Büchereiperspektiven 2/19: Lesen – Erlesen. Wissen aneignen und Welten erweitern
Egal aus welcher Perspektive man es betrachtet: Lesen bietet ungeheures Potenzial. Ob man nun durch Lektüre Wissen erlangt oder unbekannte Erfahrungen fassbar werden – die eigene Welt wird erweitert. In dieser Ausgabe der Büchereiperspektiven finden Sie Lektüreanregungen und Beispiele, wie Sie NutzerInnen zum Lesen animieren können!
Egal aus welcher Perspektive man es betrachtet: Lesen bietet ungeheures Potenzial. Ob man nun durch Lektüre Wissen erlangt oder unbekannte Erfahrungen fassbar werden – die eigene Welt wird erweitert. In dieser Ausgabe der Büchereiperspektiven finden Sie Lektüreanregungen und Beispiele, wie Sie NutzerInnen zum Lesen animieren können!
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Sonnenschein verbreiten
Mit dem Bücherbus durch die schottischen Highlands.
Von Alice Lapuerta
Büchereiperspektiven 2/19
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It’s a dreich day today,” begrüßt mich Elena Koponen-
Baikie, die Bücherbusfahrerin, als ich in der Früh in den
knallgelben Bus steige. „Dreich“, das bedeutet: „Was für
ein hundsmiserables Wetter heute.“ Das sagt man in Schottland,
wenn man nasse Luft und Nebel einatmet. Wir befinden
uns am dritten Tag meiner Bücherbus-Reise im nördlichsten
Norden Schottlands, genannt „Far North“. Unsere Aufgabe
heute: 14 Stationen anfahren, um die schottischen EinwohnerInnen
mit Lesestoff, DVDs und mehr zu versorgen. Dieses
funktioniert nach dem Prinzip: Wenn du nicht zur Bücherei
kommen kannst, dann kommt die Bücherei eben zu dir.
Dies inkludiert Hausbesuche, aber auch Haltestationen bei
Schulen, Kindergärten und Horten. Die High Life Highland
Libraries, zentraler Büchereiverband Schottlands, verfügen
neben Bibliotheken und Servicezentren, auch über acht
Bücherbusse. Diese Woche ist die Armadale-Route dran:
Wir fahren quer durch die „Wetlands“ von Caithness und
Sutherland. Die weiten Hochmoore mit lila Heidekraut sind
atemberaubend schön. Außer Schafen begegnet man auf
den kurvenreichen, schmalen Straßen niemandem.
„When you arrive, the sun comes out.”
Die Dame vom Skerray Post Office lächelt, als sie in den
Bus steigt. Tatsächlich blinzeln für ein paar Minuten einige
Sonnenstrahlen durch das Dachfenster des Busses. Sie meint
es auch metaphorisch: Tatsächlich scheint es, als ginge die
Sonne auf, wenn der sonnengelbe Bus vorfährt und Elena
auf die Hupe drückt. Alle Leute lächeln und winken uns zu.
Groß und Klein kommen, um sich Lesestoff zu holen. Sie
freuen sich auf einen Tratsch. Woher ich komme, ob es
mir Spaß macht, mit dem Bücherbus zu fahren, ob wir in
Österreich nicht auch so etwas Ähnliches haben: „Because
you also have mountains, don’t you?“ Tja, gute Frage. Berge
haben wir in Österreich auch jede Menge, warum also keine
Bücherbusse? Ich stelle mir vor, wie das hierzulande funktionieren
könnte: Ein Bücherbus, der unsere Biobauern und
-bäuerinnen in den Alpen mit Lesestoff versorgt. Warum
eigentlich nicht?
Eine ältere Dame in Bettyhill borgt sich eine kleine Plastikbox
voller micro:bits (selbstprogrammierbarer Einplatinencomputer),
die sie über die Onleihe bestellt hat. Ich denke
mir, das ist sicher für ihre Enkelkinder. Da sagt sie erfreut:
„Jetzt werde ich den ganzen Tag damit beschäftigt sein!“
Mir erklärt sie: „Dieser Bücherbus hat eine viel bessere
Auswahl als die kleine Bibliothek in Bettyhill. Hier finde ich
immer etwas Neues.“ Tatsächlich ist der Medienbestand im
Bücherbus klein, aber fein: Über 4.000 Medien werden im
Bus transportiert – die neuesten Bestseller, Kinderbücher,