GÖSTLING 1964 - Göstling an der Ybbs
GÖSTLING 1964 - Göstling an der Ybbs
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<strong>GÖSTLING</strong> <strong>1964</strong><br />
Das neue Jahr beginnt mit viel Sonnenschein und Frost; die Schüler<br />
<strong>der</strong> 1. Klasse in Lassing sitzen beson<strong>der</strong>s warm <strong>an</strong>gezogen in<br />
<strong>der</strong> Klasse – <strong>der</strong> Ofen ist kaputt. Erst am 13. Jänner „jubeln die<br />
Kleinen – <strong>der</strong> neue Klassenofen steht und gibt richtige Wärme.“<br />
Die Trockenheit bringt aber auch vorerst überall großen<br />
Wasserm<strong>an</strong>gel. Also auch damals schon.<br />
12.1.<strong>1964</strong>: Hubert PUMHÖSL wird zum neuen Kapellmeister <strong>der</strong><br />
Feuerwehrkapelle gewählt.<br />
16.1.1963: Wie<strong>der</strong>gründung des Bergrettungsdienstes. Dieser war<br />
bisl<strong>an</strong>g eine Zweigstelle des Bergrettungsdienstes Lunz am See<br />
gewesen. Der provisorische Leiter Rayonsinspektor<br />
HEIMBERGER hatte ins Bahnhofsrestaur<strong>an</strong>t Paula MANDL<br />
eingeladen. Im vollbesetzten Extrazimmer konnte er die<br />
Ehrengäste Pfarrer SCHAUER, Bürgermeister LÄNGAUER,<br />
Vizebürgermeister FAHRNBERGER und einige Gemein<strong>der</strong>äte,<br />
die Arbeitgeber <strong>der</strong> Bergrettungsmänner, die Einsatzgruppen<br />
Wildalpen und Lunz am See, den L<strong>an</strong>desleiter von NÖ. Ing.<br />
WAIDHOFNER sowie den letzten Obm<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Ortsstelle<br />
<strong>Göstling</strong>, Alfred SENONER, <strong>der</strong> bis 1940 die Bergrettungsstelle<br />
<strong>Göstling</strong> geleitet hatte, begrüßen. Er d<strong>an</strong>kte beson<strong>der</strong>s den<br />
jungen, nunmehr ausgebildeten Männern, beson<strong>der</strong>s Dr. H<strong>an</strong>s-<br />
Peter RÖTZER, <strong>der</strong>, wie er ausführte, unermüdlich tätig<br />
gewesen war und die junge Einsatzgruppe im theoretischen<br />
und praktischen Unterricht geschult hatte. Im Jahre 1950 hatte<br />
es noch fünf Gendarmeriebeamte am Posten <strong>Göstling</strong> gegeben,<br />
die gemeinsam mit den Lunzer Beamten und <strong>der</strong> alpinen<br />
Einsatzgruppe <strong>der</strong> Gendarmerie die Bergungen durchführten,<br />
doch nunmehr gebe es nur mehr zwei Beamte und das habe ihn<br />
bewogen, die <strong>Göstling</strong>er Bergrettungsstelle, die eigentlich seit<br />
1924 best<strong>an</strong>d, neu aufzubauen. Bürgermeister und<br />
L<strong>an</strong>dtagsabgeordneter sagten ihre Unterstützung zu, weil<br />
gerade jetzt <strong>der</strong> Fremdenverkehr in unserem Gebiet immer<br />
mehr zunehme und das Hochkar für den Fremdenverkehr<br />
erschlossen würde... Der Obm<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Bergrettungsdienststelle<br />
Lunz am See, Herr HEIGL, d<strong>an</strong>kte den <strong>Göstling</strong>ern für die<br />
bisherige Einsatzbereitschaft unter seiner Leitung und<br />
wünschte viel Erfolg in <strong>der</strong> Selbständigkeit. Mit einem<br />
gemeinsamen Lied und einem „Berg Heil!“ sowie D<strong>an</strong>kesworten<br />
des Obm<strong>an</strong>nes Leopold Heimberger schloss <strong>der</strong> offizielle Teil.<br />
Bergrettungsmänner <strong>der</strong> ersten Stunde waren Alfred HERB,<br />
Friedrich BERGER, Adolf EIBENBERGER und Friedrich<br />
LENGAUER, die ihre Ausbildung bereits seit 1963 in Lunz<br />
erhalten hatten.<br />
Die jungen Bergrettungsmänner hatten auch bald zwei<br />
Bergungen zu bewerkstelligen: Mit dem Akja brachten sie eine<br />
Kr<strong>an</strong>ke vom Schutzhaus und eine verunglückte Touristin vom<br />
Schottenschlag (50 Minuten dauerte es damals bis zum<br />
Eintreffen <strong>der</strong> Helfer) nach Lassing.<br />
Die Gemeinde sicherte 1000 Schilling für den Geräte<strong>an</strong>kauf zu<br />
und erklärte, auf Abgaben bei Ver<strong>an</strong>staltungen verzichten zu<br />
wollen.<br />
Am 8.1.<strong>1964</strong> stirbt <strong>der</strong><br />
Staatsvertrags- Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
Julius RAAB<br />
nach l<strong>an</strong>gen Leiden.<br />
Mit seinem Wirtschaftskonzept<br />
(Raab-<br />
Kamitz-Kurs) hatte er<br />
viel zur Entwicklung<br />
des Wohlfahrtsstaates<br />
beigetragen und galt<br />
neben Böhm auch als<br />
Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> österr.<br />
Sozialpartnerschaft.
