Erfahrungen mit einem hochwertigen Inertialmeßsystem - MplusM

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26.12.2012 Aufrufe

Erfahrungen mit einem hochwertigen Inertialmeßsystem im ingenieurgeodätischen Einsatz 1 Einführung Thomas WUNDERLICH und Theresa NEUHIERL Anlässlich der Int. Geod. Woche Obergurgl 1981 hat Karl Rinner einen legendären Vortrag „Über geodätische Kreisel und Verfahren der Inertialnavigation“ gehalten (RINNER 1981), in welchem er zukunftsweisend die Anwendung dieser, damals mechanischen Sensoren, für die Trägheitsnavigation auseinandersetzte. Für unser Berufsfeld beschrieb er Szenarien der motorisierten Festpunktsbestimmung zur Landesvermessung geodätisch ungenügend erschlossener Gebiete, welche sich rasch bewahrheiteten. Die Entwicklungen der nächsten Jahrzehnte bis jetzt waren von der Perfektionierung der sogenannten Strapdown-Systeme auf Basis von Ringlaserkreiseln geprägt; ihre Brauchbarmachung für den geodätischen Einsatz ist untrennbar mit dem Pionier K.P. Schwarz in Kanada verbunden. Er zeigte auch erste Entwicklungen für die Nutzung in ingenieurgeodätischen Aufgabenstellungen. In der vorliegenden Arbeit sollen neue Versuche mit einem hochwertigen Inertialmeßsystem zur Bewältigung ingenieurgeodätischer Herausforderungen vorgestellt werden. Es handelt sich um Experimente auf einer langsam rotierenden Plattform und in tiefen Schächten, welche im Zuge der aktuellen Messarbeiten zu einer Dissertation an der TUM ausgeführt wurden. 2 Anwendungen ohne Stützung durch externe Sensoren In bestimmten Aufgabenbereichen des Vermessungswesens ist der Einsatz einer IMU (Inertial Measurement Unit) heute bereits Routine, so z.B. im Airborne Laser Scanning und bei Road/Railroad Inventory Vehicles. Dabei wird vor allem die Möglichkeit genutzt, die Raumlage (Attitude) des Objektes, mit dem die IMU fest verbunden ist (strap down) zu bestimmen und erst in zweiter Linie die momentane Position. Wegen des ungünstigen Driftverhaltens der beiden kartesischen Sensortripel zur Messung der Beschleunigungen und der Drehraten und der, das Rauschen verstärkenden, Integrationsprozesse nimmt die Qualität der Koordinaten schnell ab, wenn keine Stützung durch andere Systeme erfolgt. Dies kann im Flug durch kontinuierliche Aufdatierung mittels GPS-Positionen geschehen; der Trend geht dabei zu einer GPS/INS-Integration durch gemeinsame Verarbeitung mit hochstehenden Kalman-Filtern. Bei straßen- oder schienengebundenen Messfahrten kann die Trägheitsnavigation die wichtige Aufgabe der Positionsbestimmung über kürzere, abgeschattete Abschnitte übernehmen, auf welchen die Satellitennavigation ausfällt. Aufgrund der hohen Messfrequenz hochwertiger IMUs erfährt auch die Aufgabe der Interpolation zwischen GPS-Positionen eine befriedigende Lösung. Hingegen finden sich nur spärliche Versuche, IMUs auf sich allein gestellt (stand alone) für präzise Vermessungsaufgaben einzusetzen. Bekannt geworden sind die Szenarien der Festpunkteinschaltung in Kanada und verschiedene Ansätze der Pipelinevermessung. Wesentlich dabei ist die regelmäßige Vornahme eines ZUPT (Zero Velocity Update). Bei einem absichtlichen Anhalten der Bewegung kennt man

<strong>Erfahrungen</strong> <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> <strong>hochwertigen</strong> <strong>Inertialmeßsystem</strong><br />

im ingenieurgeodätischen Einsatz<br />

1 Einführung<br />

Thomas WUNDERLICH und Theresa NEUHIERL<br />

Anlässlich der Int. Geod. Woche Obergurgl 1981 hat Karl Rinner einen legendären Vortrag<br />

