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PT-Magazin - Ausgabe 6 2022

PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Premiers, Preisträger, Finalisten - Mittelstandswettbewerb 2022 abgeschlossen • Neuausschreibung 2023 - Jahresmotto: "Gemeinsam Zukunft sichern!" • Nachhaltig sein kann jeder - Auch eine grüne Wirtschaft darf satte Gewinne machen • Industrie 5.0 neu denken - Der Mittelstand braucht keinen erhobenen Zeigefinger

PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft

Die Top-Themen:
• Premiers, Preisträger, Finalisten - Mittelstandswettbewerb 2022 abgeschlossen
• Neuausschreibung 2023 - Jahresmotto: "Gemeinsam Zukunft sichern!"
• Nachhaltig sein kann jeder - Auch eine grüne Wirtschaft darf satte Gewinne machen
• Industrie 5.0 neu denken - Der Mittelstand braucht keinen erhobenen Zeigefinger

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14 Gesellschaft<br />

15<br />

Ein Mangel an Menschen oder<br />

ein Mangel an Konzepten?<br />

Das ungenutzte Potenzial von Müttern<br />

ziertes Personal zu bekommen, liegt auch<br />

daran, dass viele derjenigen, die theoretisch<br />

in diese Gruppe fallen, mit Kindererziehung<br />

und Altenpflege beschäftigt sind<br />

– nämlich Frauen mit Kindern.<br />

Ein großer Teil der erwerbstätigen Mütter<br />

steckt beruflich zurück. Wie das Statistische<br />

Bundesamt (Destatis) mitteilt,<br />

arbeiteten im Jahr 2020 zwei Drittel aller<br />

erwerbstätigen Mütter in Teilzeit (65,5<br />

Prozent). Bei Vätern in derselben Situation<br />

waren es zuletzt nur 7,1 Prozent. Daran hat<br />

sich binnen zehn Jahren wenig verändert:<br />

2010 lag die Teilzeitquote von Vätern bei<br />

5,4 Prozent, die von Müttern bei 64,2 Prozent.<br />

Würden sich Experten weiter mit dieser<br />

Statistik beschäftigen und eine Hochrechnung<br />

anstellen, würden sie zwangsläufig<br />

zu dem Ergebnis kommen, dass hier eine<br />

große Masse von Menschen dem Arbeitsmarkt<br />

über Jahre hinweg nur teilweise<br />

zur Verfügung steht. Abgesehen von den<br />

Steuern, die dem Staat dadurch entgehen,<br />

entgehen den Unternehmen Aufträge<br />

– ein Umstand, der zusätzlich zu den<br />

gestiegenen Gas- und Strompreisen für<br />

Druck sorgt, weil er die Gewinne drückt<br />

und mitunter sogar in die Insolvenz führt.<br />

Nicht besonders begehrt<br />

Danach gefragt, was sie dafür tun, quali-<br />

Trotz Zuwanderung, Flüchtlingen und Migranten<br />

fehlt es in Deutschland an Fachkräften.<br />

Was es braucht, sind motivierte<br />

Menschen, die qualifiziert, arbeitswillig,<br />

hochmotiviert, dienstleistungsorientiert,<br />

lernwillig und nicht Long-Covid-geschädigt<br />

sind. Der Grund dafür, dass sich Unternehmen<br />

anstrengen müssen, qualififizierte<br />

Mütter für eine vakante Stelle zu<br />

gewinnen, präsentieren Unternehmen<br />

häufig eine Liste an Maßnahmen zur<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die<br />

Frauen selbst monieren dagegen die fehlende<br />

Flexibilität bei Arbeitszeiten und<br />

-orten sowie eine schlechte Bezahlung.<br />

Auch scheint die persönliche Work-Life-<br />

Balance eine immer wichtigere Rolle bei<br />

der Entscheidung für oder gegen einen<br />

Job zu spielen.<br />

Oberflächlich betrachtet haben beide<br />

recht: Unternehmen tun viel – und trotzdem<br />

sind Mütter als Mitarbeiterinnen<br />

nicht besonders begehrt. Werden sie<br />

schwanger, fallen sie aus, womöglich<br />

bleiben sie noch lange in Elternzeit und<br />

kehren anschließend nur in Teilzeit zurück.<br />

Zudem sind Kinder eine unberechenbare<br />

Größe, weil sie krank werden können und<br />

die Mütter in dem Fall zuhause bleiben<br />

müssen. Konservative Unternehmen tun<br />

sich schwer, angesichts dieser Störvariablen<br />

flexible Modelle anzubieten – auch,<br />

weil viele Führungskräfte immer noch<br />

Anwesenheit und umfassende Verfügbarkeit<br />

als Maßstab für Arbeitsqualität<br />

heranziehen.<br />

In einer Side by Side-Studie (Side by Side-<br />

Studie, 2020) zu den Karrierewiderständen<br />

hoch qualifizierter Frauen beklagen<br />

Mütter eine teils unterschwellig aggres-<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 6 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 6 <strong>2022</strong><br />