Der g<strong>an</strong>zen Angelegenheit vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen war eine eher unerquickliche,<br />
heute schon legendäre Wirtshausgeschichte im<br />
Gasthaus <strong>der</strong> Paula M<strong>an</strong>dl, bei <strong>der</strong> buchstäblich „die Fetzen<br />
geflogen“ waren, wie das damals öfters üblich war. Insp.<br />
Heimberger nahm dies zum Anlass, mit „s<strong>an</strong>ftem“ Nachdruck<br />
die jungen Leute für die Bergrettung zu begeistern. Sagen wir<br />
so (heute dürfen wir das): Entsprechenden Enthusiasmus <strong>der</strong><br />
Männer vorausgesetzt, konnte auf eine Anzeige seitens <strong>der</strong><br />
Obrigkeit verzichtet werden. Eine herrliche österreichische<br />
Lösung.<br />
1.2.<strong>1964</strong>: Volks- und Hauptschule werden getrennt. Die<br />
Volksschule erhält eine neue Leiterin, nämlich Frau FRIEDA<br />
RENG. Frau Maria GATTERWE, die dienstälteste Lehrerin, hatte<br />
die Berufung aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Im Zuge<br />
dieser Betrauung sprach <strong>der</strong> Bezirksschulinspektor von dem<br />
großen Lehrerm<strong>an</strong>gel, <strong>der</strong> weitere Probleme in Aussicht stellte.<br />
Die 1. Klasse Hauptschule hat erstmals 2 Klassen: 20 Schüler<br />
besuchen den ersten Klassenzug, 31 den zweiten.<br />
Kaum eröffnet, ist die Schule schon zu klein. Der G<strong>an</strong>g im 1.<br />
Stock wird abgemauert und damit ein Konferenzzimmer<br />
geschaffen. Und im Keller werden die Gar<strong>der</strong>oben eingerichtet.<br />
16.2.<strong>1964</strong>: Bei den Bezirksmeisterschaften im Zimmergewehr-<br />
Schießen in St. Anton/J. sind 2 Goldene und 1 Silberne für<br />
<strong>Göstling</strong> zu vermelden. Bezirksmeister wurde Siegfried SPAN-<br />
RING vor Rudolf HINTERREITER. Auch in <strong>der</strong> M<strong>an</strong>nschaftswertung<br />
holte sich <strong>Göstling</strong> den Sieg mit Siegfried SPANRING,<br />
Rudolf HINTERREITER, Leopold BLAIMAUER und H<strong>an</strong>s<br />
PROSINI.<br />
Bei den Schützen wurde auch eine Verlegung <strong>der</strong> Schießstätte,<br />
die sich im Gewölbekeller des Gasthauses KLÖSCH bef<strong>an</strong>d, in<br />
die Kirchau <strong>an</strong>gedacht. Das Projekt zerschlug sich jedoch.<br />
20.2.<strong>1964</strong>: Ein bedeuten<strong>der</strong> Lassinger, <strong>der</strong> „Brunecker Vater“<br />
Rom<strong>an</strong> PAUMANN, wird beerdigt. Er war 56 Jahre l<strong>an</strong>g als<br />
Feuerwehrm<strong>an</strong>n tätig gewesen, davon 27 Jahre als Hauptm<strong>an</strong>n<br />
und seit 1959 als Ehrenhauptm<strong>an</strong>n. D<strong>an</strong>eben war er<br />
Mitbegrün<strong>der</strong> des Kameradschaftsbundes Lassing (1932),<br />
Vorst<strong>an</strong>dsmitglied <strong>der</strong> Servituts-Weidegenossenschaft und<br />
Obm<strong>an</strong>n des Pfarrkirchenrates.<br />
In dieser Funktion hat er<br />
beson<strong>der</strong>s viel geleistet, so z.B.<br />
die Kirchenrenovierung 1952,<br />
die Glockenweihe 1956 und die<br />
Errichtung <strong>der</strong> Friedhofsmauer.<br />
Bleiben wir in Lassing.<br />
Am 13.2. wird die neue Chorstiege<br />
mit dem Aufg<strong>an</strong>g im<br />
Inneren <strong>der</strong> Kirche aufgestellt<br />
und am 31.3. beginnen<br />
schließlich die Renovierungsarbeiten<br />
<strong>an</strong> Kirche und Pfarrhof.<br />
Kirchenrestaurierung<br />
Lassing
WINTERSPORT IN DER SCHULE LASSING<br />
Ja, damals mussten die Pisten noch getreten werden...<br />
16.2.<strong>1964</strong>: Der Bahnhofsvorst<strong>an</strong>d WAGENHOFER ver<strong>an</strong>staltet ein<br />
großes Eisstockschießen vor <strong>der</strong> Bahnhofsrestauration. 12<br />
Moarschaften nehmen dar<strong>an</strong> teil und die Moarschaft R. HÖDL<br />
aus Lassing gewinnt vor H<strong>an</strong>s SCHNEIDER und Hubert MANDL.<br />
7.3.<strong>1964</strong>: Ein g<strong>an</strong>z großes Schirennen führte <strong>der</strong> WSV durch: Die<br />
Wiener Mittelschulen (AHS) ermittelten in Steinbachschlag ihre<br />
Meister. Es war für Teilnehmer und Funktionäre ein unvergessliches<br />
Rennen – ein Großereignis. Mit 13 Autobussen waren<br />
die Wiener gekommen – ein enormes logistisches Problem für<br />
den Ver<strong>an</strong>stalter in diesem schmalen Tal. Das Gelände war mit<br />
vielen Fahnen geschmückt und sogar die Blasmusik begrüßte<br />
die 430 Teilnehmer. Die Rennen wurden auf 3 präparierten<br />
Pisten zur allergrößten Zufriedenheit durchgeführt und <strong>der</strong><br />
<strong>Göstling</strong>er Schiclub (WSV) zeigte somit damals schon sein<br />
Können in <strong>der</strong> Abwicklung von Großver<strong>an</strong>staltungen.<br />
30.3.<strong>1964</strong>: Pfarrer SCHAUER wird Geistlicher Rat und<br />
Ehrenbürger. Ein (gekürzter) Zeitungsartikel:<br />
<strong>Göstling</strong>.- Am Ostermontag feierte die Pfarrgemeinde<br />
ihren hochverehrten Pfarrherrn Geistlichen Rat Ignaz<br />
Schauer <strong>an</strong>lässlich seines silbernen Priesterjubiläums<br />
und seiner zehnjährigen Seelsorgertätigkeit in <strong>Göstling</strong>.<br />
Unter wehenden Fahnen und Böllerschüssen bewegte sich <strong>der</strong><br />
l<strong>an</strong>ge Festzug unter Vor<strong>an</strong>tritt <strong>der</strong> Musikkapelle vom Asyl zur<br />
Kirche: Musik, Schuljugend, Feuerwehr, Kameradschaftsbund,<br />
Jungschar und weiße Mädchen. Ihnen folgte <strong>der</strong> Jubilar mit<br />
<strong>der</strong> Geistlichkeit, dem Bezirkshauptm<strong>an</strong>n und <strong>der</strong> örtlichen<br />
Prominenz, <strong>an</strong>geführt von Bürgermeister LÄNGAUER. Am<br />
Portal <strong>der</strong> Kirche begrüßte ein Kind den Pfarrer mit einem<br />
Gedicht. Vor dem Altar erfolgte die Ehrung durch die<br />
Jungschar, die in einem Gedicht das Leben des Pfarrherrn<br />
vortrug, worauf das feierliche Hochamt folgte, bei dem Werner<br />
PUTZ die Orgel meisterte und <strong>der</strong> Kirchenchor unter <strong>der</strong><br />
Leitung von Oberschulrat APELDAUER eine ausgezeichnet<br />
einstudierte Messe zu Gehör brachte...<br />
Nach dem Gottesdienst nahmen die Festgäste auf <strong>der</strong> Estrade<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Kirche Platz, wo nach einem schönen Lied<br />
des Ges<strong>an</strong>gsvereines unter PERSCHLS Leitung Prälat Dr.
