Moosbrunn, Brunnlust - Naturschutzbund NÖ
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Pflegekonzept <strong>Brunnlust</strong> NATURSCHUTZBUND <strong>NÖ</strong><br />
beträgt die Stickstoffdeposition durchschnittlich bereits etwa 35 kg pro Hektar und Jahr<br />
(Dirnböck et al. 2007). Dieser menschlich verursachte Stickstoffeintrag bedingt auch Veränderungen<br />
in Lebensräumen, die sonst keinerlei Nutzung und Einfluss unterliegen (z.B. Bieringer<br />
& Sauberer 2001). In einem experimentellen zweijährigen Feldversuch wurde in<br />
Schweizer Niedermooren der Einfluss des anthropogen bedingten Stickstoffeintrages auf<br />
naturnahe Lebensräume untersucht (Pauli et al. 2002). Das Resultat: Durch die Zugabe von<br />
Stickstoff in einer Menge, die etwa einer zwei- bis dreijährigen Deposition entspricht, wurde<br />
die Biomasse der Pflanzengemeinschaft um 32% erhöht. Auch wenn in dieser kurzen Beobachtungsperiode<br />
noch keine Verschiebungen im Artbestand zu beobachten waren, so lässt<br />
die Förderung der Entwicklung mancher Süß- und Sauergräser eine Prognose für die Zukunft<br />
zu: ohne Nährstoffreduktion durch die Entnahme von Biomasse aus dem System werden<br />
starke Veränderungen in der Pflanzengemeinschaft eintreten. Auch in der <strong>Brunnlust</strong><br />
wirkt sich der Stickstoffeintrag langsam und schleichend auf den Bestand der schützenswerten<br />
Flora und Vegetation aus; und auch hier gilt: eine Nährstoffreduktion erfolgt am sinnvollsten<br />
durch regelmäßige Entfernung des Aufwuchses.<br />
7.3 Nutzung bzw. Nicht-Nutzung des jährlichen Aufwuchses<br />
Zumindest bis knapp nach Ende des 2. Weltkriegs wurde der Aufwuchs in der <strong>Brunnlust</strong> genutzt<br />
(mündl. Mitt. älterer <strong>Moosbrunn</strong>er Gemeindebürger). Nachdem die Viehwirtschaft im<br />
Osten Österreichs immer mehr zurückging und die Gewinnung von Stalleinstreu nicht mehr<br />
notwendig war, wurde die Nutzung aufgegeben. Bei Nicht-Nutzung wurde sicherlich auch<br />
das Altgras immer wieder einmal im Winter abgebrannt. Spätestens in den 1980er-Jahren,<br />
vermutlich aber schon früher, fand dann überhaupt keine Nutzung des jährlichen Aufwuchses<br />
der <strong>Brunnlust</strong> mehr statt. Einzelne Arten profitieren von der Nicht-Nutzung, z.B. Rohr-<br />
Pfeifengras, Schilf und Schneidried. Durch Nichtnutzung kommt es aber auch zur Akkumulation<br />
von toter Biomasse und zur Ausbildung einer immer dickeren Streuauflage. Besonders<br />
für niedrigwüchsige, lichtliebende und kleine Samen bildende Arten stellt dies den entscheidenden<br />
Faktor für die mangelnde Vermehrung dar (Jensen & Gutekunst 2003). In der<br />
Schweiz waren beispielsweise die Sämlingsdichten der Davall-Segge und der Simsenlilie in<br />
Niedermoor-Brachen markant geringer als in genutzten Niedermooren (Diemer et al. 2005).<br />
Keimungsexperimente mit sechs Niedermoorarten (Parnassia palustris, Primula farinosa,<br />
Succisa pratensis, Tofieldia calyculata, Serratula tinctoria und Pinguicula vulgaris) wurden in<br />
Deutschland durchgeführt (Stammel et al. 2006). Es zeigte sich, dass die Etablierungsrate<br />
der Keimlinge positiv mit der Vegetationshöhe und der Deckung der Streuauflage korreliert<br />
war. Die Etablierung von Arten wie Parnassia palustris, Primula farinosa oder Pinguicula<br />
vulgaris wird durch das Fehlen geeigneter Mikrostandorte limitiert. Langfristig führte die Aufgabe<br />
der Bewirtschaftung von Niedermoorwiesen zu markanten Artenrückgängen in der<br />
Schweiz und Norddeutschland (Diemer et al. 2001, Jensen & Schrautzer 1999).<br />
Solange das Niedermoor hydrologisch weitgehend intakt ist und „nur“ seit vielen Jahren bis<br />
Jahrzehnten verbracht, kann mit einer Wiederaufnahme der Nutzung viel erreicht werden. In<br />
vielen Fällen und Untersuchungen stellte sich eine Wiederaufnahme der Mahd alter Niedermoor-Brachen<br />
als sehr erfolgreich heraus (Billeter et al. 2003, Peintinger & Bergamini 2006,<br />
Billeter et al. 2007, Hájková et al. 2009). So kann die Schilfdichte durch Mahd deutlich reduziert<br />
werden (Güsewell 2003). Schopp-Guth et al. (1994) dokumentierten, dass die Herbst-<br />
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