuelle<br />
Prävention -<br />
Kommunikation,<br />
Anamnese und<br />
Behandlungsabfolge<br />
Um Präventionsmaßnahmen in der zahnärztlichen Praxis gekonnt sowie zielführend umsetzten<br />
zu können, benötigen wir spezielle Prophylaxe- und Behandlungskonzepte. An jedem Zahn hängt<br />
auch ein Mensch, der unsere Zahnarztpraxis mit seinen ganz individuellen Bedürfnissen und Sorgen<br />
aufsucht. Die Persönlichkeit, das Alter, das bereits Erlebte oder auch die motorischen Fähigkeiten<br />
werden uns in unserer Tätigkeit immer wieder vor „neue Hürden stellen“. In meinem Beitrag<br />
möchte ich daher auf einige dieser verschiedenen Facetten, die uns in unserem Berufsleben<br />
als Präventionsfächkräfte begleiten, eingehen. Denn schließlich sind es die besonderen Patienten,<br />
die uns bereichern, motivieren und die schlussendlich auch häufig sehr dankbar um unsere Fürsorge<br />
sind!<br />
Text / Bilder Sabrina Dogan, Dentalhygienikerin<br />
Zahnärztliche Prävention beginnt im Bauch der werdenden Mutter<br />
und endet im Seniorenalter. Besondere Patientengruppen sind für uns<br />
demnach Schwangere, Säuglinge, Babys, Kleinkinder, Vorschulkinder,<br />
Schulkinder, junge Erwachsene, Erwachsene und Senioren. All diese genannten<br />
Gruppen bringen häufig ganz eigene dentale Fragestellungen<br />
mit in unsere Zahnarztpraxen. Ebenso sieht es in deren Mündern oft<br />
ganz unterschiedlich aus.<br />
Auch der „erste Eindruck“ der häufig am Telefon stattfindet, ist unwiederbringlich.<br />
Aufmerksames Zuhören im Einklang mit „dem Gegenüber“<br />
will gelernt sein. Sprecht immer freundlich gestimmt, langsam<br />
und verständlich. Der Fokus unseres Tuns sind unsere Patienten. Kinder<br />
und junge Erwachsene dürfen in unserem Praxiskonzept bis zur Vollendung<br />
des 18. Lebensjahres mit „Du“ und dem Aufruf des Vornamens<br />
angesprochen werden.<br />
Eine gute Behandler-, Patientenbeziehung beginnt mit Kommunikation.<br />
Man kann nicht nicht kommunizieren! In Abhängigkeit diverser<br />
Einflussfaktoren werden verschiedene Patientengruppen auch auf unterschiedliche<br />
Weise angesprochen. Hierbei spielen Körperhaltung, Mimik,<br />
Gestik und unsere Artikulation eine tragende Rolle. Erwachsene<br />
Patienten und unsere Senioren legen vermehrt Wert auf zuvorkommendes,<br />
hilfsbereites sowie freundliches Personal. Begegnen wir ihnen mit<br />
„einem Lächeln auf den Lippen“ wird dieses reflektiert.<br />
Hiermit möchten wie einen lockeren, altersentsprechenden Umgang auf<br />
freundschaftlicher Basis etablieren, was uns später unter Umständen<br />
den weiteren Gesprächsverlauf erleichtert.<br />
Mein Tipp für die Ansprache zur Begleitung zum Beispiel „Aus dem<br />
Wartebereich in den Behandlungsraum"– Exemplarisch:<br />
Anstelle von – Felix Müller bitte!<br />
Felix möchtest du mitkommen? Oder Felix, Du darfst mitkommen!<br />
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Prophylaxe<br />
33<br />
Unabhängig vom Alter unserer Patienten ist es wichtig, den Anamnesebogen,<br />
gemäß der gesetzlichen Vorgaben, mindesten alle zwei Jahre,<br />
aus meiner Sicht besser vor jeder Behandlung, erneut abzugleichen.<br />
In adressatengerechter Kommunikation bezeichnen wie diesen Bogen<br />
als Gesundheitsfragebogen oder Anmeldebogen. Es ist sinnvoll für bestimmte<br />
Gruppen Basisformulare zu erarbeiten. Neben der allgemeinenwerden<br />
auch die spezielle- (zahnbezogene), die familiäre- und medikamentenbezogene<br />
Anamnese berücksichtigt. Ebenso spielen zusätzliche<br />
Faktoren wie das Rauchverhalten, die Ernährung, der Vitaminhaushalt,<br />
das Immunsystem oder Umwelteinflüsse eine tragenden Rolle, wenn es<br />
um Mundgesundheit geht!<br />
wertvollen Input zu Zuckerimpulsen, Säureimpulsen oder der täglichen<br />
Flüssigkeitszufuhr eurer Patienten erhalten. Ebenso kann zusätzlich eine<br />
gezielte Fluorid-Anamnese implementiert werden.<br />
Eine wichtige Rückfrage, die für mich unbedingt in den Gesundheitsfragebogen<br />
gehört, ist die Frage nach den „Wünschen“ unserer Patienten!<br />
Das klingt zunächst ganz einfach, wir wissen aber alle, das hier „Sender<br />
und Empfänger“ manchmal sehr weit voneinander entfernt sind. Stellt<br />
daher gezielte Fragen vor der eigentlichen Behandlung wie beispielsweise:<br />
„Was wünschen Sie sich? Haben sie Wünsche oder Anregungen<br />
für uns?“<br />
Praxis-Impressionen: Patientenbezogene<br />
Einflussfaktoren und exemplarische Darstellung<br />
zur Anamnese:<br />
Schwangere: Übelkeit, Würgereiz - auch bei der Durchführung der<br />
häuslichen Zahnpflege, verändertes Ernährungsverhalten während<br />
der Schwangerschaft, Zuckerimpulse, Säureimpulse, intensivere Geschmackswahrnehmung,<br />
Schwangerschaftsdiabetes, verändertes<br />
Schlaf- und Wachverhalten, veränderte Atmung, Zahnfleischbluten,<br />
Zahnschmerzen, Mundgeruch…<br />
Kinder und Jugendliche: Wackelzähne, Nichtanlagen, Schachtelstellung,<br />
Zahnfehlstellungen, erschwerter Zahndurchbruch, erhöhte<br />
Zufuhr an zucker- und säurehaltigen Speisen und Getränke, Fokus<br />
der Zahn-Ästhetik/Farbe/Form/Größe, Sprachentwicklung/Zungenlage/Mundatmung,<br />
Einfluss von Lifestylefaktoren auf die Zahn- und<br />
Mundgesundheit (Piercings, Rauchen, Shisha und co.), Motivation<br />
zur häuslichen Zahnpflege fehlt oder ist weniger im Fokus.…<br />
Erwachsene und Senioren: Diverse Grunderkrankungen, Medikamenteneinnahme,<br />
Löcher in den Zähnen (Karies), Zahnfleischprobleme/Erkrankungen<br />
des Zahnhalteapparates (Gingivitis und Parodontitis),<br />
Einflüsse durch den Lebensstil und die Ernährung, fehlende<br />
Stabilität des Immunsystems, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes,<br />
Stoffwechselerkrankungen, Einfluss der geistigen und körperlichen<br />
Verfassung, Mundtrockenheit, Handicap, Pflegestufe, Notwendigkeit<br />
der oralen Krebsvorsorge, Veränderungen von Zahnhartsubstanz und<br />
Weichgewebe, Wurzelkaries, Fragestellungen zu Zahnersatz, Notwendigkeit<br />
spezieller Hilfsmittel zur häuslichen Zahnpflege, geringe Flüssigkeitszufuhr,<br />
etablieren einer vitaminreichen und bewussten Ernährung,<br />
Bewegung, Sport und Motivation fördern …<br />
Den praxisinternen Gesundheitsfragebogen auf verschiedene Altersstufen<br />
auszulegen und durch einen Ernährungsfragebogen zu erweitern,<br />
um schnell und gezielt möglichst viele Basics filtern zu können, ist nach<br />
meinem Ermessen ein wichtiger Faktor zur Optimierung unserer Arbeitsabläufe.<br />