LANDLINGER unter lebhaftem Beifall die Ernennung des<br />
Jubilars zum geistlichen Rat bek<strong>an</strong>nt gab...<br />
D<strong>an</strong>ach erklärte Bürgermeister LÄNGAUER, dass <strong>der</strong> Jubilar<br />
vom Gemein<strong>der</strong>at einstimmig zum Ehrenbürger ern<strong>an</strong>nt<br />
worden war...<br />
Zwischen weiteren Festreden wurde von Adolf REITTER und<br />
Burgl BLAMAUER ein Dialog vorgetragen (verfasst von Frau<br />
Elisabeth KRAUS-KASSEGG), <strong>der</strong> in dem Wunsch auskl<strong>an</strong>g,<br />
Geistlicher Rat Pfarrer Schauer möge in <strong>Göstling</strong> bleiben.<br />
Wir wollen einige Strophen zitieren:<br />
BURGL: Mei liaba Adi, dass i dir sag,<br />
heut hab’n wir <strong>an</strong> großen Feiertag!<br />
ADI: Hast recht, das is a große G’schicht,<br />
wenn m<strong>an</strong> von unserem Pfarrer spricht!<br />
BURGL: Ja, Adi, fünfundzw<strong>an</strong>zig Jahr<br />
steht er jeden Tag vor dem Altar<br />
und tuat bitten für uns und loben<br />
den mächtigen Herrgott im Himmel oben.<br />
ADI: Und zehn Jahr is er in <strong>Göstling</strong> da,<br />
i sag’s enk, dass’ für uns koa besserer wa!<br />
BURGL: Halt ja, wir haben ihn alle gern<br />
als guaten und gscheiten Hochwürdigen Herrn!<br />
Uns Kin<strong>der</strong> halt er zum Beten <strong>an</strong><br />
und die Großen halt er a recht schön z’am.<br />
Seinds arm o<strong>der</strong> reich, es is ihm gleich,<br />
er führt sie alle ins Gottesreich.<br />
ADI: Er redt zum Frieden, wenn <strong>an</strong><strong>der</strong>e streiten,<br />
er is in guaten und schlimmen Zeiten<br />
alleweil bei uns und tuat uns hüten<br />
mit seiner großen und linden Güten.<br />
BURGL: ’S is so, für alles is er da!<br />
Und heut sind wir amal alle da<br />
und taten schön d<strong>an</strong>ken und taten schön bitten:<br />
Herr Pfarrer, bleib’n S’ bloß in unserer Mitten!“ ...<br />
...<br />
Festzug mit GR Ignaz Schauer<br />
und Prälat L<strong>an</strong>dlinger
Der Ges<strong>an</strong>gsverein trug ein Lied vor, worauf sich die Festgäste<br />
in den Pfarrhof begaben, während <strong>der</strong> Pfarrherr von seinen<br />
Pfarr<strong>an</strong>gehörigen noch viele Glückwünsche bekam.<br />
Die Gemeindevertretung gab d<strong>an</strong>n in <strong>der</strong> neuen Schule für den<br />
Jubilar und die Ehrengäste ein Festessen, das von den<br />
Schülerinnen <strong>der</strong> Kochschule unter Frau Arbeitslehrerin<br />
OFFENBERGER, unterstützt vom Schulwart-Ehepaar PUTZ,<br />
ausgezeichnet zubereitet und <strong>an</strong> <strong>der</strong> Tafel serviert wurde.<br />
Die Anschaffung <strong>der</strong> Glocken, das elektrische Geläute, die<br />
Inst<strong>an</strong>dsetzung und Renovierung des Gotteshauses, das<br />
allseits bewun<strong>der</strong>t wird, <strong>der</strong> Umbau des Pfarrhofes, die<br />
Errichtung des Pfarrheimes u. a. sind die äußeren Zeichen <strong>der</strong><br />
unermüdlichen Tätigkeit des Pfarrers. Aber noch mehr<br />
beachtliche Erfolge erzielte er auf dem Gebiete <strong>der</strong> Seelsorge,<br />
da Hw. Schauer es versteht, auch <strong>der</strong> Kirche abstehende<br />
Kreise <strong>an</strong>zusprechen und daher von allen Schichten <strong>der</strong><br />
Bevölkerung seiner Pfarre und <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen Marktgemeinde, zu<br />
<strong>der</strong> auch die Pfarre Lassing gehört, geliebt und geschätzt wird.<br />
Ein volles Gotteshaus bei je<strong>der</strong> Messe <strong>an</strong> Sonn- und Feiertagen<br />
gibt Zeugnis von seiner unermüdlichen fruchtbaren Tätigkeit<br />
als Seelsorger.<br />
Was gibt’s inzwischen Neues vom größten Projekt in <strong>Göstling</strong>, dem<br />
Bau <strong>der</strong> Hochkar-Alpenstraße? Wir informieren uns aus <strong>der</strong><br />
<strong>Ybbs</strong>talzeitung vom 14.4.<strong>1964</strong>:<br />
<strong>GÖSTLING</strong>. - Aus <strong>der</strong> Überzeugung heraus, dass für <strong>Göstling</strong><br />
die Hebung des Fremdenverkehrs von ausschlaggeben<strong>der</strong><br />
Bedeutung ist, wurde die Hochkar-Fremden-verkehrsgesellschaft<br />
gegründet. Ihr Ziel ist es, das Hochkar durch eine<br />
Straße, Lifte und ein Hotel so auszugestalten, dass es ein<br />
Anziehungspunkt für weite Kreise wird.<br />
Als am 28. Juli vorigen Jahres <strong>der</strong> feierliche Spatenstich durch<br />
LH-Stellvertreter HIRSCH erfolgte, gab es viele Skeptiker, die<br />
meinten, „aber wir erleben das nicht mehr, da hinauffahren zu<br />
können“. Als d<strong>an</strong>n aber sofort mit dem Bau begonnen wurde<br />
und sogar im Herbst schon <strong>der</strong> erste Kilometer befahrbar war,<br />
da verstummten sie. Als gar am 2. April <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft, Ing. Fr<strong>an</strong>z GEISCHLÄGER mit dem Puch-<br />
Haflinger die erste Fahrt zum Aibl machte, da rechneten sich<br />
schon viele aus, w<strong>an</strong>n sie die herrliche Fernsicht vom Gipfel in<br />
die Gesäuseberge und bis zum Dachsteinmassiv genießen<br />
werden können. Denn die Straße wird bis zum Schutzhaus<br />
führen, und von dort k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> noch mit dem Sessellift<br />
weiterfahren.<br />
In <strong>der</strong> Generalversammlung <strong>der</strong> Gesellschaft am 11. April<br />
wurden die Gesellschafter über den St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Arbeiten <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Alpenstraße und den Projekten bestens informiert. Beson<strong>der</strong>s<br />
interess<strong>an</strong>t war <strong>der</strong> Bericht des technischen Leiters Peter<br />
HEIGL, aus dem wir folgendes bringen: Bis zum<br />
Wintereinbruch waren schon 1,5 km befahrbar. In den<br />
Wintermonaten wurde die Rohstraße teils ein, teils zweispurig<br />
bis zum Gsengrücken, über den Gsenggraben und bis zum<br />
Klammgraben vorgetrieben. Im Gsenggraben wurde ein<br />
Durchlass mit einem Durchmesser von 2 m und 34 m Länge<br />
hergestellt. Im Klammgrabenbereich konnte die vorgesehene
Klammbrücke entfallen, da die Straße <strong>an</strong>gehoben und näher<br />
zum Berg gerückt wurde. In <strong>der</strong> gleichen Zeit wurde auch auf<br />
dem Aibl mit vollem Einsatz gesprengt und das Material<br />
verführt. Zu diesem Zweck tr<strong>an</strong>sportierte m<strong>an</strong> sogar 2 LKW<br />