„Über geodätische Kreisel und Verfahren der Inertialnavigation“ gehalten (RINNER 1981),<br />

in welchem er zukunftsweisend die Anwendung dieser, damals mechanischen Sensoren, für<br />

die Trägheitsnavigation auseinandersetzte. Für unser Berufsfeld beschrieb er Szenarien der<br />

motorisierten Festpunktsbestimmung zur Landesvermessung geodätisch ungenügend erschlossener<br />

Gebiete, welche sich rasch bewahrheiteten. Die Entwicklungen der nächsten<br />

Jahrzehnte bis jetzt waren von der Perfektionierung der sogenannten Strapdown-Systeme<br />

auf Basis von Ringlaserkreiseln geprägt; ihre Brauchbarmachung für den geodätischen Einsatz<br />

ist untrennbar <strong>mit</strong> dem Pionier K.P. Schwarz in Kanada verbunden. Er zeigte auch<br />

erste Entwicklungen für die Nutzung in ingenieurgeodätischen Aufgabenstellungen. In der<br />

vorliegenden Arbeit sollen neue Versuche <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> <strong>hochwertigen</strong> <strong>Inertialmeßsystem</strong> zur<br />

Bewältigung ingenieurgeodätischer Herausforderungen vorgestellt werden. Es handelt sich<br />

um Experimente auf einer langsam rotierenden Plattform und in tiefen Schächten, welche<br />

im Zuge der aktuellen Messarbeiten zu einer Dissertation an der TUM ausgeführt wurden.<br />

2 Anwendungen ohne Stützung durch externe Sensoren<br />

In bestimmten Aufgabenbereichen des Vermessungswesens ist der Einsatz einer IMU<br />

(Inertial Measurement Unit) heute bereits Routine, so z.B. im Airborne Laser Scanning und<br />

bei Road/Railroad Inventory Vehicles. Dabei wird vor allem die Möglichkeit genutzt, die<br />

Raumlage (Attitude) des Objektes, <strong>mit</strong> dem die IMU fest verbunden ist (strap down) zu bestimmen<br />

und erst in zweiter Linie die momentane Position. Wegen des ungünstigen Driftverhaltens<br />

der beiden kartesischen Sensortripel zur Messung der Beschleunigungen und der<br />

Drehraten und der, das Rauschen verstärkenden, Integrationsprozesse nimmt die Qualität<br />

der Koordinaten schnell ab, wenn keine Stützung durch andere Systeme erfolgt. Dies kann<br />

im Flug durch kontinuierliche Aufdatierung <strong>mit</strong>tels GPS-Positionen geschehen; der Trend<br />

geht dabei zu einer GPS/INS-Integration durch gemeinsame Verarbeitung <strong>mit</strong> hochstehenden<br />

Kalman-Filtern. Bei straßen- oder schienengebundenen Messfahrten kann die Trägheitsnavigation<br />

die wichtige Aufgabe der Positionsbestimmung über kürzere, abgeschattete<br />

Abschnitte übernehmen, auf welchen die Satellitennavigation ausfällt. Aufgrund der hohen<br />

Messfrequenz hochwertiger IMUs erfährt auch die Aufgabe der Interpolation zwischen<br />

GPS-Positionen eine befriedigende Lösung. Hingegen finden sich nur spärliche Versuche,<br />

IMUs auf sich allein gestellt (stand alone) für präzise Vermessungsaufgaben einzusetzen.<br />

Bekannt geworden sind die Szenarien der Festpunkteinschaltung in Kanada und verschiedene<br />

Ansätze der Pipelinevermessung. Wesentlich dabei ist die regelmäßige Vornahme eines<br />

ZUPT (Zero Velocity Update). Bei <strong>einem</strong> absichtlichen Anhalten der Bewegung kennt man


2<br />

Th. Wunderlich und Th. Neuhierl<br />

nämlich die Sollwerte der Geschwindigkeitskomponenten (Null) und kann so akkumulierte<br />

Drifteinflüsse rücksetzen. Analog bietet sich ein weiterer Abgleich in Form eines CUPT<br />

(Co-ordinate Update) an, wenn die Koordinaten eines Haltepunktes bekannt sind.<br />

Wo nicht unbedingt die Position, sondern eher differentialgeometrische Parameter einer<br />

