GÖSTLING 1964 - Göstling an der Ybbs
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Denn dort, wo heute heiße Rhythmen dröhnen, st<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Stall<br />
für zwei Kühe, etliche Schweine und Hühner. Und eine gedeckte<br />
Kegelbahn gab’s auch noch entl<strong>an</strong>g des <strong>Göstling</strong>baches; <strong>1964</strong><br />
st<strong>an</strong>d die Kegelhütte noch.<br />
Das Wirtshaus selbst best<strong>an</strong>d aus <strong>der</strong> Gaststube (das war <strong>der</strong><br />
vor<strong>der</strong>e Teil des heutigen Gastzimmers), dem <strong>an</strong>schließenden<br />
Extrazimmer, Küche und Speis’. In <strong>der</strong> Speis st<strong>an</strong>den sogar<br />
noch die alten Laden vom Kramergeschäft. Dafür gab’s aber<br />
seit den frühen Sechzigern einen Plattenspieler im Lokal – eine<br />
viel bestaunte und beliebte mo<strong>der</strong>ne Attraktion.<br />
Natürlich beg<strong>an</strong>n sofort <strong>der</strong> Umbau zu einem mo<strong>der</strong>nen und<br />
gästefreundlichen Lokal. Mo<strong>der</strong>ne WC-Anlagen wurden gebaut<br />
und das Stockwerk in den folgenden Jahren mit Gästezimmern<br />
eingerichtet, sodass einem wirtschaftlichen Erfolg nichts mehr<br />
im Wege st<strong>an</strong>d. Und <strong>an</strong>stelle des Stalles kam schließlich 1970<br />
<strong>Göstling</strong>s erste, vorerst zwar nur mit einem Wurlitzer<br />
bestückte, trotzdem aber bald weithin bek<strong>an</strong>nte Disco, die<br />
nicht nur <strong>der</strong> vergnügungshungrigen Jugend viele schlaflose<br />
Nächte bereitete, son<strong>der</strong>n auch dem Wirt selber. 29)<br />
Und weil wir gerade bei den „Bauernwirtshäusern“<br />
sind, die, wie wir hier nochmals<br />
betonen wollen, nur deswegen so<br />
bezeichnet werden, weil die Einheimischen<br />
eben wenig Ansprüche stellten: Die „Katzen-<br />
F<strong>an</strong>ny“, die FANNY LETTNER, Konrad Lettners<br />
Tochter, übergab <strong>1964</strong> ihr Gasthaus in<br />
<strong>Göstling</strong> ihrer Nichte FRIEDA DEUFL. Womit<br />
wir bei einem weiteren legendären Wirtshaus<br />
<strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt sind: dem Gasthaus DEUFL (heute<br />
Harich). Um jetzt aber gleich eventuellen<br />
Missverständnisse entgegen zu wirken,<br />
möchten wir vermelden, dass die Brücke über<br />
den <strong>Göstling</strong>bach nicht nach dem Seitl Bier,<br />
das m<strong>an</strong> im <strong>an</strong>grenzenden Wirtshaus<br />
genießen k<strong>an</strong>n, „Seidl-Brücke“ gen<strong>an</strong>nt wird,<br />
son<strong>der</strong>n deshalb, weil eine Lettner-Tochter<br />
einstens den Gastwirt und Schustermeister<br />
Dominik SEIDL dortselbst geheiratet hatte.<br />
„Mein M<strong>an</strong>n, <strong>der</strong> Fr<strong>an</strong>z, war schrecklich<br />
bös’“, erzählt Frieda DEUFL, „als ich ihm von<br />
meiner Zusage <strong>an</strong> die F<strong>an</strong>ny-T<strong>an</strong>t’ erzählt<br />
hab’. Sie war ja gesundheitlich nicht gut<br />
bei’n<strong>an</strong><strong>der</strong> und wollte einfach den Betrieb<br />
nicht mehr weiter führen. Und weil sie<br />
meinem M<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n wirklich Leid get<strong>an</strong> hat,<br />
haben wir Waidhofen aufgegeben und sind<br />
nach <strong>Göstling</strong> gezogen.“<br />
Nun, das Wirtshaus sah ja nicht sehr<br />
verlockend aus – wie’s halt damals so üblich<br />
war. Zum winzigen Wirtshaus gehörten eine<br />
Holzhütte mit Garage und <strong>der</strong> Stall. Der war<br />
für die F<strong>an</strong>ny-T<strong>an</strong>t’ g<strong>an</strong>z, g<strong>an</strong>z wichtig. Sie<br />
liebte nämlich Tiere über alles, Geißen vor<br />
allem. 6 Exemplare st<strong>an</strong>den im „Goaßstall“,<br />
In <strong>der</strong> alten Gaststube<br />
Bei den Umbauarbeiten. U. a. von links: Anton<br />
Wachsenegger, Fr<strong>an</strong>z Deufl, Sepp Herb