über den alten Aufstiegsweg (über 30 % Steigung) unter<br />
Vorsp<strong>an</strong>n von Raupen aufs Aibl. Durch diesen verstärkten<br />
Einsatz konnte auch auf dem Aibl in Richtung Wassergraben<br />
gearbeitet werden, so dass weit früher als vorgesehen <strong>der</strong><br />
Durchstoß erfolgte und sich die beiden Arbeitsgruppen die<br />
Hände reichen konnten.<br />
Damit <strong>der</strong> Bau in einem Zug durchgeführt werden k<strong>an</strong>n,<br />
werden Überbrückungskredite aufgenommen.<br />
Das L<strong>an</strong>d NÖ hatte für den Straßenbau 1 Mill. Schilling (etwa<br />
72.600 Euro) zur Verfügung gestellt.<br />
Schon bei Beginn des Baues wurden auch die weiteren<br />
Maßnahmen gepl<strong>an</strong>t.<br />
3 Schlepplifte und 1 Sessellift sind bereits vermessen und<br />
gel<strong>an</strong>gen zur Aufstellung, sobald die Straße fertig gestellt ist.<br />
Bereits für den 27. April ist die Kommissionierung zum Bau<br />
<strong>der</strong> Hochsp<strong>an</strong>nungsleitung Lassing - Schutzhaus <strong>an</strong>beraumt,<br />
damit nach Eröffnung <strong>der</strong> Straße <strong>der</strong> Strom vorh<strong>an</strong>den ist, um<br />
Schlepp- und Sessellift in Bewegung zu setzen. Im Sommer<br />
wird <strong>der</strong> Sessellift, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Schutzhütte zum Gipfel führt,<br />
beson<strong>der</strong>s in Anspruch genommen werden, denn vom Hochkar<br />
aus bietet sich ein herrlicher Rundblick in die Gesäuseberge<br />
und bis zum Dachsteinmassiv.<br />
Karl Harucksteiner fotografiert die Fortschritte Kotleitner A. Jagersberger<br />
22.4.<strong>1964</strong>: August JAGERSBERGER, Bauer auf Kotleiten,<br />
feiert die Vollendung des 50. Lebensjahres.<br />
Er war für unsere Gemeinde eine bedeutende Persönlichkeit, so<br />
wollen wir uns sein Wirken gerne in Erinnerung rufen.<br />
Jagersberger stammte aus einer Bauernfamilie aus Hollenstein/<strong>Ybbs</strong>.<br />
Frühzeitig verlor er den Vater und die Mutter starb<br />
1928, als er kaum die Schule verlassen hatte. Er verblieb bis<br />
1935 im Elternhaus, trat d<strong>an</strong>n als Molkereiarbeiter in die<br />
Molkerei Waidhofen/<strong>Ybbs</strong> ein, besuchte 1939 die Schule im<br />
Grabnerhof bei Admont und rückte 1940 zur Marine (Kiel) ein.<br />
Er geriet in englische Gef<strong>an</strong>genschaft und wurde erst im März<br />
1946 in die Heimat entlassen. 1946 heiratete er Rom<strong>an</strong>a
FAHRNBERGER, übernahm den Hof „Kotleiten“ und trat bald<br />
ins öffentliche Leben. Schon 1947 wurde er zum Obm<strong>an</strong>n <strong>der</strong><br />
Servitutsweidegenossenschaft Lassingalpe gewählt und ein<br />
Jahr später zum Obm<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Seilwegegenossenschaft<br />
(Güterseilbahn) Hochkar. 1959 wurde er als Kammerrat in die<br />
Bezirks- Bauernkammer Gaming ents<strong>an</strong>dt und im selben Jahr<br />
zum Vorst<strong>an</strong>dsmitglied <strong>der</strong> Molkereigenossenschaft Waidhofen<br />
a. d. <strong>Ybbs</strong> bestellt, in den Pfarrkirchenrat <strong>der</strong> Pfarre Lassing<br />
berufen und in den Gemein<strong>der</strong>at von <strong>Göstling</strong> gewählt, worin<br />
er die Führung des Schulausschusses Lassing als Obm<strong>an</strong>n<br />
übernahm. 1959 wurde er Obm<strong>an</strong>nstellvertreter <strong>der</strong> Bezirks-<br />
Bauernkammer Gaming und Obm<strong>an</strong>n des Fortbildungsschulausschusses<br />
des Bezirkes Gaming und zum Vorsitzenden<br />
des Aufsichtsrates des Zuchtverb<strong>an</strong>des berufen. Nach<br />
Inkrafttreten des neuen Schulgesetzes wurde Jagersberger<br />
zum Obm<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Schulgemeinde Lassing gewählt. Auch die<br />
Feuerwehr Lassing übertrug ihm vor 5 Jahren die Funktion<br />
des Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten-Stellvertreters. Nachdem er schon als<br />
Obm<strong>an</strong>n-Stellvertreter des Ortsbauernrates gearbeitet hatte,<br />
wählte ihn im Jahre 1962 die Hauptversammlung <strong>der</strong> ÖVP<br />
zum Ortsparteiobm<strong>an</strong>n.<br />
Im Saale des Gasthauses Fahrnberger hatte sich eine Schar<br />
seiner Mitarbeiter und Freunde eingefunden und das<br />
Ges<strong>an</strong>gstrio Hinterberg - Hinterstein trug Alm- und<br />
Weidelie<strong>der</strong> vor und sorgte für gute Stimmung.<br />
28.4.<strong>1964</strong>: Um 0:30 Uhr br<strong>an</strong>nte die Selchhütte beim Hause<br />
Rudolf LECHNER vollständig nie<strong>der</strong>.<br />
Zum traditionellen Maischießen <strong>der</strong> Schützengilde Geischläger<br />
vom 1.-10. Mai waren 13 Vereine mit 55 Schützen <strong>an</strong>getreten.<br />
Zu den Siegern zählte auch Fallm<strong>an</strong>n Josef, <strong>Göstling</strong>. Rudolf<br />
Hinterreiter und Siegfried Sp<strong>an</strong>ring belegten die Plätze 3 u. 4.<br />
25.6.<strong>1964</strong>: Bischof Dr. Fr<strong>an</strong>z Zak spendet in Lassing die<br />
Firmung.<br />
Die Pfarrgemeinde Lassing hatte schon durch viele Monate für<br />
den Empf<strong>an</strong>g des Diözes<strong>an</strong>bischofs gerüstet und die<br />
Pfarrkirche renoviert und festlich geschmückt.<br />
Bereits am Vorabend traf um 19 Uhr das Auto mit dem Bischof<br />
am Ortseing<strong>an</strong>g bei <strong>der</strong> neuen Schule ein. Dort war sogar ein<br />
Triumphbogen mit einem Tr<strong>an</strong>sparent errichtet worden. Vom<br />
Bezirkshauptm<strong>an</strong>n bis zur örtlichen Prominenz war alles<br />
erschienen, und nach den Begrüßungsreden und Gedichten<br />
(Gabi HARUCKSTEINER, Elisabeth SCHREFEL, Christl<br />
KUPFER und Fr<strong>an</strong>z BUDER) wurde mit Musik (<strong>der</strong><br />
Feuerwehrkapelle <strong>Göstling</strong>) und Glockengeläut zur Kirche<br />
marschiert. Es war eine erhebende Feierstunde.<br />
Den Höhepunkt des Bischofsbesuches bildete <strong>der</strong> 25. Juni als<br />
Firmungstag. 69 Buben und Mädchen wurde das Sakrament<br />
<strong>der</strong> Firmung gespendet.<br />
Nach <strong>der</strong> Generalvisitation <strong>der</strong> Pfarre wurde eine Religionsprüfung<br />
in <strong>der</strong> Schule Lassing abgehalten, die, wie wir lesen<br />
können, sehr erfolgreich verlief.<br />
Lei<strong>der</strong> trübte Regenwetter die zwei festlichen Tage, die für<br />
Lassing damals ein bedeutendes Ereignis darstellten.
