PT-Magazin - Ausgabe 6 2022
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Premiers, Preisträger, Finalisten - Mittelstandswettbewerb 2022 abgeschlossen • Neuausschreibung 2023 - Jahresmotto: "Gemeinsam Zukunft sichern!" • Nachhaltig sein kann jeder - Auch eine grüne Wirtschaft darf satte Gewinne machen • Industrie 5.0 neu denken - Der Mittelstand braucht keinen erhobenen Zeigefinger
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft
Die Top-Themen:
• Premiers, Preisträger, Finalisten - Mittelstandswettbewerb 2022 abgeschlossen
• Neuausschreibung 2023 - Jahresmotto: "Gemeinsam Zukunft sichern!"
• Nachhaltig sein kann jeder - Auch eine grüne Wirtschaft darf satte Gewinne machen
• Industrie 5.0 neu denken - Der Mittelstand braucht keinen erhobenen Zeigefinger
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81<br />
Die Halbleiter fehlen<br />
wegen der Halbleiter<br />
Eine bitterböse Kolumne von Prof. Arnd Joachim Garth<br />
Wozu noch Kompromisse?<br />
Aus dem Land der aristokratischen Höflichkeit<br />
rollt eine neue Koryphäe heran<br />
und schwingt sich zu automobilen Superlativen<br />
auf.<br />
Der brandneue Range Rover ist das<br />
Statement, was sich nur noch wenige<br />
trauen, zu setzen. Unendlich groß, unendlich<br />
breit, wahnsinnig schwer, unfassbar<br />
schön, mannshoch, makellos<br />
und stilvoll schön überzeugt die Royale<br />
Kutsche mit minimalistischem Design,<br />
dekadenten Innovationen und purem<br />
Luxus.<br />
Wagen wir uns ehrfürchtig von außen<br />
an die Karosserie fällt uns auf, wie fein<br />
und detailverliebt gearbeitet wurde.<br />
Keine Ecke zu aufdringlich, keine Kante<br />
zu viel, sehr futuristisch unaufdringlich<br />
und trotzdem monumental wirkt das<br />
Auftreten des neuen Range Rovers.<br />
Öffnet man dann die schwere Tür mit<br />
der beheizten Armlehne offenbart sich<br />
einem ein kolonialluxuriöser durchdachter<br />
und filigraner, haptisch wunderbarer<br />
Innenraum, der einen zweifeln<br />
lässt, wozu man bei dem Auto überhaupt<br />
noch eine Wohnung braucht.<br />
Preislich nehmen die beiden Investitionen<br />
sich auch nicht mehr viel.<br />
In unserer Ausstattung beherbergt jeder<br />
der einzelnen 4 Businesssitze eine<br />
Hotstone-Massagefunktion, das Ambientelicht,<br />
unterstreicht das Wohlfühlklima<br />
für notwendige Diskretion fassen<br />
die hinteren Scheiben elektrische Jalousien.<br />
Generell nimmt der Range einem<br />
alles ab, was man früher händisch machen<br />
musste, fast alles hat einen Motor,<br />
bewegt sich automatisch und ohne<br />
Kraftaufwand, sogar beide Handschuhfächer<br />
schwenken auf Knopfdruck auf.<br />
Der Rückspiegel kann konventionell benutzt<br />
werden oder aber per Handbewegung<br />
dient er als Bildschirm für eine im<br />
Heck angebrachte Weitwinkelkamera,<br />
die nicht nur bessere Sicht im regulären<br />
Verkehr bietet, sondern auch genutzt<br />
werden kann, wenn Gepäck die normale<br />
Sicht durch den Rückspiegel versperren<br />
würde.<br />
Das Infotainment ist so schnell wie<br />
ein menschlicher Gedankengang und<br />
weiß teilweise sogar vor einem selbst,<br />
wo man hinmöchte. Durch das Luftfahrwerk<br />
lässt sich der Range Rover in<br />
der Höhe bis zu 1.92m pumpen, die Abmessungen<br />
werden in Echtzeit in das<br />
Cockpit übertragen, so dass man nicht<br />
in jedem Parkhaus um seinen Kopf<br />
fürchten muss. Zum Ein- und Aussteigen<br />
sinkt der vornehme Wagen aber<br />
auf eine angenehme Einstiegshöhe. Da<br />
kann man die eingebaute Lounge mit<br />
BILDER: © WILHELM-RAFAEL GARTH<br />
Rückenlehnen und Getränkehalter auf<br />
der zweigeteilten Rückklappe noch viel<br />
angenehmer nutzen.<br />
Das Herzstück der von uns getesteten<br />
Version wird von einem 4.5 L starken 8<br />
Zylindertriebwerk mit 530 PS angetrieben.<br />
Dieses Triebwerk ist auch gleich die<br />
Lösung für alle aufkommenden Fragen.<br />
Denkt man, ein Auto mit 2,5 Tonnen<br />
