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BETEILIGEN I PARTIZIPATION IN BIBLIOTHEKEN

Büchereiperspektiven 1/19

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Voraussetzungen. Beteiligungskultur ist

keine einmalige Angelegenheit, sondern

prägt die gesamte Arbeit der Bibliothek.

Die Aussage: „Wir haben jetzt keine

Zeit für Beteiligungsformate!“ bedeutet,

dass Beteiligung zwar als Instrument

verwendet wird, doch diese Haltung in

der Organisation nicht gelebt wird. Sich

auf Kommando „manchmal“ beteiligen

zu dürfen (müssen?), funktioniert weitgehend

nicht.

Wenn der Sinn von Beteiligungskultur

in der Bibliothek darin läge, dass wir uns

zu guten Bibliotheken entwickeln, dann

müssten wir die Frage stellen, was denn

gute öffentliche Bibliotheken ausmacht.

Für mich wären es sicherlich nicht solche,

bei denen das Erfüllen von Förderkriterien

im Mittelpunkt steht, sondern

es wären Bibliotheken, in denen sich

Menschen und ihre Bedürfnisse auf

vielfältige Art und Weise widerspiegeln.

Wenn wir Autonomie, die Entfaltung persönlicher

Möglichkeiten, Fähigkeiten

und Bedürfnisse nicht nur als erstrebenswert

ansehen, sondern als bedeutsam

für zukunftsorientiertes Lernen und

Zusammenleben in Vielfalt, öffnen wir

unsere Bibliotheken.

Beteiligungskultur steht den Bibliotheken

gut zu Gesicht: Wir Bibliotheken

haben keine Lehrpläne zu erfüllen und

keinem Bibliotheksgesetz Genüge zu

tun. Wir können den vorhandenen Rahmen

nutzen und gemeinsam mit den

Menschen rund um die Bibliothek einen

Ort schaffen, an dem ausprobiert werden

kann, wie sich Gerechtigkeit und

Gemeinwohl anfühlen. Doch: Alle tiefgreifenden

Veränderungen benötigen

Mut – und sie lassen sich nur mithilfe

anderer Menschen verwirklichen.

Ulrike Unterthurner ist Leiterin der Stadtbibliothek

Dornbirn.

Bibliotheksverbund

und Ehrenamt

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt sind im öffentlichen

Bibliothekswesen der Stadt Dornbirn eng miteinander verknüpft:

Neben der hauptamtlich geführten Stadtbibliothek stehen den BürgerInnen

sechs ehrenamtlich geführte Stadtteilbibliotheken zur Verfügung,

in denen über 70 Personen aktiv sind. In Dornbirn lebt das öffentliche

Bibliothekswesen zu einem guten Teil durch das Engagement von

Menschen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten bereit sind, Zeit und

Know-how für die Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.

Welchen Rahmen bieten wir, damit ehrenamtliches Engagement

möglich ist? Diese Frage begleitet uns seit dem Zusammenschluss

zum Dornbirner Bibliotheksverbund im Jahr 1995. Zu diesem Rahmen

gehören:

> gemeinsame Zielsetzungen in der Bibliotheksarbeit

> Kooperation anstelle von Konkurrenz

> partnerschaftliche Arbeitsweise

> Möglichkeit zum Einbringen persönlicher Stärken, Fähigkeiten und

Bedürfnisse

> definierte Freiräume

> kompetente und verlässliche AnsprechpartnerInnen in der Stadtbibliothek;

dazu gehört eine Koordinatorin für den Bibliotheksverbund

> angemessenes Budget und angemessene räumliche Rahmenbedingungen

> klare Vereinbarungen wie beispielsweise Qualitätsstandards beim

Katalogisieren

Bibliothekssysteme und auch unser Verbund sind dynamische

Systeme. Sie leben durch die handelnden Personen und sind nur

bedingt steuerbar. Der Neubau der Stadtbibliothek und die damit verbundenen

Veränderungen im Bibliotheksangebot der Stadt machen

notwendig, dass sich die Stadtbibliothek und die Verbundbibliotheken

mit der Frage beschäftigen, welche Auswirkungen diese neue Situation

auf die Arbeit der anderen Bibliotheken hat. Daher werden wir uns in

einem gemeinsamen Prozess mit Zukunftsfragen zum Bibliotheksverbund

beschäftigen. Was uns klar ist: Gute Bibliotheksarbeit erreichen

wir nur gemeinsam. Ausschlaggebend ist, dass die Beteiligten ihre

Stärken, ihr Wissen, ihre Leidenschaft in das gemeinsame Projekt

Bibliothek einbringen können. Im Mittelpunkt steht die Überzeugung,

dass unsere Bibliotheken in der Kultur- und Bildungslandschaft der

Stadt wichtige Begegnungs- und Lernorte sind.

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