23.6.<strong>1964</strong>: ÖKR Ludwig FAHRNBERGER feiert den Sechziger<br />
Verfolgen wir auch hier wichtige Stationen im Leben dieses<br />
bedeutenden <strong>Göstling</strong>ers, eines M<strong>an</strong>nes, <strong>der</strong>, wie <strong>der</strong><br />
„Kotleitner“ August JAGERSBERGER bei <strong>der</strong> Feier in <strong>der</strong><br />
Bezirksbauernkammer Gaming betonte, „nicht nur als<br />
ehrlicher, fleißiger, uneigennütziger und bescheidener<br />
Gebirgsbauer bek<strong>an</strong>nt und beliebt ist, son<strong>der</strong>n als Vertreter des<br />
kleinen M<strong>an</strong>nes in den Kammern, im L<strong>an</strong>dtag und im politischen<br />
Leben überhaupt seinen M<strong>an</strong>n stellt.“<br />
Fahrnberger stammte aus <strong>der</strong> Kotleiten. Nach dem Besuch <strong>der</strong><br />
Gebirgsbauernschule in Gaming und des Volksbildungsheimes<br />
Hubertendorf arbeitete er in <strong>der</strong> elterlichen Wirtschaft. 1943<br />
musste er in den Krieg, kam nach Fr<strong>an</strong>kreich, geriet in<br />
englische Gef<strong>an</strong>genschaft und kehrte 1946 heim. 1947 wurde<br />
er zum Kammerrat, 1948 in den Gemeindeausschuss und<br />
1950 in die L<strong>an</strong>des-L<strong>an</strong>dwirtschaftskammer gewählt. Im<br />
selben Jahr wurde er Obm<strong>an</strong>n-Stellvertreter <strong>der</strong> Bauernkammer<br />
Gaming und Obm<strong>an</strong>n des Br<strong>an</strong>dschadenhilfsvereins<br />
für <strong>Göstling</strong> und Umgebung. Nach <strong>der</strong> ersten Gemein<strong>der</strong>atswahl<br />
nach 1945 bekleidete er schließlich den Posten eines<br />
Vizebürgermeisters von <strong>Göstling</strong>. 1955 wurde er Obm<strong>an</strong>n des<br />
nö. Alm- und Weidevereines, 1957 Kammerobm<strong>an</strong>n, und nach<br />
den Wahlen 1959 zog er als Abgeordneter in den nö. L<strong>an</strong>dtag<br />
ein. Im selben Jahr erhielt er den Berufstitel „Ökonomierat“. Er<br />
setzte sich unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em sehr für den Ausbau des Hochkars<br />
ein und erhielt von <strong>der</strong> Marktgemeinde 1965 den Ehrenring<br />
und später die Ehrenbürgerschaft verliehen.<br />
Sommer <strong>1964</strong>: Aber auch auf <strong>der</strong><br />
Straße nach Mendling geht<br />
allerh<strong>an</strong>d vor<strong>an</strong>. Der Rossgraben<br />
ist stark verbreitert, die<br />
große Steigung wurde durch<br />
Aufschütten beseitigt, die<br />
Felsen mit den „Zigeunerluckn“<br />
(vis-a-vis Nachbargauer-Forstner)<br />
wurden gesprengt, die<br />
„G<strong>an</strong>ser-Reith“ durch Felsensprengung<br />
und Verlegen <strong>der</strong><br />
Brücke entschärft.<br />
Brückenbau bei <strong>der</strong> „G<strong>an</strong>ser-Reith“<br />
Vom Thaler-Haus bis unterm Staudinger gibt es noch keine<br />
Verän<strong>der</strong>ung, weil die Naturschutz-Linde nicht weggeräumt<br />
werden darf und Herr Dr. Staudinger seinen Wildkeller<br />
(gegenüber <strong>der</strong> Brücke) nicht aufgeben möchte.<br />
Ein Stück unterhalb allerdings werden bergseitig bereits<br />
Stützmauern aufgeführt, und vom Mendlingbauer bis zur<br />
Grenze ist die neue Trasse schon befahrbar. 7)<br />
August <strong>1964</strong>: Der Tennisclub unter Leitung von Dr. Rötzer hatte<br />
bereits 1962 beim Bahnhofrestaur<strong>an</strong>t einen Tennisplatz<br />
errichtet. Im heurigen Frühjahr erwarb <strong>der</strong> Verein einen Pacht-<br />
L. Fahrnberger 1959
grund vom L<strong>an</strong>dwirt HINTERREITER (Groß-Steinbach) und<br />
ging dar<strong>an</strong>, einen zweiten Platz im Anschluss <strong>an</strong> den ersten<br />
zu bauen, weil so viele Mitglie<strong>der</strong> und auch Sommergäste<br />
spielen wollten. dass m<strong>an</strong> nicht mehr zurechtkam. Nun k<strong>an</strong>n<br />
<strong>der</strong> Spielbetrieb besser abgewickelt werden, was von <strong>der</strong><br />
sportbegeisterten Jugend und den Sommergästen mit<br />
Genugtuung aufgenommen wurde.<br />
Herbst <strong>1964</strong>: Pioniertrupps des Bundesheeres waren am Hochkar<br />
und führten in Form von Lehrgängen Sprengungen <strong>an</strong> Lift-<br />
und Abfahrtspisten durch und am<br />
15.10.<strong>1964</strong> tr<strong>an</strong>sportierte ein Bundesheerhubschrauber einen<br />
Traktor auf das Hochkar.<br />
Viele Neugierige lockte ein seltenes Ereignis die Leute nach<br />
Lassing – es gab zwei Hubschrauber (Augusta Bell) zu<br />
bestaunen. Die Zeitungen berichteten eingehend mit vielen<br />
Fotos. Wir zitieren in Ausschnitten.<br />
Da <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Hochkar-Alpenstraße <strong>der</strong>zeit nur eine Länge<br />
von 4,5 km erreicht hat, die Holzschlägerungen für die Trasse<br />
bereits auch im oberen Drittel durchgeführt sind und noch<br />
kein Traktor hinauffahren k<strong>an</strong>n, wurde durch den<br />
Bezirkshauptm<strong>an</strong>n Dr. Buxbaum das Bundesheer gebeten,<br />
mittels Hubschrauber den Tr<strong>an</strong>sport auf das Hochkar<br />
durchzuführen, damit das geschlägerte Holz aufgeseilt und zur<br />
Abfuhr gelagert werden k<strong>an</strong>n...<br />
Eine große Menschenmenge und die Schulkin<strong>der</strong> erwarteten<br />
den Luftgig<strong>an</strong>ten, und als auf <strong>der</strong> Wiese vor dem Rathaus<br />
Oberst Hauk vom Fliegerhorst L<strong>an</strong>genlebarn l<strong>an</strong>dete, wurden<br />
er und seine Soldaten stürmisch begrüßt. Sogar <strong>der</strong><br />
Bezirkshauptm<strong>an</strong>n war zur Begrüßung erschienen und Ing.<br />
Fr<strong>an</strong>z GEISCHLÄGER d<strong>an</strong>kte für den Einsatz im Interesse <strong>der</strong><br />
Allgemeinheit.<br />
Nach dieser kurzen Zwischenl<strong>an</strong>dung erfolgte <strong>der</strong> Weiterflug<br />
nach Lassing. Der zweite Hubschrauber war durch Funk<br />
bereits zum Einsatzort dirigiert worden. Der in seine<br />
Best<strong>an</strong>dteile zerlegte Traktor, ein Massey Ferguson des Helmut<br />
FAHRNBERGER, wurde in 8 Flügen auf das Hochkar geflogen<br />
und auf dem schneebedeckten Feld vor dem Schutzhaus<br />
wie<strong>der</strong> zusammengebaut... An<strong>der</strong>thalb Stunden hatte die<br />
Aktion gedauert.<br />
Vor allem für die Kin<strong>der</strong><br />
gab es viel zu bestaunen.