Trajektorie, wie Krümmung und Torsion, im Vordergrund stehen, können Modelle zu deren<br />

direkten Gewinnung gefunden werden (SCHWARZ et al. 1990, HEGER 1992). Eine weitere<br />

Neuerung bringt der Ansatz, in wohldefinierten Aufgabenstellungen (z.B. Biegelinienbestimmung<br />

eines Brückenbauwerks) geometrische und differentialgeometrische Informationen<br />

zur Formulierung von Bedingungsgleichungen zu nutzen, um so trotz fehlender Stützung<br />

durch externe Sensoren die Genauigkeit merklich zu erhöhen (FOPPE 2001). Ein anderer<br />

Weg wird aktuell am Lehrstuhl für Geodäsie der TU München eingeschlagen: die Eliminierung<br />

bestimmter systematischer Einflüsse durch klassische Messung in zwei Lagen bzw.<br />

im Hin- und Rückweg entlang einer Führung (NEUHIERL u. FOPPE 2004).<br />

3 Die IMU der TU München<br />

Seit November 2001 verfügt der Lehrstuhl für Geodäsie (GEO) gemeinsam <strong>mit</strong> dem Lehrstuhl<br />

für Astronomische und Physikalische Geodäsie (IAPG) der TUM über eine hochauflösende<br />

inertiale Messeinheit vom Typ iNAV-RQH der Firma iMAR. Die enthaltene Sensorik<br />

besteht aus drei Ringlaserkreiseln (Modell Honeywell GG1320) <strong>mit</strong> 1,13 Bogensekunden<br />

Auflösung und drei Servo-Beschleunigungsmessern (Modell Allied Signal<br />

QA2000-40) <strong>mit</strong> einer Angabe auf 0,2 µg. Alle Rohdaten können ausgegeben oder gespeichert<br />

werden und zwar <strong>mit</strong> einer Frequenz von derzeit 500 Hz (Festplatte) und bald 1500<br />

Hz (Flash Disk). Alle charakteristischen Leistungsdaten und der wichtige Prozeß des<br />

Alignments wurden am IAPG sorgsam experimentell überprüft (DOROBANTU u.<br />

GERLACH 2004) und bestätigt.<br />

Abb.1: Prinzipdarstellung einer IMU (FOPPE 2001)


Erfahrung <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> <strong>hochwertigen</strong> <strong>Inertialmeßsystem</strong> im ingenieurgeodätischen Einsatz 3<br />

Durch das Alignment, die Selbstausrichtung, wird bei Strapdown-IMUs der initiale Zusammenhang<br />

zwischen den Sensormesswerten im Gehäusesystem (Body) und im lokalen, nordorientierten<br />

Horizontsystem (NED) hergestellt, was etwa 10 Minuten dauert. Dabei wird<br />

die notwendige Rotationsmatrix aus Messungen in ausgezeichneter, nämlich horizontierter<br />

Lage der Einheit und bekannten Sollgrößen (Normalschwere, Winkelgeschwindigkeit der<br />

Erde) im NED-System berechnet. Diese kann noch <strong>mit</strong> Hilfe der Orthogonalitätsbedingungen<br />

verbessert werden. Trotzdem sind manche der bestimmten Parameter, so z.B. das Azimut<br />

der Meßeinheit wegen des ungünstigen Signal/Rauschverhältnisses der Basismessgrößen<br />

nicht optimal bestimmt (KNICKMEYER et al. 1988). Dies soll zukünftig durch<br />

Vorschalten eines adaptiven FIR-Filters (Finite Impulse Response) vermieden werden<br />

können (NOURELDIN et al. 2004).<br />

4 Experimente zu neuen ingenieurgeodätischen Anwendungen<br />

Aufgrund mehrerer fachlicher Kooperationen <strong>mit</strong> der Olympiapark München GmbH<br />

(WUNDERLICH et al. 2004) war es uns möglich, ausgedehnte Versuchsreihen <strong>mit</strong> der<br />

IMU in der Unterkonstruktion des Drehrestaurants und in <strong>einem</strong> Betriebsaufzug des Turms<br />