Mit Hilfe eines erweiterten Ernährungsfragebogens könnt ihr<br />
Behandlungsbeginn und individuelle Vorbereitung<br />
Bevor ihr mit den geplanten Präventionsmaßnahmen beginnt, macht<br />
euch, wenn vorhanden, mit den vorangegangenen Dokumentationen<br />
vertraut. Lest euch kurz in die Karteieinträge (digital oder konventionell)<br />
ein. Wichtig ist es hier, Zusatzinformationen kontinuierlich und sensibel<br />
zu dokumentieren.<br />
Praxis-Impressionen: Patientenbezogene Zusatzinformationen<br />
und exemplarische Dokumentation:<br />
Schwangere: geplanter Entbindungstermin, Art und Verlauf der<br />
Schwangerschaft, Gemütslage der werdenden Mutti, Geschlecht der/<br />
des Ungeborenen (Junge/Mädchen), Wunschname, betreuende Hebamme…<br />
Kinder und Jugendliche: Was mag sie/er? - Was mag sie/er<br />
nicht? (Hobbys, Lieblingssong, Lieblingsfarbe), Freunde/Freundinnen,<br />
Vorbilder/Idole, Geburtstag/Einschulung/Schulischer Bildungsweg,<br />
Artikulation - redet frei oder ausschließlich nach Rapport, Situation<br />
in der Familie (Geschwister, Pflegekinder, Eltern getrennt?), Positive<br />
Motivationsfaktoren<br />
Erwachsene/Senioren und Patient:innen mit Handicap:<br />
Hauptbeschäftigung, Besondere Events (Geburt/Hochzeit/Geburtstag<br />
der Kinder/Enkelkinder), Urlaub/Reisen, Trauerfall in der Familie/<br />
Trennung/negative Faktoren, Gesundheitszustand, Hobbys (Musik,<br />
Kunst), Positive Einflussfaktoren<br />
Ist der Behandlungsbereich vorbereitet, begleitet ihr eure Patienten in<br />
die Räumlichkeit. Nach Anwendung einer geeigneten antiseptischen<br />
Mundspüllösung kann mit der intraoralen Kontrolle begonnen werden,<br />
die ihr vorab ankündigt. Für mich selbst ist es immer sehr wichtig, dass<br />
mein Gegenüber versteht, was ich nun gleich vorhabe und warum ich<br />
dies tue. Ein wortloses agieren kann Unsicherheit und Ängste schüren.<br />
Um bei der Kontrolle von Hartsubstanz und Weichgewebe nichts ungesehen<br />
zu lassen, ist eine bestimmte, immer wiederkehrende Abfolge<br />
und Routine ratsam. Danach erhebt ihr einen Mundhygienestatus,<br />
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34 Prophylaxe<br />
bestehend aus Blutungs- und Plaqueindex, mit der Formulierung, dass<br />
„wir uns“ die Mundhöhle gemeinsam ganz genau anzuschauen. In<br />
der Prävention „sind wir ein Team“ - hierbei spielen unsere Patienten<br />
eine tragende Rolle! Auch das Anfärben der Zähne, welches von Seiten<br />
unserer Patienten häufig als unangenehm und lästig empfunden wird,<br />
lässt sich durch eine treffende Kommunikation gut verpacken. Ich möchte<br />
Ihre Zähne gerne anfärben, damit ich später alle Zahnflächen perfekt<br />
reinigen kann - durch das Anfärben sehe ich einfach alles viel genauer!<br />
Sind Sie damit einverstanden?<br />
Auch hierbei sind im Team einheitliche Arbeitsschritte zur Anwendung,<br />
Abfolge, Auswertung und Reproduzierbarkeit der Indizes wichtig. Ratsam<br />
ist es, sich diesbezüglich regelmäßig, im Abstand von 3 bis 6 Monaten,<br />
als Prophylaxeteam intern zu kalibrieren.<br />
Die Auswertung der Indizes erfolgt gemeinsam mit unseren Patienten.<br />
Eine intraorale Kamera kann hier ebenso hilfreich sein wie ein Kosmetikspiegel<br />
mit 2,5 bis 3,5-facher Vergrößerung und Ringbeleuchtung.<br />
Genauso wichtig ist es, vorhandene Lesehilfen miteinzubeziehen. Generell<br />
sollte bei der Auswertung der erhobenen Parameter immer mit einer<br />
positiven Message gestartet werden. Benennt ihr zu Beginn eine gut<br />
gepflegte Stelle in der Mundhöhle, wird sich der Gegenüber eher öffnen,<br />
als wenn ihr mit „den schlecht gepflegten Zähnen beginnt“! Ich minimiere<br />
in meinem Wortgebrauch „schlecht und eigentlich“, fokussiere mich<br />
auf das Angebot von Hilfe sowie professioneller Unterstützung und auf<br />
Teamwork. Unsere Patienten sind Teil unseres Teams, somit haben ihre<br />
Zufriedenheit und eine bestmögliche Versorgung oberste Priorität.<br />
Praxis-Impressionen:<br />
Grundregeln der Kommunikation:<br />
· nicht wortlos agieren<br />
· Hauptanliegen und Wünsche filtern<br />
· Vorteile, Sinn und Nutzen erläutern<br />
· Reinigungsmechanismen und Abfolgen erläutern<br />
· Patienten mit einbeziehen und mitbestimmen lassen (zum<br />
Beispiel Geschmack der Prophylaxepaste auswählen lassen)<br />
· Rückfragen stellen …„Möchten Sie lieber Apfel- oder Minz-<br />
Geschmack“ ?<br />
· Patienten zum Fan machen, durch aufmerksames Zuhören<br />
und Verstehen<br />
· Input dokumentieren, um diesen wieder aufgreifen zu können<br />
Im Anschluss an die gemeinsame Auswertung und Dokumentation des<br />
Mundhygienestatus, welchen wir im späteren Verlauf, bei Bedarf durch die<br />
Erhebung eines PSI (Parodontaler-Screening-Index) und das Aufnehmen<br />
weitere parodontale Parameter (Sondierungstiefen, CAL, Furkationen, LG,<br />
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Prophylaxe<br />
35<br />
BOP) ergänzen könnten, erfolgen verschieden maschinelle und manuelle<br />
Reinigungsmechanismen. Diese können in Abhängigkeit des individuellen<br />
Praxiskonzeptes und der Individualität unserer Patienten variieren. Auch<br />
abschließende Politurverfahren können Anwendung finden.<br />
Die darauffolgende Mundhygienedemonstration und Instruktion erfolgt in<br />
unserem Praxiskonzept immer AKTIV mit der Tell-Show-Do-Methode, auch<br />
unsere Patienten wenden hierbei beispielsweise Zahnbürsten, Interdentalraumbürstchen<br />
oder Zahnseide, zunächst gemeinsam mit uns, später<br />
selbstständig in ihrer eigenen Mundhöhle an. Eine Mundgesundheitssitzung<br />
ohne nachhaltig wirkende Motivation und Instruktion ist nach meinem<br />
Ermessen als Dentalhygienikerin mit viel Enthusiasmus und Herzblut<br />
wenig zielführend. Es liegt mit an uns, unsere Patienten für die häusliche<br />
Zahnpflege zu begeistern und langfristig zu motivieren. Auch einfache<br />
Tools, wie der bereits erwähnte Kosmetikspiegel, ein besonderer Zahnputzbecher<br />
oder eine individuell angepasste Zahnzwischenraumbürste,<br />
können das besondere Extra sein, das zusammen mit unserem Input und<br />
der vorangegangenen Instruktion „positiv in Erinnerung bleibt“. Unsere<br />
Tipps und die gemeinsamen Anwendungen bleiben im Gedächtnis. Infos<br />
gehen so auf direktem Weg, nach der Empfehlungen mit nach Hause.<br />
Es ist sinnvoll, verschiedene Basics zur Empfehlung nochmals in digitaler<br />
