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22 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> Verbraucher<br />
Kreatives aus dem 3D-Drucker<br />
Wie die Technik funktioniert, wo Einsteiger den Umgang damit lernen und wann es sich lohnt, ein Gerät zu kaufen<br />
Freunde der US-amerikanischen<br />
Serie „Raumschiff Enterprise“ erinnern<br />
sich an den Replikator. Dieses<br />
Gerät war einfach genial: Es konnte<br />
jeden beliebigen Gegenstand<br />
auf Knopfdruck herstellen. Die Erfindung<br />
aus dem Science-Fiction-<br />
Universum scheint längst Wirklichkeit<br />
geworden zu sein, seit es 3D-<br />
Drucker gibt. Einsteiger können sich<br />
in einem Volkshochschulkurs mit<br />
der Materie vertraut machen. Zwei<br />
Dozenten erzählen, was sie an der<br />
Technik fasziniert.<br />
Joachim Böttcher aus Wilnsdorf<br />
in Nordrhein-Westfalen bietet im<br />
<strong>November</strong> wieder den Einsteigerkurs<br />
„3D-Druck – was ist das eigentlich?“<br />
an der Volkshochschule<br />
Siegen-Wittgenstein an. Die Kursteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer<br />
möchte er mit seiner Begeisterung<br />
für sein Hobby anstecken. „Für<br />
mich ist faszinierend, etwas zu<br />
schaffen, das ich nicht kaufen<br />
kann.“ So hat der Heimwerker<br />
schon viele Alltagsideen dank der<br />
3D-Drucktechnik verwirklicht.<br />
Ein Beispiel: die Presse für Teebeutel,<br />
die wie ein Stempel aussieht.<br />
Nachdem der Tee gezogen hat,<br />
drückt man ihn über der Tasse aus.<br />
Der 67-Jährige ist gegen den Wegwerfzwang.<br />
Der ehemalige IT-Fachmann<br />
bewahrt Haushaltsgegenstände<br />
vor dem Müll, indem er kaputte<br />
oder fehlende Einzelteile für<br />
den 3D-Drucker entwirft. Ein<br />
weiteres Argument zum Selbermachen:<br />
„Viele Ersatzteile, die man<br />
Erfahrene Tüftler können mithilfe von 3D-Druckern Gegenstände wie diesen getigerten Frosch kreieren.<br />
3D-Druck-Objekte für den Heimgebrauch sind jedoch meist einfarbig. Foto: picture alliance/SZ Photo/Florian Peljak<br />
früher bei einem Eisenwarenhändler<br />
bekam, sind heute oft nicht mehr<br />
verfügbar“, bedauert der Rentner.<br />
Gleichgesinnte suchen<br />
„Ein 3D-Drucker muss nicht teuer<br />
sein“, sagt der Experte. „Ein<br />
Gerät für den Privatgebrauch ist für<br />
unter 200 Euro erhältlich.“ Sein<br />
Tipp: sich Gleichgesinnte suchen<br />
und gemeinsam ein Gerät anschaffen.<br />
Das kann auch gebraucht sein.<br />
Welches Material, Kenner sprechen<br />
von „Filament“, kommt zum<br />
Einsatz? „In den meisten Fällen<br />
drucke ich meine 3D-Objekte aus<br />
lebensmittelechtem Kunststoff, der<br />
aus biologisch abbaubaren Rohstoffen<br />
wie Maisstärke besteht.“ In der<br />
Fachwelt ist der Kunststoff als PLA<br />
(englische Abkürzung für polylactic<br />
acid) bekannt. Häufig wird auch<br />
der Kunststoff PET verwendet. Nahezu<br />
unkaputtbar ist ABS. „Aus<br />
diesem Kunststoff bestehen Legosteine“,<br />
erklärt Joachim Böttcher.<br />
Doch nicht jeder Drucker kann jedes<br />
Material drucken.<br />
Bevor eine gewünschte Figur von<br />
einem 3D-Drucker hergestellt werden<br />
kann, muss das Modell mithilfe<br />
eines CAD-Programms gezeichnet<br />
werden. Der Hobbybastler<br />
empfiehlt die frei erhältliche<br />
Software „FreeCAD“.<br />
Als Nächstes schneidet das sogenannte<br />
Slicer-Programm das 3D-<br />
Modell in dünne Schichten und<br />
generiert daraus die notwendigen<br />
Befehle für die Steuerung des Geräts.<br />
Die neue Datei mit den<br />
Druckdaten wird gespeichert, etwa<br />
auf einer SD-Karte. Diese wird<br />
dann in den 3D-Drucker gesteckt<br />
– und dieser legt dann auf Befehl<br />
los. „Die Vorarbeit am Bildschirm<br />
ist je nach Projekt zeitintensiv,<br />