(Abb.2) auszuführen.<br />

Abb.2: Olympiaturm Abb.3: IMU an der Drehkonstruktion


4<br />

Th. Wunderlich und Th. Neuhierl<br />

• Rundlaufuntersuchung drehender Konstruktionen<br />

Parallel zu geodätischen und messtechnischen Beobachtungen zur Untersuchung der Rundlaufqualität<br />

des Drehrestaurants (45 min. Umdrehungszeit) wurde die IMU am drehenden<br />

Teil der Unterkonstruktion auf einer Spezialplatte fest montiert und <strong>mit</strong>verfahren (Abb.3).<br />

Das un<strong>mit</strong>telbare Ziel des Versuches war es, Erfahrung <strong>mit</strong> dem Verhalten der inertialen<br />

Einheit bei langsamer, geführter Bewegung zu bekommen. Nach dem groben und feinen<br />

Alignmentvorgang wurde die Konstruktion in Zeitschritten von 1 Minute weitergedreht und<br />

jeweils dazwischen zu <strong>einem</strong> ZUPT angehalten. Das Erreichen einer vollen Umdrehung<br />

wurde durch Beobachtung einer Marke <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> im feststehenden Turmteil platzierten<br />

Theodolit zur späteren Formulierung einer geometrischen Bedingung erfasst. Anschließend<br />

begann ein zweiter Drehzyklus <strong>mit</strong> um 180 Altgrad gewendeter IMU (2. Lage). Zur späteren<br />

Elimination allfälliger Störeinflüsse aufgrund windinduzierter Turmauslenkungen<br />

zeichnete ein zweiachsiger elektronischer Neigungsmesser vom Typ LEICA NIVEL 20 die<br />

Änderungen der Turmneigung <strong>mit</strong> hoher Datenrate und Genauigkeit auf. Temperaturbedingte<br />

Verbiegungen waren wegen der Beobachtungszeit spätnachts bis frühmorgens nicht<br />

zu erwarten.<br />

Prinzipiell ist die eingesetzte IMU durch künstliche Dither-Bewegungen der Laserkreisel<br />

(HONEYWELL 1973) geeignet, langsame Bewegungen <strong>mit</strong> kleinen Richtungsänderungen<br />

genau zu erfassen; allerdings lässt – was hier beabsichtigt ist – die lange Umdrehungszeit<br />

plus der Zeiten für die ZUPTs die Wirkung der Sensordriften, insbesondere des für die Bestimmung<br />

der Drehbewegung um die Turmachse verantwortlichen Ringlaserkreisels (Bias<br />

Repeatability 0,002º/hr) voll zur Geltung kommen. Die Abbildung 4 zeigt in überlagerter<br />

Darstellung die beiden Fahrten verschiedener IMU-Lage.<br />

Abb.4: Plot der beiden Fahrten (s. auch Farbtafel ##, S. ###).


Erfahrung <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> <strong>hochwertigen</strong> <strong>Inertialmeßsystem</strong> im ingenieurgeodätischen Einsatz 5<br />

Die Verbesserung der Abweichungen <strong>mit</strong> Hilfe der ZUPTs und der Differenz der Anfangs-<br />

und Endkoordinaten erbringt als erstes Maß die Differenz der Radien aus den ausgleichenden<br />

Kreisen der beiden Fahrten <strong>mit</strong> 13 Zentimetern. Dies lässt sich durch Verbesserungen<br />

in der Anfangsausrichtung und genaue Analyse der wirksamen Einflüsse von Sensorkoppelungen<br />

möglicherweise noch verbessern; eine direkte Bestimmung der Rundlaufqualität<br />

<strong>mit</strong> Millimetergenauigkeit, wie sie geodätisch und messtechnisch erreicht wurde, ist jedoch<br />

so nicht abzusehen. Das ist schade, denn die „konventionellen Arbeiten“ in enger, dunkler<br />

und gefährlicher Umgebung würde man jederzeit gerne auf die hier versuchte Art durch<br />

moderne Inertialtechnik ablösen. Sehr wohl kann man aber die Anordnung des Experiments<br />

dazu benutzen, das Driftverhalten der Kreisel zu studieren.<br />

• Richtungsübertragung durch tiefe Schächte<br />

Wesentlich aussichtsreicher für die Anwendung in der Praxis erweist sich ein zweites Experiment<br />

im Turm, welches die schnelle, geführte Bewegung der IMU in einer ausgezeichneten<br />

Richtung – jener des Lotes – nutzen möchte, um die hochgenaue Übertragung einer<br />