25.10.<strong>1964</strong>: L<strong>an</strong>dtagswahl in Nie<strong>der</strong>österreich<br />
<strong>GÖSTLING</strong><br />
(LASSING)<br />
Stimmen NÖ M<strong>an</strong>date<br />
ÖVP 616 (76) 440.841 31 (31)<br />
SPÖ 501 (73) 365.191 25 (25)<br />
FPÖ 18 (1) 25.538 0<br />
KLS x)<br />
1 (0) 10.786 0<br />
x) Kommunisten und Linkssozialisten<br />
28.10.<strong>1964</strong>: Der Tunnel „In <strong>der</strong> Not“ wird nun endlich<br />
Wirklichkeit<br />
An diesem Tag f<strong>an</strong>den die wasserrechtlichen und baupolizeilichen<br />
Verh<strong>an</strong>dlungen statt. Den mühseligen Weg fasst<br />
ein Zeitungsartikel recht gut zusammen:<br />
Die ÖVP geht mit dem<br />
äußerst populären LEO-<br />
POLD FIGL in den<br />
Wahlkampf. Figl startet<br />
noch die Kommunalreform<br />
(Gemeindezusammenlegungen)<br />
und die Pflichtschulreform.<br />
NÖ war damals<br />
noch das L<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Zwerggemeinden<br />
und –schulen.<br />
Es ist ein Abschiednehmen.<br />
Figl stirbt 1965.<br />
Schon viele Jahre liefen Verh<strong>an</strong>dlungen über den<br />
Ausbau <strong>der</strong> Steinbachklamm. Da <strong>der</strong> Tunnelbau<br />
durch die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> damaligen<br />
Sacherständigen, die Tunnelstrecke auszumauern,<br />
zu hohe Kosten verursacht hätte, hatte<br />
die Bauabteilung <strong>der</strong> Bundesforste ein neues<br />
Projekt zur Errichtung einer Stützmauer in <strong>der</strong><br />
Steinbachklamm eingebracht. Anstelle <strong>der</strong><br />
bestehenden großen Notbrücke wäre eine<br />
Ansprengung <strong>der</strong> Felsen notwendig geworden.<br />
Allerdings hätte d<strong>an</strong>n das einmalige<br />
Naturdenkmal „In <strong>der</strong> Not“ kaum erhalten werden<br />
können.<br />
Die Gemeinde hatte alle nur denkbaren Wege und<br />
Möglichkeiten ausgeschöpft, um Beihilfen für<br />
dieses Bauvorhaben zu erl<strong>an</strong>gen. An das<br />
Bundesministerium für L<strong>an</strong>desverteidigung trat<br />
m<strong>an</strong> wegen <strong>der</strong> Sprengarbeiten und des<br />
Ausbrechens des Tunnels her<strong>an</strong>, <strong>an</strong> das<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaftsministerium wegen <strong>der</strong> Übernahme<br />
<strong>der</strong> Kosten für eine Lawinenverbauung<br />
und um Bauhilfe.<br />
Alle Mühe, von den Bundesdienststellen eine<br />
Beihilfe zu erhalten, war vergebens gewesen. Nun<br />
war es dem Abgeordneten FAHRNBERGER<br />
gelungen, mit Hilfe <strong>der</strong> Straßenbauabteilung des<br />
L<strong>an</strong>des NÖ das Tunnelprojekt zu verwirklichen.<br />
Nachdem auch die Naturschutzbehörde ihre<br />
Zustimmung erteilt hatte, st<strong>an</strong>d dem Baubeginn<br />
nichts mehr im Wege, zumal <strong>der</strong> Bauzug <strong>der</strong><br />
Bundesforste diese Arbeiten durchführt und die<br />
Beitragsleistung des L<strong>an</strong>des NÖ zugesichert<br />
wurde. Tatsächlich hat die Bauabteilung <strong>der</strong><br />
Generaldirektion den Baubeginn bereits mit Mitte<br />
November festgesetzt. Steinbachklamm in den Sechzigern
1.11.<strong>1964</strong>: Mit diesem Datum wird Karl HARUCKSTEINER mit <strong>der</strong><br />
Leitung <strong>der</strong> Volksschule Lassing betraut. Als ersten Erfolg<br />
k<strong>an</strong>n er die Errichtung eines Zaunes um Schule und Turnplatz<br />
und die längst erhoffte Adaptierung des Knaben-WC verbuchen.<br />
22.11.<strong>1964</strong>: Forstmeister REITTER wird vom Kameradschaftsbund<br />
offiziell verabschiedet. Er war schon im September durch Dipl.<br />
Ing. Friedrich KNECHTEL in <strong>der</strong> Forstverwaltung <strong>Göstling</strong><br />
abgelöst und nach Reichraming versetzt worden. Er hatte sich<br />
im Ort sehr verdient gemacht und ging auch schweren<br />
Herzens 32) . Zum Nachfolger als Obm<strong>an</strong>n des<br />
Kameradschaftsbundes wurde Ing. Joh<strong>an</strong>n SAUPRIGL gewählt.<br />
Am 5.12.<strong>1964</strong> kommt – wie immer – <strong>der</strong> Nikolaus in die Lassinger<br />
Volksschule und belobigt und rügt die Kin<strong>der</strong>. Die kleinen<br />
Schwächen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> wurden in Verse gefasst; diese können<br />
wir Ihnen hier naturgemäß nicht bieten – die kleine Einleitung<br />
soll genügen<br />
Grüß euch Gott, ihr lieben Kin<strong>der</strong>,<br />
wie jedes Jahr komm ich auch heuer wie<strong>der</strong><br />
zu euch, Kin<strong>der</strong>, auf die Erde nie<strong>der</strong>.<br />
Ihr wisst, mein Weg, <strong>der</strong> ist gar weit<br />
und ich muss in <strong>der</strong> kurzen Zeit<br />
gar viele, viele Kin<strong>der</strong> besuchen –<br />
und dabei muss ich alles buchen,<br />
damit ich dem Christkind berichten k<strong>an</strong>n,<br />
was ihr das g<strong>an</strong>ze Jahr get<strong>an</strong>!<br />
Mein Himmelsbuch hab ich mit mir, wie ihr seht,<br />
in dem genau alles drinnen steht.<br />
Ich habe vieles aufgeschrieben<br />
von Guten und Bösen, von Faulen und Lieben.<br />
...<br />
Ein Beispiel gefällig?<br />
Der letzte <strong>der</strong> Buben in diesem Alter<br />
ist unser RUSPEKHOFER WALTER.<br />
Wären alle so brav im Lernen und Betragen,<br />
d<strong>an</strong>n bräuchte ich wirklich nicht viel zu sagen. Der Mendlingbauer Joh<strong>an</strong>n BUDER als Nikolaus<br />
Du machst mir seit l<strong>an</strong>gem große Freude<br />
und darum sage ich dir auch heute:<br />
Bleib immer so brav und fleißig,<br />
d<strong>an</strong>n bekommst von den „Sehr nett“-Zetterln bestimmt noch<br />
einmal dreißig.<br />
Bau des Umlaufliftes Schmiedlehen<br />
Auf dem Gelände des Schmiedlehner H<strong>an</strong>ges kommt durch die<br />
Hochkar-Fremdenverkehrsgesellschaft ein Umlauflift zur<br />
Aufstellung. Die Vorarbeiten und bereits im vollen G<strong>an</strong>ge;<br />
Betonfundamente für die Stützen, Maste für die Stromzufuhr<br />
sind errichtet und eine Lifthütte für das Bedienungspersonal,<br />
Kassenräume und Materialraum in Blockbauweise sind im<br />
Bau, denn Mitte November schon stellt die Fa. Doppelmayer<br />
aus Wolfurt (Vorarlberg) den Lift auf, <strong>der</strong> eine Schlepplänge<br />
von rund 200 m haben wird, einen Höhenunterschied von 50<br />
m aufweist und pro Stunde mit 21 Gehängen 790 Personen
eför<strong>der</strong>n k<strong>an</strong>n. Der Lift wird mit einer Flutlicht<strong>an</strong>lage<br />
ausgestattet.<br />
Die Gemeinde trug mit 150.000 Schilling (10.900 ) zum Bau<br />
