Moosbrunn, Brunnlust - Naturschutzbund NÖ
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Pflegekonzept <strong>Brunnlust</strong> NATURSCHUTZBUND <strong>NÖ</strong><br />
kannt. Immer wieder wurde auf die drohende Gefahr des Erlöschens dieser Population hingewiesen,<br />
ohne dass grundlegende Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege des gesamten<br />
besiedelten und potenziell besiedelbaren Lebensraumes ergriffen wurden.<br />
An dieser Stelle wird nachdrücklich betont, dass das Naturdenkmal <strong>Brunnlust</strong> und seine nähere<br />
Umgebung für das Moor-Wiesenvögelchen so lange nicht (wieder) als Lebensraum<br />
dienen wird, so lange der Grundwasserspiegel im Gebiet nicht sehr deutlich und langfristig<br />
angehoben wird! Die zuständige Naturschutzbehörde muss aus rechtlicher Sicht (FFH-<br />
Richtlinie) die Qualität des Lebensraumes wieder herstellen (Zielzustand wie 1995!) und das<br />
Moor-Wiesenvögelchen, dessen Erhaltungszustand sich seit dem EU-Beitritt Österreichs<br />
(1995) erheblich verschlechtert hat, in der <strong>Brunnlust</strong> wieder ansiedeln! Dies ist kein „frommer<br />
Wunsch“ des Autors, sondern rechtlich gesehen unumgänglich!<br />
So lange dies nicht geschieht, sind alle anderen Faktoren – inklusive geplanter oder bereits<br />
durchgeführter Pflegemaßnahmen wie abschnittsweise Mahd im Spätherbst/Winter oder<br />
kleinflächiger Brand im Winterhalbjahr sowie die Entfernung aufkommender Gehölze im<br />
zentralen Niedermoorbereich – für das Moor-Wiesenvögelchen zwar grundsätzlich als positiv<br />
anzusehen, aber letztendlich doch nicht viel mehr als „Kosmetik“.<br />
Obwohl seit langem entsprechend geförderte Untersuchungen gefordert werden, sind die<br />
Eiablage- und Larvalhabitate von C. oedippus in <strong>Moosbrunn</strong> bis heute nicht bekannt. Detaillierte<br />
Pflegehinweise (insbesondere für das Herrngras) sind so nicht viel mehr als „Spekulation“.<br />
Keine einzige der bei Höttinger & Pennerstorfer (1999) empfohlene Maßnahme wurde<br />
bis heute umgesetzt!<br />
Untersuchungen an Populationen von C. oedippus in anderen europäischen Ländern haben<br />
gezeigt, dass der Vegetationsstruktur und dem Mikroklima der bevorzugten Eiablagehabitate<br />
höchstwahrscheinlich die Schlüsselrolle für das langfristige Überleben einer Population zukommt.<br />
Die Lebensräume müssen in Bodennähe sehr feucht sein, besonders im Herbst und<br />
im Frühjahr, wenn die Raupen aktiv sind. Wichtig ist auch eine kleinräumig heterogene, lückige<br />
und bultige Vegetation (mit hoher Insolation bis in Bodennähe), oftmals mit ausgeprägter<br />
und hoher Streuschicht, damit die Raupen durch Herumkriechen leicht ihre bevorzugte<br />
mikroklimatische „Nische“ erreichen können. Dieser Faktor ist insbesondere auch bei länger<br />
andauernden Überschwemmungen wichtig. Aus diesem Grund ist die regelmäßige, jährliche<br />
(Herbst-)Mahd von Wiesen für die Art in der Regel ungünstig! Besonders negativ wirkt sich<br />
ein früher Schnitttermin (vor Oktober) aus, da sich die Raupen noch nicht zur Überwinterung<br />
in bodennahe Bereiche zurückgezogen haben. Günstiger sind nach bisherigem Kenntnisstand<br />
3 bis 5-jährige Wiesenbrachen. Selbst jahrzehntelange Brachen können bei entsprechender<br />
Struktur einen wichtigen Lebensraum darstellen.<br />
Das Vorkommen der Raupennahrungspflanzen (die in <strong>Moosbrunn</strong> allerdings noch nicht bekannt<br />
sind!) ist kein Minimumfaktor für die Art.<br />
Ob in der <strong>Brunnlust</strong> durch gezielten Einstau einiger Gräben die problematische Situation des<br />
Wasserhaushaltes im Gebiet zumindest kurzfristig verbessert werden kann, ist fraglich. Dies<br />
kann keinesfalls eine notwendige Anhebung des Grundwasserspiegels ersetzen. Eine zu<br />
rasche und hohe Überflutung kann sich aus den oben genannten Gründen auch auf die Larvalentwicklung<br />
von C. oedippus negativ auswirken.<br />
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