PT-Magazin - Ausgabe 6 2022
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Premiers, Preisträger, Finalisten - Mittelstandswettbewerb 2022 abgeschlossen • Neuausschreibung 2023 - Jahresmotto: "Gemeinsam Zukunft sichern!" • Nachhaltig sein kann jeder - Auch eine grüne Wirtschaft darf satte Gewinne machen • Industrie 5.0 neu denken - Der Mittelstand braucht keinen erhobenen Zeigefinger
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft
Die Top-Themen:
• Premiers, Preisträger, Finalisten - Mittelstandswettbewerb 2022 abgeschlossen
• Neuausschreibung 2023 - Jahresmotto: "Gemeinsam Zukunft sichern!"
• Nachhaltig sein kann jeder - Auch eine grüne Wirtschaft darf satte Gewinne machen
• Industrie 5.0 neu denken - Der Mittelstand braucht keinen erhobenen Zeigefinger
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78 Wirtschaft<br />
79<br />
© PIQSELS.COM | JJQGA<br />
Und als solcher steht er auf der falschen<br />
Seite.<br />
Unternehmer sind unterrepräsentiert<br />
Es mag sein, dass diese Abgrenzung<br />
mit ein Grund dafür ist, dass Unternehmer<br />
in Parlamenten unterrepräsentiert<br />
sind, Gewerkschafter, Funktionäre von<br />
Wohlfahrts- und Sozialverbänden sowie<br />
öffentlich Bedienstete hingegen stark<br />
überrepräsentiert. Diese Zusammensetzung<br />
von Volksvertretungen bestimmt<br />
denn auch die öffentliche und mediale<br />
Wahrnehmung. Die Stimmen von Unternehmern,<br />
die sich gesellschaftlich<br />
einbringen möchten, bleiben selten und<br />
damit exotisch. Und so ist es auch leicht,<br />
IN JEDEM<br />
2. AUTO STECKT<br />
MÜLLER-TECHNIK.<br />
AUS STEINFELD,<br />
BEREIT<br />
FÜR DIE GANZE<br />
WELT.<br />
diese, liegen sie nicht auf der kollektiven<br />
Linie, zu diskreditieren: wahlweise als<br />
Machtmissbrauch eines Privilegierten,<br />
als absurd egozentrisch, rechts oder<br />
nicht im öffentlichen Interesse.<br />
© PIQSELS.COM | SUFLN<br />
Vom Diskurs ausgeschlossen<br />
So verengt sich der Meinungskorridor. Es<br />
entsteht eine Diskrepanz zwischen öffentlicher<br />
und veröffentlichter Meinung.<br />
Ganze Gruppen werden vom Diskurs<br />
ausgeschlossen. Was aus dem medialen<br />
Fokus gerät, wird auch nicht<br />
debattiert. Diskussionen bleiben<br />
aus. Kontroversen sind nicht mehr<br />
nur kaum möglich, sie sind auch<br />
nicht gewünscht. Es entsteht<br />
eine Kollektivmeinung, die<br />
nur noch Nuancen zulässt,<br />
graduelle und wohldosierte<br />
Abweichungen, damit<br />
nach Diskurs aussieht, was<br />
längst keiner mehr ist. Wer<br />
anders denkt und sich in<br />
„alternativen Medien“ einbringt,<br />
um zumindest dort<br />
über die kollektiv geduldeten<br />
Nuancen hinaus mit<br />
seinen Meinungen präsent zu sein, bewegt<br />
sich wahlweise in gefährlichen Filterblasen<br />
oder außerhalb des Sagbaren.<br />
Eine lebendige und Meinungsstreit als<br />
Teil einer pluralistischen Demokratie verstehende<br />
Debattenkultur gibt es nicht<br />
mehr, zumal die Meinung nicht mehr<br />
von der Person getrennt betrachtet wird.<br />
Wichtiger als das, was gesagt wird, ist,<br />
wer es sagt. So wird Ausgrenzung und<br />
Nicht-Teilhabe kultiviert, positiv kommunikativ<br />
gerahmt als „soziale Hygiene“.<br />
Meinungsfreiheit nur für wenige<br />
Ausdruck findet dies insbesondere in<br />
den sogenannten sozialen Medien. In<br />
ihnen darf jeder senden, ungefiltert und<br />
frei jedes kompetenziellen Nachweises<br />
von Sachkunde publizieren, kommentieren<br />
und argumentieren. Was als Demokratisierung<br />
der Medienlandschaft gefeiert<br />
wurde, ist inzwischen integraler<br />
Bestandteil der Medienlandschaft<br />
selbst, mit der Ausnahme, dass<br />
hier keinerlei journalistische<br />
Standards mehr gelten – Beleidigungen,<br />
Diffamierungen<br />
und sogar Aufrufe zur Gewalt<br />
inklusive. Wer dagegen juristisch<br />
vorzugehen versucht,<br />
dem wird schnell ein Beschneiden<br />
der Meinungsfreiheit<br />
attestiert, Zensur oder<br />
Einschüchterung. Meinungsfreiheit<br />
scheint ein Privileg derer,<br />
die sich innerhalb des gesetzten<br />
Meinungskorridors bewegen,<br />
den Aktivisten und politische<br />
Akteure sekundiert von Vertretern<br />
anerkannter Medien vorgeben und<br />
nach Belieben verengen oder partiell erweitern.<br />
