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6 KULTUR JOKER Theater<br />

Eine Geschichte, zwei Perspektiven<br />

Die Opera Factory zeigt im Freiburger E-Werk mit „The Last Five Years“ ein berührendes Musical<br />

Gabriela Ryffel als Catherine Hiatt<br />

Foto: Britt Schilling<br />

„Goodbye“ singt Cathy in der<br />

letzten Szene zu einem melancholischen<br />

Walzer und schaut<br />

ganz verliebt. Auch Jamie verabschiedet<br />

sich mit dem gleichen<br />

Wort. Für Cathy bedeutet dieser<br />

Abschiedsgruß der Anfang ihrer<br />

Liebe, für Jamie das Ende.<br />

Fünf Jahre Beziehung liegen vor<br />

ihr – bei Jamie sind sie gerade<br />

vorbei. Jason Robert Browns<br />

Off-Broadway-Musical „The<br />

Last Five Years“ (2000) erzählt<br />

die gleiche Geschichte aus zwei<br />

unterschiedlichen Perspektiven<br />

und in gegensätzlicher Chronologie.<br />

Die vierzehn Songs, die<br />

durch diesen fokussierten Abend<br />

der Opera Factory Freiburg im<br />

E-Werk führen, nähern sich von<br />

verschiedenen Zeiten her.<br />

Catherine Hiatt, genannt Cathy,<br />

stellt sich mit der Countryballade<br />

„Still Hurting“ vor. Sie trägt ein<br />

leichtes Sommerkleid – im Innern<br />

fühlt sie aber den Schmerz<br />

der Trennung und möchte am<br />

liebsten davonrennen. Gabriela<br />

Ryffel singt und spielt dieses<br />

Mädchen vom Land, das in New<br />

York als Musicalsängerin Karriere<br />

machen möchte, mit vielen<br />

Zwischentönen. Zu Beginn ist<br />

Cathy wie versteinert. Die LIE-<br />

BE, aus deren überdimensionalen<br />

Buchstaben Melanie Kintzinger<br />

das spartanische Bühnenbild gebaut<br />

hat, ist kaputt. Das B liegt<br />

am Boden – und wird auch nicht<br />

wieder aufgestellt. Eine rhythmische<br />

Figur im Klavier leitet<br />

über zur energiegeladenen Latin-<br />

Nummer „Shiksa Goddess“, die<br />

den jungen jüdischen Erfolgsautor<br />

Jamie Wellerstein nach dem<br />

ersten Date mit Cathy zeigt. Calum<br />

Melville verleiht Jamie jede<br />

Menge Energie und stimmliche<br />

Power.<br />

Eigentlich begegnen sich die<br />

beiden Protagonisten im formal<br />

streng gebauten Musical nur einmal<br />

in der Mitte des Stücks im<br />

Duett „The Next Ten Minutes“,<br />

dem ungewöhnlichen Heiratsantrag<br />

Jamies. Hier treffen die<br />

beiden Zeitschienen aufeinander,<br />

hier sprechen die beiden direkt<br />

miteinander und versprechen sich<br />

ihre Liebe. Ansonsten ist jeder<br />

für sich und singt darüber, wie es<br />

ihm so geht. Regisseurin Natalia<br />

Voskoboynikova bringt das Paar<br />

aber immer wieder zusammen. So<br />

werden die Konflikte dramatisiert,<br />

wenn zum Beispiel Jamie sich seinem<br />

Schreiben widmet und gar<br />

keine Notiz von seiner Partnerin<br />

nimmt. In Cathys groovigem „I<br />

Can Do Better Than That“ ist sie<br />

bis über beide Ohren verknallt –<br />

und Jamie starrt mit leerem Blick<br />

in den Zuschauerraum. Die Regisseurin<br />

knüpft Fäden über die Szenen<br />

hinweg, die dieses Paar mit<br />

seinen Hoffnungen und Enttäuschungen<br />

näherkommen lassen.<br />

Auch die Musik schafft Verbindungen<br />

und öffnet emotionale<br />

Räume. Verortet in einem melodiösen,<br />

harmonisch immer wieder<br />

überraschenden Popsound,<br />

beziehen die zum Teil komplexen<br />

Songs von Jason Robert Brown<br />

verschiedene musikalische Stile<br />

mit ein – von Country über Rock<br />

’n’ Roll und Jazz bis zum Irish<br />

Folk. Mit der Besetzung Violine<br />

(Sylvia Oelkrug), Violoncello<br />

(Philipp Schiemenz und Mika<br />

Tamura), Gitarre (Felix Möller),<br />

E-Bass (Sebastian Heieck) und<br />

Klavier (Klaus Simon) ist die im<br />

Bühnenhintergrund postierte Formation<br />

der Holst-Sinfonietta eine<br />

Mischung aus Klassikensemble<br />

und Popband. Klaus Simon leitet<br />

vom Klavier aus souverän diese<br />

eingespielte, homogene, perfekt<br />

abgemischte Band und entwickelt<br />

auch musikalisch einen Spannungsbogen,<br />