macht aber viel Spaß“, erzählt der<br />
leidenschaftliche Tüftler.<br />
Auch Michael Bartl aus dem<br />
oberbayerischen Taufkirchen bei<br />
München ist verblüfft, wie rasant<br />
sich die 3D-Technik entwickelt<br />
hat. „In der Steinzeit haben Menschen<br />
aus Ton Töpfe und Schalen<br />
geformt. Heute kann man am PC<br />
ein Objekt entwerfen, das eine<br />
kleine Maschine dann aus einem<br />
Werkstoff herstellen kann.“ Inzwischen<br />
reicht der industrielle Einsatz<br />
von der Medizin über die<br />
Automobilbranche bis hin zum<br />
Bauhandwerk. „Es werden schon<br />
Häuser in 3D gedruckt“, sagt der<br />
55-Jährige und ergänzt: „Konditorinnen<br />
und Konditoren drucken<br />
Schrift und Figuren aus Schokolade<br />
aus.“ Er mag die Spielerei an der<br />
ganzen Sache. „Ich habe mir zu<br />
Hause eine Spielfigur für ‚Die Siedler<br />
von Catan‘ nachgedruckt und<br />
Vorhangbeschwerer angefertigt.“<br />
Der Informatiker freut sich darauf,<br />
dass er bald seinen ersten<br />
3D-Druck-Workshop an der Volkshochschule<br />
Taufkirchen leitet. Das<br />
Angebot steht Jung und Alt offen.<br />
<br />
Elisabeth Antritter<br />
Infos im Netz<br />
VHS-Kurse zum Thema 3D-Druck<br />
sind im Internet zu finden:<br />
www.volkshochschule.de<br />
Erklärvideos für die Software<br />
FreeCAD gibt es bei YouTube:<br />
www.youtube.com<br />
Auf der weltweiten Plattform<br />
„Thingiverse“ gibt es Beispiele<br />
für Figuren aus dem 3D-Drucker.<br />
Oft werden auch die Druckdateien<br />
zu dem jeweiligen Objekt<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
www.thingiverse.com<br />
Ein Unikat als Geschenk<br />
Fotobücher werden immer beliebter – Tipps zur Gestaltung<br />
Sinnlos teuer<br />
Defektes Smartphone: Werkstatt oder Neukauf?<br />
Selbst gemachte Präsente wie<br />
Fotobücher erfreuen sich großer<br />
Beliebtheit und werden gerne zu<br />
Weihnachten verschenkt. Hier ein<br />
paar Tipps.<br />
Für ein Fotobuch eignen sich<br />
Erinnerungen wie Reisen oder<br />
Feiern. Es empfiehlt sich, frühzeitig<br />
zu beginnen. Die Gestaltung<br />
kann ein paar Stunden dauern,<br />
und für Druck und Versand sollte<br />
man zwei Wochen einrechnen.<br />
Wichtigste Grundlage sind die<br />
Fotos. Es sollten genügend unterschiedliche<br />
Motive sein, um die<br />
Seiten zu füllen. Bei einem Dutzend<br />
Bilder bietet sich eher ein<br />
Fotokalender an. Die Digitalfotos<br />
müssen eine hohe Qualität und<br />
Auflösung haben. Anbieter sprechen<br />
von 300 dpi, also 300 Punkte<br />
pro Zoll. Sowohl bei modernen<br />
Digitalkameras als auch bei Smartphones<br />
ist dies der Fall. Was nicht<br />
geht und verboten ist, sind Bilder<br />
aus dem Internet zu kopieren.<br />
Am besten legt man auf dem<br />
Laptop oder PC einen Ordner an,<br />
in den man die ausgewählten Fotos<br />
stellt. Je nachdem, ob eine chronologische<br />
oder thematische Anordnung<br />
bevorzugt wird, sollten die<br />
Bilder idealerweise so benannt<br />
werden, dass sie in der gewünschten<br />
Reihenfolge im Ordner liegen.<br />
Fotobücher bieten Discounter,<br />
Drogeriemärkte und Spezialisten<br />
an. Stiftung Warentest hat vor zwei<br />
Jahren Programme getestet. Lidl<br />
und Aldi waren dabei ganz vorne.<br />
Beide punkteten beim Datenschutz.<br />
Bei der Bildqualität überzeugten<br />
Spezialanbieter wie<br />
Ein Fotobuch ist ein sehr persönliches und kreatives Präsent.<br />
Foto: picture alliance/dpa/Swen Pförtner<br />
Pixum, Cewe und FotoInsight.<br />
Alle stellen im Internet kostenlos<br />
Programme bereit.<br />
Ist das Programm heruntergeladen,<br />
kann es losgehen. Normalerweise<br />
steht am Anfang die Frage<br />
nach Format und Papier. Je größer<br />
das Buch ist, und je mehr Seiten es<br />
