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BETEILIGEN I PARTIZIPATION IN BIBLIOTHEKEN
gewollt und strategisch angelegt sein. Es ist eine nicht delegierbare
Führungsaufgabe, die langfristig, persönlich, parteiübergreifend
sein und inhaltlich konzipiert werden muss.
Es kommt auf die Botschaft an: Die kommunalpolitischen
AkteurInnen müssen für das Bibliothekswesen begeistert
werden. Sie sollten wissen, was die öffentlichen Bibliotheken
aktuell bewegt, welche Angebote heute und in Zukunft
üblich sind und welchen Beitrag die Bibliotheken in digitalen
Zeiten zur Förderung der Lese-, Informations- und Medienkompetenz
bei der Alltagsbewältigung in Beruf und Freizeit
leisten. Vorbei sind die „Wine and Dine“-Zeiten, als im stillen
Kämmerchen mit einem Parteifreund die Dinge geklärt
wurden.
Auch ist es nicht ausreichend, im kommunalpolitischen
Kommunikationsmanagement ausschließlich mit dem Bürgermeister
und den Stadt- und Gemeinderäten zu sprechen.
Je nach Kommune sind auch die Mitglieder der Verwaltung,
des Kulturausschusses, die Fraktionsvorsitzenden im
Gemeindeparlament oder auch Beiräte und weitere VertreterInnen
der lokalen Kulturelite in das strategische Netzwerk
einzubinden. Die Größe einer Kommune bestimmt den
Umfang des kommunalpolitischen Engagements. Je größer
die Stadt oder Gemeinde, umso aufwendiger ist die Vorgehensweise.
Letztlich sollen alle relevanten Mitglieder der
Kommunalpolitik zu KennerInnen und FürsprecherInnen für
die öffentlichen Bibliotheken werden.
Informieren – Involvieren – Aktivieren
Das Drei-Stufen-Modell zum erfolgreichen kommunalpolitischen
Kommunikationsmanagement will in der ersten Stufe
(Informieren) KommunalpolitikerInnen zu KennerInnen von
öffentlichen Bibliotheken machen, um in der zweiten Stufe
(Involvieren) als FürsprecherInnen tiefer in Bibliotheksfragen
einzutauchen. KommunalpolitikerInnen, die sich
persönlich mit dem Thema vertraut gemacht haben, sind
Literaturtipp
Rita Kamm-Schuberth: Mit öffentlichen Bibliotheken Themen in
der Stadtgesellschaft nachhaltig setzen. In: Frauke Schade, Ursula
Georgy (Hg.): Praxishandbuch Informationsmarketing. De Gruyter
Saur 2019, S. 500 ff. (mehr dazu auf Seite 68)
eventuell bereit, in der dritten Stufe (Aktivieren) zu aktiv
Handelnden für Bibliotheken im Kommunalparlament und
in der Öffentlichkeit zu werden.
Als Kommunikationsinstrumente für die erste Stufe eignen
sich das personalisierte Anschreiben an die Mitglieder
des Kommunalparlaments, um sie über Veranstaltungen,
neue Angebote, Kundenbewegungen, wissenschaftliche
Studien, Positionspapiere und Dokumentationen zu informieren.
Auch persönliche Einladungen zu Veranstaltungen
und Versand von Flyern und Links helfen der politischen
Zielgruppe, das Bild über die örtliche Bibliothek aktuell zu
halten. Für die zweite Stufe bieten sich regelmäßige und
persönliche Hintergrundgespräche, Teilnahme an Hearings,
Delegationsreisen und Expertenrunden, Podiumsdiskussionen
eventuell in Kooperation mit Verbänden des Bibliothekswesens
oder LiteratInnen an. KommunalpolitikerInnen, die
sich im Lauf der Zeit auf die Thematik eingelassen haben,
sind dann eventuell bereit, sich für die örtliche Bibliothek
aktiv zu engagieren und Mitglied eines Beiratsgremiums zu
werden, den Vorsitz eines Freundeskreises zu übernehmen,
öffentlich selbst BibliothekskundIn zu werden, NutzerInnen
durch die Bibliothek zu führen oder für Kinder oder andere
Zielgruppen aus ihren Lieblingsbüchern vorzulesen. Werden
diese Aktionen noch zusätzlich durch Marketing in Printund
Digitalmedien begleitet, kann aus dem Kommunikationsmanagement
zwischen öffentlichen Bibliotheken und
KommunalpolitikerInnen eine echte Win-win-Situation entstehen.
Nachahmstrategien funktionieren allerdings nicht.
Die Aktionen müssen vor Ort individuell geplant werden.
Rita Kamm-Schuberth ist Volkswirtin und leitet den Bereich
Marketing und Öffentlichkeitsarbeit am Bildungscampus der Stadt
Nürnberg. Der Bildungscampus ist das gemeinsame Dach von
Stadtbibliothek und Bildungszentrum.
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