der diese ohne Dialoge,<br />

nur in den Songs erzählte<br />

Geschichte zusammenhält.<br />

All das würde aber noch nicht<br />

reichen, hätte die Opera Factory<br />

Freiburg mit Gabriela Ryfell und<br />

Calum Melville nicht zwei Musicalkünstler<br />

der Extraklasse am<br />

Start, die nicht nur gesanglich mit<br />

dem perfekten Belting ihrer Stimme<br />

den passenden Sound verleihen,<br />

sondern auch darstellerisch<br />

enorme Präsenz entfalten.<br />

Georg Rudiger<br />

Eine glühend-heiße Wüste, ein<br />

geheimnisvoller Schatz und zwei<br />

verfeindete Cowboy-Gruppen<br />

auf filmreifer Verfolgungsjagd<br />

– fertig ist der Western. Wie das<br />

Originelles Wildwestabenteuer<br />

Das Cargo-Theater feierte Premiere mit dem Objekttheaterstück „El Dorado“<br />

Yogalehrausbildung (640 UE) 2023/24<br />

Yogakinderlehrausbildung (66 UE) 2023<br />

Yogatherapieausbildung (300 UE) 2023/24<br />

Infoabende:<br />

Fr. 14.10.<strong>2022</strong>, Fr. 02.12.<strong>2022</strong>, und Fr. 03.03.2023<br />

jeweils um 20.00 Uhr im Yoga Zentrum Waldkirch<br />

Madhuha Brünjes und Astrid Fischer<br />

Gesundheitszentrum, Fabrik Sonntag 5A<br />

D-79183 Waldkirch<br />

Telefon: +49 (0) 76 81 - 49 26 89 7<br />

info@yoga-zentrum-waldkirch.de<br />

www.yoga-zentrum-waldkirch.de<br />

Genre für Kindergartenkinder<br />

funktioniert, zeigen Margit Wierer<br />

und Stefan Wiemers vom<br />

Cargo-Theater: Ihr von Stadt und<br />

Land gefördertes Objekttheaterstück<br />

„El Dorado“ feierte jetzt im<br />

Kammertheater des Freiburger E-<br />

Werks Premiere (Dramaturgie:<br />

Leon Wierer).<br />

Auf der Bühne ein gut gefüllter<br />

Sandkasten mit vielen bunten Plastik-Spielsachen,<br />

ein Overheadprojektor<br />

und eine Leinwand.<br />

Breitbeinig und sehr cool betreten<br />

die beiden Erzähler nacheinander<br />

die Szene: Das rote Sandschäufelchen<br />

ragt lässig als Colt aus der<br />

Hose, die Cowboyhüte haben sie<br />

tief ins Gesicht gezogen. „Es war<br />

einmal – tief im Westen“, so beginnt<br />

ihre Geschichte. Die stimmungsvolle<br />

Kulisse entsteht vor<br />

den Augen des Publikums mit<br />

ein paar Pinselstrichen im Sand<br />

des Overheadprojektors: Schon<br />

füllen Kandelaber-Kakteen in<br />

flirrender Wüste die Leinwand.<br />

Willkommen in El Dorado! Ein<br />

Ort im Nirgendwo, mit ganz eigenen<br />

Gesetzen. Irgendwo hier<br />

soll ein riesiger Schatz vergraben<br />

sein – behauptet Old Jim. Rebecca<br />

und ihre Bande sind jedenfalls<br />

am Start, genauso wie Marli und<br />

Johnny. Klar, sind die Gruppen<br />

verfeindet. Logo, ist Rebecca eine<br />

miese Angeberin, die immer alles<br />

für sich alleine haben und nie<br />

teilen will.<br />

Dass diese Cowboys zerzauste<br />

Plastikpüppchen auf Barbie-und<br />

Dublo-Pferden sind, die über<br />

Sandkuchen-Berge galoppieren<br />

und ihre Gegner mit „Ihr Futzis!“<br />

beschimpfen – das macht die Sache<br />

sehr lustig und knüpft kreativ<br />

am Alltags-Kinderspiel an. Die<br />

Charaktere könnten noch differenzierter<br />

gesprochen werden,<br />

einige Stellen wirken roh und haben<br />

noch Potenzial. Viel Theaterzauber<br />

gibt es trotzdem, wenn sie<br />

auf ihrer Schatzjagd eine Nacht in<br />

der Wüste bei züngelndem Overheadfeuer<br />

verbringen, sich an Seilen<br />

in die tiefste Schlucht abseilen<br />

oder einen tosenden Fluss überqueren<br />

müssen – das ist bestes<br />

Kopfkino auch für die Erwachsenen,<br />

strotzt diese Geschichte doch<br />

vor kernigen Western-Klischees<br />

wie die zerrissene Schatzkarte.<br />

Aber auch vor Überraschungen:<br />

Wie, die taffe Rebecca kann nicht<br />

schwimmen? Jetzt muss sich die<br />

Gruppe zusammenraufen – und<br />

sich gegenseitig vertrauen… Ein<br />

originelles Wildwestabenteuer,<br />

mit Schattenspiel, Musik (Carla<br />

Wierer) und Geräuschen.<br />

Vorstellung: 27.<strong>11</strong>., 15.30 Uhr,<br />

E-Werk, ab 4.<br />

Marion Klötzer

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