KnapsackSPIEGEL 5/2022
Das Magazin des Chemieparks Knapsack
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„Die richtig heiße Phase<br />
hat noch nicht begonnen“<br />
Dr. Thomas Westerfeld erläutert im Gespräch<br />
mit KNAPSACKSPIEGEL die mitunter schwierigen<br />
Projektbedingungen im Zeichen der Corona-Pandemie<br />
HERR WESTERFELD, KÖNNEN SIE KURZ<br />
SKIZZIEREN, WIE LANGE SIE SCHON AN<br />
DIESEM PROJEKT ARBEITEN?<br />
Westerfeld: Gestartet haben wir das Projekt bereits 2018.<br />
Es ging da zunächst um das Bereitstellen aller Informationen,<br />
die notwendig sind, um die Anlage später zu bauen,<br />
vom möglichen Standort – marktstrategisch als auch<br />
umwelttechnisch – über die Verfügbarkeit von Rohstoffen<br />
bis hin zu Umweltaspekten (Handling von Abströmen, Abfällen,<br />
Abwasser) und einer belastbaren Kostenschätzung.<br />
Nach dieser Planungsphase hat das Unternehmen über die<br />
Investition entschieden.<br />
2019 FOLGTE DANN DIE PHASE DES BASIC<br />
ENGINEERINGS?<br />
Genau – in diesem Rahmen wurde die eigentliche Anlage<br />
detailliert geplant. Der Kernprozess ist eine komplette<br />
Kopie von Knapsack, von den Apparaten her komplett<br />
gleich. Und dann muss das Ganze natürlich am Standort<br />
eingebunden werden. Denn die Infrastruktur ist natürlich<br />
schon anders als in Knapsack, weil auch die örtlichen<br />
Gegebenheiten anders sind. Das gilt zum Beispiel für die<br />
Energieversorgung am Standort als auch für die Art und<br />
Weise, wie das Abwasser dort behandelt wird.<br />
2020 folgte coronabedingt mehr oder weniger ein<br />
Projektstopp für ein Jahr. Diese Zeit haben wir aber dazu<br />
genutzt, die Abwasseranlage am Standort zu pilotieren<br />
und zu testen, das Konzept der Abwasserbehandlung zu<br />
überprüfen und festzuzurren.<br />
Seit Anfang 2021 ist das Projekt dann scharf gestellt<br />
worden, um zunächst den Landkauf zu realisieren. Erst<br />
dann ging es ins normale Projektgeschäft, wenn man von<br />
Normalität sprechen kann – denn das Besondere an diesem<br />
Projekt ist, dass wir eigentlich seit Ende des Basic Engineerings<br />
noch nicht einmal in der Lage waren, nach China zu<br />
reisen.<br />
AUFGRUND VON CORONA?<br />
Ja, aufgrund von Corona war das alles völlig unmöglich. Da<br />
haben wir dankenswerterweise sehr viele Kollegen sowohl<br />
in China als auch hier vor Ort, die sich um diese Themen<br />
gekümmert haben. Mit vielen Telefonaten und sehr vielen<br />
Online-Besprechungen haben wir das letztlich gemanagt.<br />
Glücklicherweise haben wir inzwischen digitale Medien,<br />
mit denen Meetings einfach geplant und umgesetzt und<br />
auch Dokumente einfach geteilt werden können. Das wäre<br />
noch vor fünf oder zehn Jahren eine ganz andere Herausforderung<br />
gewesen.<br />
TROTZ EINER IM KERN BAUGLEICHEN<br />
PRODUKTIONS STRASSE GALT ES NUN AUCH<br />
BEI DER UMSETZUNG NOCH VIELE DETAILS<br />
ZU BEACHTEN.<br />
Ja, denn alles andere ist eben auf den Standort angepasst.<br />
Da musste die Anlage bis hin an die Schnittstellen angepasst<br />
werden. Hinzu kam, dass das, was wir hier an Infrastruktur<br />
in Knapsack haben, dort am Standort nicht in dem<br />
Maße vorhanden war, also auch neu aufgebaut werden<br />
musste – wie beispielsweise die Druckluft- und Kühlwasser-<br />
Versorgung. Diese Dinge, die wir in Knapsack aus der Rohrleitung<br />
erhalten, müssen wir in DayaBay selbst erzeugen.<br />
Energie, Strom mit Stickstoffdampf gibt es schon, aber<br />
eben nicht die Druckluft und nicht das Kühlwasser. Und<br />
auch kein VE-Wasser (Anm. d. Red.: Vollentsalztes Wasser).<br />
Hier musste man für entsprechende Ausrüstungen noch<br />
separat investieren.<br />
WIE IST JETZT DER STAND DER DINGE?<br />
IST MAN ALS „KNAPSACKER“ IN DER HEISSEN<br />
PROJEKTPHASE ZUKÜNFTIG MEHR IN CHINA<br />
ALS IN KNAPSACK?<br />
Die richtig heiße Phase hat noch nicht begonnen. Die<br />
Planung ist, was die Teams betrifft, unterschiedlich. Wir<br />
haben Kandidaten, die länger dorthin gehen, wahrscheinlich<br />
ab Anfang nächsten Jahres. Die Spezialisten aus der<br />
Anlage selber, die dort auch Leitungsfunktionen haben,<br />
werden immer wieder für zwei, drei Wochen nach DayaBay<br />
reisen, maximal zwei Monate am Stück. Das ist auch an<br />
den persönlichen Befindlichkeiten orientiert, was jeder für<br />
sich vereinbaren kann, auch mit seinem familiären Umfeld.<br />
Aber es wird kein Dauereinsatz.<br />
Es wäre sehr hilfreich für uns als Leitungsteam, schon<br />
jetzt mal vor Ort zu sein und das eine oder andere Gespräch<br />
persönlich zu führen. Stand jetzt sind wir aber noch ein<br />
stückweit abhängig von den Quarantäne-Bedingungen.<br />
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KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2022</strong>