ChefHeads-Club-Magazin#06.22

Das Magazin aus dem Club der Küchenchefs, mit Eventberichte, Interviews, Sterneköchen, Trends aus der Food-Branche und Neuigkeiten der Gastro-Szene. Bücher-, Wein- und Reise-Tipps die wir empfehlen. Das Magazin aus dem Club der Küchenchefs, mit Eventberichte, Interviews, Sterneköchen, Trends aus der Food-Branche und Neuigkeiten der Gastro-Szene. Bücher-, Wein- und Reise-Tipps die wir empfehlen.

14.11.2022 Aufrufe

TITELSTORY Nach zwei Jahren Pandemie kämpfen Gastronomen und Tourismusbetriebe in ganz Deutschland wegen des Fachkräftemangels um die Existenz. Das Problem ist in Regionen, die vom Naturtourismus geprägt sind, noch akuter. Das ist ein großer Widerspruch in sich, denn, während lokaler Tendenzen mit Begriffen wie "lokale Produktion", "Nachhaltigkeit" und "regionale Verantwortung" umgehen müssen, sind alle Betriebe auf Fachkräfte aus dem fernen Ausland angewiesen. Aber… Wie sollen diese Fachkräfte mit den regionalen Produkten vertraut werden? Wie könnten sie für diese Art von Tourismus positiv und langfristig beitragen? Gibt es ein konkrete Berufsprofil, der für den Natur-Tourismus auf internationale Ebene identifiziert werden kann? Genau um Antworte auf diese Fragen handelt es sich bei das Erasmus-Plus Projekt "Rural Regions Green Future Jobs", ein von der AEF – Spanische Weiterbildungsakademie (AEF) aus Bonn geleitete Projekt zur Förderung neuer Formen des Naturtourismus in verschiedenen europäischen Gebieten. Das Projekt ist eine Kooperation mit Akteuren aus der deutschen Region Kinzigtal im Schwarzwald und der Provinz Castellón. Das Ziel: einen internationalen Austausch zwischen Fachleuten, Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben zu schaffen, um die entsprechenden Profile für eine wachsende Kultur- und Tourismusindustrie in ländlichen Gebieten zu entwickeln. Die Idee entstand aus verschiedenen Gesprächen zwischen der AEF und Tourismusakteuren aus der Region Kinzigtal - Schwarzwald. In Zeiten der Pandemie war die große Zahl von Touristen in der Region und der Mangel an Fachkräften ein wirtschaftliches Problem für kleine und mittlere Unternehmen im ländlichen Raum. Reisen ins Ausland waren aufgrund der Corona - Einschränkungen nicht möglich und viele Deutsche entschieden sich für Urlaubsangebote im Land. "Um die Region als Ziel für Fachkräfte aus anderen Ländern zu „vermarkten“, galt es aber zunächst, die Region im Ausland überhaupt als Ziel bekannt zu machen", sagt Jose Gayarre, geschäftsführender Vorsitzender der AEF in Bonn: "Wenn man im Ausland an Deutschland als Berufsziel denkt, kommen einem sofort die großen Städte wie Berlin oder München in den Sinn. Unser Ziel war es, ein anderes Berufsprofil mit Schwerpunkt Naturtourismus zu identifizieren, damit die Region bei der Anwerbung von Fachkräften im Ausland eine Chance auf Erfolg hat“, so Gayarre weiter. So machte die AEF auf der Suche der passende Partner dafür in Spanien und entstand die Kooperation mit der Schule für Gastronomie und Tourismus Costa AZAHAR (COSDA). Bei der Erste Reise im Schwarzwald könnte die spanische Delegation (02.-05.09.2022) auf Einladung der AEF und ihre Niederlassung in Hornberg (Schwarzwald) ein erster Einblick über die boomende Industrie des Naturtourismus in der Region. Erstes Fazit: Die spanischen Partner zeigten sich äußerst beeindruckt von der Organisation und Qualität der Tourismus in der Region. Eine sehr positive Überraschung mit großem Potential, erklärt Elena Rubio, eine der Leiterinnen der spanischen Berufsschule. Bis zu dieser Reise kannten sie den Schwarzwald nur dem Namen nach, aber ihnen war nicht klar, was alles die Region alles anzubieten hat und welche Rolle der Naturaspekt dabei spielt. „Mit diesem Austausch konnten wir feststellen, inwiefern diese Art des Naturtourismus ein 2