hat, desto teurer. Nach dem Format<br />
kann man sich entweder für<br />
eine automatische Vorlage entscheiden,<br />
in die die Bilder hineingeladen<br />
werden, oder jede Seite<br />
wird selbst gestaltet. Das Programm<br />
führt einen selbsterklärend<br />
durch die Gestaltung.<br />
Meist oben auf dem Bildschirm<br />
sind Buttons für Text, Bilder und<br />
zum Speichern der Datei, so kann<br />
man an einem anderen Tag weiterarbeiten.<br />
Seitlich gibt es ein Feld,<br />
in dem der Ordner mit den Fotos<br />
geöffnet werden kann. Die Bilder<br />
können mit gedrückter Maustaste<br />
auf die einzelnen Seiten gezogen<br />
und platziert werden. Jedes Bild<br />
kann in dem Programm einzeln<br />
bearbeitet werden. Meist werden<br />
aber am Ende alle automatisch<br />
optimiert.<br />
Für den Einband sollten besonders<br />
schöne Bilder ausgesucht<br />
werden. Titel und Buchrücken<br />
können wie alle anderen Seiten<br />
beschriftet werden. Ist das Buch<br />
gefüllt, kann es in der Vorschau<br />
durchgeblättert werden. Falls es<br />
gefällt, legt man es in den Warenkorb<br />
und kann eines oder auch<br />
mehrere Exemplare des Fotobuchs<br />
bestellen. Sebastian Heise<br />
Wasserschaden, zersprungenes<br />
Display, kaputter Akku, technischer<br />
Defekt – Smartphones können<br />
schnell kaputtgehen. Im Prinzip ist<br />
es da gut und nachhaltig, dass man<br />
sie in einer Werkstatt reparieren<br />
lassen kann. Doch die Preise dafür<br />
sind teilweise so hoch, dass viele<br />
davon absehen und sich lieber ein<br />
neues Gerät kaufen.<br />
Im Rahmen einer forsa-Umfrage<br />
im Auftrag des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbands (vzbv) gaben<br />
47 Prozent der befragten Smartphone-Besitzerinnen<br />
und -Besitzer<br />
an, sie hätten einen in den letzten<br />
24 Monaten aufgetretenen Defekt<br />
nicht reparieren lassen. Die Hälfte<br />
von ihnen fand den Preis viel zu<br />
hoch. Der vzbv hat Reparaturangebote<br />
für Smartphones mit dem<br />
Preis für eine Neuanschaffung<br />
verglichen. Ergebnis: Eine Reparatur<br />
lohnt sich oft nur bei höherpreisigen<br />
Geräten.<br />
„Damit Reparaturen eine gute<br />
Option sind, müssen sie auch finanziell<br />
Sinn ergeben“, sagt vzbv-<br />
Vorständin Ramona Pop. Die Verbraucherzentrale<br />
fordert eine finanzielle<br />
Förderung von Reparaturen.<br />
Eine Senkung der Mehrwertsteuer<br />
könnte zudem die Kosten für Reparaturdienstleistungen<br />
reduzieren.<br />
„Vor allem brauchen wir einen Reparaturindex,<br />
über den Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher leicht erkennen,<br />
wie gut und zu welchem<br />
Preis sich ein Gerät reparieren<br />
lässt“, meint Pop.<br />
Die Reparatur eines kaputten Displays<br />
ist vielen zu teuer.<br />
Bevor man sein Smartphone in<br />
die Werkstatt gibt, sollte geprüft<br />
werden, ob es andere, sprich günstigere<br />
oder kostenfreie Möglichkeiten<br />
gibt. Liegt beispielsweise bereits<br />
beim Kauf ein Mangel vor, greift die<br />
Gewährleistung. Diese müssen<br />
Händler zwei Jahre auf Neuwaren<br />
und zwölf Monate auf Gebrauchtwaren<br />
einräumen. Das bedeutet<br />
dann konkret: Ersatzlieferung oder<br />
kostenlose Reparatur.<br />
Eine Garantie hingegen ist meist<br />
eine freiwillige Leistung des Herstellers.<br />
Hier gelten die vom Unternehmen<br />
festgelegten Garantiebestimmungen.<br />
Allerdings: Für selbst<br />
verschuldete Schäden am Smartphone<br />
ist weder die Gewährleistung<br />
noch die Garantie hilfreich. In<br />
solchen Fällen muss man die Kosten<br />
für Reparatur oder Neuanschaffung<br />
selbst tragen. <br />
mib<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Max<br />
22 RHPfalz<br />
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