Form oder in Print an unsere Patienten weiterzugeben, denn wenn es<br />
an den Nachkauf bestimmter Zahnpflegeutensilien geht, ist es beispielsweise<br />
wichtig, dass „nicht ausschließlich die Farbe der Interdentalraumbürste“<br />
bekannt ist. Farben, Größen und Formen bei Interdentalraumbürstchen<br />
sind von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich, also nicht<br />
genormt, daher liegt es an uns, diese Medien nach der Anwendung<br />
in der Mundhöhle auszuhändigen und auch näher zu beschreiben. Tun<br />
wir dies nicht, werden unsere Patienten womöglich früher oder später<br />
im „Produktdschungel der Drogerien“ fündig - häufig leider mit dem<br />
Resultat einer Unter- oder Überversorgung, was wiederum der Mundgesundheit<br />
und auch dem eigenen Geldbeutel wenig dienlich ist.<br />
Praxis-Impressionen: Rückfragen zur häuslichen<br />
Mundhygiene:<br />
· Nutzen Sie eine manuelle (Handzahnbürste) oder eine elektrische<br />
Zahnbürste?<br />
· Welche Zahnpasta verwenden Sie derzeit (fluoridhaltig, vegan etc.)?<br />
· Wird zusätzlich eine Mundspüllösung eingesetzt?<br />
· Was setzen sie zur täglichen Reinigung ihrer Zahnzwischenräume<br />
ein?<br />
· Welche zusätzlichen Hilfsmittel wenden sie häuslich an?<br />
· Gibt es Ihrerseits Fragen oder Anregungen ???<br />
die Zahnarztpraxis! Denn wir Fachkräfte können bei Vorlage der Putzutensilien<br />
gemeinsam mit unseren Patienten entscheiden, was weiterhin<br />
sinnvoll ist oder was eventuell ausgetauscht werden könnte. Wichtig<br />
ist hierbei, bringen unsere Patienten uns beispielsweise Zahnbürste,<br />
Zahnpaste und Zahnseide mit in die Praxis, sollten wir zumindest eines<br />
dieser Medien, besser sogar zwei, als gut empfinden, um Vertrauen zu<br />
schaffen, Motivation zu fördern und „nicht das komplette Sortiment als<br />
fehlerhaft zu verteufeln“. Auch ein Bedanken für das Mitbringen des<br />
Zahnpflegesortiments und das gemeinsame Analysieren kann „Eis brechen“.<br />
„Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“, unsere Patienten freuen<br />
sich über individuelle Give-Aways. Hierbei ist es mir persönlich sehr<br />
wichtig, dass eine Botschaft zur Zahnarztpraxis „des Vertrauens“ nach<br />
außen getragen werden kann und dass diese Geschenke mehrfach<br />
praktische Anwendung finden können. Ob bedruckte Zahnbürsten,<br />
Jutebeutel zum Einkaufen, Reinigungstücher für den PC/die Brille oder<br />
bedruckte Chips für den Einkaufswagen, hier sind eurer Kreativität keine<br />
Grenzen gesetzt.<br />
Zu Ende unserer Präventionssitzung setzen wir abschließend häufig<br />
Mittel zur Lokalfluoridierung, Desensibilisierung oder Präparate mit antibakteriellen<br />
Eigenschaften ein. Wenn möglich, wählt hierbei im Sinne<br />
eurer Patienten einen guten Geschmack in Kombination mit bestmöglicher<br />
Wirkung. Für euer Bewusstsein – der letzte Step bleibt immer in<br />
Erinnerung – auch dieser kann positiv oder negativ triggern.<br />
Danach legt ihr gemeinsam mit den Patienten den nächsten Präventionstermin<br />
fest. Eine Begründung, weshalb dieser vom zeitlichen Abstand<br />
genauso gewählt ist und welcher Nutzen damit einhergeht, sollte<br />
formuliert werden. Das Ziel, einen gemeinsamen Mehrwert zu erreichen,<br />
der bei unseren Patienten über alle Wege der positiven Gefühlswelt<br />
ankommen kann, sollte stets unser Fokus sein. Den eine bestmögliche<br />
Versorgung unserer Patienten, damit einhergehend Dankbarkeit,<br />
Praxistreue und sehr viel Freude haben oberste Priorität.<br />
Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Umsetzen der Impressionen im<br />
Praxisalltag!<br />
Sabrina Dogan<br />
Dentalhygienikerin<br />
Aus meiner Sicht ist es ratsam, dass alle häuslich zum Einsatz kommenden<br />
Hilfsmittel zur geplanten Präventionssitzung mitkommen – in<br />
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36 Studium Dentalhygiene B.Sc.<br />
interproffessionell Zusammenarbeiten<br />
wissenschaftliche Kenntnisse<br />
recherchieren und generieren<br />
Qualität sichern und entwickeln<br />
Anleiten und Schulen<br />
trifft voll zu<br />
trifft eher zu<br />
trifft eher zu noch nicht zu<br />
trifft eher nicht zu<br />
trifft nicht zu<br />
Beraten und Informieren<br />
Durchführen ...bezogener<br />
Maßnahmen<br />
Planen, Steuern und Evaluieren<br />
therapeutischer Prozesse<br />
100 % 0 % Grafik: In welchen Kompetenzen 100 %<br />
wurde sie im Studium gestärkt<br />
Erfahrungen mit dem Studium<br />
Dentalhygiene in Deutschland<br />
© Copyright<br />
Eine Qualifizierung als Dentalhygieniker zu erreichen ist in Deutschland seit 2013 über den Hochschulstudiengang<br />
Dentalhygiene B.Sc. möglich. Nach mehr als sieben Jahren ist eine Bewertung<br />
des Studiums Dentalhygiene B.Sc. durch Absolventen und Arbeitgeber in Deutschland noch nicht<br />
erfolgt. Ziel der Bachelorarbeit war es, die Erfahrungen von Absolventen und Arbeitgeber mit<br />
dem Studiengang Dentalhygiene B.Sc. zu beleuchten und Parallelen im internationalen Vergleich<br />
des Berufsbildes Dentalhygieniker B.Sc. zu untersuchen.<br />
Text Prof. Dr. Werner Birglechner, Miriam Köster, B.Sc. DH Grafiken Medical School 11<br />
Dentalhygieniker B.Sc. und Arbeitgeber wurden zu ihren Erfahrungen<br />
mit dem Studiengang Dentalhygiene B.Sc. bezüglich der erworbenen<br />
Kompetenzen, Kenntnisse und Fertigkeiten in Vorbereitung auf den<br />
Beruf des Dentalhygienikers befragt, die Integration des Studiums in<br />
den Alltag, die Zusammenarbeit zwischen Dentalhygienikern B.Sc. und<br />
Zahnärzteschaft nach dem Studium und die Perspektiven der Dentalhygieniker<br />
wurden untersucht. Die Untersuchung erfolgte in Kooperation<br />
mit der Medical School 11 und dem praxisDienste Institut.<br />
Motivation zum Studium<br />
Motivationen zum Beginn eines Studiums sind vielfältig. Motive in Verbindung<br />
mit einer klaren beruflichen Weiterentwicklung, wie einer Verbesserung<br />
der Aufstiegschancen, dem Erwerb zusätzlicher Qualifikationen und<br />
einer Einkommensverbesserung, fließen mit in die Entscheidung für ein<br />
Studium Dentalhygiene B.Sc. ein (Nickel et al., 2018; Kanji et al. 2019).<br />
Bei der Frage nach Motivation waren Mehrfachnennungen möglich.<br />
Die Möglichkeit, eine persönliche und berufliche Weiterentwicklung zu<br />
erfahren, verteilt sich mit etwa 91,2 Prozent auf die Angaben der Dentalhygieniker<br />
B.Sc. gleich. Eine Einkommensverbesserung erhoffen sich<br />
