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PT-Magazin - Ausgabe 6 2022

PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Premiers, Preisträger, Finalisten - Mittelstandswettbewerb 2022 abgeschlossen • Neuausschreibung 2023 - Jahresmotto: "Gemeinsam Zukunft sichern!" • Nachhaltig sein kann jeder - Auch eine grüne Wirtschaft darf satte Gewinne machen • Industrie 5.0 neu denken - Der Mittelstand braucht keinen erhobenen Zeigefinger

PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft

Die Top-Themen:
• Premiers, Preisträger, Finalisten - Mittelstandswettbewerb 2022 abgeschlossen
• Neuausschreibung 2023 - Jahresmotto: "Gemeinsam Zukunft sichern!"
• Nachhaltig sein kann jeder - Auch eine grüne Wirtschaft darf satte Gewinne machen
• Industrie 5.0 neu denken - Der Mittelstand braucht keinen erhobenen Zeigefinger

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76 Wirtschaft<br />

77<br />

auf Booking viel zu wenig Einfluss. Wir<br />

sind da nur eine Nummer und werden in<br />

ein Korsett gepresst“, so Suske.<br />

Bewertung für Gegenleistung<br />

Apropos negative Bewertungen: Die nutzen<br />

immer mehr Gäste als Drohung, um<br />

sich Rabatte zu erschleichen. Laut Suske<br />

werden immer mehr absurde Beschwerden<br />

im Hotel vorgetragen mit dem Ziel,<br />

einen Gutschein fürs nächste Mal zu bekommen<br />

oder etwas aufs Haus. „Manche<br />

preisen das bereits ein und passen sich<br />

dem Trend an. Oder aber sie drehen den<br />

Spieß gleich um: Gibst Du mir eine positive<br />

Bewertung, bekommst Du von mir<br />

eine Flasche Sekt oder 10,- Euro Nachlass“,<br />

weiß Suske aus Erfahrung. Er aber<br />

ist nicht bereit, sich erpressen zu lassen.<br />

Für ihn sind das Drohungen, denen er<br />

sich nicht beugen mag.<br />

Booking & Co. werden zu Internetprangern<br />

Booking.com, aber auch Reiseinformationsportale<br />

und Google seien inzwischen<br />

Internetpranger für Hoteliers, klagt der<br />

Stralsunder Unternehmer an, der sich<br />

vieles nicht bieten lässt. „Wir reagieren<br />

auf jede Bewertung und stellen die teils<br />

falschen Behauptungen richtig.“ Aber<br />

natürlich bliebe immer etwas hängen.<br />

Die Unverschämtheit, mit der manche<br />

Gäste inzwischen Fake News verbreiten,<br />

weil man im Hotel nicht über jedes<br />

Stöckchen springe und auch dem Gast<br />

mal Grenzen aufzeige, trieben Blüten.<br />

„Wir sind über die Maßen serviceorientiert,<br />

aber es gibt auch Grenzen. Wir<br />

erwarten von unseren Gästen, dass sie<br />

ebenso höflich und anständig uns gegenüber<br />

sind wie wir ihnen gegenüber.<br />

Wir sind ein Familienunternehmen und<br />

dementsprechend offen und unkompliziert.“<br />

Corona hat die Entwicklung angetrieben<br />

Die Corona-Zeit habe das alles noch verschärft.<br />

In dieser Zeit sei die Marktmacht<br />

der großen Portale weiter gestiegen<br />

und die Hotels hätten sich in Sachen<br />

Preisnachlässen und Angeboten gegenseitig<br />

kannibalisiert. „In vielen Häusern<br />

wird längst nicht mehr wirtschaftlich<br />

gearbeitet, sondern mit Investorengeld<br />

subventioniert“, erklärt Suske. Er könne<br />

und wolle da als Eigentümer nicht<br />

mitmachen. „Dinge haben nun einmal<br />

ihren Preis und wollen entsprechend<br />

wertgeschätzt werden“, sagt er. Durch<br />

Booking & Co. würden viele Hotels in<br />

ihren Leistungen entwertet. Gleichzeitig<br />

würden Erwartungen geschürt, die dann<br />

zwangsläufig zu Frust auf beiden Seiten<br />

führen. Booking & Co. stünden nicht<br />

selten zwischen dem Gast und dem Hotelier.<br />

Der Hotelier bekomme aber die<br />

Prügel und habe dann die Arbeit, seinen<br />

guten Ruf zu verteidigen und Probleme<br />

zu lösen, die er gar nicht verursacht habe.<br />

Besser direkt miteinander reden<br />

Jeder Hotelier, so Suske, sei daran interessiert,<br />

dem Gast den maximal möglichen<br />

Service zu bieten, den er in seinem Haus<br />

und mit seinen Rahmenbedingungen<br />

