31.10.2022 Aufrufe

CHECK Magazin - Gesundheitsmagazin für Männer No.11

Das Streben nach Leistung, Produktivität und Gewinnmaximierung steht im Fokus unserer modernen Arbeitswelt. Im heutigen Arbeitsalltag wird ein hohes Maß an Flexibilität, Kreativität, Anpassungsvermögen sowie ständige Verfügbarkeit und zugleich emotionale Belastbarkeit verlangt. Kognitiv und psychosozial werden wir stark herausgefordert. Es ist schwer, die Balance zwischen Über- und Unterforderung zu finden – beides ist gesundheitlich schädlich.

Das Streben nach Leistung, Produktivität und Gewinnmaximierung steht im Fokus unserer modernen Arbeitswelt. Im heutigen Arbeitsalltag wird ein hohes Maß an Flexibilität, Kreativität, Anpassungsvermögen sowie ständige Verfügbarkeit und zugleich emotionale Belastbarkeit verlangt. Kognitiv und psychosozial werden wir stark herausgefordert. Es ist schwer, die Balance zwischen Über- und Unterforderung zu finden – beides ist gesundheitlich schädlich.

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Arbeitsleben<br />

Fast jede:r fünfte Deutsche wünscht sich einen Jobwechsel. Laut der AVANTGARDE-<br />

Experts-Arbeitszufriedenheits-Studie 2022 passen bei 57 % der Angestellten<br />

Qualifikation und Anforderung nicht zusammen. Während sich 16 % überfordert<br />

fühlen, haben 41 % das Gefühl der Unterforderung oder ihr Potential nicht<br />

ausschöpfen zu können.<br />

Autorin: Katharina Engel<br />

Das Streben nach Leistung, Produktivität<br />

und Gewinnmaximierung steht im Fokus<br />

unserer modernen Arbeitswelt. Im heutigen<br />

Arbeitsalltag wird ein hohes Maß an Flexibilität,<br />

Kreativität, Anpassungsvermögen<br />

sowie ständige Verfügbarkeit und zugleich<br />

emotionale Belastbarkeit verlangt. Kognitiv<br />

und psychosozial werden wir stark herausgefordert.<br />

Vielerorts herrschen starker Zeitund<br />

Leistungsdruck bei schlechten Zukunftschancen.<br />

Ein Projekt folgt dem anderen.<br />

Arbeitsprozesse sind oft intransparent und<br />

unüberschaubar. Der Terminkalender ist voll,<br />

wichtige Deadlines stehen an. Der Arbeitsstress<br />

beschäftigt einen auch noch nach<br />

Feierabend, sodass das Abschalten schwerfällt.<br />

Das Betriebsklima und das Gehalt könnten<br />

auch besser sein. Wertschätzung? Fehlanzeige<br />

... Trotzdem sind hohe Erwartungen zu<br />

erfüllen. Es ist schwer, die Balance zwischen<br />

Über- und Unterforderung zu finden – beides<br />

ist gesundheitlich schädlich.<br />

EIN LEBEN VON WOCHENENDE ZU<br />

WOCHENENDE<br />

Um den hohen Anforderungen und der<br />

steigenden Verdichtung und Beschleunigung<br />

der Arbeitswelt gerecht zu werden, greift<br />

manch einer bereits zu verschreibungspflichtigen<br />

Medikamenten oder Drogen, um seine<br />

Leistungsfähigkeit zu optimieren. Dies wird<br />

als Neuro-Enhancement oder Hirndoping<br />

bezeichnet. Laut dem DAK-Gesundheitsreport<br />

2015 haben 7 % der Erwerbstätigen<br />

bereits Hirndoping betrieben. Die Dunkelziffer<br />

beträgt ca. 12 %. Sicherlich trägt auch<br />

der Hype nach Selbstoptimierung hierzu bei.<br />

In den heutigen neoliberalen Gesellschaften<br />

stehen kontinuierliche Optimierungsprozesse<br />

und Selbsttransformationen im Zentrum<br />

unseres Handelns. Der Mensch als Homo<br />

oeconomicus ist <strong>für</strong> die „Produktion seines<br />

Glückes“ selbst verantwortlich. Zusammen<br />

mit dem Homo psychologicus, welcher nach<br />

Authen tizität, einzigartigen Erfahrungen und<br />

Selbstverwirklichung strebt, wird die Verantwortung<br />

der erfolgreichen, gesunden Lebensführung<br />

auf das Individuum übertragen. Glück<br />

wird dabei als Einstellungsfrage gesehen<br />

und dessen Verwirklichung ist Ausdruck von<br />

Willen und Disziplin.<br />

in den heutigen neoliberalen<br />

gesellschaften stehen<br />

kontinuierliche optimierungsprozesse<br />

und selbsttransformationen<br />

im zentrum unseres handelns.<br />

„Wenn du dich nur genug anstrengst, kannst<br />

du alles schaffen“ – dies mag zu einem gewissen<br />

Grad stimmen, doch berücksichtigen<br />

solche Einstellungen nicht die immer noch<br />

vorherrschenden erschwerten Bedingungen<br />

<strong>für</strong> Menschen aus armen Verhältnissen,<br />

FLINTA* (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche,<br />

nichtbinäre, trans, agender und weitere<br />

nicht cis-männliche Personen) und BIPoC<br />

(Black, Indigenious und People of Color). Die<br />

Diskriminierungen, die diese Personengruppen<br />

immer noch erfahren, führen zu einer<br />

enormen Mehrfachbelastung. Das macht die<br />

Arbeitswelt <strong>für</strong> marginalisierte Menschen<br />

besonders „toxisch“, im Sinne von Unfreundlichkeit<br />

und Gesundheitsgefährdung. Für eine<br />

alleinerziehende Schwarze Frau, die Kindererziehung,<br />

Haushalt, ggf. mehrere Jobs und ihr<br />

Privatleben unter einen Hut bringen muss und<br />

dabei immer wieder auf Hürden, Vorurteile,<br />

Rassismus und Frauenfeindlichkeit stößt, mag<br />

es sich höhnisch anhören, wenn überall von<br />

einer „Work-Life-Balance“ gesprochen wird,<br />

während sie selbst kaum eine Sekunde Zeit<br />

<strong>für</strong> sich selbst findet.<br />

▶<br />

<strong>CHECK</strong> BERLIN #11 7

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