siv-ablehnende Haltung der Führungskräfte<br />

ihnen gegenüber. Als Antwort darauf<br />

arbeiten Frauen reduziert in Teilzeit<br />

und widmen sich den Rest des Tages<br />

den Kindern und dem Haushalt. Dahinter<br />

verbirgt sich auch die Weigerung der<br />

Frauen, sich mit diesem System und den<br />

Führungskräften auseinanderzusetzen.<br />

Mütter verhandeln tendenziell eher wenig<br />

oder schlecht und gehen nicht auf<br />

Konfrontation, um gute Arbeitsbedingungen<br />

für sich auszuhandeln. Sie legen<br />

ihren Lebensschwerpunkt auf das Familienleben<br />

und bleiben in einer scheinbaren<br />

Komfortzone, indem sie ihre eigenen<br />

Männer in den „Kriegsschauplatz“ Unternehmen<br />

schicken und vom Einkommen<br />

des Mannes profitieren. Der Wohlstand<br />

kommt damit über die Männer.<br />

Zusätzlich zu der großen Masse an in<br />

Teilzeit erwerbstätigen Frauen gibt es in<br />

Deutschland eine Anzahl von Menschen,<br />

die aus anderen Gründen dem Arbeitsmarkt<br />

nicht zur Verfügung steht: Sie beziehen<br />

Bürgergeld, sind in physischer oder<br />

psychischer Hinsicht nicht in der Lage,<br />

Jobs nachzugehen, sind wenig bis nicht<br />

qualifiziert oder durch Sozialleistungen<br />

ruhiggestellt. Deutschland schafft damit<br />

über Jahrzehnte hinweg ein System, in<br />

dem sich der erste Arbeitsmarkt nicht<br />

darum bemüht, diese Menschen als potenzielle<br />

Arbeitskräfte zu sehen und zu<br />

akquirieren. Unter den Empfängern des<br />

Bürgergelds werden vermutlich wenige<br />

IT-Experten zu finden sein, aber vor allem<br />

in der Pflege oder Gastronomie gibt es für<br />

Geringqualifizierte eine Möglichkeit der<br />

Erwerbstätigkeit.<br />

Raus aus der Komfortzone<br />

Ehe die Politik sich um weitere Zuwanderung<br />

Gedanken macht, um den Fachkräftemangel<br />

entgegenzutreten, braucht es<br />

Konzepte, wie das vorhandene Potenzial<br />

unter den Teilzeiterwerbstätigen und<br />

Empfängern von Transferleistungen genutzt<br />

werden kann.<br />

Dazu müsste Deutschland raus aus der<br />

Komfortzone. Widerstand, Neues zu<br />

wagen, ein Mangel an innovativer Kraft,<br />

eine Art Wohlstandsschädigung und die<br />

Weigerung, sich mit voller Kraft auf neue<br />

Konzepte zu konzentrieren, sind hier völlig<br />

fehl am Platz. Lösungen werden nicht<br />

selten im Außen gesucht, weil liebgewonnene<br />

Pfründe, Versprechungen und<br />

Sozialleistungen nur schwer rückgängig<br />

gemacht werden können. Hier bedarf es<br />

einer Konzentration an Kräften, Durchsetzungsstärke<br />

gegen Lobbyisten und Willen.<br />

Sollte weitere Zuwanderung kommen, ist<br />

in Anbetracht fehlender Stringenz und<br />

Konzepte zu bezweifeln, dass IT-Experten<br />

aus Indien kommen – vermutlich eher<br />

Flüchtlinge aus Afrika.<br />

Was Politik auch nicht wahrhaben will:<br />

Jede Zuwanderung erhöht das kulturell<br />

bedingte Spannungsfeld noch. Eine<br />

Gesellschaft verträgt immer nur bis zu<br />

einem bestimmten Grad andere Einflüsse<br />

– religiöser, kultureller und sprachlicher<br />

Natur. Ein Zuviel an Überfremdung hat<br />

stets zur Folge, dass in weiten Teilen der<br />

Bevölkerung Ängste ausgelöst werden,<br />

ob gerechtfertigt oder ungerechtfertigt,<br />

die dann zu Hass, Rassismus und tätlichen<br />

Übergriffen führen. Der Zulauf zu<br />

rechtspopulistischen Parteien und Strömungen<br />

ist eine Folge der Abwehrreaktion<br />

einer Gesellschaft auf eine gefühlte<br />

Entfremdung der eigenen Kultur und Gebräuche.<br />

Es ist an der Zeit, den Fokus auf jene Teile<br />

der Gesellschaft zu legen, die einen viel<br />

wertvolleren Beitrag zur Bekämpfung<br />

des Fachkräftemangels leisten könnten,<br />

als dies auf den ersten Blick zu vermuten<br />

wäre. Aber dazu gehört eine Portion Anstrengung.<br />

Dieser Begriff und die Bedeutung<br />

dessen ist aber vielen Deutschen<br />

abhandengekommen, auch politischen<br />

Entscheidungsträgern. •<br />

Über die Autorin<br />

Martina Lackner, Psychologin, Autorin<br />

und Inhaberin einer PR-Agentur hat sich 2019<br />

in einem vierköpfigen Team mit Expertinnen<br />

auf den Gebieten weibliche Identität und<br />

Frauenförderung, Führungskräfteentwicklung,<br />

Psychologie sowie systemische Familienund<br />

Psychotherapie zusammengeschlossen,<br />

um zum Thema Karrierehemmnisse von Frauen<br />

zu forschen. Anlass war sowohl ihre Arbeit<br />

als Mitherausgeberin am Buch „Männer an<br />

der Seite erfolgreicher Frauen – „Side by Side<br />

an die Spitze“ als auch die immer wiederkehrende<br />

Frage von HR-Verantwortlichen, warum<br />

so wenige Frauen in Führung gehen wollen<br />

– trotz interner Frauenförderprogramme und<br />

Diversity-Bestrebungen in Unternehmen.<br />

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