erbringen kann. „Das allerbeste Ergebnis<br />

bekommt der Gast, wenn er direkt mit<br />

dem Hotel spricht – bei der Buchung, vor<br />

der Anreise und vor Ort. Was wir wissen,<br />

können wir abstellen und ändern. Was<br />

es zu klären gibt, klären wir gerne. Dafür<br />

braucht es kein externes ‚.Yeah‘ und keine<br />

Bewertungsportale, sondern nur ein<br />

offenes Gespräch“, ist Suske überzeugt.<br />

Davon allerdings sei man in der Branche<br />

derzeit weit entfernt. Rund 80 Prozent<br />

der Buchungen kommen inzwischen<br />

über die Portale an. Und fast genauso<br />

viele lassen sich von Bewertungen<br />

im Netz leiten. „Und so wird es zunehmend<br />

schwerer, neue Stammgäste zu<br />

gewinnen. Die Branche wird flüchtiger<br />

und volatiler, aber in Sachen Qualität<br />

und Offenheit nicht besser“, ist der Betreiber<br />

des Hotel Kontorhaus Stralsund<br />

überzeugt. Dass die Gäste sich fairer verhalten,<br />

bleibt Suskes Wunsch. Aber die<br />

Marktmacht der Portale verstärke gerade<br />

den gegenteiligen Trend. •<br />

Über die Autorin<br />

Irmgart Eichen lebt als freie Autorin vorwiegend<br />

in Berlin und skizziert Beobachtungen und<br />

Gespräche ihrer Reisen zwischen Ostsee und<br />

Süddeutschland.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 6 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 6 <strong>2022</strong><br />

Der Meinungskorridor<br />

wird enger<br />

Was Unternehmer noch sagen dürfen … und was nicht<br />

Wenn sich Unternehmer mit gesellschaftlich<br />

relevanten Aussagen in die Öffentlichkeit<br />

wagen, müssen sie mehr als<br />

andere mit Gegenwind rechnen. Unternehmerische<br />

Interessen sind wahlweise<br />

egoistisch motiviert („Der will<br />

ja nur verkaufen“) oder werden<br />

als Lobbyismus abgetan („Der<br />

macht das nur, um seine eigenen<br />

Interessen durchzusetzen“).<br />

Zudem wird<br />

das Bild des Unternehmers<br />

als Kapitalist, dem<br />

die Allgemeinheit mehr<br />

oder weniger egal ist,<br />

von nicht wenigen Politikern<br />

noch immer gerne<br />

gezeichnet. Manche<br />

haben diesen Gedanken<br />

in der Parteidoktrin<br />

verankert, andere<br />

nutzen diese besondere<br />

Form des Sozialneids nur punktuell, um<br />

© PIQSELS.COM | FNJCZ<br />

bestimmte Botschaften zu untermalen.<br />

„Der Unternehmer“ jedenfalls wird, bis<br />

auf wenige Ausnahmen, von politischen<br />

Akteuren eher diskreditierend instrumentalisiert,<br />

um ein kollektives Wir-Gefühl<br />

zu kreieren, das die viel zitierte<br />

breite Masse oder die vermeintlich<br />

hart arbeitende Mitte der Gesellschaft<br />

von denen abgrenzt, die<br />

über Kapital verfügen, das ausschließlich<br />

andere für sie erwirtschaften.<br />

Aktivismus versus Lobbyismus<br />

Demgegenüber stehen in<br />

der politischen Debatte engagierte<br />

Aktivisten. Diese<br />

Aktivisten kämpfen, so<br />

wird suggeriert, nicht für<br />

sich, sondern für eine gute<br />

Sache: für die Umwelt, für mehr<br />

soziale Gerechtigkeit, für eine friedliche<br />

Gesellschaft oder gegen rechts, gegen<br />

die Macht multinationaler Konzerne,<br />

gegen den Klimawandel. Dass sich dieser<br />

Aktivismus nicht selten der gleichen<br />

Mittel bedient wie der zu geißelnde Lobbyismus,<br />

wird geflissentlich übersehen.<br />

Greenpeace und Fridays for Future sind<br />

genauso organisierte Interessenvertreter<br />

wie Arbeitgeberverbände oder die Initiative<br />

Neue Soziale Marktwirtschaft. Wer<br />

sich von Brücken abseilt oder in den sogenannten<br />

sozialen Netzwerken rechte<br />

Umtriebe anprangert, ist Aktivist und damit<br />

positiver Teil einer gesellschaftlichen<br />

Partizipation. Wer sich um die Zukunft<br />

des Wirtschaftsstandortes sorgt, mehr<br />

Netto vom Brutto fordert und sich für<br />

wirtschaftliche Freiheit als Garant des<br />

Fortschritts engagiert, der ist Lobbyist. u<br />

© PIQSELS.COM | FLVDC<br />

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