die Dentalhygieniker B.Sc. mit 23 von 36 Angaben an dritter Stelle. Der<br />
Wissenserwerb für den Berufsalltag (58,8 Prozent), das Interesse am<br />
Thema Dentalhygiene (52,9 Prozent) und eine Verbesserung der persönlichen<br />
Chancen am Arbeitsmarkt (47 Prozent) sind ebenfalls ein Anreiz<br />
für das Absolvieren des Studiengangs Dentalhygiene B.Sc.<br />
Erwerb von Kompetenzen im Studium<br />
Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Dentalhygieniker in zahlreichen<br />
Bereichen zusätzliche Handlungssicherheit erlangt haben. Hier ist an erster<br />
Stelle das Durchführen patientenbezogener Maßnahmen (73,5 Prozent)<br />
genannt, gefolgt von den Bereichen wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
recherchieren und generieren (64,7 Prozent) sowie Beraten und Informieren<br />
(64,7 Prozent). Planen, Steuern und Evaluieren therapeutischer<br />
Prozesse schließt sich mit 50 Prozent der Angaben als voll zutreffend an.<br />
In der Untersuchung von Dieterich et al. (2020) wurde eine Beschreibung<br />
des Studiums Dentalhygiene B.Sc. als berufsorientiert von 83,3<br />
Prozent der Arbeitgeber als voll zutreffend gewertet, eine Charakterisierung<br />
als praxisorientiertes Studium wurde von 66,7 Prozent der Arbeitnehmer<br />
als voll zutreffend gesehen. In der Untersuchung wurde hin-<br />
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Studium Dentalhygiene B.Sc.<br />
37<br />
Interesse am Thema 18<br />
Berufliche Weiterentwicklung 31<br />
Persönliche Weiterentwicklung 31<br />
Wissenserwerb für den Berufsalltag 20<br />
Erschließung eines neuen Berufs... 6<br />
Verbesserung der Aufstiegschancen 11<br />
Verbesserung der Chancen am... 16<br />
Berufliche Neuorientierung 1<br />
Vorbereitung auf Führungsaufgaben 9<br />
Einkommensverbesserungen 23<br />
Empfehlung von Kollegen 1<br />
Empfehlung von Freunden / Bekannten 1<br />
Empfehlung des Arbeitgebers 3<br />
Sonstiges 2<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Grafik: Motivationen zum Studium<br />
sichtlich der praxis- und berufsbezogenen Elemente des Studiengangs<br />
Dentalhygiene B.Sc. mit Blick auf die Tätigkeit als Dentalhygieniker B.Sc.<br />
die Verknüpfung von Theorie und Praxis seitens der Absolventen mit<br />
sehr gut (26,5 Prozent) und gut (61,8 Prozent) beantwortet. Von 70,6<br />
Prozent der Dentalhygieniker B.Sc. wurde die Vorbereitung auf den Beruf<br />
als sehr gut (20,6 Prozent) bis gut (50 Prozent) empfunden. Als sehr<br />
gut wurde die Vorbereitung auf den Beruf von 66,7 Prozent der teilnehmenden<br />
Arbeitgeber angegeben. Zur zeitlichen Lage der Lehrveranstaltungen<br />
und zum Umfang der Präsenzzeiten äußerten sich 66,7 Prozent<br />
der Arbeitgeber neutral.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass der Studiengang Dentalhygiene B.Sc. in<br />
Deutschland seitens der Absolventen und Arbeitgeber bezüglich der<br />
Vorbereitung auf das Berufsbild Dentalhygieniker B.Sc. deutlich positiv<br />
eingeschätzt wird. Erforderliche Kompetenzen, Kenntnisse und Fertigkeiten<br />
können im dualen, praxis- und berufsbezogenen Studium erworben<br />
und in die Praxis transferiert werden. Die Zufriedenheit ist überwiegend<br />
gut bis sehr gut und die Weiterempfehlungsraten sind sehr hoch.<br />
Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />
Zufriedenheit mit dem Studium<br />
Zum Zeitpunkt der Befragung zeigten sich 50 Prozent der Absolventen<br />
rückblickend auf das Studium Dentalhygiene B.Sc. sehr zufrieden, von<br />
11 von 36 Dentalhygieniker B.Sc. (32,4 Prozent) wurde zufrieden angegeben.<br />
6 Prozent der teilnehmenden Absolventen gaben an, mit dem<br />
Studiengang eher unzufrieden zu sein. Von den Arbeitgebern wurde auf<br />
die entsprechende Frage in 67 Prozent der Fälle mit sehr zufrieden und<br />
in 2 Fällen mit zufrieden geantwortet.<br />
Miriam Köster<br />
B.Sc. Dentalhygiene, Mühlheim am Main<br />
Prof. Dr. Birglechner<br />
Medical School 11, Heidelberg<br />
sehr zufrieden 17<br />
zufrieden 11<br />
neutral 4<br />
eher unzufrieden 2<br />
Grafik: Zufriedenheit mit dem Studium<br />
Medical School 11<br />
Brückenstraße 28 · 69120 Heidelberg<br />
E-Mail: studium@medicalschool11.de<br />
www.medicalschool11.de<br />
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38 Materialmanagement<br />
Abb. Der automatische Warenkorboptimierer<br />
Einfach. Clever. Nachhaltig.<br />
Umweltbewusste Einkaufsprozesse<br />
in der Zahnarztpraxis<br />
Zu den beherrschenden Themen unserer Zeit gehören neben der Energiekrise, unseren<br />
knappen Ressourcen und der drohenden Rezession vor allem die Klimaveränderung<br />
und die damit verbundene Frage, welchen Beitrag ein jeder leisten kann, diese aufzuhalten.<br />
Ein weiterer heißer und trockener Sommer lässt die Rufe nach Veränderung in<br />
unserem beruflichen und privaten Leben lauter werden. Umweltschutz und Nachhaltigkeit<br />
gehen uns alle an und jeder kann einen kleinen Teil beisteuern.<br />
Text / Bilder AERA GmbH<br />
So forderte die FDI (World Dental Federation) vor Kurzem die Dentalindustrie<br />
dazu auf, Produkte und Technologien zu entwickeln und vor<br />
allem auch Materialien zu verwenden, die biologisch abbaubar und<br />
soweit möglich wiederverwertbar sind. Die BZÄK (Bundeszahnärztekammer)<br />
ordnet Nachhaltigkeit als einen Aspekt des Engagements<br />
der Zahnärztinnen und Zahnärzte für sozialverantwortliches Handeln<br />
ein. Somit stehen auch Zahnarztpraxen vor der Herausforderung, ein<br />
nachhaltiges Arbeitsumfeld zu schaffen und gleichzeitig wichtige Regelungen<br />
aus dem Medizinproduktegesetz und der Hygieneverordnung zu<br />
erfüllen - ein Spagat zwischen Gesundheit und Umweltschutz.<br />
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Materialmanagement<br />
39<br />
Denkt man an den Ablauf in der Praxis und an die vielen verschiedenen<br />
Materialien und auch deren Verpackungen, so ergeben sich schnell −<br />
auch ohne tief in der Materie drin zu stecken − Ansatzpunkte für mehr<br />
Nachhaltigkeit: Angefangen beim Mundspülbecher bis hin zu Einmalbürstchen<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen, der korrekten Entsorgung<br />
der verschiedenen Abfälle bis hin eben zu einem nachhaltigen Workflow<br />
in Sachen Bestellung und Materialwirtschaft.<br />
Mehr grüne Produkte im Praxisalltag<br />
Dieser kleine gedankliche Schnelldurchlauf zeigt schon, wo man vor<br />
allem auch unkompliziert ansetzen kann, ohne gleich den gesamten<br />