Leergewicht, unendlich groß und unendlich<br />
luxuriös ist schwerfällig, so liest<br />
einem dieses Prunkstück eines 8 Zylinders<br />
gehörig die Leviten. Stilvoll dampft<br />
der Wagen in unter 5 Sekunden auf 100,<br />
das Fahrwerk hält einen agil in den Kurven,<br />
man geht keinen einzigen Kompromiss<br />
ein, die man in sonstigen Geländewagen<br />
verbuchen muss. In dieser<br />
Motorisierung ist der neue Range Rover<br />
schlichtweg absolut kompromisslos. •<br />
Wilhelm Rafael Garth und<br />
Prof. Arnd Joachim Garth<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 6 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 6 <strong>2022</strong><br />
Herr Michel bestellt sich im Februar diesen<br />
Jahres einen VW, das Premiumprodukt<br />
Touareg. Das Verkaufsgespräch ist<br />
Premium, alles was danach folgt, ist unterste<br />
Schublade, geradezu prekär. Wegen<br />
Halbleitermangel hat Herr Michel<br />
zur Stunde den VW immer noch nicht<br />
geliefert bekommen. Er fragt sich, woher<br />
der Halbleiter-Mangel in Deutschland<br />
kommt, sind doch die Bosse der großen<br />
Unternehmen selbst nur mit Halbleitern<br />
besetzt. Wieso Mangel?<br />
Die Halbleiter in der Politik wollen die<br />
Menschen in das öffentliche Verkehrsnetz<br />
zwingen, aber es herrscht Busfahrermangel,<br />
bei der Bahn mangelt es an<br />
Pünktlichkeit, Wagons, Sauberkeit und<br />
Personal obendrein. Das Flugwesen<br />
bleibt, außer für grüne Abgeordnete, so<br />
ziemlich am Boden. Da man in der BRD<br />
seit einiger Zeit sämtliche Posten mit<br />
Halbleitern, Nullleitern und Nichtsleitern<br />
besetzt hat, ist auch kein Vollblutmanager<br />
in Sicht. Die Vollblutmanager<br />
konstruieren Borgwards in China, bauen<br />
exzellente Qualitätsmanagementsysteme<br />
für Genesis in Korea, forschen in<br />
Frankreich und in den USA an Atomenergiekomplexen<br />
oder entwickeln für Pixar<br />
neue Disneyfiguren.<br />
Die woken Konzerne hierzulande<br />
kümmern sich meist nur darum, dass<br />
menschliche Vielfalt in ihre Internetauftritte<br />
kommt, nicht um Lieferversprechen,<br />
hausgemachte Engpässe und Versäumnisse<br />
der Lagerhaltung. Die individuelle<br />
Mobilität, ein kleines selbstbestimmtes<br />
Stück Freiheit in Deutschland ist Opfer<br />
der Halbleiter, die halben Herzens ihre<br />
Konzerne führen und Schuld, und Versagen<br />
ins Ausland delegieren. Herr Michel<br />
wird gemolken, an den Nerven, an der<br />
Tankstelle und bei allem, was er besitzt.<br />
Steuern ist das Zauberwort der politischen<br />
Halbleiter, die Michels Fleiß und<br />
Geld brutal abschöpfen. An dieser Stelle<br />
fragt man sich, wie denn ein Halbleiterstaat<br />
überhaupt existieren kann? Er<br />
existiert nicht, er vegetiert, aber man<br />
kann sich schlimmsten Falls als Halbleiter<br />
auch auf die unzähligen Vollpfosten,<br />
Nullleiter und Nichtsleiter berufen, die<br />
Stück für Stück die Industrie an die Wand<br />
fahren.<br />
Was bleibt, sind die fleißigen Säulen<br />
der Gesellschaft, die schon angebohrt,<br />
teils ausgesaugt, aber immer noch voll<br />
funktionstüchtig die Gesellschaft tragen:<br />
Die mittelständische Wirtschaft.<br />
Diese fleißigen, klugen Bienen, die ein<br />
eigenes Völkchen sind, halten die Welt<br />
im Gange. Die sollte man ehren, aber<br />
stattdessen blicken die Halbleiter und<br />
Vollpfosten auf die Ganzheitlichen herab,<br />
um sie zu schröpfen, sie zu schinden<br />
und deren Wirtschaftskraft zu lähmen.<br />
Das Völkchen stemmt sich dagegen, beweist<br />
mit Ideenreichtum und Fleiß, dass<br />
es Millionen von anderen Bienen Arbeit<br />
und damit Brot gibt. Diese Bienen werden<br />
wahrscheinlich nicht mehr bei VW<br />
kaufen, sondern die Produkte aus Japan,<br />
aus China und aus Korea vorziehen, denn<br />
da gibt es keine leeren Versprechen und<br />
Hinhaltetaktiken von Halbleitern, keine<br />
infrastrukturelle Ausreden des woken<br />
Abendlandes, dass bereits Gute Nacht<br />
sagt. •