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SPENGLER CUP DAVOS - Jahrbuch 2022 (70-er Jahre)

Das 6. Jahrbuch des Spengler Cup Davos blickt zurück auf die 1970er-Jahre, die von der Dominanz der osteuropäischen Teams und der zweifachen Teilnahme Japans geprägt waren. «Big Nedo» Václav Nedomanský, löste Begeisterung aus und der spätere Schweizer Nationaltrainer Ralph Krueger erzählt von seiner tiefen Verbundenheit zu Davos, an deren Ursprung eine Schädelfraktur am Spengler Cup stand. Udo Kiessling, der 2022 vom Davoser Andres Ambühl als Rekordspieler an Weltmeisterschaften abgelöst wurde, betont den hohen Stellenwert des Spengler Cup ebenso wie sein noch aktiver Schweizer Nachfolger.

Das 6. Jahrbuch des Spengler Cup Davos blickt zurück auf die 1970er-Jahre, die von der Dominanz der osteuropäischen Teams und der zweifachen Teilnahme Japans geprägt waren. «Big Nedo» Václav Nedomanský, löste Begeisterung aus und der spätere Schweizer Nationaltrainer Ralph Krueger erzählt von seiner tiefen Verbundenheit zu Davos, an deren Ursprung eine Schädelfraktur am Spengler Cup stand. Udo Kiessling, der 2022 vom Davoser Andres Ambühl als Rekordspieler an Weltmeisterschaften abgelöst wurde, betont den hohen Stellenwert des Spengler Cup ebenso wie sein noch aktiver Schweizer Nachfolger.

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19<strong>70</strong> – 1979: OSTEUROPÄISCHE DUELLE<br />

25<br />

lich für das Projekt war das Davos<strong>er</strong><br />

Architekturbüro Krähenbühl, das<br />

schon 1960 am Bau d<strong>er</strong> Kunsteisbahn<br />

beteiligt war. Um getätigte Investitionen<br />

nutzen zu können, wollte man die<br />

bestehenden Betonpfeil<strong>er</strong> in den Bau<br />

integri<strong>er</strong>en. Die bestechende Lösung<br />

hatte d<strong>er</strong> junge Bonaduz<strong>er</strong> Bauingenieur<br />

Walt<strong>er</strong> Biel<strong>er</strong>. Eine Holzkonstruktion<br />

hatte viele Vorteile: Sie war günstig<strong>er</strong><br />

und sie liess sich in kurz<strong>er</strong> Zeit<br />

realisi<strong>er</strong>en. Biel<strong>er</strong> schlug ein Tragw<strong>er</strong>k<br />

aus Brettschichtholzbind<strong>er</strong>n vor, die<br />

von vi<strong>er</strong> Stützpunkten aus flächenartig<br />

nach oben streben und vi<strong>er</strong><br />

gewölbte Stadionflügel bilden. « Es war<br />

ein Pilotprojekt », <strong>er</strong>inn<strong>er</strong>t sich Biel<strong>er</strong><br />

heute: « Noch nie zuvor wurde ein weit<br />

gespanntes Holztragw<strong>er</strong>k mit d<strong>er</strong>art<br />

hohen Schneelasten gebaut. » Es sei<br />

eine sehr anspruchsvolle und arbeitsintensive<br />

Zeit gewesen. Doch <strong>er</strong> kniete<br />

sich g<strong>er</strong>ne in diese Arbeit: « Es war<br />

eine p<strong>er</strong>sönliche H<strong>er</strong>ausford<strong>er</strong>ung, ein<br />

Projekt, in das sehr viel H<strong>er</strong>zblut floss. »<br />

Eine grosse H<strong>er</strong>ausford<strong>er</strong>ung war die<br />

asymmetrische Belastung des symmetrischen<br />

Tragw<strong>er</strong>ks bei d<strong>er</strong> Schneeschmelze.<br />

Als dies geklärt war, stellte<br />

sich die Frage des Transports. Die<br />

Träg<strong>er</strong> waren 42 Met<strong>er</strong> lang und hätten<br />

auf dem Lastwagen Klost<strong>er</strong>s nicht<br />

passi<strong>er</strong>en können, für einen Transport<br />

mit dem Helikopt<strong>er</strong> waren sie jedoch<br />

zu schw<strong>er</strong>.<br />

Träg<strong>er</strong> mit. « Ich hätte die Dachkonstruktion<br />

ja g<strong>er</strong>ne noch mehr gewölbt.<br />

Hätte man die Bind<strong>er</strong> mit höh<strong>er</strong>en<br />

Stichhöhen bauen können, hätte man<br />

die Träg<strong>er</strong> schlank<strong>er</strong> machen können.<br />

Von d<strong>er</strong> Statik h<strong>er</strong> wäre es int<strong>er</strong>essant<br />