Ablauf in der Praxis umzustellen. Denn gerade der Bereich Materialwirtschaft<br />
leistet einen großen Teil für mehr Nachhaltigkeit. Vermehrt drängen<br />
ökologische oder klimaneutral produzierte Materialien, Mehrwegprodukte<br />
und grüne Ideen auf den Dentalmarkt. Sie ersetzen Plastik<br />
durch Naturmaterialien, bieten Alternativen zu Einwegprodukten oder<br />
sind leichter zu recyclen und fügen sich so in die Kreislaufwirtschaft ein.<br />
AERA-Online, Deutschlands größte Bestellplattform für Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte hilft Ihnen bei der Suche nach nachhaltigen Produkten.<br />
Nach kostenloser Anmeldung unter www.aera-online.de können Sie direkt<br />
auf der Startseite auf die Rubrik „Grüne Specials“ zugreifen und finden<br />
dort eine große Auswahl an „grünen“ Produkten. Diese Liste wird<br />
in Zusammenarbeit mit führenden Experten und Kooperationspartnern<br />
im Bereich Nachhaltigkeit stetig erweitert und überarbeitet. Die Firma<br />
enretec bietet über AERA-Online beispielsweise direkt die Buchung der<br />
Abfallentsorgung an. Über den Partner BeMoVe Dental können unter<br />
anderem Reparaturen von Hand- und Winkelstücken unkompliziert in<br />
Auftrag gegeben werden. Und auch darüber hinaus stehen den Kundinnen<br />
und Kunden viele Produkte aus den Bereichen Behandlung, Mundspülbecher,<br />
Hygiene und Sterilisation sowie Zahnpflege zur Verfügung.<br />
Energie- und ressourcensparender Bestellworkflow<br />
Doch auch im Bereich Materialbestellung und Lagerorganisation bieten<br />
sich Zahnarztpraxen viele Möglichkeiten, umweltgerechter zu agieren.<br />
Ein wichtiger Punkt ist das Lager, das nur so viel Material bereithält,<br />
wie auch konkret benötigt wird. Die Transparenz, die das Bestellen über<br />
eine Online-Plattform bietet, macht es schlicht weg unnötig große Mengen<br />
an Material auf Halde zu legen. Heute bestellt, ist die Ware meist<br />
innerhalb von zwei bis drei Tagen in der Praxis.<br />
von über 350 Anbietern. Der Preisvergleich auf Ebene der kleinsten Packungseinheit<br />
zeigt das günstigste Angebot immer auf den ersten Blick,<br />
ganz ohne langes Suchen und Vergleichen. Haltbarkeitsprobleme und<br />
unnötige Materialentsorgungen lassen sich durch die obengenannte<br />
Merkzettelfunktion und das AERA-Lagerorganisationssystem Lager LE<br />
vermeiden. Und wenn Sie Fehlbestellungen und daraus resultierende<br />
Rücksendungen ausschließen wollen, verwenden Sie doch einfach die<br />
Favoritenliste für Produkte, die häufig in Ihrer Praxis verwendet werden.<br />
Diese und weitere digitale Lösungen auf AERA-Online tragen erheblich<br />
zur Abfallreduktion innerhalb der Praxis bei. Mit dem effizienten Bestellworkflow<br />
verringert sich außerdem die Onlinezeit maßgeblich, was<br />
einiges an Energie einspart. In Zeiten steigender Energiekosten freut das<br />
nicht nur die Umwelt, sondern nebenbei auch Ihren Geldbeutel.<br />
Automatischer Warenkorboptimierer<br />
für weniger Pakete<br />
Den letzten grünen Schliff an Ihrer Bestellung ermöglicht der automatische<br />
Warenkorboptimierer. Der spezielle Algorithmus optimiert Ihre Bestellung<br />
nämlich nicht nur hinsichtlich des besten Preises. Er berechnet<br />
Ihnen auf Wunsch auch die Bestellvariante, die eine möglichst kleine<br />
Anzahl an Lieferanten umfasst und bei der Sie trotzdem noch sparen<br />
können. Denn weniger Lieferanten bedeuten weniger Pakete und damit<br />
weniger Verpackungsmüll und CO 2<br />
-Emissionen.<br />
Bestellen kann man 24/7, wie man so schön sagt, immer und von überall.<br />
Und natürlich wird damit auch kein Papier notwendig. Den Bestellzettel<br />
findet jeder, der auf das Praxiskonto zugreifen kann, online als<br />
Merkzettel bei AERA-Online. Damit hat sich auch die unübersichtliche<br />
und fehleranfällige Zettelwirtschaft erledigt. Als Deutschlands führende<br />
Preisvergleichs- und Bestellplattform für Dentalprodukte finden Sie bei<br />
AERA-Online nahezu den gesamten Dentalmarkt abgebildet. Das sind<br />
immerhin mehr als 160.000 Produkte und knapp 2 Millionen Angebote<br />
AERA EDV-Programm GmbH<br />
Im Pfädle 2 · 71665 Vaihingen<br />
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40 Zahnzusatzversicherung<br />
Die ganze Familie im gleichen<br />
Zahntarif. Geht das?<br />
Wir werden häufig mit dem Wunsch konfrontiert, Vater, Mutter und Kinder sollten die gleiche<br />
Zahnzusatzversicherung bekommen. Schließlich sind sie auch alle bei der gleichen Krankenkasse.<br />
Neben der Frage „geht das“ ist die viel wichtigere Frage, ob das überhaupt sinnvoll ist.<br />
Text Alexander Mint Bild Freepik.com<br />
Unterschied gesetzliche – private Krankenversicherung<br />
Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gibt es in<br />
der privaten Kranken(zusatz)versicherung keine beitragsfreie Familienversicherung.<br />
Und auch keinerlei Rabatte oder sonstige Vergünstigungen,<br />
wenn sich mehrere Personen zeitgleich versichern. Jeder Einzelne<br />
zahlt entsprechend seinem Alter, seinem Zahnstatus und seinem künftigen<br />
Risiko einen individuellen Beitrag. Außerdem haben die Versicherer<br />
unterschiedliche Zahntarife: Was würde es nützen, wenn die Mutter ihr<br />
Kind bei sich mitversichern würde – ihr Zahntarif aber gar keine kieferorthopädischen<br />
Leistungen beinhaltet? Zusätzlich sind die Annahmerichtlinien<br />
der Versicherer sehr unterschiedlich. Gut möglich, dass aufgrund<br />
der Zahnverhältnisse gar nicht alle Familienmitglieder vom gleichen Versicherer<br />
angenommen werden. Daher sollte jeder nach dem Zahntarif<br />
suchen – oder suchen lassen -, der zu seiner individuellen Zahn-Situation<br />
am besten passt.<br />
Auch die Frage, ob es sinnvoll ist, die Angebote von der gesetzlichen<br />
Krankenkasse zur Zahnzusatzversicherung für die Familie abzuschließen,<br />
erreicht uns häufig. Hierbei handelt es sich nicht um ein Zusatzangebot<br />
der gesetzlichen Kasse, sondern um eine private Zahnzusatzversicherung<br />
eines Versicherers, der mit der gesetzlichen Krankenkasse eine Kooperation<br />
eingegangen ist. Auch hier gilt es zu prüfen, ob das Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis einem Marktvergleich standhält und ob der Versicherungstarif<br />
zum Zahnstatus passt. Nicht automatisch sind Vorschläge der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung für Zahnzusatzversicherungen auch für die<br />
individuelle Situation der Familie geeignet. Außerdem verlangen die Kassen<br />