Richtung durch tiefe, enge Schächte zu bewerkstelligen. Dazu wurde die IMU im Betriebsaufzug<br />

des Olympiaturmes München zwischen den Koten 0 und 184 m mehrfach auf-<br />

und abgefahren und an den Endhalten eine Richtungsabnahme versucht. Um dem Fehlerhaushalt<br />

der IMU durch diesen Vorgang keine weiteren Anteile aufzubürden, wählten wir<br />

die Methode der Autokollimation. Auf die speziell angefertigte Montageplatte der IMU<br />

wurden ein Planspiegel und ein Autokollimationsprisma vom Typ LEICA GAP1 montiert<br />

(Abb.6). Zur Richtungsübertragung wurden dann die Winkel zwischen den beiden Zielen<br />

(in Autokollimation) und zwei Anschlusszielen (konventionell) beobachtet. In Kombination<br />

der Auswertung der inertialen Azimutänderungen <strong>mit</strong> den gemessenen Winkeln lässt sich<br />

eine Richtungsübertragung realisieren. Entscheidend ist dabei die möglichst schnelle, ununterbrochene<br />

Fahrt des Aufzugs zwischen den Endpunkten. Abbildung 5 zeigt das<br />

Geschwindigkeitsprofil mehrerer solcher Fahrten im Betriebsaufzug.<br />

Abb.5: Geschwindigkeitsprofil der Aufzugsfahrten (aus IMU-Messungen)


6<br />

Th. Wunderlich und Th. Neuhierl<br />

Mit zunehmender Routine und unter Verarbeitung der Auf- und Abfahrten konnten wir<br />

schließlich Richtungsübertragungen <strong>mit</strong> einer Standardabweichung von ± 3" durchführen.<br />

Abb.6: IMU <strong>mit</strong> Autokollimationsspiegel und –prisma (s. auch Farbtafel ##, S. ###).<br />

Tab.1: Richtungsänderungen [gon]<br />

Fahrt Auffahrt Abfahrt<br />

Abfahrt korrigiert<br />

durch Autokoll.<br />

Mittel<br />

Auf- und korr. Abfahrt<br />

1 0,0369 -0,0431 -0,0423 0,0396<br />

2 0,0365 -0,0413 -0,0406 0,0385<br />

3 0,0391 -0,0431 -0,0420 0,0405<br />

4 0,0400 -0,0409 -0,0399 0,0399<br />

5 0,0380 -0,0422 -0,0414 0,0397<br />

6 0,0378 -0,0400 -0,0412 0,0395<br />

Mittelwert 0,0380 -0,0418 -0,0412 0,0396<br />

σ (Einzelwert) 0,0013 0,0013 0,0009 0,0007<br />

σ (Mittelwert) 0,0005 0,0005 0,0004 0,0003<br />

5 Ausblick<br />

Alpenquerende, lange Tunnels müssen zur Erzielung einer akzeptablen Bauzeit unbedingt<br />

<strong>mit</strong> Zwischenangriffen vorgetrieben werden. Diese können häufig nur über tiefe Schächte<br />

(mehrere hundert Meter) aufgeschlossen werden. Die derzeit einzige Möglichkeit der untertägigen<br />

Festlegung der Anschlagsrichtungen besteht in Präzisionslotungen und anschließenden<br />

Präzisionsazimutmessungen <strong>mit</strong> Kreisel-Theodolitkombinationen. Der vom Lehrstuhl<br />

für Geodäsie der TU München vorbereitete Ansatz einer Richtungsübertragung <strong>mit</strong>


Erfahrung <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> <strong>hochwertigen</strong> <strong>Inertialmeßsystem</strong> im ingenieurgeodätischen Einsatz 7<br />

einer hochauflösenden inertialen Strapdown-Messeinheit erschließt die exklusive Alternative<br />

einer unabhängigen Kontrolle. Diese ist für den Bau ebenso wichtig wie willkommen.<br />