bei, indem das Darlehen des Fremdenverkehrsamtes zur<br />
Verfügung gestellt und die Darlehensrückzahlung von 100.000<br />
S übernommen wurde.<br />
Der Betrieb des Liftes wurde am<br />
8. Dezember <strong>1964</strong> bei guter<br />
Schneelage aufgenommen, ebenso<br />
auch <strong>der</strong> Betrieb <strong>der</strong> Schischule<br />
Hochkar. Die Kurse in Schmiedlehen<br />
leitete im Namen von<br />
Gerhard SCHEIBLECHNER Rudi<br />
TEUFL, unterstützt von Fritz<br />
BERGER, Kurt HINTERREITER<br />
und Wilfried SCHNESSL.<br />
Rudi TEUFL und Alfred JAGERS-<br />
BERGER legten 1965 als Erste in<br />
<strong>Göstling</strong> die L<strong>an</strong>desschilehrerprüfung<br />
in Obertauern ab. 30)<br />
Am Sonntag, den 20. Dezember<br />
wurde auch erstmals die<br />
Flutlicht<strong>an</strong>lage eingeschaltet und<br />
steht nun ebenfalls in Betrieb.<br />
Und weil <strong>der</strong> Liftwart MAX<br />
STOCK das eine und <strong>an</strong><strong>der</strong>e Mal -<br />
je nach Bedarf, aber mit<br />
steigen<strong>der</strong> Tendenz – ein<br />
Stamperl Schnaps ausschenkte,<br />
wurde auch bald <strong>der</strong> Ruf laut, ein<br />
Buffet zu errichten...<br />
Hochbetrieb in den Sechzigern<br />
Nicht nur das. Es wurde <strong>an</strong>geregt, einen Steg über den <strong>Göstling</strong>bach<br />
bauen zu lassen zwischen dem Schmiedlehen-Lift und<br />
dem Gasthaus GUSEL, damit die zahlreichen Gäste auch<br />
entsprechend bewirtet werden könnten. Auch das sollte<br />
schließlich verwirklicht werden.<br />
13.12.<strong>1964</strong>: Ein junges Leben war g<strong>an</strong>z plötzlich erloschen. Am<br />
Sonntag, wurde <strong>der</strong> Jungbauer Konrad RESCH, Zettellehen-<br />
Königsberg 25, zu Grabe getragen. Er war am Freitagabend<br />
tödlich verunglückt, als er gemeinsam mit seinem Vater Josef<br />
Resch aus dem Wald von <strong>der</strong> Lacken Blockholz mit Traktor<br />
und Schlitten<strong>an</strong>hänger zu Tal brachte. Nach einem steilen<br />
Stück des Weges war die hölzerne Verbindungsst<strong>an</strong>ge vom<br />
Traktor zum Schlitten in Bruch geg<strong>an</strong>gen, sodass beide -<br />
Fahrer und Mitfahrer - vom Traktor geschleu<strong>der</strong>t wurden und<br />
mit schweren Verletzungen liegen blieben. Die Gattin Gertraud<br />
und Schwester Anna gingen nachschauen, wo denn die beiden<br />
sol<strong>an</strong>ge blieben und f<strong>an</strong>den sie 600 m vom Hause Zettellehen<br />
entfernt am Waldr<strong>an</strong>d liegend. Während <strong>der</strong> Altbauer Josef<br />
Resch stöhnend um Hilfe rief, rührte sich <strong>der</strong> junge Konrad<br />
Resch nicht mehr, denn <strong>der</strong> mit ca. 4 fm Holz beladene
Schlitten hatte mit <strong>der</strong> linken Kufe seinen Brustkorb eingedrückt.<br />
Der sofort herbei gerufene Dr. Rötzer konnte nur<br />
mehr den Tod feststellen. Der Vater wurde mit Serienbrüchen<br />
und inneren Verletzungen ins Kr<strong>an</strong>kenhaus gebracht.<br />
Was gab’s noch im Jahre <strong>1964</strong>?<br />
Das Problem des KINOS beschäftigt die Gemeindevertretung<br />
das g<strong>an</strong>ze Jahr hindurch. Jahre zuvor waren immer wie<strong>der</strong><br />
Klagen <strong>der</strong> Familie PFEILLER über m<strong>an</strong>gelnde Gewinne und zu<br />
hohe Lustbarkeitsabgaben eingeg<strong>an</strong>gen und jetzt wurde das<br />
Kino <strong>der</strong> Gemeinde <strong>an</strong>geboten, die es „nicht nur für die<br />
orts<strong>an</strong>sässige Bevölkerung, son<strong>der</strong>n vielmehr im Interesse des<br />
Fremdenverkehrs“ weiterführen wollte. 520.000 S war <strong>der</strong> erste<br />
Kaufpreis, den die Gemeinde auch bezahlen wollte – viel Geld<br />
damals und nur sehr schwer aufbringbar. Doch mit je<strong>der</strong><br />
Verh<strong>an</strong>dlungsrunde stiegen Bedingungen und For<strong>der</strong>ungen,<br />
und so wurde <strong>der</strong> <strong>an</strong> sich beschlossene Kinokauf von <strong>der</strong><br />
Gemeinde abgeblasen. 16)120<br />
Im Oktober 1966 wurde das Kino d<strong>an</strong>n von <strong>der</strong> Familie<br />
PFEILLER geschlossen.<br />
Und unsere Gastronomie nimmt einen Aufschwung: FRIEDRICH<br />
und RUDOLFA JAGERSBERGER werden Wirtsleute in <strong>der</strong> Letten,<br />
im neuen „Gasthaus zum Hammer“.<br />
Ein kleiner historischer Rückblick: Die „Kerschbaummühl’ hatte<br />
ursprünglich zum Bauernhaus Kerschbaum gehört und war Mühle,<br />
Kramerladen und zuletzt auch Wirtshaus gewesen. L<strong>an</strong>ge Zeit im<br />
Besitz <strong>der</strong> Familie LETTNER, war <strong>der</strong> Besitz nach dem Tod <strong>der</strong> Rosina<br />
LETTNER 1960 in den Besitz des Hauses NIEDERHAGEN gekommen.<br />
Rosinas Schwester ERNA, die vielen noch bek<strong>an</strong>nte ERNA-TANT’, hatte<br />
so l<strong>an</strong>ge das Wirtschaftsrecht besessen, bis einer <strong>der</strong> Söhne von<br />
Nie<strong>der</strong>hagen das Wirtshaus übernehmen würde. Gemeinsam mit<br />
seiner Frau RUDOLFA, die er <strong>1964</strong> geheiratet hatte, entschloss sich<br />
FRIEDRICH JAGERSBERGER nun, Gastwirt in <strong>der</strong> Lett’n zu werden.<br />
Wir müssen uns viele Gasthäuser <strong>der</strong> damaligen Zeit - also vor<br />
<strong>der</strong> Tourismuswelle, die durch den Bau <strong>der</strong> Hochkarlifte<br />
ausgelöst wurde – ein bisschen <strong>an</strong><strong>der</strong>s als heute vorstellen. Die<br />
Lett’n war schlichtwegs, wie Fritz Jagersberger sen. erzählt, ein<br />
„Bauernwirtshaus“ – für Bauern also und Holzknechte, nicht für<br />
Fremde. <strong>Göstling</strong>er Bürger kamen bloß ein-, zweimal zum<br />
Bratwürstlschmaus, und für diese Anlässe wurde das Lokal<br />
auch ordentlich herausgeputzt. Draußen f<strong>an</strong>den sich <strong>der</strong><br />
Brunnursch, <strong>der</strong> Herzerlabort und <strong>der</strong> Misthaufen.<br />
Verw<strong>an</strong>dlungen: 1915, Umbau
Denn dort, wo heute heiße Rhythmen dröhnen, st<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Stall<br />
für zwei Kühe, etliche Schweine und Hühner. Und eine gedeckte<br />
Kegelbahn gab’s auch noch entl<strong>an</strong>g des <strong>Göstling</strong>baches; <strong>1964</strong><br />
st<strong>an</strong>d die Kegelhütte noch.<br />
Das Wirtshaus selbst best<strong>an</strong>d aus <strong>der</strong> Gaststube (das war <strong>der</strong><br />
vor<strong>der</strong>e Teil des heutigen Gastzimmers), dem <strong>an</strong>schließenden<br />