von ihren Partnern meist besonders günstige Beiträge, sodass die<br />
Versicherer in den Kassen-Tarifen Leistungen reduzieren müssen.<br />
Neuer Zahntarif erfüllt einige Familienwünsche<br />
Mitte diesen Jahres brachte die Concordia den Tarif Zahn Plus auf den<br />
Markt, der in Verbindung mit ihren bisherigen Zahnersatz- und Zahnbehandlungstarifen<br />
als Tarifkombination Zahn Sorglos angeboten wird.<br />
Aufgrund der Ausgestaltung der Kombination und den Annahmerichtlinien,<br />
können hier tatsächlich Familienmitglieder mit unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen versichert werden.<br />
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Zahnzusatzversicherung<br />
41<br />
Leistungen für Kinder<br />
Concordia zahlt für kieferorthopädische Leistungen bei KIG 1 und 2 100<br />
Prozent der Gesamtkosten, maximal 8.000 Euro nach Ablauf der 3-jährigen<br />
Zahnstaffel. Erstattungsfähig sind die gängigen Behandlungsmethoden<br />
wie Minibrackets, superelastische Bögen, Aligner, Lingualtechnik<br />
u.v.m. Bei KIG 3 bis 5 werden die Mehrkosten zu 100 Porzent - nach 3<br />
Jahren ohne Höchstgrenze – erstattet. Monatlicher Beitrag: 12,82 Euro.<br />
Versicherbar sind auch Kinder, bei denen nicht alle bleibenden Zähne<br />
angelegt sind. Einzig Kinder mit Zahnschmelzstörungen (Kreidezähne,<br />
MIH) und Kinder, bei denen eine KfO bereits angeraten oder geplant ist,<br />
können nicht versichert werden.<br />
Leistungen für Väter und Mütter<br />
Versichert sind Zahnersatz (Inlays, Onlays, (Teil-) Kronen, Brücken,<br />
Prothesen und Implantate inklusive augmentative Maßnahmen) und<br />
zahnerhaltende Maßnahmen. Zu Letzterem gehören Füllungen, Wurzelbehandlungen,<br />
Behandlungen bei Erkrankung des Parodontiums,<br />
Aufbissbehelfe und Schienen u.v.m. Erstattet werden 100 Prozent der<br />
Gesamtkosten, wobei eine eventuelle Leistung der GKV natürlich abgezogen<br />
wird. PZR und Prophylaxe wird mit 100 Prozent maximal 550<br />
Euro innerhalb von 2 Jahren erstattet. Angstpatienten werden Maßnahmen<br />
zur Sedierung zu 100 Prozent bezahlt. Und für Bleachingmaßnahmen<br />
gibt es einen Zuschuss in Höhe von 500 Euro innerhalb von<br />
4 Kalenderjahren.<br />
Die bei allen Versicherern übliche Zahnstaffel geht bei Concordia nur<br />
über 3 Kalenderjahre und sie gilt auch nur für Zahnersatz und Kieferorthopädie:<br />
1. Jahr 1.500 Euro, 2. Jahr 3.000 Euro und 3. Jahr 4.500 Euro<br />
– danach unbegrenzt.<br />
Die Annahmerichtlinien gewähren vielen Kassenpatienten den Zugang<br />
zu diesem hochwertigen Zahntarif, denn auch Antragsteller mit<br />
bis zu 4 fehlenden Zähnen und solche mit herausnehmbarem Zahnersatz<br />
werden angenommen. Anzahl vorhandener Kronen und Brücken<br />
spielen auch keine Rolle. Einzig Antragsteller mit Parodontitis werden<br />
abgelehnt. In der Altersgruppe 40 bis 49 beträgt der monatliche Beitrag<br />
34,80 Euro.<br />
Fazit und Tipp<br />
Grundsätzlich gilt: Eure Patienten profitieren am meisten von einer Zahnzusatzversicherung,<br />
die den aktuellen Zahnstatus und das damit verbundene<br />
künftige Risiko optimal abdeckt. Welche Fragen zum Zahnstatus<br />
relevant sind, könnt Ihr auf Seite 23 unseres Ratgebers nachlesen.<br />
Ihr helft euren Patienten sehr, wenn ihr ihnen die wesentlichen Informationen<br />
mitgebt. Und wenn die Familie den Wunsch hegt, dass alle<br />
beim gleichen Versicherer abgesichert werden – auch wenn das keine<br />
finanziellen Vorteile bringt - dann ist die Concordia eine sehr gute Option.<br />
Die beschriebene Tarifkombination verdient tatsächlich den Namen<br />
Zahn Sorglos.<br />
Alexander Mint<br />
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42 Fortbildung<br />
Nachhaltigkeit im Praxisalltag? Ja – gemeinsam!<br />
Team-Workshop − Wege zu nachhaltigen Praxiskonzepten<br />
Starten Sie gemeinsam mit uns beim Get-together mit kleinem Frühstück<br />
in diesen Tag der Nachhaltigkeit. Nach der Eröffnung der Veranstaltung<br />
durch Dr. Torsten Tomppert - Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg – durchlaufen Sie die Workshops in einem rotierenden<br />
System. Beim Mittagessen und dem gemeinsamen Ausklang haben<br />
Sie Gelegenheit, Ihre Eindrücke und Erfahrungen im kollegialen Gespräch<br />
zu diskutieren. Das Zahnmedizinische FortbildungsZentrum Stuttgart und<br />
die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe freuen sich auf Sie!<br />
Samstag · 10.02.20<strong>22</strong><br />
In na(ch)h(altig)er Zukunft · Milena Hegenauer, Würzburg<br />
Reden ist Silber, umsetzen Grün − von der Theorie in die Praxis · Tanja Rosellen, Köln<br />
Yes We Can – Erfahrungsberichte über die Führung nachhaltiger Praxisbetrie<br />
Dr. Florentine Carow-Lippenberger M.A., Flein und Dr. Thomas-Rainer Schlachta, Sulz<br />
Digitale Fortbildungsformate für nachhaltige Behandlungskonzepte und für einen nachhaltigen Wissenserwerb<br />
PD Dr. Yvonne Wagner und Petra Kärner, M.A., Stuttgart<br />
Der Qualitätszirkel „Nachhaltige Praxisführung“<br />
PD Dr. Daniel Hellmann und Kendra Bernhardt, Karlsruhe<br />
Weitere Informationen und Anmeldung<br />
Zahnmedizinisches FortbildungsZentrum Stuttgart · Herdweg 50 · 70174 Stuttgart<br />
Tel.: +49 711 <strong>22</strong>7 160 E-Mail: kurs@zfz-stuttgart.de<br />
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44 Dentalmarkt<br />
Curaden feiert und macht sich bereit, zu wachsen<br />
50 Jahre Marke Curaprox – aber keine Zeit zurückzublicken – die weltweit<br />
führende Anbieterin ganzheitlicher Konzepte für die orale Gesundheit,<br />
Curaden, will und wird weiter überdurchschnittlich schnell wachsen.<br />
Von einer Party im Herzen der Schweiz, die den Start eines selbst<br />
verordneten, spektakulären Wachstumsprogramms darstellt.<br />
Curaden ist eine weltweit führende Anbieterin ganzheitlicher Konzepte für die<br />
orale Gesundheit. Seit bald siebzig Jahren ist das Unternehmen für Mundpflegeprodukte<br />
und -lösungen bekannt – es setzt bereits in der Prävention an,<br />
bevor ein Schaden im Mund entstanden ist. «Better health for you» heißt die<br />
Philosophie, die im Zentrum allen Tuns des Unternehmens steht. Dieses Credo<br />
hebt die Bedeutung der Mundgesundheit und deren direkten Bezug zur allgemeinen<br />
Gesundheit hervor. Egal ob Interdentalbürste, Zahnbürste mit speziell<br />
feinen und akkurat angeordneten Filamenten, elektronische Schallzahnbürste,<br />