gewesen », <strong>er</strong>zählt <strong>er</strong>.<br />

Da die Schweiz allein die rund 1450<br />

Kubikmet<strong>er</strong> Brettschichtträg<strong>er</strong> nicht<br />

lief<strong>er</strong>n konnte, organisi<strong>er</strong>te die Firma<br />

Zöllig aus Arbon zusätzlich Holz aus<br />

Öst<strong>er</strong>reich und Deutschland. Auch bei<br />

d<strong>er</strong> Montage gingen die Handw<strong>er</strong>k<strong>er</strong><br />

neue Wege. Beim Schalen d<strong>er</strong> steilen<br />

Stadionwände trugen die sechs bis<br />

acht Handw<strong>er</strong>k<strong>er</strong> für einen guten Halt<br />

Nagelschuhe, wie sie in d<strong>er</strong> Leichtathletik<br />

die Sprint<strong>er</strong> tragen. Schliesslich<br />

konnte das Stadion am 3. Novemb<strong>er</strong><br />

1979 mit dem Spiel Hockey Club Davos<br />

gegen den SC B<strong>er</strong>n <strong>er</strong>öffnet w<strong>er</strong>den.<br />

Das Eisstadion wurde damit in Rekordzeit<br />

von nur 6 Monaten geplant und<br />

gebaut. Betrachtet Walt<strong>er</strong> Biel<strong>er</strong> das<br />

Eisstadion heute, tut <strong>er</strong> dies mit<br />

gemischten Gefühlen: « Heute fehlt mir<br />

d<strong>er</strong> natürliche Lichtwurf von aussen<br />

und die spezielle Atmosphäre, die das<br />

Eisstadion für mich einmalig machte.<br />

Nach dem neu<strong>er</strong>lichen Umbau ist es<br />

für mich nicht mehr dasselbe Stadion.<br />

Ab<strong>er</strong> p<strong>er</strong>fekt gemacht mit sehr gutem<br />

Design. »<br />

Tunnel als Zünglein an d<strong>er</strong> Waage<br />

und Nagelschuhe für die Montage<br />

Schliesslich <strong>er</strong>klärte sich die Rhätische<br />

Bahn zu einem Exp<strong>er</strong>iment b<strong>er</strong>eit.<br />

Nachts prüfte sie mittels Lichtraumprofil,<br />

ob es möglich war, die Träg<strong>er</strong><br />

durch den Cavadürli-Tunnel zu bringen,<br />

ohne dass diese an einem Stein<br />

anschlugen. Es klappte. « Noch heute<br />

bin ich den Mitarbeit<strong>er</strong>n d<strong>er</strong> Rhätischen<br />

Bahn dankbar für ihr Engagement<br />

und ihre gute Arbeit. Den Telefonanruf,<br />

dass d<strong>er</strong> Transport möglich<br />

sei, v<strong>er</strong>gesse ich nie. Mir fiel ein Stein<br />

vom H<strong>er</strong>zen », so Walt<strong>er</strong> Biel<strong>er</strong>.<br />

Die leichten Knicke d<strong>er</strong> Bind<strong>er</strong> zeugen<br />

davon, dass d<strong>er</strong> Ingenieur die Träg<strong>er</strong> an<br />

die Geometrie des Tunnels anpassen<br />

musste. So bestimmte d<strong>er</strong> Engpass d<strong>er</strong><br />

Route die Gestaltung d<strong>er</strong> grossen<br />

: Walt<strong>er</strong> Biel<strong>er</strong> schuf mit dem Eisstadion Davos ein unv<strong>er</strong>gleichliches Meist<strong>er</strong>w<strong>er</strong>k.

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