Der perfekte Shitstorm<br />
An dieser Stelle tritt nicht selten eine<br />
crossmediale redaktionelle Wechselwirkung<br />
in Kraft. Aktivist A stellt eine<br />
Behauptung zum Beispiel auf Twitter<br />
auf. Aktivist B teilt und kommentiert die<br />
Behauptung, garniert mit einem wei-<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 6 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 6 <strong>2022</strong><br />
teren Vorwurf. Mehr oder weniger<br />
beiläufig markiert<br />
Aktivist B einen<br />
Redakteur eines zur<br />
Doktrin des Vorwurfs<br />
passenden Meinungsmediums<br />
und fordert,<br />
da müsse<br />
sich doch mal<br />
jemand kümmern.<br />
Das<br />
nimmt der<br />
markierte Redakteur<br />
nun zum Anlass, darüber einen<br />
Bericht in seiner Zeitung oder seinem<br />
<strong>Magazin</strong> zu schreiben. Das wiederum<br />
nehmen nun andere Medien auf, zitieren<br />
sich gegenseitig, empören sich und<br />
kreieren so den perfekten Skandal. Die<br />
Aktivisten A und B fühlen sich bestätigt,<br />
teilen die Zeitungsberichte und wähnen<br />
sich im Recht. Fertig ist der Shitstorm.<br />
Es beginnt eine Spirale kommunikativer<br />
Gewalt, die kaum noch Raum für andere<br />
Meinungen und Schattierungen zulässt.<br />
Perfiderweise müssen A und B sowie<br />
der Redakteur und die verschiedenen<br />
das Thema aufgreifenden Medien nicht<br />
mal unabhängig voneinander arbeiten<br />
und recherchieren. Sie können Teil eines<br />
gemeinsamen Netzwerkes sein. Dank<br />
der Anonymität in den sogenannten sozialen<br />
Medien müssen A und B nicht mal<br />
unterschiedliche Personen sein.<br />
Die eigene Meinung wird zum Luxus<br />
So nimmt eine Empörungswelle ihren<br />
© PIQSELS.COM | ZYJJW<br />
Lauf, die ebenso wenig ermutigt,<br />
sich den Luxus einer<br />
eigenen Meinung zu<br />
leisten wie diese außerhalb<br />
des definierten Meinungskorridors<br />
kundzutun. Dabei wird<br />
von Unternehmern sehr viel<br />
erwartet. Sie sollen gute Arbeitsplätze<br />
bieten, nachhaltig<br />
wirtschaften, sich sozial<br />
engagieren, Steuern zahlen<br />
– je mehr, desto besser – saubere<br />
Lieferketten haben, an gemeinnützige<br />
Organisationen spenden<br />
und vieles weitere mehr. Sie sollen vor<br />
allem auch immer mehr öffentliche Aufgaben<br />
übernehmen, wie etwa die Auszahlung<br />
des Heizkostenzuschusses. Was<br />
sie aber nicht sollen, ist, ihren Anliegen<br />
und Meinungen Gehör verschaffen.<br />
Homogenität führt nicht zu Prosperität<br />
Deutschland fehlt eine Lobby für die Freiheit<br />
der Meinung. Dieser Lobbyfunktion<br />
werden auch die bekannten Wirtschaftsverbände<br />
nicht gerecht. Sie erfüllen<br />
ohne Frage eine wertvolle Funktion im<br />
Diskurs um Partikularinteressen. Dem<br />
Unternehmer als Berufsstand und Meinungsvertreter<br />
werden sie nicht gerecht.<br />
Und so bleibt es dem einzelnen Unternehmer<br />
überlassen, ob er sich den oben<br />
genannten Mechanismen aussetzt und<br />
bereit ist, sich den oktroyierten Grenzen<br />
des Sagbaren zu fügen. Allerdings ist<br />
eine Gesellschaft, in der es Mut erfordert,<br />
als Unternehmer eine Meinung zu ha-<br />
ben, keine Gesellschaft, in der sich wirtschaftliche<br />
Prosperität und damit Wohlstand<br />
in dem Maße entwickeln können,<br />
wie es notwendig wäre, um die Sozialphantasien<br />
der Aktivisten zu finanzieren.<br />
Pluralismus und Vielfalt, Meinungs- und<br />
Richtungsstreit, Diskurs und Kontroverse<br />
werden als Nährboden für gesellschaftlichen<br />
und ökonomischen Fortschritt<br />
verkannt und auf dem Altar der Homogenität<br />
geopfert. Das wird man hoffentlich<br />
noch sagen dürfen. •<br />
Jörg Drews ist Geschäftsführer<br />
der Hentschke Bau<br />
GmbH und Mitglied im Rat<br />
der Stadt Bautzen.<br />
Über den Autor<br />
© PIQSELS.COM |ZWDQC<br />
Bei Walter Bauer arbeiten 200 motivierte und kompetente Mitarbeiter an der<br />
erfolgreichen Abwicklung von Bauprojekten. In den Geschäftsbereichen Glasfasernetzbau,<br />
Rohrleitungsbau, Bohrtechnik, Wohn- und Gewerbebau sowie dem<br />
Werkstattservice sind wir für unsere Kunden im Einsatz. Da unser Team aus den<br />
verschiedensten Persönlichkeiten mit jahrzehntelanger Erfahrung besteht, wissen<br />
wir worauf es beim Bauen ankommt.