Mundspülung, ein Baby-Kit oder die schonende Zahnpasta: Die Produkte und<br />
Gesamtlösungen, die weltweiten Niederlassungen und Tochterunternehmen<br />
sowie die Marke Curaprox signalisieren mit ihrer farbenfrohen Verspieltheit,<br />
dass Gesundheit mit Freude und nicht mit Schmerz zu tun haben sollte.<br />
Curaprox ist genau 50 Jahre alt. Grund genug für die Eigentümerfamilie Breitschmid<br />
ein Fest mit den rund 80 Länderniederlassungen und -vertretungen zu<br />
feiern. In Schweizer Bergdorf Grindelwald hatten sich in diesen Tagen mehr als<br />
230 Menschen getroffen, die Curaprox in der Welt vertreten und die Ideen der<br />
Familie Breitschmid mit dem Dachunternehmen Curaden teilen.<br />
bevor in Working-Sessions die<br />
akkuraten Wachstumspläne<br />
Gestalt annahmen.<br />
Curaden hat damit den Startschuss<br />
zu einem spektakulären<br />
Vorhaben gegeben: Das<br />
weltweit tätige Unternehmen will in den kommenden<br />
fünf Jahren überdurchschnittlich schnell<br />
aus sich selbst heraus wachsen. Die Botschaft,<br />
dass jeder Mensch selbständig seine Mund- und<br />
damit die generelle Gesundheit kontrolliert und<br />
steuern kann, soll sich rasant verbreiten.<br />
Dabei will Curaden inspirieren und ungewöhnliche Wege gehen. Das Unternehmen<br />
setzt auf Qualität, Technologien, universitäre und zahnärztliche<br />
Netzwerke und viele Menschenkenntnisse in den ausgezeichneten Ländervertretungen.<br />
Immer in diesem Sinne: «Better health for you».<br />
Zurückschauen wollte niemand. Vorwärts geht der Blick in einem der spannendsten<br />
Schweizer Unternehmen, das sich der oralen Gesundheit verschrieben<br />
hat und die passenden Produkte und Dienstleistungen dafür bereithält.<br />
Statt einer einmaligen Party gönnte sich Curaden einen Austausch, die Ideenfindung<br />
und das Pläneschmieden vor der eindrücklichen Bergkulisse im Herzen<br />
der Schweiz: Spektakuläre externe Speaker wie die Gründerin von «Coffee<br />
Republic», Sahar Hashemi, teilten ihre Erfahrungen über Vorteile und Risiken,<br />
Curaden<br />
Curaden, Curaprox, Headquarter Schweiz<br />
Tel.: +41 79 459 37 32<br />
E-Mail: bruno.affentranger@curaden.ch<br />
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Dentalmarkt<br />
45<br />
wellsagreen<br />
– Aus Liebe zur Umwelt<br />
Nachhaltigkeit in der Zahnpflege ist in aller Munde, denn sie schützt nicht<br />
nur unsere Erde und Ressourcen, sondern auch unsere Gesundheit. Jährlich<br />
werden in ganz Deutschland circa 332 Millionen Zahnbürsten verwendet. Ein<br />
bedeutender Teil dieser Handzahnbürsten besteht noch immer aus Plastik und<br />
verursacht damit eine große Menge an schädlichem Müll. Rechnen wir dann<br />
noch weitere Zahnpflege-Produkte wie Interdentalbürsten, Zungenbürsten<br />
und Zahnseide hinzu, vervielfacht sich der Wert und der Müllberg, den wir als<br />
Gesellschaft zu verantworten haben.<br />
Neben der Ressourcenverschwendung und immensen Umweltbelastung,<br />
können sich Plastik-Zahnbürsten zudem auch negativ auf unsere Gesundheit<br />
auswirken. Oftmals enthalten Handzahnbürsten aus Kunststoff schädliche<br />
Chemikalien wie beispielsweise Bisphenol A, das den Kunststoff weicher und<br />
haltbarer macht – für unsere Körper aber schädlich sein kann. Die gute Nachricht<br />
ist: Wir müssen gar nicht so viel Müll bei der täglichen Mundhygiene<br />
produzieren und unseren Organismus schädlichen Stoffen aussetzen! Um die<br />
Zahnpflege im heimischen Badezimmer ein Stück weit nachhaltiger zu gestalten,<br />
hat die deutsche Dentalmarke wellsamed die nachhaltige Produktlinie<br />
wellsagreen entwickelt – für uns und unsere Umwelt.<br />
Die wellsagreen Zahnpflegeprodukte werden aus natürlichem, umweltfreundlichem<br />
und biologisch abbaubarem Bio-Moso-Bambus hergestellt und in einer<br />
zu 100 % recycelbaren Papp-Verpackung geliefert. Sie bilden das perfekte<br />
umweltfreundliche Gegenstück zur herkömmlichen Kunststoff-Zahnbürste.<br />
Neben klassischen Handzahnbürsten mit Aktivkohle-Borsten für Kinder und<br />
Erwachsene, erhalten Sie auch eine Zungenbürste, Interdentalbürsten und<br />
Prothesenbürsten sowie Bio-Zahnseide aus Maisstärke.<br />
Überzeugen Sie sich von der bewährten wellsamed Qualität und bestellen Sie<br />
die wellsagreen Zahnpflegeprodukte jetzt bei Oral Care Center (www.oralcare-center.de).<br />
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E-Mail: info@wellsamed.com · www.wellsamed.com<br />
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46 Dentalmarkt<br />
DG PARO und CP GABA:<br />
neuer Ratgeber zum Parodontalen Screening Index<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e. V. (DG PARO) hat in Kooperation<br />
mit CP GABA ihren Patienten-Ratgeber zum Parodontalen Screening<br />
Index (PSI) überarbeitet. Die aktualisierte Broschüre mit dem Titel „PSI – Parodontaler<br />
Screening Index“ kann in gedruckter Form ab sofort kostenfrei im<br />
Servicecenter von CP GABA für die eigene Praxis bestellt werden.<br />
Kostenfreie Exemplare des aktualisierten Ratgebers “PSI – Parodontaler<br />
Screening Index” für die eigene Praxis können per E-Mail oder Fax im Servicecenter<br />
von CP GABA bestellt werden:<br />
E-Mail: CSDentalDE@CPGaba.com, Fax: 0180 - 510 129 025<br />
Der Ratgeber unter https://bit.ly/3yfrAAf zum Download bereit.<br />
Parodontitis gilt als stille Erkrankung des Zahnhalteapparates. Unbehandelt<br />
kann sie zu irreversiblen Schäden wie Zahnverlust führen. Darüber hinaus haben<br />
Betroffene ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und Diabetes mellitus.<br />
Allerdings ist eine Parodontitis, wenn sie frühzeitig erkannt wird, gut<br />
behandelbar. Der neue Ratgeber informiert die Patienten über eine wichtige<br />
Früherkennungsmethode für die Erkrankung: den Parodontalen Screening Index.<br />
Die bisherige Broschüre zum Thema wurde von den Autorinnen Dr. Nihad<br />
El Sayed (MBA) und Prof. Dr. Bernadette Pretzl vollständig überarbeitet.<br />
Hier den Ratgeber downloaden<br />
Frühe Diagnose wichtig<br />
„Je früher Erkrankungen des Zahnhalteapparates erkannt werden, desto besser<br />
können sie behandelt werden“, so Mitautorin Dr. El Sayed. „Deswegen<br />
ist eine regelmäßige und vollständige Untersuchung sehr wichtig. Der Parodontale<br />
Screening Index bietet eine einfache Methode, mit der Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte relativ schnell und zuverlässig einen guten Überblick über den<br />
