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kunst KULTUR JOKER 13<br />

Gold – das sagenhafte Edelmetall<br />

Das Badische Landesmuseum zeigt die Ausstellung „Rheingold - Rohstoff aus dem Fluss“ im Rahmen der grenzüberschreitenden<br />

Ausstellungsreihe „Der Rhein“<br />

Medaille, Großherzog Ludwig von Baden, Karlsruhe, 1827, Gold<br />

© Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck<br />

Goldwaschen am Rhein bei Philippsburg im Jahr 19<strong>11</strong><br />

© Landesmedienzentrum Baden-Württemberg<br />

Gold hat etwas Faszinierendes<br />

an sich, das über seinen materiellen<br />

Wert hinaus geht. Der<br />

warme dunkle Glanz, die vielen<br />

Geschichten und Legenden. Und<br />

dazu kommen die bis heute spannenden<br />

Mythen, in denen das<br />

Gold auf den Rhein trifft, von<br />

der mittelalterlichen Nibelungen-<br />

Saga bis zu Richard Wagners<br />

„Ring“-Zyklus, dessen Vorabend<br />

– genau, „Das Rheingold“<br />

heißt. Nicht als Oper, sondern<br />

als Ausstellung, widmet sich das<br />

Badische Landesmuseum im<br />

Karlsruher Schloss dem sagenhaften<br />

Edelmetall. „Rheingold<br />

– Rohstoff aus dem Fluss“ zeigt<br />

in einer Studio-Schau, dass es<br />

tatsächlich Gold im Rhein gibt,<br />

mit welchen Methoden die Menschen<br />

früher die Goldkörnchen<br />

herausgefiltert haben, und was<br />

alles mit dem Rheingold hergestellt<br />

wurde.<br />

Im Mittelpunkt steht ein absolutes<br />

Highlight der Goldschmiedekunst.<br />

Aus dem Rheingold ließ<br />

der badische Großherzog Karl<br />

für seine Frau Stephanie in Paris<br />

ein 42teiliges Toilettenservice<br />

anfertigen. Kurator Oliver Sänger<br />

kennt die Hintergründe der<br />

Scheren, Pinzetten, Schälchen,<br />

Tabletts und Dosen in allen Größen,<br />

wunderschön gearbeitet und<br />

mit den Initialen S. N. für Stephanie<br />

Napoleon versehen: das<br />

wertvolle Geschenk wurde in<br />

Auftrag gegeben, als Stephanie<br />

schwanger wurde und man den<br />

ersehnten Thronerben erhoffte.<br />

Das Gold aus dem Rhein wurde<br />

mit der Kutsche nach Paris zu<br />

Goldschmied Martin Guillaume<br />

Biennais geschickt. Über-<br />

Ausstellung<br />

Lidong Zhao<br />

andererseits<br />

raschenderweise kam das Gold<br />

sogar planmäßig an, wobei die<br />

größeren Gegenstände aus Silber<br />

bestehen, das vergoldet wurde.<br />

Das komplette Service reiste in<br />

einem eigenen Koffer nach Baden<br />

zurück und blieb im Besitz<br />

der markgräflichen Familie von<br />

Baden, bis es in den 1970er Jahren<br />

verkauft wurde. Dass es so<br />

neu aussieht, liegt daran, dass es<br />

nie benutzt wurde, erklärt Oliver<br />

Sänger und verweist auf den warmen,<br />

dunkelgoldenen Glanz der<br />

kleineren Gegenstände, die aus<br />

reinem Rheingold bestehen.<br />

Nachweislich gefördert wurde<br />

das Gold des Rheins schon<br />

im 16. Jahrhundert. Pfälzer und<br />

Badener Goldwäscher suchten<br />

nach den Sandbänken, die durch<br />

ihre dunklere Färbung den Metallanteil<br />

verraten. Dann begann<br />

ein mühsamer Prozess, den man<br />

anhand der ausgestellten Goldwäscher-Utensilien<br />

und der alten<br />

Fotos nachvollziehen kann.<br />

Schaufelweise wurden Sand und<br />

Kies erst grob gesiebt, dann mit<br />

Hilfe von Stoff vom Wasser getrennt,<br />

der Sand ausgewaschen<br />

und mit der Hand geschüttelt,<br />

bis sich die kleinen Goldkörnchen<br />

zeigten. Die etwas andere,<br />

sehr beliebte Methode dokumentieren<br />

die 19<strong>11</strong> gemachten<br />

Fotos vom letzten Goldwäscher<br />

in Philippsburg am Rhein: man<br />

benutzte Quecksilber, um das<br />

Gold schneller herauszufiltern,<br />

ließ das Quecksilber verdampfen<br />

und hatte dann kleine Goldklümpchen.<br />

In der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts erreichte der<br />

Goldabbau per Hand einen Höhepunkt.<br />

Kurator Oliver Sänger<br />

weiß, warum ausgerechnet zu<br />

dieser Zeit so viel Gold gefunden<br />

wurde: durch die Begradigung<br />

des Rheins.<br />

Dauer der Ausstellung: 24. November <strong>2022</strong> bis 10. Februar 2023<br />

in den Räumen des Unternehmens KOCH Freiburg GmbH<br />

Öffnungszeiten: montags bis freitags 10 - 16 Uhr<br />

KOCH Freibrug GmbH - Hanferstraße 26 - 79108 Freiburg<br />

Dass es im Fluss Gold gibt,<br />

liegt nicht am Nibelungenschatz,<br />

den der alten Sage nach<br />

Hagen im Rhein versenkt hat.<br />

Das Gold wird aus den Alpen<br />

mit dem Schmelzwasser in die<br />

größeren Flüsse getragen, auch<br />

der Inn oder die Isar enthalten<br />

immer etwas Gold. Im Süden<br />

findet man deshalb bis heute mit<br />

etwas Glück immer noch ein<br />

bisschen Goldflitter, ab der Höhe<br />

von Mainz ist es vorbei mit dem<br />

Rheingold. Der kommerzielle<br />

Abbau wurde schon vor Jahren<br />

eingestellt. Dass das Gold aus<br />

dem Rhein immer etwas Besonderes<br />

war, kann man der ausgestellten<br />

Auswahl an Münzen<br />

und Medaillen ansehen. Dafür<br />

liegt extra eine große Lupe am<br />

Vitrinenrand bereit. Die Golddukaten<br />

aus der Karlsruher Münze<br />

und aus der Pfalz wurden besonders<br />

schön gestaltet, neben dem<br />

jeweiligen Kopf des damaligen<br />

Herrschers sind auf den Rückseiten<br />

Stadtansichten, eine Kirche,<br />

Vater Rhein höchstselbst und<br />

andere detaillierte Darstellungen<br />

zu finden. Diese Dukaten waren<br />

keine alltäglichen Zahlungsmittel,<br />

sondern dienten als fürstliche<br />

Geschenke und Auszeichnungen.<br />

Bis zum 10. September 2023 ist<br />

die kleine, aber feine Studioausstellung<br />

zu sehen, mit der sich<br />

das Badische Landesmuseum<br />

an der grenzüberschreitenden<br />

Ausstellungsreihe „Der Rhein“<br />

beteiligt, an der rund 38 Museen<br />

in der Schweiz, dem Elsass und<br />

Deutschland teilnehmen.<br />

„Rheingold – Rohstoff aus dem<br />

Fluss“, Badisches Landesmuseum,<br />

76131 Karlsruhe, Di-Fr 10-<br />

17 Uhr, Sa+So 10-18 Uhr, www.<br />

landesmuseum.de<br />

Nike Luber

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