anspruchsvolles Publikum anzieht. Dazu ergänzt sich das regionale Angebot optimal mit anderen Attraktionen oder Erlebnissen, wie die Gastronomie und Wellnessangeboten“, sagte Pablo Monteiro, stellvertretender Leiter der Berufsschule. Seitens der Hornberger AEF – Spanische Weiterbildungsakademie, war diese Reise gewissermaßen die Probe mit den eigenen Augen. Wenn wir von dem Austausch über Tourismus und Fachkräfte sprechen, sprechen wir immer in der„- Theorie“. Als binationale Organisation kennen wir die zwei Seiten, aber dieses Projekt ermöglicht uns, dass beide Seiten sich gegenseitig viel besser kennen lernen und somit eine Kooperation für die Zukunft gesichert werden kann“, so José Gayarre, Leiter der AEF. Dabei hat sich diese Erfahrung auch für die Spanier als sehr nützlich gezeigt, da diese Art des Tourismus in Spanien viel Entwicklungspotenzial hat“, ergänzt Dr. Artur Kalnins, Projektleiter der AEF. Im gegenseitigen Austausch stellte sich zum Beispiel die Frage nach der Unterbringung und Wohnsituation ebenso wie die nach den benötigten Sprachkenntnissen. Die Experten aus Spanien waren sehr beeindruckt von den Konzepten und Lösungen der teilnehmenden Betriebe mit Blick auf die schwierige Wohnsituation z.B. für Auszubildende und ausländische Fachkräfte. Bei der zweiten Frage der Sprachkurse könnte die AEF als Ansprechpartner mit einer langjährigen Erfahrung als Sprachkursträger vor Ort mitunterstützen. Dabei könnten die spanischen Teilnehmer von dem fachlichen Austausch verschiedenen Betreibe, wie den Tourismusbüros des Kinzigtals und Gengenbach, dem Gasthaus Hecht in Wolfach sowie dem Elztal-Hotel und dem Öschberghof, profitieren. Zweite Runde nach Spanien mit der Fachbegleitung von ChefHeads Nach der ersten Reise der Delegation der Costa AZAHAR Schule für Gastronomie und Tourismus (COSDA) in den Schwarzwald, besuchte die deutsche Delegation die Schule in Castellón und verschiedene andere kulturtouristische Einrichtungen in der Provinz. Mit Helmut Osterholt als hervorragende Vertretung der ChefHeads Community waren die Teilnehmer in der Region am Mittelmeer unterwegs und gewannen somit eine wertvolle Expertise mit Blick auf dem zukünftigen Austausch von Fachkräften. Die Region Castellon ist sehr stark vom Strandtourismus geprägt, der bei den Masen sehr beliebt ist. Dennoch sind im Laufe der Pandemie zahlreiche neue Naturund Kulturtourismusangebote entstanden. Diese bieten zum einen eine Perspektive für das Landesinnere, zum anderen wertet diese Art von Tourismus auch die lokalen Produkte auf. Ein Beispiel: Die Region ist bekannt für den Anbau von Zitrusfrüchten (Orangen, Mandarinen und Zitronen) und es ist einfach zu schade für die Bauern, dass die "Strandtouristen" diese Qualität einfach ignorieren und stattdessen billigere Importe aus fernen Ländern bevorzugen. Angesichts der aktuellen Trends im Tourismus ist das also alles andere als nachhaltig. Gibt es dennoch Gemeinsamkeiten zwischen dem Naturtourismus in Deutschland und in Spanien? Die Antwort von AEF-Direktor Jose Gayarre ist ein deutliches Ja. Die Nachfrage nach einem verantwortungsvollen Tourismus mit Naturangeboten, regionaler Produktion und Nachhaltigkeit ist in beiden Regionen ähnlich. Die große Frage ist, ob es gelingt, internationale Fachkräfte zu diesen Themen zu sensibilisieren und auszubilden, und damit erstklassige Fachkräfte für die etwas ländlich gelegene Regionen zu gewinnen. Bei dem Besuch der spanischen Schule konnte sich die Gruppe auch ein Bild von den Unterschieden in der Ausbildung machen. ChefHeads Vertreter Helmut Osterholt konnte als Fachmann beobachten, wie die Organisation und der praktische Teil in Spanien sind. Dabei gibt es Unterschiede, die sicherlich durch entsprechende Maßnahmen behoben werden können. In ihrer langen Laufbahn als Leiter verschiedener Berufsschulen hat Osterholt dieses Problem schon mit anderen Partnern aus den Niederlanden oder Skandinavien behandelt. "Wir brauchen dafür nur das entsprechende Fachwissen und logischerweise die richtigen Sprachkurse für internationale Fachkräften", so Gayarre. Auch der spanischen Berufsschule war klar, dass bei einem künftigen Austausch neben einer guten fachlichen Ausbildung auch andere Herausforderungen zum Tragen kommen würden. "Bei der Besuch im Schwarzwald war uns allen auf einmal klarer, welche Profile für diese spezielle Art von "Landtourismus" benötigt werden", so die einhellige Meinung der beteiligten Organisationen. Beide Seiten profitieren Im Hinblick auf den Austausch von Fachleuten und die Möglichkeit, Menschen, die an der COSDA studiert haben, sieht die AEF als bi-nationale Akademie in mehrfacher Hinsicht Vorteile. Zum einen das Erlernen der deutschen Sprache und die Möglichkeit, mit anderen Kunden und in einer anderen Kultur zu arbeiten. Andererseits gibt es Arbeitsplätze mit einem angemessenen Gehalt und einer guten Organisation seitens der Unternehmen, die Fachkräfte schätzen. Zum Beispiel durch die Bereitstellung von Wohnraum und Deutschkursen. Abgesehen von diesen Aspekten sind die Teilnehmenden überzeugt, dass von so einem Austausch beide Seiten profitieren werden. „Unsere Schüler haben sich sehr motiviert und bewusst für Berufe wie Gastronomie Hotellerie und Tourismus entschieden und studieren dafür. Einerseits 3

