Büchereiperspektiven 2/19: Lesen – Erlesen. Wissen aneignen und Welten erweitern
Egal aus welcher Perspektive man es betrachtet: Lesen bietet ungeheures Potenzial. Ob man nun durch Lektüre Wissen erlangt oder unbekannte Erfahrungen fassbar werden – die eigene Welt wird erweitert. In dieser Ausgabe der Büchereiperspektiven finden Sie Lektüreanregungen und Beispiele, wie Sie NutzerInnen zum Lesen animieren können!
Egal aus welcher Perspektive man es betrachtet: Lesen bietet ungeheures Potenzial. Ob man nun durch Lektüre Wissen erlangt oder unbekannte Erfahrungen fassbar werden – die eigene Welt wird erweitert. In dieser Ausgabe der Büchereiperspektiven finden Sie Lektüreanregungen und Beispiele, wie Sie NutzerInnen zum Lesen animieren können!
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LESEN – ERLESEN I DIGITAL UND ANALOG
Stavanger Erklärung
Die Stavanger Erklärung wurde zu Beginn 2019 veröffentlicht
und ist eine Zusammenfassung vierjähriger, von
2014 bis 2018, Beschäftigung mit den Auswirkungen
der Digitalisierung auf die Lesepraxis. Evolution of Reading
in the Age of Digitisation (E-READ) ist die europäische
Forschungsinitiative, die dafür verantwortlich ist.
In dieser haben sich mehr als 100 auf den Gebieten
des Lesens, des Publizierens und der Lese- und Schreibfähigkeit
tätige WissenschaftlerInnen aus ganz Europa
zusammengeschlossen. Ein Großteil der Forschungen
konzentrierte sich auf die Frage, wie LeserInnen, vor
allem Kinder und junge Erwachsene, Texte aufnehmen
und behalten, wenn sie in gedruckter oder aber in digitaler
Form dargeboten werden. Die Mitglieder und wichtige
VertreterInnen dieses von der EU finanzierten COST-Forschungsnetzwerks
trafen im Oktober 2018 im norwegischen
Stavanger zusammen, um über die wichtigsten
Ergebnisse zu diskutieren.
Als zentrale Befunde wurden unter anderem festgehalten:
> Individuelle Fähigkeiten haben erheblichen Einfluss
auf die Fähigkeit von Kindern, aus digitalen oder aber
gedruckten Quellen zu lernen. Digitale Texte bieten
gute Möglichkeiten, um auf diese individuellen Unterschiede
einzugehen. Vorteile bei Verständnis und
Motivation wurden vor allem dann festgestellt, wenn
die digitale Leseumgebung spezifisch auf die Leserin/
den Leser abgestimmt wurde.
> Allerdings neigen LeserInnen digitaler Texte eher zu
übersteigertem Vertrauen in ihre Verständnisfähigkeiten
als beim Lesen gedruckter Texte, vor allem unter
Druck. Die Texte werden eher überflogen und die Konzentration
auf den Inhalt des Gelesenen ist zu gering.
> Eine Metastudie mit insgesamt mehr als 170.000 TeilnehmerInnen
hat gezeigt, dass das Verständnis langer
Informationstexte beim Lesen auf Papier besser ist als
beim Lesen auf Bildschirmen. Bei narrativen Texten
konnten keine Unterschiede festgestellt werden.
> Unsere „embodied cognition“ (wonach von Eigenschaften
unseres gesamten physischen Leibes abhängt,
was wir lernen, wissen und tun können) kann
zu Unterschieden zwischen dem Lesen auf Papier
und auf Bildschirmen hinsichtlich des Verstehens und
Behaltens beitragen. Dieser Faktor wird von LeserInnen,
ErzieherInnen und sogar
ForscherInnen unterschätzt.
FOTO: RAWPIXEL.COM/SHUTTERSTOCK.COM
Kinder und Jugendliche
sollen weiterhin zum Lesen
gedruckter Bücher angeregt
werden
Büchereiperspektiven 2/19
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FOTO: SKOLOVA/SHUTTERSTOCK.COM
Aus den Ergebnissen wurde
unter anderem geschlussfolgert,
dass SchülerInnen und
Studierenden Strategien beigebracht
werden sollen, die sie
nutzen können, damit ihnen
tiefes Lesen und höherwertige
Leseprozesse auf digitalen
Geräten gelingen. Außerdem
bleibt es wichtig, dass Kinder
und Jugendliche weiterhin zur
Lektüre gedruckter Bücher animiert werden.
Ausführliche Informationen zur Stavanger Erklärung
können Sie hier lesen: www.faz.net/aktuell/feuilleton/
buecher/themen/stavanger-erklaerung-von-e-read-zurzukunft-des-lesens-16000793.html