Der nächste große europäische Tunnel wartet auf den Anschlag: am Brenner<br />

(GRAFINGER und WESSIAK 1996)!<br />

6 Dank<br />

Die Grundlage aller Auswertungen bildete das professionelle Softwarepaket KINGSPAD<br />

des Department of Geomatics Engineering der University of Calgary, welches uns dankenswerterweise<br />

zur Nutzung für wissenschaftliche Aufgaben zur Verfügung gestellt wurde<br />

(SCHWARZ und EL-SHEIMY 2000). Gleichfalls danken wir der Olympiapark GmbH für<br />

die einzigartigen Testmöglichkeiten, die sie uns im Olympiaturm München gewährt hat,<br />

und Herrn emer. Univ.Prof. Dr.-Ing. Klaus Schnädelbach für seine wissenschaftliche und<br />

praktische Unterstützung der Experimente.<br />

7 Literatur<br />

Dorobantu, R. und C. Gerlach (2004): Investigation of a Navigation-Grade RLG SIMU type<br />

iNAV-RQH. Schriftenreihe IAPG / FESG, No. 16, TU München.<br />

Foppe, K. (2001): Kombination von inertialen und satellitengestützten Beobachtungsverfahren<br />

zur ingenieurgeodätischen Überwachung von Brückenbauwerken. Wiss. Arb.<br />

d. Fachr. Vermessungsw. d. Univ. Hannover, Nr. 242.<br />

Grafinger, H. und H. Wessiak (1996): Der Brenner Basistunnel – eine Übersicht über das<br />

Projekt und die besonderen Vermessungsaufgaben. Ingenieurvermessung 96 (Beiträge<br />

z. XII. Int. Kurs f. Ingenieurverm., 9.-14.9. 1996, Graz), Bd. 2, Dümmler Verlag Bonn.<br />

Heger, W. (1992): Untersuchungen zum Einsatz inertialer Vermessungssysteme in<br />

‘strapdown’-Technik bei der Schachtvermessung. Wiss. Arb. d. Fachr. Vermessungswesen<br />

d. Univ. Hannover, Nr. 179.<br />

Honeywell (1973): The Honeywell Laser Gyro. Government and Aeronautical Products<br />

Division, Minneapolis, Minnesota.<br />

Knickmeyer, E.H., K.P. Schwarz, P.J.G. Teunissen (1988): Strapdown – ein Trägheitsnavigationskonzept<br />

für Ingenieuranwendungen. Ingenieurvermessung 88 (Beiträge zum<br />

X. Int. Kurs f. Ingenieurverm., 12.-17.9. 1988, München), Band 1, Dümmler Verlag<br />

Bonn.<br />

Neuhierl, Th. und K. Foppe (2004): Anwendungen inertialer Meßsysteme in der Ingenieurgeodäsie.<br />

Schriftenreihe DVW, Bd. 24 „Kinematische Meßmethoden – Vermessung in<br />

Bewegung“ (Tagungsband zum DVW-Seminar 17./18.2.04, Stuttgart), Wißner Verlag,<br />

Augsburg.<br />

Noureldin, A., E. Shin, N. El-Sheimy (2004): Improving the Performance of Alignment<br />

Processes of Inertial Measurement Units Utilizing Adaptive Pre-Filtering Methodology.<br />

Zeitschrift für Vermessungswesen, 129. Jg., Heft 6, Wißner Verlag, Augsburg.<br />

Rinner, K. (1981): Über geodätische Kreisel und Verfahren der Inertialnavigation.<br />

Instituts<strong>mit</strong>teilungen d. Inst. f. Geodäsie d. Univ. Innsbruck Nr.4 (Tagungsband zur 3.<br />

Int. Geod. Woche, Obergurgl), Innsbruck.


8<br />

Th. Wunderlich und Th. Neuhierl<br />

Schwarz, K.P., E.H. Knickmeyer, H. Martell (1990): The Use of Strapdown Technology in<br />

Surveying. Allgemeine Vermessung-Nachrichten, 97. Jg., Heft 8-9, Verlag Wichmann,<br />

Schwarz, K.P. und N. El-Sheimy (2000): Letter of Agreement to License KINGSPAD<br />

Software (Univ. Technol. Int.). Dept. of Geomatics Engineering, Univ. of Calgary.<br />

Wunderlich, Th., W. Stempfhuber, P. Wasmeier (2004): Bestimmung der Geometrie der<br />

Führungsschiene des Drehrestaurants am Münchner Olympiaturm und kinematische<br />

Prüfung der Rundlaufqualität. Ingenieurvermessung 2004, ETH-Zürich.

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