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Nach zwei Jahren Pandemie kämpfen Gastronomen<br />

und Tourismusbetriebe in ganz Deutschland wegen<br />

des Fachkräftemangels um die Existenz. Das<br />

Problem ist in Regionen, die vom Naturtourismus geprägt<br />

sind, noch akuter. Das ist ein großer Widerspruch in sich,<br />

denn, während lokaler Tendenzen mit Begriffen wie "lokale<br />

Produktion", "Nachhaltigkeit" und "regionale Verantwortung"<br />

umgehen müssen, sind alle Betriebe auf Fachkräfte aus<br />

dem fernen Ausland angewiesen. Aber… Wie sollen diese<br />

Fachkräfte mit den regionalen Produkten vertraut werden?<br />

Wie könnten sie für diese Art von Tourismus positiv und<br />

langfristig beitragen? Gibt es ein konkrete Berufsprofil, der<br />

für den Natur-Tourismus auf internationale Ebene identifiziert<br />

werden kann?<br />

Genau um Antworte auf diese Fragen handelt es<br />

sich bei das Erasmus-Plus Projekt "Rural Regions<br />

Green Future Jobs", ein von der AEF – Spanische<br />

Weiterbildungsakademie (AEF) aus Bonn geleitete Projekt<br />

zur Förderung neuer Formen des Naturtourismus in verschiedenen<br />

europäischen Gebieten. Das Projekt ist eine<br />

Kooperation mit Akteuren aus der deutschen Region<br />

Kinzigtal im Schwarzwald und der Provinz Castellón. Das<br />

Ziel: einen internationalen Austausch zwischen Fachleuten,<br />

Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben zu schaffen, um<br />

die entsprechenden Profile für eine wachsende Kultur- und<br />

Tourismusindustrie in ländlichen Gebieten zu entwickeln.<br />

Die Idee entstand aus verschiedenen Gesprächen zwischen<br />

der AEF und Tourismusakteuren aus der Region<br />

Kinzigtal - Schwarzwald. In Zeiten der Pandemie war<br />

die große Zahl von Touristen in der Region und der Mangel an<br />

Fachkräften ein wirtschaftliches Problem für kleine und mittlere<br />

Unternehmen im ländlichen Raum. Reisen ins Ausland<br />

waren aufgrund der Corona - Einschränkungen nicht möglich<br />

und viele Deutsche entschieden sich für Urlaubsangebote<br />

im Land. "Um die Region als Ziel für Fachkräfte aus anderen<br />

Ländern zu „vermarkten“, galt es aber zunächst, die Region<br />

im Ausland überhaupt als Ziel bekannt zu machen", sagt<br />

Jose Gayarre, geschäftsführender Vorsitzender der AEF in<br />

Bonn: "Wenn man im Ausland an Deutschland als Berufsziel<br />

denkt, kommen einem sofort die großen Städte wie Berlin<br />

oder München in den Sinn. Unser Ziel war es, ein anderes<br />

Berufsprofil mit Schwerpunkt Naturtourismus zu identifizieren,<br />

damit die Region bei der Anwerbung von Fachkräften im<br />

Ausland eine Chance auf Erfolg hat“, so Gayarre weiter.<br />

So machte die AEF auf der Suche der passende Partner<br />

dafür in Spanien und entstand die Kooperation mit der<br />

Schule für Gastronomie und Tourismus Costa AZAHAR<br />

(COSDA). Bei der Erste Reise im Schwarzwald könnte die spanische<br />

Delegation (02.-05.09.2022) auf Einladung der AEF<br />

und ihre Niederlassung in Hornberg (Schwarzwald) ein erster<br />

Einblick über die boomende Industrie des Naturtourismus in<br />

der Region. Erstes Fazit: Die spanischen Partner zeigten sich<br />

äußerst beeindruckt von der Organisation und Qualität der<br />

Tourismus in der Region. Eine sehr positive Überraschung mit<br />

großem Potential, erklärt Elena Rubio, eine der Leiterinnen der<br />

spanischen Berufsschule.<br />

Bis zu dieser Reise kannten sie den Schwarzwald nur<br />

dem Namen nach, aber ihnen war nicht klar, was alles<br />

die Region alles anzubieten hat und welche Rolle der<br />

Naturaspekt dabei spielt. „Mit diesem Austausch konnten<br />

wir feststellen, inwiefern diese Art des Naturtourismus ein<br />

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