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BETEILIGEN I PARTIZIPATION IN BIBLIOTHEKEN
> Beteiligungsstufe „Ermächtigen“: In dieser weitestgehenden
Beteiligungsstufe liegt die endgültige Entscheidung bei den
BürgerInnen. Von ihnen getroffene Entscheidungen werden
durch die Bibliothek umgesetzt. Selbstverständlich setzen
hier zuvor klar kommunizierte rechtliche oder finanzielle
Rahmenbedingungen eine Grenze. Beispiele im Bibliotheksbereich
sind nur spärlich zu finden. Das Modell der „Patron-
Driven-Acquisition“ (der kundengesteuerten Erwerbung)
oder die Gestaltung von Angeboten und Dienstleistungen in
Makerspaces oder Repair-Cafés, die in weitgehend eigener
Verantwortung von BürgerInnen liegen, sind Beispiele, die
sich auf der Stufe „Ermächtigen“ ansiedeln lassen.
Zum Weiterlesen
Kerstin Arbter et al.: Handbuch Bürgerbeteiligung für Land und
Gemeinden. Hg.: Amt der Vorarlberger Landesregierung; Büro für
Zukunftsfragen. Wien/Bregenz 2010:
www.arbter.at/pdf/hb_buergerbeteiligung_vbg.pdf
Praxisbuch Partizipation. Gemeinsam die Stadt entwickeln
In: Werkstattbericht Nr. 127. Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung
18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung 2012:
www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/b008273.pdf
QUELLE: www.partizipation.at/fileadmin/media_data/Downloads/
Standards_OeB/praxisleitfaden_2011_72dpi_web.pdf
Erfolgsfaktoren und Voraussetzungen
Was ist zu beachten und bedenken, damit Beteiligungsprozesse
in Bibliotheken gelingen?
Zunächst muss man sich klar machen: Je intensiver die
Beteiligung ist, desto mehr Verantwortung, Entscheidungsspielräume
und Kompetenzen müssen aus der Bibliothek
heraus an die BürgerInnen gegeben werden. Das erfordert
Schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen
ein Umdenken und ein verändertes Selbstverständnis im
gesamten Bibliotheksteam, denn die Rolle der BibliotheksmitarbeiterInnen
als alleinige ExpertInnen in Sachen Bibliothek
verändert sich. BürgerInnen in Beteiligungsprozessen
müssen als „Parallel-ExpertInnen“ und „Co-ProduzentInnen“
akzeptiert und in dieser Rolle wertgeschätzt werden.
Zugleich entstehen für die BibliotheksmitarbeiterInnen neue
Aufgabenfelder, die neue Kompetenzen erfordern. Gefragt
sind nun zum Beispiel Wissen über Beteiligungsformate,
Erfahrungen mit Projektmanagement sowie Kommunikati-
ons- und Moderationskompetenz. Neben den erforderlichen
Fähigkeiten muss aber auch bedacht werden, dass Beteiligungsprozesse
einen erheblichen zusätzlichen Zeitaufwand
erfordern. Die Unterstützung durch den Träger und durch
Partner ist daher ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Überlegt werden muss außerdem, wie es gelingen kann,
dass sich eine breite Mischung der Bevölkerung in einen
Beteiligungsprozess einbringt und nicht
einzelne Interessengruppen dominieren,
andere hingegen gar nicht gehört werden.
Bibliotheken als öffentliche Orte sind ganz
besonders gefordert, Ideen zu entwickeln,
wie auch schwer erreichbare Gruppen
angesprochen und für eine Mitwirkung
gewonnen werden können. Das Bundeskanzleramt
Österreich hat die nebenstehenden
Bevölkerungsgruppen benannt,
die schwer zu erreichen sind.
Werden diese Erfolgsfaktoren in Beteiligungsprozessen
beachtet, dann besteht
die Chance, durch Bürgerbeteiligung die
Bibliothek in ganz neuer Weise zu verankern, hinzuzulernen
und Kunden- und Bürgerorientierung auf ein neues Niveau
zu heben.
Cornelia Vonhof ist Professorin am Studiengang Informationswissenschaften
und Prodekanin für Weiterbildung an der Hochschule der
Medien Stuttgart.
Büchereiperspektiven 1/19
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