Extrazimmer, Küche und Speis’. In <strong>der</strong> Speis st<strong>an</strong>den sogar<br />
noch die alten Laden vom Kramergeschäft. Dafür gab’s aber<br />
seit den frühen Sechzigern einen Plattenspieler im Lokal – eine<br />
viel bestaunte und beliebte mo<strong>der</strong>ne Attraktion.<br />
Natürlich beg<strong>an</strong>n sofort <strong>der</strong> Umbau zu einem mo<strong>der</strong>nen und<br />
gästefreundlichen Lokal. Mo<strong>der</strong>ne WC-Anlagen wurden gebaut<br />
und das Stockwerk in den folgenden Jahren mit Gästezimmern<br />
eingerichtet, sodass einem wirtschaftlichen Erfolg nichts mehr<br />
im Wege st<strong>an</strong>d. Und <strong>an</strong>stelle des Stalles kam schließlich 1970<br />
<strong>Göstling</strong>s erste, vorerst zwar nur mit einem Wurlitzer<br />
bestückte, trotzdem aber bald weithin bek<strong>an</strong>nte Disco, die<br />
nicht nur <strong>der</strong> vergnügungshungrigen Jugend viele schlaflose<br />
Nächte bereitete, son<strong>der</strong>n auch dem Wirt selber. 29)<br />
Und weil wir gerade bei den „Bauernwirtshäusern“<br />
sind, die, wie wir hier nochmals<br />
betonen wollen, nur deswegen so<br />
bezeichnet werden, weil die Einheimischen<br />
eben wenig Ansprüche stellten: Die „Katzen-<br />
F<strong>an</strong>ny“, die FANNY LETTNER, Konrad Lettners<br />
Tochter, übergab <strong>1964</strong> ihr Gasthaus in<br />
<strong>Göstling</strong> ihrer Nichte FRIEDA DEUFL. Womit<br />
wir bei einem weiteren legendären Wirtshaus<br />
<strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt sind: dem Gasthaus DEUFL (heute<br />
Harich). Um jetzt aber gleich eventuellen<br />
Missverständnisse entgegen zu wirken,<br />
möchten wir vermelden, dass die Brücke über<br />
den <strong>Göstling</strong>bach nicht nach dem Seitl Bier,<br />
das m<strong>an</strong> im <strong>an</strong>grenzenden Wirtshaus<br />
genießen k<strong>an</strong>n, „Seidl-Brücke“ gen<strong>an</strong>nt wird,<br />
son<strong>der</strong>n deshalb, weil eine Lettner-Tochter<br />
einstens den Gastwirt und Schustermeister<br />
Dominik SEIDL dortselbst geheiratet hatte.<br />
„Mein M<strong>an</strong>n, <strong>der</strong> Fr<strong>an</strong>z, war schrecklich<br />
bös’“, erzählt Frieda DEUFL, „als ich ihm von<br />
meiner Zusage <strong>an</strong> die F<strong>an</strong>ny-T<strong>an</strong>t’ erzählt<br />
hab’. Sie war ja gesundheitlich nicht gut<br />
bei’n<strong>an</strong><strong>der</strong> und wollte einfach den Betrieb<br />
nicht mehr weiter führen. Und weil sie<br />
meinem M<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n wirklich Leid get<strong>an</strong> hat,<br />
haben wir Waidhofen aufgegeben und sind<br />
nach <strong>Göstling</strong> gezogen.“<br />
Nun, das Wirtshaus sah ja nicht sehr<br />
verlockend aus – wie’s halt damals so üblich<br />
war. Zum winzigen Wirtshaus gehörten eine<br />
Holzhütte mit Garage und <strong>der</strong> Stall. Der war<br />
für die F<strong>an</strong>ny-T<strong>an</strong>t’ g<strong>an</strong>z, g<strong>an</strong>z wichtig. Sie<br />
liebte nämlich Tiere über alles, Geißen vor<br />
allem. 6 Exemplare st<strong>an</strong>den im „Goaßstall“,<br />
In <strong>der</strong> alten Gaststube<br />
Bei den Umbauarbeiten. U. a. von links: Anton<br />
Wachsenegger, Fr<strong>an</strong>z Deufl, Sepp Herb
und <strong>der</strong> Geruch, den sie verbreiteten, war<br />
gewöhnungsbedürftig. Aber das war m<strong>an</strong><br />
damals besser gewöhnt als heute. Ja, und<br />
ein Schwein gab’s auch noch. Und Katzen.<br />
10 bis 15 Stück krochen, lagen, streunten<br />
und schnurrten herum. Überall. Der jüngere<br />
Leser wird jetzt verstehen, wie die Namen<br />
„Katzen-F<strong>an</strong>ny“ o<strong>der</strong> „Wirtshaus zur Goaß“<br />
aufkamen.<br />
Es war (und ist doch noch) immer vor allem<br />
das Wirtshaus für die Leute aus Hochreit,<br />
wenn sie im Dorf zu tun hatten und haben.<br />
Jedenfalls, <strong>der</strong> Umbau wurde sofort in<br />
Angriff genommen, die Wirtsleute schliefen<br />
zum Teil noch im unfertigen Haus.<br />
Gästezimmer wurden eingerichtet und<br />
1965 wurde das neue Gasthaus d<strong>an</strong>n in<br />
Betrieb genommen. Lei<strong>der</strong> konnte die<br />
Wirtin vorerst noch nicht auskochen – beim<br />
Bau <strong>der</strong> Umfahrungsstraße wären viele<br />
Arbeiter zum Essen gekommen – aber <strong>der</strong><br />
„Goaß-Geruch“ stellte eine vorerst unüber-<br />
brückbare Hürde dar.<br />
1969/70 wurde d<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Stall abgetragen<br />
und das Gasthaus entsprechend vergrößert.<br />
Die Frau F<strong>an</strong>ny baute sich ein Haus<br />
und lebte darin glücklich mit ihren Geißen.<br />
Sie starb 1989. 31)<br />
Am 1. Juni eröffnete Hubert MANDL seine mo<strong>der</strong>ne Großt<strong>an</strong>kstelle<br />
und zeigte damit den Trend <strong>der</strong> neuen Zeit <strong>an</strong>. 28)<br />
Umbau Gasthaus Deufl <strong>1964</strong>/65<br />
Frau F<strong>an</strong>ny beim Futterholen für ihre „Goaßn“<br />
Auch im Beför<strong>der</strong>ungsgewerbe gibt’s einiges zu vermelden:<br />
Maria FLUCH legt die Konzession für das Gütertr<strong>an</strong>sportgewerbe<br />
zugunsten ihres Schwiegersohnes JOHANN WENTNER<br />
zurück.<br />
Die Taxikonzession erhalten, natürlich immer in Bezug auf den<br />
zu erwartenden Gästezustrom durch das Hochkar, Otmar<br />
VIELHABER in Stiegengraben und Reinhold MUSIL in Lassing. 16)<br />
Die Wasserleitung Weißenbach über Kohlenboden-Hochfeld<br />
Senoner, die gemeinsam mit den Besitzern Josef ENICKL und<br />
Rudolf HESS errichtet worden war, wurde fertig gestellt.<br />
Die Erschließung <strong>der</strong> Steinbachboden-Leitung wurde<br />
fortgesetzt und die Quelle schon weitgehend bis zum Felsen<br />
freigelegt, sodass 1965 mit <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong> Quellfassung<br />
begonnen werden k<strong>an</strong>n.<br />
Zusatzquellen: Harucksteiner/Staudinger: Lassinger Pfarrchronik (1) , Chronik <strong>der</strong> Volksschule (3) , Staudinger: <strong>Göstling</strong> a. d. <strong>Ybbs</strong><br />
(4) (7) (16), (27) , Schulchronik Lassing , Sitzungsprotokolle des Gemein<strong>der</strong>ates <strong>Göstling</strong>/<strong>Ybbs</strong> , Dr. H<strong>an</strong>s-Peter Rötzer , Hubert und<br />
Paula M<strong>an</strong>dl (28) , Friedrich Jagersberger (29) , Rudolf Teufl (30) , Elfriede Deufl (31) , Erlauftal-Bote (32)<br />
Text: Herm<strong>an</strong>n Strobl; Fotos: Sammlung Georg Perschl