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BETEILIGEN I PARTIZIPATION IN BIBLIOTHEKEN

dass Information die Grundlage für alle intensiveren Formen

der Beteiligung bildet. So sind Informationsformate wie

soziale Medien oder Veranstaltungen allein dadurch, dass

sie einen Dialog ermöglichen, zugleich ein Übergang von

Information zur nächsten Stufe, der Konsultation.

Die Stadtbücherei Tübingen hat diesen Übergang von

Information zu Konsultation mit einem Tag der offenen Tür

gestaltet. An verschiedenen Aktionsständen in den Räumen

der Bibliothek wurden aktuelle und künftig geplante

Dienstleistungen der Bibliothek vorgestellt. Die Bibliothek

wollte herausfinden, wie die BesucherInnen diese Dienstleistungen

einschätzen und wie wichtig sie ihnen sind. Dazu

wurden sie um ein Ranking gebeten. Deutlich wurde dabei

zum Beispiel, dass ein individuelles Ranking von Dienstleistungen

erst nach einer Informationsphase möglich wurde,

denn eine Reihe der bereits angebotenen Dienstleistungen

war den KundInnen der Bibliothek gar nicht bekannt.

> Beteiligungsstufe „Konsultieren“: Hier geht es darum, möglichst

vielfältige Anregungen und Vorschläge von den KundInnen

einzuholen, um ein Problem zu lösen oder um neue

Ideen zu finden. Die KundInnen schlüpfen hier in die Rolle

von BeraterInnen und ExpertInnen, die von der Bibliothek

konsultiert werden. Die Formate, in denen Konsultation

stattfinden kann, sind vielfältig: Zukunftskonferenzen, Beiräte,

Befragungen oder Fokusgruppen kommen infrage.

Bewährt haben sich aber auch spielerische Methoden: Die

Universitätsbibliothek Rostock hat mit Studierenden einen

Design-Workshop zur Gestaltung von Lernräumen durchgeführt.

Die Studierenden haben dabei mit einfachen handwerklichen

Mitteln (etwa Möbelschablonen aus Papier) in

kurzer Zeit sehr plastisch dargestellt, welche Anforderungen

an Lernsettings für sie wichtig sind. Die Stadtbüchereien in

Tübingen, Rottenburg und Ditzingen haben in Workshops

mit LEGO Serious Play® Ideen und Erwartungen ihrer KundInnen

zu geplanten Umgestaltungen in den Bibliotheken

und neuen Angeboten ermittelt.

> Beteiligungsstufe „Kooperieren“: Diese Beteiligungsstufe

ist anspruchsvoll, denn hier wird eine umfassende Partnerschaft

angestrebt, bei der Ratschläge und Empfehlungen

der BürgerInnen so weit als möglich berücksichtigt und

umgesetzt werden. Derzeit gibt es nur wenige Beispiele von

Bibliotheken, die bereits auf dieser weitgehenden Beteiligungsstufe

agieren. Es gehört Mut dazu und ein verändertes

Selbstverständnis der Verantwortlichen und der Mitarbeitenden

der Bibliothek. Die Kooperation mit BürgerInnen im

Verständnis dieser Beteiligungsstufe erfordert eine systematische

und konsequente Vorgehensweise: BürgerInnen

müssen in den gesamten Prozess von der Beschreibung

der Problemlage über die Entwicklung von Lösungen bis zur

Implementierung und Evaluation der Lösung eingebunden

werden.

Design Thinking ist eine Methode, bei der KundInnen

konsequent in den gesamten Planungsprozess einbezogen

werden. Prominentestes Beispiel für die Arbeit mit Design

Thinking ist Dokk1, die 2015 eröffnete Zentralbibliothek in

Aarhus. Der Ansatz von Design Thinking weist sechs Phasen

auf, die ein möglichst interdisziplinär besetztes internes

Projektteam durchläuft. Das Besondere und Ungewohnte ist

die Arbeit in kurzen Zyklen (Iterationen), in denen Lösungsideen

in Prototypen sichtbar und verstehbar gemacht werden.

Diese werden der Zielgruppe zum Feedback vorgelegt,

verworfen, neu entwickelt oder verbessert. Diese Iterationen

in engem Kontakt mit VertreterInnen der Zielgruppen

führen dazu, dass Produkte und Dienstleistungen entwickelt

werden, die tatsächlich die Probleme der Zielgruppe lösen.

BürgerInnen sind in einem solchen Prozess als IdeengeberInnen,

EntscheiderInnen und ExpertInnen

in eigener Sache intensiv eingebunden. Ohne

ihren Beitrag ist eine passgenaue Lösung nicht

zu erreichen. Dem Beispiel von Aarhus folgten

weitere Bibliotheken wie die Stadtbibliothek

Würzburg, die diese Methode zur Planung einer

neuen Stadtteilbibliothek eingesetzt hat (siehe

Beitrag auf Seite 20, Anm. der Red.).

FOTO: CORNELIA VONHOF

Mit Legosteinen Modelle entwickeln:

LEGO Serious Play® als Methode

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