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BETEILIGEN I PARTIZIPATION IN BIBLIOTHEKEN
Bedürfnisse wahrnehmen und ihnen dies auch zeigen. In
Zeiten, in denen Menschen auf verschiedensten Kanälen
sehr viel dafür tun, gesehen zu werden, wäre das eine
gute Gelegenheit, „Bürgernähe“ erlebbar zu
machen.
Das Bereitstellen von Informationen – und
Bibliotheken sehen sich als Ort der Information
– erhält in diesem Kontext verstärkt
Bedeutung. Daneben sind Berechenbarkeit
und Verlässlichkeit Qualitäten, die Zusammenarbeit
und Engagement fördern.
Eine Voraussetzung für Begegnung und Austausch
ist das Vorhandensein von geeigneten
Räumen. In verschiedenen Beteiligungsveranstaltungen
der Stadt Dornbirn wiesen BürgerInnen
auf die Notwendigkeit von öffentlichen Räumen für
unterschiedliche Aktivitäten hin. Daher haben wir dafür
gesorgt, dass in der neuen Bibliothek, die im Herbst dieses
Jahres eröffnet wird, multifunktionale Räume geschaffen
werden.
Beteiligung im Team
Wenn Menschen sich beteiligen und Neues ausprobieren,
benötigen sie Wohlwollen, Respekt und Ermutigung. Eine
gute Lernumgebung für Beteiligung und ein Ausgangspunkt
für die Sensibilisierung von Beteiligungsprozessen
existiert in der Bibliothek selbst, nämlich beim Arbeiten
im Team. Wie wollen wir Bürgerbeteiligungsformate
installieren, wenn innerhalb der Bibliothek Mitarbeiterbeteiligung
und kooperative Entscheidungsfindung nicht
gelebt werden? Welche Erfahrungen machen MitarbeiterInnen
in der Bibliothek, wenn sie Ideen einbringen oder
Feedback geben?
Gerade bei Konflikten oder in Zeiten des Umbruchs ist
es hilfreich zu überprüfen, ob der Rahmen für die gemeinsame
Arbeit dazu beiträgt, konstruktive Lösungen zu entwickeln.
Wie eine Bibliothek mit Misserfolgen und Fehlern
umgeht, ist nicht nur ein Erfolgskriterium für gute Bibliotheksarbeit,
sondern ebenso für geglückte Beteiligungsprojekte.
Als hilfreich hat sich für unser Team beim Einführen
von neuen Formaten die folgende Frage erwiesen: Wie
können wir wissen, dass etwas nicht funktioniert, wenn
wir es nicht ausprobieren? Damit verbunden sind die
Gewissheiten, dass dem Mut des Ausprobierens Anerkennung
gezollt wird, dass um Unterstützung gefragt werden
kann und dass das Ergebnis wertschätzend evaluiert wird.
Beteiligung im Angebot
Wie die Menschen vor Ort unsere und ihre Bibliothek mitgestalten,
zeigt sich in den Bibliotheksangeboten. Diese sind
so unterschiedlich wie die Interessen der Bevölkerung. So
findet ab Oktober 2019 einmal wöchentlich eine Lesung aus
Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“
statt. Bis zum Jahr 2023 wird dieses Buch nach etwa 150
Terminen vorgelesen sein. Die Idee und Initiative stammt
von einem Dornbirner Philosophen, der dieses Projekt in
und mit der Bibliothek auf ehrenamtlicher Basis umsetzen
wird. Damit soll die Bibliothek als Ort der Inspiration, Muse
und Konzentration erlebbar werden.
Der „Offene Kühlschrank“ ist ein Beispiel dafür, wie Initiativgruppen
die Stadtbibliothek dafür nutzen, im Sinne der
Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auf die Lebensmittelverschwendung
aufmerksam zu machen. Seit Oktober
2018 können BesucherInnen nicht nur Medien aus der
Bibliothek mitnehmen, sondern auch Lebensmittel.
Dass die Bibliothek als Ideenraum für Umweltaktivitäten
genutzt wird, zeigen Veranstaltungen mit Tipps zur nachhaltigen
Gartenbewirtschaftung oder bei der diesjährigen
Umweltwoche, etwa der Workshop zum Ansetzen einer
Wurmkiste.
Im Frühling 2019 startete das Partizipationsprojekt
„BI:JU – Sei (auch) du in der Bibliothek!“. Projektziel ist, jungen
Menschen im Alter von 13 bis 20 Jahren die Bibliothek
als Ort der Begegnung, der Freizeit, der Demokratie erlebbar
zu machen. Dabei werden die Angebote gemeinsam mit
den Jugendlichen, Kooperationspartnern wie Einrichtungen
der Jugendarbeit, Mädchenzentren und Schulen entwickelt.
Neben Mitbestimmung beim Einkaufen von Medien und
beim Veranstaltungsprogramm wird beispielsweise eine
Gamingzone eingerichtet, in Peergroups werden neue Formen
des Lernens erprobt.
Nach dem erfolgreichen Learning-Village-Projekt im
November 2016 in Dornbirn initiierte die Stadtbibliothek
mit Unterstützung des Büros für Zukunftsfragen und der
Stadtverwaltung die „Projektwerkstatt Dornbirn“. Ziel dieses
Beteiligungsangebotes ist die Begleitung gemeinwohlorientierter
Projekte. Zu Beginn der Aktivitäten war die
Projektwerkstatt in der Bibliothek verortet, nun zieht sie
durch die ganze Stadt.
Spielräume ausloten
Beteiligungskultur lässt sich nicht von einer Bibliothek
auf die andere übertragen – zu unterschiedlich sind die
Büchereiperspektiven 1/19
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