Zustand des Zahnhalteapparates gewinnen können.<br />
So kann rechtzeitig festgestellt werden, ob Behandlungsbedarf besteht.“ Wird<br />
eine Gingivitis, also eine Zahnfleischentzündung, entdeckt, reichen meist einfache<br />
Behandlungsmethoden aus, damit diese vollständig ausheilt. So lässt<br />
sich verhindern, dass sie in eine Parodontitis übergeht. Aber auch, wenn bereits<br />
eine Parodontitis vorliegt, ist eine frühe Erkennung wichtig.<br />
Erläuterung der fünf Stufen<br />
Der neue Ratgeber enthält auch das neue Formular zur Dokumentation der<br />
PSI-Untersuchungsergebnisse, das seit Juli 2021 allen Patienten in ausgedruckter<br />
Form mitgegeben werden muss. „Allgemein war es uns wichtig, den<br />
Betroffenen mit unserer Broschüre die fünf verschiedenen Stufen der Untersuchungsergebnisse<br />
genauer zu erläutern“, so Mitautorin Prof. Dr. Pretzl.<br />
„Auch erfahren sie mehr über die verschiedenen Maßnahmen, die ergriffen<br />
werden, je nachdem, wie der Status ihrer Erkrankung ist. Schlussendlich weisen<br />
wir auch darauf hin, dass alle Kassenpatienten Anspruch auf eine PSI-Vorsorgeuntersuchung<br />
haben und diese auch regelmäßig wahrnehmen sollten.“<br />
CP GABA GmbH<br />
Beim Strohhause 17 · 20097 Hamburg<br />
Tel.: 0800 725 6654<br />
E-Mail: cpgaba@gaba.com<br />
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SO FÜHLEN SICH GUT<br />
GEPUTZTE ZÄHNE AN<br />
Dentalprofis sagen einstimmig: Eine weiche<br />
Zahnbürste ist besser als eine harte. Zu<br />
starre Borsten irritieren oder verletzen das<br />
Zahnfleisch und der wichtige Zahnschmelz wird<br />
einfach weggeputzt. Zudem besteht die Gefahr,<br />
dass gewisse Stellen gar nicht oder nicht<br />
gründlich gereinigt werden. Unser Zahnfleisch<br />
ist sehr empfindlich und Zahnschmelz wächst<br />
nicht nach – also müssen wir achtsam mit<br />
ihnen umgehen und sie schützen. Eine weiche<br />
Bürste ist ideal für die sanfte Entfernung von<br />
bakteriellem Zahnbelag. Je feiner die Borsten<br />
oder Filamente, umso mehr von ihnen lassen<br />
sich auf dem Bürstenkopf platzieren. Und je<br />
dichter die Filamente beisammenstehen, desto<br />
gründlicher wird die Reinigungsoberfläche.<br />
Aber auch auf die Technik kommt’s an.<br />
Mit diesen Tipps werden Zähne und<br />
Zahnfleisch richtig gründlich sauber:<br />
1. Minimaler Druck reicht<br />
Eine leichte Berührung, so zart wie eine<br />
Streicheleinheit, ist alles, was Zähne und<br />
Zahnfleisch brauchen. Putzen wir nämlich mit<br />
zu viel Druck, könnten wir einerseits unser<br />
Zahnfleisch verletzen und andererseits einige<br />
kritische Stellen übersehen. Mit sanftem Druck<br />
lassen sich die besten Ergebnisse erzielen.<br />
2. Wie einen Stift halten<br />
Damit wir sicher sein können, beim Putzen<br />
nicht zu viel Druck auszuüben, halten wir die<br />
Zahnbürste wie einen Stift.<br />
3. Den Zahnfleischsaum nicht vergessen<br />
Bakterien siedeln sich sehr gerne in der<br />
Rille zwischen Zähnen und Zahnfleisch, dem<br />
Zahnfleischsaum, an. Dort vermehren sie sich<br />
munter, bauen Kolonien auf und richten unter<br />
Umständen viel Schaden an. Um sie effektiv<br />
zu beseitigen, sollte der Kopf der Zahnbürste<br />
leicht zum Zahnfleischrand hin geneigt sein.<br />
Die Bürste wird halb auf das Zahnfleisch,<br />
halb auf die Zähne aufgesetzt. Dann wird<br />
behutsam und in kleinen Kreisbewegungen<br />
geputzt.<br />
4. Mit den kniffligsten Stellen beginnen<br />
Normalerweise fangen wir gerne vorne<br />
mit Putzen an, weil wir dort gut mit der<br />
Zahnbürste hinkommen. Leider werden dabei<br />
oftmals die Innenseiten der Zähne oder die<br />
hinteren Backenzähne vergessen. Das macht<br />
diese besonders anfällig für Karies. Sie<br />
sollten also immer zuerst gereinigt werden,<br />
zum Schluss sind die einfachsten Stellen an<br />
der Reihe.<br />
5. Auch das Dazwischen ist wichtig<br />
Unsere Zähne haben fünf Oberflächen und<br />
selbst mit der sanftesten, weichsten und<br />
dichtesten Zahnbürste können bloß 70 %<br />
der Zahnoberfläche gereinigt werden.<br />
Die restlichen 30 % befinden sich in den<br />
Zahnzwischenräumen. Um sie zu reinigen,<br />
sollten wir zu Interdentalbürsten greifen, die<br />
so gründlich sind, dass eine einzige tägliche<br />
Rein-Raus-Bewegung ausreicht.<br />
6. Glatt wie Glas heißt richtig sauber<br />
Ob man gut geputzt hat, lässt sich leicht<br />
prüfen: einfach mit der Zunge über die Zähne<br />
fahren. Fühlen sich die Zähne glatt wie Glas<br />
an? Gratulation, alles richtig gemacht. Sind<br />
hingegen noch ein paar raue Stellen spürbar,<br />
dann sollte nachgeputzt werden.<br />
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48 Lifestyle<br />
Grafik unten: © freepik.com - rawpixel.com Grafik oben: © freepik.com<br />
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Lifestyle<br />
49<br />
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A. Fachbegriff für Zahnbelag<br />
B. umgangssprachlich Vitamin D3<br />
C. lateinisch für Entzündung<br />
D. Begriff der Prophylaxe<br />
E. Organ als Zentrum der Gesundheit<br />
F. Fachbegriff für Gewebewasser<br />
G. deutsch für Compliance<br />
B<br />
F<br />
A<br />
7 2<br />
E<br />
5 10<br />
G<br />
3<br />
11 1<br />
C<br />
6<br />
D<br />
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So nehmt ihr an den Verlosungen teil:<br />
Sendet einfach die Lösung des Rätsels oder das Kennwort „Reise“ und<br />
eure Kontaktdaten per E-Mail an: info@<strong>recall</strong>-magazin.de. Die Gewinner<br />
werden durch Auslosung ermittelt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Barometer Verlagsgesellschaft mbH sowie deren Angehörige dürfen<br />
nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss<br />
ist der 15.12.20<strong>22</strong>.<br />
Lösungswort:<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
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50<br />
Vorschau<br />
Die nächste Ausgabe erscheint am 28. Februar 2023 mit folgenden Themen*<br />
© Roxane Pfeiffer / Salutogenesis<br />
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© Koelnmesse / IDS Cologne/Th. Klerx<br />
Titelthema<br />
Die unterstützende Parodontaltherapie<br />
Ernährung & Prophylaxe<br />
IDS-Vorschau<br />
Die 40. Internationale Dentalschau in 100 Jahren<br />
IDS-Geschichte<br />
... und vielen weiteren interessanten Beiträgen.<br />
*Die Redaktion behält sich Änderungen vor.<br />
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